Das normale Leben und das leise Knirschen von Kies, wenn der
Bentley vorfährt
Morgen früh um 6:00Uhr geht mein Flieger nach Paris. Ich werde
für einige Tage Freunde in Frankreich besuchen. Das ist nicht
wirklich ein besonders aufregender oder langer Urlaub, kein
exotisches und weit entferntes Ziel, aber für mich schon selten. Es
ist sicher schon zwei Jahre her, dass ich überhaupt Urlaub gemacht
habe. Zum einen kommt das daher, dass eine längere Abwesenheit für
mich als Selbständiger immer die Gefahr birgt, Jobs oder sogar
Kunden zu verlieren, zum anderen aber auch einfach daher, dass ich
nie wirklich ein großer Fan von weiten Reisen und abenteuerlichen
Trips zu fremden Kulturen in fernen Ländern war. Meine Eltern
konnten es sich nicht leisten mit mir und meinen Geschwistern weite
Reisen zu machen und so habe ich in meiner Kindheit Urlaub jenseits
von Österreich nie als normal erlebt. Nach dem Abi hatte ich kein
Bedürfnis nach Weltreise und abgesehen davon, dass ich eine Zeit
lang beruflich unterwegs war, habe ich so etwas wie Fernweh einfach
nie entwickelt. Als zart neurotischer Perfektionist stressen mich
ausserdem Reiseplanungen, Vorbereitung und Durchführung aufwändiger
Trips eher und da ich mich weder für Sonne, Meer und Palmen, noch
für untypisch große Insekten im Schlafzimmer oder aufregende, neue
Bakterien im Trinkwasser begeistern kann, entspanne ich mich meist
und gerne zuhause oder bei Freunden. Schon wieder etwas, das ich
anscheinend grob falsch mache, wenn ich für Frauen als Sexual- und
Lebenspartner interessant sein will. Denn wenn man sich die Profile
einschlägiger Pick Up Artists ansieht, scheint es ein wichtiger
Bestandteil des Lebens eines attraktiven Mannes zu sein, permanent
mehr oder weniger sinn- und sorgenfrei um die Welt zu reisen und dies
der Welt auch genauso permanent in Form von Fotos, von besonders
ausgelassenen, jungen, hübschen, bevorzugt weiblichen Menschen vor
aufregenden, exotischen Hintergründen, oder in überteuerten,
pseudo-schicken VIP-Clubs, mitzuteilen.
Ich reise nicht wirklich gerne. Das wird sich wahrscheinlich auch
nicht ändern, oder zumindest habe ich nicht vor es zwangsweise zu
ändern, um einem Bild von Mann zu entsprechen, das jemand anderes
für mich entworfen hat. Trotzdem hat mich der Gedanke heute beim
Kofferpacken nicht losgelassen, wo eigentlich dieses seltsam
anmutende Rollenbild vom kosmopolitischen Jet-Set-Casanova in der
Pick Up Community herkommt und wie lebensfähig oder attraktiv der
dort skizzierte Mann eigentlich wäre. Was macht diesen Supertypen
eigentlich aus? Wie muss ich mir seinen Alltag vorstellen? Wer ist er
eigentlich und wo kommt er her?
Gelegentlich habe ich das Gefühl, dass das Rollenbild dem hier
oft nachgeeifert wird eine extrem pubertäre, männliche
Hollywood-Idee eines 'tollen Mannes' ist. Er reist ständig durch die
Welt, trägt schicke Klamotten, sitzt in coolen Hotels und Bars,
scheint sich um Geld, Pflichten, den Biomüll und Darmkrebsvorsorge
keine Gedanken zu machen und hat natürlich ununterbrochen
unverbindlichen Sex mit jungen, hübschen Frauen. Eigentlich ist der
gute Mann eine wilde Mischung aus James Bond auf Businessreise und
dem unreifen Klischee eines PLAYBOY-Fotografen aus den 70ern. Was er
nicht hat ist eine feste Freundin, einen Bausparvertrag,
Alltagssorgen, Katzenallergie, Löcher im Socken und eine
Bonuspunktekarte von REAL. Aber warum eigentlich nicht? Ist der Typ
mit dem Sparbuch für eine Frau tatsächlich so absolut unattraktiv,
und der mit den 10 anderen Bums-Freundinnen, der morgen nach Hong
Kong weiter muss, wirklich das Ziel ihrer Träume? Oder ist das nur
die Phantasiewelt von kleinen Jungen und unreifen Mädchen? Entstand
dieses Rollenbild vielleicht einfach nur im Kopf eines jungen
Zauberers, der versucht hat, oberflächliche, blondierte
Jungschauspielerinnen in den Edel-Clubs von Los Angeles aufzureißen?
Muss ich so leben? Oder muss ich wenigstens so leben wollen?
Müssen wir jetzt wirklich alle unsere Jobs kündigen, und unser „own
business“ starten? Und wer würde dann eigentlich die ganzen
Bürojobs machen und unsere Busse fahren? Sind die Typen, mit den
festen Angestelltenverhältnissen wirklich automatisch unattraktiver
für Frauen? Und warum wollen uns das immer ausgerechnet die Typen
erzählen, die als selbsterklärte Lebenshelfer ruhelos durch die
Weltgeschichte tingeln? Müssen wir also alle den gleichen Body, den
gleichen Bauch, das coole Tattoo, das gleiche Leben und das gleiche
Designerhemd haben, um eine Freundin zu finden, die wirklich zu uns
passt? Und warum zur Hölle stehen diese Schlauberger in den
Self-help-, Lifestyle- und InnerGame-Videos immer auf irgendwelchen
agavenbewachsenen Hügeln in der Abendsonne rum? Warum sieht man
immer das Meer im Hintergrund? Was soll uns hier vor unseren Laptops
eigentlich vermittelt werden? Doch nicht etwa, dass unser Leben
langweilig ist, oder?
Könnte es etwa sein, dass eine ganze Industrie von
Self-help-Autoren und -'Gurus' davon lebt, uns einzureden, dass wir
unglücklich sind und anders leben müssten, um wirklich glücklich
zu sein? Dass es hierfür wichtig ist, uns regelmäßig zu fragen,
was wir jetzt eigentlich zuhause in der Kleinstadt,
vor dem Feierabendbier treiben und warum wir nicht auch auf diesem
tollen Hügel, mit dem Meer, den Palmen und dem ganzen Zeug,
rumturnen? Ob wir nicht ein anderes Leben leben möchten?
Aber was genau wären wir dann eigentlich
alle? Geheimagenten? Diplomaten? Surflehrer? Noch mehr
Self-help-Buchautoren? Wahrscheinlich am besten Rockstars oder
Supermodels! Aber sind das nicht genau die Leute, die so gerne
depressiv werden, Drogen nehmen und aus Hotelzimmerfenstern springen?
Sind das nicht die Leute, die ständig in
jede Kamera heulen, sie würden gerne ein ganz normales,
durchschnittliches Leben führen?
Ist das Gras nicht IMMER grüner auf der
anderen Seite?
Lifestyle zu verkaufen!
Wer oder was soll das also bitte sein,
dieser seltsam-traurige Abklatsch eines Millionärssohnes auf
Geheimagentenmission im All-inclusive-Urlaub, den uns diverse
Lifestyle- und Pick-Up-Spezialisten tagtäglich via Facebook vor die
Nase halten? Ist es wirklich das was alle Frauen sich wünschen? Drei
Sterne Doppelzimmer in Budapest mit Kabelfernsehen, Telefon und Gemeinschaftsterrasse? Muss ich jetzt wirklich jedes Hotelklo auf
Facebook posten, um zu beweisen, dass ich gerade nicht in Wuppertal
bin? Macht es tatsächlich attraktiv, ständig überteuerten
Whisky-Blend an Plastik-Tischen in Plastik-Clubs zu trinken, nur um
den Tisch danach fotografieren zu können?
Muss man als echter „Bro“ wirklich auf
jedem seiner retrogefilterten Facebook-Fotos verträumt am
Hotelzimmerfenster im zweihundertdreiundsechzigsten Stock über
Shanghai, New-York, Rio, Tokio stehen und hochgradig nachdenklich auf
den verkackten Morgendunst über der Stadt starren? Und wie soll ich
mir eigentlich vorstellen, dass solche Fotos entstehen? Wer ist denn
der Fotograf bei solchen privaten, ultra-deepen, echten, total
spontanen Momenten im Leben eines jungen
International-Business-Gigolos?
Und ist es wirklich ein Beweis für coolen
Lifestyle, wenn Richard La Ruina mir jeden Morgen via Facebook den
Popo eines anderen Models vor seinem Billy-Regal präsentieren muss?
Warum tut er das? Warum kauft er sich nicht endlich ein schönes
Regal? Und war bei den zweihundert Laufstegmodels, mit denen er die
letzten Monate suggerierte Sex gehabt zu haben, wirklich keine dabei,
mit der er mal eine Beziehung in Betracht gezogen hat? Was für ein
Leben wird mir hier eigentlich verkauft?
Hat den cooleren Lifestyle und das derbere
InnerGame nicht eigentlich der übergewichtige Junge, der auf Youtube
ehrlich über seinen Schmerz reden kann, versucht sein Leben zu
ordnen und Abends davon träumt, Trucks zu fahren und am Feierabend
seine Frau in den Arm zu nehmen? Oder muss man dem erst beibringen,
welchen Lifestyle er eigentlich haben will? Hat der nur einfach keine
Ahnung von dem tollen Gefühl einer kühlen Hotelzimmerfensterscheibe
an der Stirn und den vielen Mädchen, die Morgens wieder weg sind
weil man eben doch nur ein Arschloch ist? Sind doch die Typen cooler,
die uns das sorgfältig zusammengeschnipselte Infield-Video
präsentieren in dem sie 5 Minuten lang alles reißen und in noch
blöderen Kostümen noch kältere Telefonnummern von noch tolleren
Mädchen kassieren als im letzten Video?
Well... All das Fragen wird wohl nicht viel
ändern; die Karawane zieht weiter; the show must go on! Und dass
PickUp als Teil des großen Motivations- und Self-Help-Zirkus eben
auch oft nur Showbusiness ist, sollte wohl kaum jemandem entgangen
sein. Und so fliegen sie also auch nächstes Jahr wieder alle nach
Budapest, Prag und Rio, und dann stehen sie wieder alle zum
hundertsten mal auf dem hundertsten Hügel und drehen das hundertste
InnerGame-Video mit Meer und Sonnenuntergang, mit ausgebreiteten
Armen und mit ganz viel Spirit und Erkenntnis, um der ganze Welt zu
beweisen, dass sie sich einen AirBerlin-Flug leisten konnten. Nicht
zu vergessen das tolle Hotelzimmer! Und die Jungs, die zuhause
geblieben und zur Arbeit gegangen sind, gehen dann eben auf eine
Konferenz und wollen Lifestyle lernen. Blöd nur, dass man Lifestyle
eben leben muss und nicht einfach lernen oder kaufen kann.
Du bist langweilig! Wir haben die Lösung!
Natürlich gibt es Menschen, die von Natur
aus schüchtern und introvertiert sind. Natürlich gibt es Menschen,
die lieber vor dem Fernseher sitzen, als durch Clubs zu ziehen.
Natürlich gibt es Menschen, die lieber eine durchschnittliche
Beziehung führen, als jeden Monat mit fünf betrunkenen Frauen zu
schlafen. Und natürlich gibt es Menschen, die sich weder fürs
Fitnessstudio, noch für Mode oder Reisen begeistern können. Und das
ist auch nicht das Problem. Das Problem ist, wenn dir die
Gesellschaft, die Werbung oder sonst jemand einredet, du müsstest
jeden Abend lässig mit Fremden an einer Bar in Stockholm quatschen,
regelmäßig heiße Girls flachlegen und den Namen von jedem
einzelnen Muskel deines Sixpacks kennen und du dadurch anfängst,
dich 'falsch' und unwohl mit dem zu fühlen, wer und wie du bist.
Profitieren können davon, dass du dich
schlecht fühlst, aber viele. Nur eben nicht du. Die Firmen, die dir
Produkte verkaufen können, mit denen du angeblich sicherer und
cooler durch die Welt läufst, von Klamotten, Autos, Düften,
Fitnessstudio-Mitgliedschaften bis zu Self-Help-Büchern und
Coachings verdienen ein Heidengeld damit, dass du dich unwohl fühlst
und denkst, mit dir würde etwas nicht stimmen.
Niemand kann mit Menschen wirklich gut Geld
verdienen, die glücklich mit sich sind und nichts mehr brauchen oder
verändern wollen. Ein zufriedener, selbstbewusster Mensch gibt nur
Geld für Dinge aus, die er wirklich benötigt. Für alle anderen
Produkte braucht man Werbung, um eine Unzufriedenheit, einen Wunsch
und damit ein Bedürfnis herzustellen. Daher sollte man generell sehr
genau hinterfragen, was man da eigentlich will, wer man da eigentlich
unbedingt sein will und vor allem WARUM man das will.
Du solltest dir sehr bewusst machen, dass
niemand ein Interesse daran hat, dass du Frieden mit dem machst, der
du bist. Denn nur, wenn du ein anderer sein willst, du dich unwohl
und unfertig fühlst, oder das Gefühl hast, dich verbessern,
verschönern oder verändern zu wollen, lässt sich wirklich Geld mit
dir verdienen.
Das bedeutet natürlich nicht, dass dieses
Gefühl oder dieser Wunsch generell falsch sind und auch nicht, dass
es falsch ist, Menschen dabei zu helfen, sich zu verändern. Das
bedeutet nur, dass man den Ursprung des Wunsches und den Anbieter der
Lösung manchmal in der selben Person als den einzigen Profiteur
enttarnen kann.
Viel zu wenige sind sich dessen bewusst,
dass wir es manchmal nicht nur mit einem Forum voller Kumpels zu tun
haben, die uns helfen wollen, sondern eben oft auch mit einer
Industrie, für die wir Kunden sind, Kaufkraft und Geldbeutel. Am
wenigsten Interesse hat diese Industrie daran, dass wir, ohne ihre
Produkte zu kaufen, anfangen uns zu akzeptieren wie wir sind. Am
meisten Interesse haben sie, nach unserem Geld, daran, uns
vorzumachen, wie toll andere im Vergleich zu uns leben und wie
langweilig, fad und unbefriedigend doch unser Leben im Vergleich dazu
ist; wie dringend wir Veränderung brauchen und wie dringend wir dazu
ihr neues DVD-Set benötigen. Kein Unternehmen der Welt hat Interesse
daran, dir zu vermitteln, dass du schon in Ordnung bist so wie du
bist.
Natürlich sind wir erstmal glücklicher,
wenn wir uns die neuen Sneakers, das neue Handy und die neue
Spielkonsole gekauft haben. Aber auch das sollten wir lieber nicht
allzu lange sein. Primär geht es immer darum, dass Leute uns zeigen,
wie glücklich und cool wir sein könnten, würden wir ihre coolen
neuen Klamotten kaufen, beziehungsweise wie viele Frauen diese tollen
Jungs auf dem Werbeplakat und in dem Infield-Video überall auf der
Welt täglich knallen; nur der arme Klaus eben nicht. Und
komischerweise posten das Video und das Bild auf Facebook eben
besonders gerne genau die Jungs, die nicht nur in einem Arm das
heiße, magersüchtige Model halten, sondern in der anderen Hand,
hinter dem Rücken, auch das passende DVD-Set.... Was für ein
glücklicher Zufall für Klaus!
Das ganze folgt einer sehr simplen Logik und
jeder, der sich mit Werbung beschäftigt, kann verstehen, dass
Richard La Ruina nicht einfach ein Angeber ist, sondern uns eben aus
ganz anderen, sehr persönlichen Gründen täglich mit einem neuen
Modelfoto impfen muss.
Excuse me - Weil nicht sein kann, was
nicht sein darf
Die wenigsten von uns hatten wirklich vor,
zum Super-Casanova, zur Sexmaschine oder zum Sportbumser zu werden.
Die meisten von uns haben auch noch ein Leben ausserhalb ihres
Intimbereichs und viele suchen einfach nur ein paar Antworten,
Bestätigung oder eine Freundin. Doch es existiert ein relativ
starkes Rollenmodel in der Szene. Ein Männerbild, ein Lifestyle und
ein Wertesystem, dem man sich gerade zu Beginn schwer entziehen kann
und das die eigenen Ziele leicht verdrängt.
Der Begriff 'Excuse' wurde im Pick Up
eingeführt, um einen Gedanken zu beschreiben, den man selber
entwickelt, um sich in unangenehmen Situationen, um den Weg zum
Erreichen des selbstgewählten Ziels zu drücken. Gelegentlich
begegnet er uns aber auch als Vorwurf, wenn Menschen nicht den
vorgegeben Weg mit den vorgegebenen Methoden zum vorgegeben Ziel
wählen, oder einfach nicht dem allgemeinen Rollenbild nacheifern;
kurz, wenn jemand aus der Reihe tanzt. So wird der Begriff auch
schnell zum Schlagstock, zum Durchsetzen von Denkverboten, gegen das
Hinterfragen des Community-Mainstreams, und zur Sicherung einer
Meinungs- und Moral-Vorherrschaft.
„Jeder Mann fängt aus dem gleichen
Grund an: Er will geliebt werden und sich weniger einsam fühlen.
Dieses Bedürfnis wird allerdings unterschiedlich interpretiert. (…)
Es gibt eine wortgewaltige Minderheit, die 'PUA-Grundsätze' verkauft
und vermarktet. Doch die schweigende Mehrheit der Kerle will einfach
nur persönlichen Erfolg. Für jeden Typen, der im Forum mit seiner
Horde an Fickfreundinnen angibt, gibt es zehn Typen, die einfach nur
ein nettes Mädchen kennenlernen wollen, aber gar nichts davon
schreiben.“
- Mark Manson -
Dass derartige Scheuklappen und Denkverbote
natürlich dem Vorankommen und der Entwicklung der Community und
jedes Einzelnen schaden, wird anscheinend oft in Kauf genommen, wenn
es darum geht, nicht in die Verlegenheit zu geraten vielleicht auch
die eigenen Ziele und Ansichten sowie deren Ursprung zu hinterfragen.
Natürlich fühlt sich der Bodybuilder
verunsichert, wenn er hört, wie glücklich und zufrieden der dürre
Kerl oder der dicke Junge sind; zumindest wenn sein eigenes Interesse
am Bodybuilding auf ein gestörtes Verhältnis zu seinem Körper und
ein schwaches Selbstbewusstsein zurückgeführt werden können.
Es kann auf einen olympischen
Hundertmeterläufer durchaus verwirrend wirken, wenn der Läufer
neben ihm, nach 30 Metern beginnt zu spazieren und erklärt, dass ihm
Geschwindigkeit im Leben gar nicht so wichtig ist; zumindest wäre es
für ihn ein Anlass, um sich selbst zu fragen, warum Geschwindigkeit
für ihn denn so wichtig wurde.
Und natürlich kann es geradezu gefährlich
für jemanden sein, der sich selbst nicht sicher ist, warum er
eigentlich jedes Wochenende mit zwei namenlosen, betrunkenen Mädchen
schlafen will, wenn er jemanden trifft, der nicht nur entspannt damit
ist, es nicht oder nicht mehr zu tun, sondern auch noch bewusst etwas
ganz anderes sucht.
Grundsätzlich sollte in keinem der Fälle
einer von beiden ein Problem mit der Haltung des anderen haben. Das
Problem entsteht erst dann, wenn entweder einer der beiden sich
seiner eigenen Beweggründe nicht sicher ist und Angst davor hat,
sich diesen stellen zu müssen, oder wenn es ihm selbst eigentlich
nie um das Ziel, sondern um die Competition, um das Gewinnen und
Bessersein ging. Im letzteren Fall macht man ihm natürlich die
Competition kaputt. Aber kann die Suche nach der richtigen Frau
überhaupt eine Competition sein? Kann man darin überhaupt besser
oder schlechter sein? Und wenn ja, warum sind dann die meisten
Flirt-Coaches Langzeitsingles oder stolze Besitzer einer ganzen
Sammlung von unglücklichen Beziehungen, wie wir sie auch alle
zuhause in der Vitrine stehen haben?
Wenn du also das nächste mal das Wort
'Excuse' an den Kopf bekommst, solltest du gründlich hinterfragen,
um wessen Ausrede es sich handelt und ob es auch wirklich DEIN Ziel
ist, vor dem du dich drückst.
Und ja, das ist natürlich gerade der perfekte Excuse für meine
Excuses....
Free your mind and the rest will follow
Um das zum Ende noch einmal ausdrücklich zu
betonen: Dies ist weder ein Text gegen Pick Up, noch ein Text gegen
Coaching. Es ist höchstens ein Aufruf, Augen, Herz, Geist und die
Community offen zu halten, ständig zu hinterfragen, kritisch zu sein
und Entwicklungen, Wege und Ziele anderer zu respektieren. Wer auf
Pick Up gestossen ist, um sich von eigenen Ängsten und Zwängen der
Gesellschaft zu befreien, sollte nie vergessen, dass es ihm um
Befreiung ging und er sich tunlichst keine neuen Fesseln und neue
Zwänge auferlegen lassen sollte oder versuchen sollte, diese anderen
aufzuerlegen. Das erzwungene Rollenbild des weltenbummelnden
Alpha-Casanovas ist das Barbie-Dreamhouse der Pick-Up-Artists.
Brennen wir es also nieder! Niemand hat das Recht uns zu sagen, wie
wir als Männer auszusehen, zu sein, zu fühlen, zu denken, zu lieben
und zu leben haben! Weder zu folgen noch zu führen, sondern hierüber
völlig alleine zu entscheiden und gegen jede Vorgabe, Norm oder
Gruppe daran festzuhalten entspricht einzig und allein dem Bild des
selbstbestimmten 'Alpha'-Mannes.
Und dabei geht es nicht darum,
irgendjemandem seine Männlichkeit und sein Männerbild wegzunehmen
oder abzusprechen, es geht darum, jedem die Freiheit zurückzugeben,
sein eigenes Männerbild und seine eigene Männlichkeit leben zu
dürfen, ohne ihm eine Rolle aufzuzwingen.
Voyage, Voyage
Hoppla, das war weder so pathetisch, noch so
ausführlich geplant und plötzlich ist auch der Tag schon fast
vorbei und mein Koffer immer noch nicht fertig gepackt... Naja,
anscheinend musste da was raus und ich hoffe, ihr verzeiht mir meine
kleine Wahlkampfrede zum Wochenende. In Frankreich werde ich mir nach
diesem Text morgen jedenfalls erstmal ein Pferd besorgen, um dann
nackt zu den Barrikaden reiten zu können.
Nachdem diesmal doch auch einige etwas Fett
abbekommen haben und Sophia meine Adresse wahrscheinlich an den
Meistbietenden verkaufen wird, ist es wohl ganz ratsam, das Land
erstmal zu verlassen. Ich werde euch natürlich via Facebook
informieren, in welch abenteuerlichen Ländern ich mich gerade
herumtreibe, ob mein Hotelzimmer eine Terrasse hat und welch tolle
Frauen sich von mir von hinten fotografieren lassen. Jetzt wird es
aber Zeit, meinen Maßanzug anzuziehen und mich zu Mateo in die
Lufthansa-Lounge zu schmuggeln.
Vive la révolution!
Elia
Sehr schöner Text, Elia!
AntwortenLöschenIch habs vor ner Weile schonmal im Forum geschrieben - mit den excuses verhält es sich ein wenig wie mit Verschwörungstheorien...wenn du nicht dran glaubst bist du ganz fix selbst Teil der Verschwörung.
Dein Hinweis auf wirtschaftliche Interessen innerhalb der Community ist nicht neu für jeden, der über einen Funken Reflexionsfähigkeit verfügt und sich schon ein wenig mit PU beschäftigt hat. Nichtsdestotrotz ein wichtiger Hinweis. Und wenn nur ein einzelner 16-jähriger, der bei seiner ersten verschüchterten Googlesuche nach PU hierüber stolpert durch deinen Text vielleicht etwas vorsichtiger wird hat es sich ja schon gelohnt.
Viel Erfolg bei deiner Suche! Strandgitarrist
PS: Ich denke trotzdem, dass ein simpler lay "gegen" deine Überzeugungen dich weiterbringen würde.
Sehr schöner Text, Elia!
AntwortenLöschenIch habs vor ner Weile schonmal im Forum geschrieben - mit den excuses verhält es sich ein wenig wie mit Verschwörungstheorien...wenn du nicht dran glaubst bist du ganz fix selbst Teil der Verschwörung.
Dein Hinweis auf wirtschaftliche Interessen innerhalb der Community ist nicht neu für jeden, der über einen Funken Reflexionsfähigkeit verfügt und sich schon ein wenig mit PU beschäftigt hat. Nichtsdestotrotz ein wichtiger Hinweis. Und wenn nur ein einzelner 16-jähriger, der bei seiner ersten verschüchterten Googlesuche nach PU hierüber stolpert durch deinen Text vielleicht etwas vorsichtiger wird hat es sich ja schon gelohnt.
Viel Erfolg bei deiner Suche! Strandgitarrist
PS: Ich denke trotzdem, dass ein simpler lay "gegen" deine Überzeugungen dich weiterbringen würde.