In den dunklen, grausamen Nächten wenn
der fiese, kalte Wind der Einsamkeit die jungen Pick Up Artists in
kleinen Gruppen an die wärmenden Lagerfeuer treibt erzählen sich
die tapfersten Krieger gar gruselige Geschichten. Viele handeln von
boshaften LSE-LD Monstern, unlösbaren Shit-Tests und unüberwindbaren
Bitch-Shields. Doch manchmal, wenn es ganz spät in der Nacht ganz
still wird am Feuer, dann flüstern sich die kleinen Artists die
geheimnisvollsten aller Legenden zu. Die Geschichten, von denen sich
niemand zu sagen traut, ob sie wahr oder nur erfunden sind. Die
Geschichten über die gefährlichste aller menschenfressenden Katzen.
Die PUA-Fressende Pick Up Cat. Der Legende nach treibt sie sich an
den dunkelsten Rändern der Foren und Blogs herum um auf ihre Beute
zu lauern. Sie wartet im Schutz der Dunkelheit auf die jüngsten,
unerfahrensten und unvorsichtigsten Arstists des Rudels. Und wenn
diese sich, um miteinander fröhlich im Schmutz zu spielen und zu
tollen, vom Schutz der Herde entfernen, schlägt sie blitzschnell und
mit tödlicher Präzision zu. Doch bis heute konnte niemand unter den
Lebenden von der Begegnung mit dieser Spezies berichten. Bis heute.
Es war Mitte letzter Woche als ich
begann mit einer jungen Katze zu schreiben. Es war ein fieser, kalter
Tag und ich hatte es mir mit viel Arbeit und wenig Lust vor dem
Computer gemütlich gemacht. Für mich war es zunächst eine
willkommene Ablenkung von der langweiligen Computerarbeit und so
begannen wir prompt eine recht witzige Unterhaltung. Doch aus den
frechen Sprüchen entstand schnell ein deutlich flirtender Tonfall.
Wir warfen uns, wie man es mit Katzen nunmal so macht, abwechselnd
die Wollknäuel zu und kaum hatte ich mich versehen befand ich mich
auch schon in einer ziemlich aufgeladenen und bis zum Rand mit
sexuellen Anspielungen angefüllten Unterhaltung. „Die Mieze kann
in jedem Fall spielen“ dachte ich mir noch und schon waren wir am
Chatten. Und das war noch nicht alles. Vehement schnurrend und
maunzend verlangte der freche Stubentiger nach mehr Wolle und noch
mehr Spiel und so schrieben wir den ganzen Abend hindurch und bis
spät in die Nacht.
Ziemlich verwirrt ging ich um Drei oder
Vier schließlich ins Bett. Als ich am nächsten Morgen meinen
Rechner anschmiss um mich nun endlich meiner Arbeit zu widmen, zuckte
ich plötzlich zusammen. Da strich mir doch schon wieder etwas
kleines, Haariges schnurrend um die Beine. Und damit war es auch
schon aus mit meinem Vorhaben etwas produktives aus dem Tag zu holen.
Ich kam nur noch extrem schleppend mit meiner Arbeit voran und
schrieb stattdessen den ganzen Tag nebenbei mit meiner neuen
getigerten Freundin. Doch nicht nur der Tag war ein anderer auch
unsere Unterhaltung hatte einen anderen Vibe. Statt um fiese kleine
Zweideutigkeiten, zwischen dem erfolglosesten Autor eines Pick Up
Blogs in dieser Galaxie und einer jungen Cat, drehte sich unser
Gespräch schnell um uns beide als “echte“ Personen. Was mir für
meinen Teil zumindest vollkommen neu war. Bisher hatte ich mein
übriges Leben streng von der Person aus dem Dating-Blog getrennt.
Sie hingegen ließ sich recht schnell die Information aus dem Fell
kraulen, dass ich durchaus nicht der erste meiner Sorte war, den sie
auf Grund seiner schriftlichen Ergüsse im Internet angemaunzt hatte
und dass sie mindestens einen unserer Artgenossen so auch schon
zwischen ihre Samtpfoten bekommen hatte. „Fressen manche Cats doch
heimlich PUAs?“ schoss es mir durch den Kopf.
Ich fühlte mich sowohl von diesem
Gedanken als auch von ihrer extrem direkten Art gleichzeitig
abgestoßen und angezogen. Das Mädel war extrem unterhaltsam und
seltsam beunruhigend in einer fast perfekten Mischung. Ich war kurz
davor komplett zu vergessen, dass ich eigentlich vor hatte in meinem
Leben auch noch ein wenig Karriere zu machen als sie mir prompt das
nächste zerbissene Knäuel Wolle zuschmiss. Nur dass mir dieses
Wollknäuel ziemlich im Hals stecken blieb. Ihr Alter.
Hustend versuchte ich den kratzigen
Klumpen wieder nach oben zu würgen und gleichzeitig darauf klar zu
kommen wie blutjung der kleine PUA-Jäger eigentlich war. Als ich
mich halbwegs gefangen hatte versicherte ich mich nochmal kurz, dass
ich mich auch nicht verhört hatte. Die Cat war ein Kätzchen. Ein
Lolita-Kätzchen um genau zu sein. Wie jeder normale Kerl mit einem
Funken Rest-Moral im Universum fing ich erstmal an zu rechnen. Die
berühmte Rechnung. Und ja. Verdammt. Es war knapp. Aber ja. Rein
theoretisch wär's drin gewesen. Rein theoretisch. Hätte ich mit
meiner ersten Freundin mit der ich auch Sex hatte ein Kind
bekommen... Oh ja, dann wäre es jetzt ganz genau so alt wie das
kleine gut gelaunte Fellknäuel mit dem ich hier so heiter am Spielen
war. Boom! Autsch. Und wie jeden Typen, der diese Rechnung aufmacht,
sah mich die Rechnung grimmig und finster an und zeigte mit einem
dicken, fetten, hässlichen Finger mitten in mein Gesicht wie der Typ
auf den “I Want You“-Postern der US-Army.
Doch für den Moment war es zu spät
für mein Gehirn, um noch klar und rational zu reflektieren. Lolita
hatte irgendwas in ihrer Persönlichkeit, dass so dunkel und traurig
auf mich wirkte, dass es den Teil in mir magisch anzog, wegen dem ich
die letzten 15 Jahre meines Lebens in Atemluft raubenden, blutigen
Beziehungen mit mittel bis komplett gestörten Kindfrauen verbracht
hatte. Ich war mir schlagartig sicher: Wäre ich diesem Mädchen als
Zwanzigjähriger begegnet, hätte sie mich Backbord aufgerissen wie
ein böser, kleiner Eisberg und ich wäre krachend und scheppernd mit
Mann und Maus gesunken wie die Titanic. Und auch jetzt hörte ich es
verdächtig unter der Wasseroberfläche kratzen.
Wie ferngesteuert tippte ich einfach
weiter auf sie ein. Meine Ratio schickte noch letzte SOS-Meldungen an
die Brücke und ich versuchte mich kurz zu wehren aber am Ende konnte
ich nicht anders. Ich gab ihrem Maunzen nach und gegen Abend hing sie
schon schnurrend mit meinem “echten“ Ich am Telefon. Wir
telefonierten bis nach Drei und ich ging mit einem ziemlich komischen
Gefühl in der Magengegend schlafen.
Ich wachte mit einem dicken Klos im
Bauch auf. Hatte ich in meinem gestrigen Wahn etwa so viele
Katzenhaare geschluckt, dass diese sich jetzt schon zu einem
schmerzenden Ball in meinem Magen geformt hatten? Was habe ich denn
da getan? Und wo sollte das Ganze denn eigentlich hinführen? Während
mein Chatfenster bereits wieder anfing mich fröhlich anzumaunzen kam
ich langsam ins Grübeln. Das fühlte sich irgendwie alles nicht
richtig an. Urplötzlich und ohne nachzudenken hatte ich meine
Deckung fallen gelassen und meine “echte“ Person und Realität
mit der Pick Up Welt im Internet vermischt. Da stand nun plötzlich
Elia, der Typ den es seit sechs Monaten im Internet gab, mitten in
meinem Zimmer und starrte schockiert den etwas verwirrten,
dreiunddreißigjährigen, unrasierten Kerl im Pyjama an. Die zwei
waren nie dazu gedacht, sich wirklich zu begegnen. Das war nicht so
vorgesehen. Mein Laptop hatte ihn mir einfach mitten ins Schlafzimmer
gekotzt. Und jetzt wusste ich nicht, wohin mit ihm. Wie sollte das
denn auch Laufen? Schläft der jetzt bei mir Bett? Muss ich jetzt
einen größeren Espresso-Kocher kaufen? Nein, nein, nein ! Nein,
nein! ….. Ich wurde langsam panisch. Der Typ muss hier raus. Aber
wie?
Für einen echten Alpha wie mich gab es
in solch einer Krisensituation natürlich nur eine Lösung: Ich rief
meine beste Freundin an.
„Aaaah, was hab ich getan! Hilf mir,
hilf mir, hilf mir!“ trommelte ich dominant überlegen auf meine
kleine, blasse Gorillabrust. „Komm jetzt mal runter und erzähl mir
die Geschichte“ beruhigte mich das unselbständige, passive
Weibchen am anderen Ende der Leitung. Also erzählte ich ihr welches
riesige Fass Milch ich mir mitten in die Wohnung gekippt hatte. Und
während ich ihr all den Katzenjammer erörterte, den ich mir
eingeheimst hatte, öffnete besagte Lolita mir im Chat nebenher ein
weiteres Stück ihres kleinen schwarzen Herzens. Und das passte genau
zu dem, was ich die ganze Zeit bereits ganz hinten in meinem Kopf
geahnt hatte. Das selbstbewusst fauchende und reizende Sex-Kätzchen,
dass mir noch am Tag davor mit jedem zweiten Satz verbal ohne zu
zögern in die Hose gegriffen hatte war hinter der imposanten
Katzenmaske ein zwar offenes und lustiges aber auch ziemlich
unsicheres und emotional verwirrtes Mädchen, das in seiner Jugend
mehr Scheiße gesehen hatte als manch anderer in der ersten Hälfte
seines Lebens und leider aufgrund der Tatsache, dass sich bisher kein
Junge gefunden hatte, der mit ihr die erste, große Liebe durchlebt
und durchleidet, irgendwann begonnen hatte zu versuchen den Zweifel
und die Angst mit Sex zu bekämpfen. Ein Berg an Klischees dachte ich
mir. Aber oft ist ja an denen eben auch was dran. Lolita hatte sich
aus dem Gefühl heraus, von Männern nicht gemocht zu werden, statt
einer Rüstung und einem Schild Strapse und High Heels zugelegt. Und
da sie damit auch noch angefangen hatte um die älteren Löwen des
Rudels herumzuschlawenzeln hatte sie natürlich reichlich Reaktionen
geerntet. Nur zu ihrer Frustration hielten diese Art von Reaktionen
nicht länger als die Spannung, die man so eben erzeugen kann.
Und während ich anfing Lolita als
Person ein Stück weiter zu begreifen, hatte meine liebe beste
Freundin schon Handtuch und Shampoo zurechtgelegt um mir ordentlich
den Kopf zu waschen.
„Was soll denn bitte der Mist jetzt?
Ich fand ja dein komisches Projekt bisher immer noch ganz gut, aber
das bringt dich doch wohl keinen Schritt weiter. Das ist doch ein
Schritt zurück. Hättest du die Kleine im Club aufgerissen hätte
ich das ja noch verstanden, aber so?“ bekam ich die erste Ladung
heisses Wasser über meine nicht vorhandenen Haare. „Ja du hast
vielleicht recht. Das ist auch kein Puzzlestück zu meinem
One-Night-Stand-Problem. Das bringt mich nicht wirklich weiter.
Außerdem mag ich die Kleine irgendwie wirklich sehr und ich weiß
nicht, ob ich da jetzt schon wieder anfange Frauen vor mir selbst zu
beschützen, aber es fühlt sich bei dem was ich von ihr weiß, in
diesem Fall, irgendwie nicht richtig an.“ gab ich zurück, lehnte
mich tiefer in das Waschbecken und wischte mir die Tropfen von der
Schläfe.
„Also ich bin ja nicht so drin in
deinem Aufreisser-Theorie-Kram, aber hatte Neil Strauss in diesem
Buch nicht auch am Ende geschrieben, dass es ab dann krank wird, wenn
sich das Game um das Game selbst dreht. Ist das nicht auch so was
Ähnliches?“ sagte sie ruhiger und massierte mir das Shampoo in die
Glatze. „Ja so was in der Art ist das wohl schon. Irgendwie
verwischen da ja die Grenzen, wenn der Aufreisser den Aufreisser
aufreisst, der ja auch noch aufgerissen werden will. Da fickt sich
doch die Katze mit dem eigenen Schwanz.“ gab ich zurück, während
sie langsam zur Spülung griff. Ich bekam noch eine entspannende
Kopfmassage und konnte danach wieder halbwegs klar denken. Man sollte
bei komplizierten Fragestellungen, und speziell bei solchen, bei
denen Mann gerne mal das Blut vom Hirn nach unten abfließt, viel
öfter Frauen um Rat fragen.
Ich habe Lolita noch am selben Abend
mein und auch ihr Dilemma, so wie ich es sehe, erklärt. Ich
beschloss, dass das Unsinn sei, was wir begonnen hatten. Sie verstand
mich sofort. Lolita ist ein extrem kluges Mädchen mit einem
riesengroßen Herz und einem noch größeren Dachschaden. Solche
Mädchen sind selten und meiner Meinung nach das spannendste was
Mutter Natur uns auf diesem Planeten geschenkt hat. Ich beschloss,
dass es besser wäre, wenn wir den Kontakt abbrechen. Lolita verstand
auch das.
Seit dem chatten wir jeden Tag.
Lolita plant in nächster Zeit alleine
nach Berlin zu ziehen. Eine Stadt in der, so wie ich es erlebt habe,
im Verhältnis zu anderen Städten weit überdurchschnittlich viele
junge Katzen überfahren werden. Man kann aber leider nicht mehr tun,
als das jungen Katzen zu sagen und zu hoffen, dass sie nicht jede
Erfahrung auf der Welt auch erstmal selber machen wollen.
Ich bin trotzdem heute zu Obi gefahren
und habe eine kleine, orangene Warnweste gekauft. Ich hoffe Lolita
trägt sie auch, wenn sie in Berlin durch die Clubs streift. Zum
einen wird sie so auf der Strasse viel besser gesehen und zum anderen
erkenne ich sie damit vielleicht ja irgendwann mal zwischen all den
Menschen auf der Tanzfläche.
Und wer weiß, vielleicht ist das ja
auch der Beginn einer wundervollen Friend Zone.
Äääh, Freundschaft.
Elia
Dein Schreibstil gefällt mir! Und auch ansonsten ein schöner Text.
AntwortenLöschenAber unabhängig davon, ob Cat oder nicht: Eine Frau die das erfolgreiche Flirten gelernt hat, weil sie ihre Lebensenergie aus der Aufmerksamkeit zieht, die sie erhält, ist immer gefährlich. Im Zweifelsfall bekommen sie nicht einmal mit, welche Signale sie ihrem Gegenüber senden und wundern sich über die vielen gebrochenen Herzen auf ihrem Lebensweg.
Cats, die bewusst in der PU-Szene wildern, sind natürlich auch bedenklich. Als Cat sollte einem schließlich bewusst sein, dass man sich gerade an jemanden heranpirscht, der noch gar nicht halten kann, was sein wackeliger Frame verspricht. Und dann ist er vorprogrammiert, der Katzenjammer! ;-)
LG
Cat Oylalia
In der Tat schön geschrieben, gerade das Ende
AntwortenLöschen@D
AntwortenLöschennajo... es soll auch Mädels geben die unter "AFCs" wildern, hab ich gehört. Das machen sogar ziemlich viele, wenn du Samstag Mittags mal durch die Stadt gehst und die Pärchen anschaust :D
Von daher... ich fände das nicht schlimm. Solche Cats würden doch nur das Selbstbewußtsein der angehenden PUAs steigern und somit deren Entwicklungszeit verkürzen, denke ich....
was ich übrigens nicht verstehe: schreibt diesen Blog ein Mann oder eine lesbische Frau???
Aber das Spiel mit dem Feuer ist auch sehr interessant...
AntwortenLöschenPsychologisch gesehen ist die pervertierte Jagd mehr als nur ungesund, also "wenn der Aufreisser den Aufreisser aufreisst, der ja auch noch aufgerissen werden will. Da fickt sich doch die Katze mit dem eigenen Schwanz."
Aber wenn du jagst, ohne mit Cats als Targets (absichtlich) in Berührung zu kommen, dann ist das noch im Rahmen.
Imho sind also andere Mitglieder der PU-Community (vor allem Frauen) nur als technische Bezugspersonen zu verbuchen.
lg PsyWar