21. Februar 2013

Who killed Bambi?

Fuck. Fuck, fuck, fuck. Ich rolle mich seitlich von meinem Laptop weg und starre an die Decke. Zehn Minuten bleibe ich so liegen. Mir geht’s beschissen. „Rock bottom“ flüstere ich in mein leeres Schlafzimmer bevor ich mich aufsetze und den Kopf in die Hände lege. Weitere Minuten vergehen während ich spüre wie der Klos in meinem Hals langsam zum Stein wird und dann aufgrund seines Gewichtes die Speiseröhre runter in meinen Magen rutscht. Als er unten angekommen ist stehe ich auf und gehe stumpf und ferngesteuert in die Küche. Ich schenke mir einen sehr freundlichen doppelten Jameson ein und nehme einen ersten Schluck. Den Rest vernichte ich noch auf dem Rückweg ins Schlafzimmer. Es ist Dienstag Abend und ich trinke schon wieder Whisky. Dabei war ich Freitag und Samstag bis in den frühen Morgen durch die Bars gezogen. Ich stelle mein Glas ab und greife mir meine Jacke.

Es ist schweinekalt und schneit in winzigen, kristallernen Flocken. Die Straße ist nass und leuchtet durch die Straßenlaternen gelb. Dass die Tür hinter mir ins Schloss fällt höre ich nicht mehr. Ich drehe meinen MP3-Player voll auf und mir dröhnt Nada Surf Popular in den Ohren.
There's still a feeling of rejection
When someone says she prefers the company of others
To your exclusive company,
But if you're honest, and direct,
And avoid making a flowery emotional speech when you break the news,
The boy will respect you for your frankness,
And honestly he'll appreciate the kind of straight forward manner
In which you told him your decision
Unless he's a real jerk or a cry baby you'll remain friends
Cry Baby, das ist es was ich bin. Drama-Queen, AFC mit bösen Anzeichen einer Oneitis. Hoffnungsloser Romantiker, der selbst mit Mitte 30 mal wieder auf Hollywood reingefallen und wie jedes Mal, in vollem Lauf, gegen die selbe scheiß Wand gelaufen ist. Boom. Autsch.

Dass ich schon wieder in die Bar gehe habe ich niemandem gesagt. Wing2 würde mich wohl endgültig für verrückt erklären. Drei Nächte in fünf Tagen. Mein Magen bedankt sich schon auf dem Hinweg im Voraus lautstark. Was ich dort suche? Alkohol. Bambi. Alkohol und Bambi. Jemanden zum reden. Antworten. Vielleicht jemanden zum ficken? Naja, das ist wohl eher ein frommer Wunsch.

Aber erst mal der Reihe nach. Was war passiert?



Freitag. Playing the Game.


Ich ging Freitag wie immer mit Wing2 aus. Gegen 23:00Uhr landeten wir natürlich in der Stammbar. Ich hatte die Hoffnung und den Plan Bambi zu treffen und endlich eine Art Entscheidung zu erzwingen, um dieses Endlosprojekt zu irgendeinem Abschluss zu bringen. Bambi war nicht da. Meine Stimmung sank erstmal um einige Meter. Wir bestückten uns also mit Bier und platzierten uns an der Bar. Kurzer Scan. Target detected. Klein, rotblonde Haare, Puppengesicht und ein Lachsfarbenes Minikleid in einer Bar in der 99,9% aller Gäste von Kopf bis Fuß schwarz tragen. Sie leuchtete förmlich am anderen Ende des Tresens. Ich versuchte Augenkontakt aufzubauen. Es kam leider nicht viel zurück. Sie war allerdings auch im Gespräch mit einem anderen Typen. Ich entschied mich für Abwarten. Zum Zeitvertreib startete ich die Versuchsreihe “Wie viele Worte sind nötig um eine Frau in eine Bar zu lotsen“ und versuchte es mit einer SMS an C. Die SMS bestand aus dem Namen der Stammbar und einem Fragezeichen.

Nach unserem ersten Bier hing Wing2 plötzlich an einer großen Dunkelhaarigen. Das war dann auch für mich der Startschuss. Ich entdeckte meinen unfreiwilligen Wing vom letzten Wochenende in der nähe meines Targets. Bingo. Der Kollege ist ohne es zu Wissen echt hilfreich. Und lustigerweise stehen Beide auch in der selben Ecke der Bar wie letzte Woche, nur dass das Mädel ein anderes ist. History repeating. Also ging ich zu ihm und unterhielt mich eine Runde mit ihm. Er kannte mein Target – wie letztes Mal. Sie waren aus der gleichen Heimatstadt. Außerdem erzählte er mir, dass sie einen Freund habe, aber wohl kein großer Fan von Treue sei. Madame ging kurz weg und als sie wiederkam, hatte ich mich an ihren Platz an der Bar gestellt. Simpler aber effektiver Opener.

I: Oh, sorry. Ich wollte dir jetzt nicht deinen Platz wegnehmen.

V: Schon in Ordnung. Kein Problem.

Mein “Wing3“ stellt uns vor.

W3: Äää, V das ist Elia. Elia, das ist V.

I: V? Oh mein Gott. Was für ein schöner Name! Ich kenne nur tolle Frauen mit dem Namen.

Ich gebe ihr die Hand, halte ihre aber extrem lange mit beiden Händen während ich ihr direkt in die Augen sehe (credits to Aaron Sleazy). Sie zieht ihre Hand nicht zurück. Sie hält den Augenkontakt und fängt an zu lächeln.

V: Wirklich? In Filmen sind Vs doch meist die Schlampen und Schlangen.

I: Ist das so? Und was bist du?

Sie ist verwirrt, muss lachen und beginnt mir von sich zu erzählen. Das Mädel studiert ein extrem spannendes Politikfeld zu dem ich auch relativ viel zu erzählen habe. Wir verstehen uns ziemlich gut. Leider verrutscht mir gegen Mitte des Gesprächs ein Neg ein klein bisschen in Richtung Rainer Brüderle.

I: ...Wow. Das ist ja echt spannend was du da machst. Als ich dich vorhin von da hinten gesehen habe, dachte ich du wärst einfach nur hübsch.

Hupsi. Naja, gesagt ist gesagt. Madame wiederholt den Satz und ist mittelmäßig empört. Ich versuche mich rauszuwitzeln. Mit nicht komplett durchschlagendem Erfolg. Mich erlöst C indem sie mir auf die Schulter tippt. Merke – ein Wort kann genügen um eine Frau in eine Bar zu lotsen. Wie ist das noch zu unterbieten? Nächstes Mal versuche ich es mit einem Fragezeichen. C ist sehr gesprächig und zieht mich förmlich von meiner rothaarigen Schönheit weg. Wir quatschen 10 Minuten und landen (wie immer mit C) ziemlich schnell bei sexuellen Themen. Plötzlich steht Wing2 mit Jacke in der Hand vor mir und erklärt er sei müde, die Stimmung in der Bar komisch und er würde sich jetzt auf den Weg nachhause machen. C verschwindet etwas übereilt. Dass die Kombination C und Wing2 nicht funktioniert hatten wir neulich schon festgestellt. Während ich C verabschiede und versuche noch ein paar sinnvolle Worte mit Wing2 zu wechseln, schaltet sich die kleine Rothaarige wieder ins Gespräch ein. Ich fühle mich mit drei Gesprächspartnern etwas überfordert. Wing2 scheint wirklich ziemlich durch zu sein und als auch noch “Wing3“ dazustößt verlässt Wing2, aufgrund der fehlenden Aufmerksamkeit meinerseits, kurzerhand die Bar.

Da stehe ich nun also mit “Pseudo-Wing3“, der mir irgendwas wichtiges mitteilen möchte aber schon wieder lallt, der rothaarigen V, die auf mich den Eindruck einer “attention whore“ macht, die immer wieder aufkreuzt, sobald sie sich nicht angegafft fühlt und bin jetzt in einem Zug C und meinen Wing los geworden. Great. Ich entscheide mich aus dem Bauch heraus für eine neue Runde mit V, spreche sie auf ihre Sommersprossen an woraufhin sie höflich zurück flirtet und sich ein wenig in meiner Aufmerksamkeitspfütze hin und her rollt. Ihre Freundin stößt dazu und ich will gerade zur Zweitattacke blasen, als mich schon wieder mein Pseudo-Wing unterbricht. Der Mann ist betrunken und frustriert. Blöde Kombination. Er erzählt mir, er hätte einer kleinen Blonden gerade einen Drink spendiert und sich mit ihr unterhalten, aber jetzt sei ihre dicke, große Freundin dazugekommen und sie würde ihn nicht mehr beachten. Ich fühle mich zu einer guten Tat berufen, lasse V und Freundin stehen, ziehe mir mein Superheldenkostüm an und erkläre Mr Frust die Regeln. „Schon mal was von einem Wing-Man gehört?“ frage ich ihn an der Bar. „Irgendwie ja, keine Ahnung ist das nicht aus dieser Fernsehsendung?“ antwortet er. Ich entscheide mich dagegen einen längeren Vortrag zu halten. „Komm einfach in 2 Minuten nach“ sage ich kurz, halte mir meinen Umhang vor den Mund, lache düster, springe in einem Rückwärtssalto über das 4er-Set hinter mir und lande neben seiner Blonden und ihrer dicken Freundin.

I: Sag mal du bist doch sicher aus Köln, oder? Deine Lache hab ich jetzt schon zwei Mal quer durch die ganze Bar gehört.

Die Dicke ist aus meiner Heimatstadt, nicht aus Köln, aber umso erfreuter über einen Approach. Ihre kleine Freundin ist sofort vergessen. Nach zwei Minuten sehe ich aus dem Augenwinkel wie mein torkelnder Freund grinsend von seinem Barhocker rutscht und zu seiner blonden Eroberung zurückkehrt. „Ich geb dir ne halbe Stunde“ denke ich mir und beobachte, wie V und ihre Freundin sich in eine Ecke setzen.

Nach 30 Minuten reiße ich mich aus den Fängen der dicken Frau los und suche V. Ich finde sie mit ihrer Freundin im Gespräch mit zwei tätowierten Langhaarigen. Dammit! Na was soll's. Weiter an die Bar. Dort renne ich förmlich in ein wirklich niedliches, kurzhaariges Mädchen mit viel zu vielen Bierflaschen im Arm. Einer ihrer Bekannten kommt um ihr zu helfen. Ich erkenne einen Wiener Dialekt. Mein Lieblingsdialekt. Ich bleibe vor ihr stehen und grinse sie an.

Das “Spiel“ machte mir an diesem Abend zum ersten Mal wirklich durchgehend Spaß. Mit Bambi in der Bar, wäre die Nacht perfekt gewesen.

Sie bemerkt mich und lächelt zurück. Ich spreche sie auf ihren Dialekt an und wir sind sofort im Gespräch. Mit Wien lag ich absolut richtig und niedlich ist sie wirklich. Allerdings bemerke ich nach kurzer Zeit einen unangenehmen staubig/schimmligen Geruch. Ich schiebe es auf die Bar und sehe mich nach der Quelle um. Ich kann nichts entdecken und da wird mir plötzlich klar, dass die Ursache des Geruchs direkt vor mir steht. Ich bin in meinen Grundfesten erschüttert und muss mich zwei Mal vergewissern. Ich kann es kaum glauben, da ich bisher davon ausgegangen war, alle Frauen der Welt würden grundsätzlich nach Blumen oder Pfirsichen riechen, aber es ist wie es ist: Das niedliche kleine Mädchen mit dem bezaubernden Lächeln vor mir, riecht wie ein besetztes Haus nach dem Punk-Konzert. Ich liebe Punk-Konzerte. Aber ich will sie nicht in meinem Schlafzimmer haben und so entscheide ich mich für einen geordneten Rückzug der Truppen.

Mein “Wing“ ist, wohl auf Grund der Altersbegrenzung, aus seinem Set geflogen (ich hatte mich schon gewundert, da ich wusste, dass er zehn Jahre jünger als ich ist) und wartet bereits an der Bar auf mich. Dort erfahre ich durch Zufall, dass Bambi Samstag anwesend sein wird und beschließe sofort, die Nacht nicht unnötig in die Länge zu ziehen um noch Energiereserven für den nächsten Abend zu haben. Ein hübsches, betrunkenes Polnisches Mädchen neben mir kann ich mir dann aber doch nicht verkneifen. Also starte ich den letzten Approach des Abends. Wirklich sweet, aber auch wirklich betrunken. Die Dame lallt mir in bezauberndem Englisch einige Geschichten ins Ohr, dann beschließe ich sie der Meute zu überlassen und mich lieber auf den Heimweg zu machen um morgen fit für die Rehjagd zu sein. Ich verabschiede mich höflich und mache mich voller Pläne und Tatendrang auf den Nachhauseweg.



Samstag. Die Geister, die ich rief. Oder: Number-closing Bambi.


Ich gebe zu, ich war nervös als ich mich Samstagabend für die Bar fertig machte und aus dem Haus ging. Meine Musikauswahl auf dem Weg hätte auch die Dauerbeschallung eines Box-Trainingslagers sein können. Kurz vor der Bar checkte ich nochmal das Mitbringsel, das ich für Bambi dabei hatte. Dann ging's los. Helm auf. Die Klappe des kleinen Bootes ging auf und wir wurden raus gestoßen. Mir ging das Wasser bis zur Hüfte und alles was ich hörte was das MG-Feuer vom Strand. Ich dachte nur noch „Los jetzt“.

Ich kam in die Bar und hatte praktisch schon in der ersten Sekunde Augenkontakt mit Bambi. Sie lächelte und ich lächelte brav zurück. Sie arbeitete mit einer Kollegin zusammen. Ich sagte hallo zu einigen Bekannten und ging dann an die Bar, einige Meter von beiden weg. Bambi kam sofort zu mir und fragte, was ich denn gerne trinken würde. Ich quetschte sie zu meinem verschwommenen Abend von neulich aus, aber wie es schien hatte ich mich nicht daneben benommen. Als mir Bambi mein Bier hinstellte schob ich ihr das Reh-Geschenk über den Tresen und erklärte ihr die Idee dazu. Sie musste lachen und schien etwas aufgeregt. „Darf ich's aufmachen?“ fragte sie und zog dann das Gummiband von der Papierrolle. „Oh wow. Das ist echt cool. Das kommt in meine Küche!“ erklärte Bambi und begann einen Kurzvortrag über die Schönheit Kommunistischer und Faschistischer Propaganda-Kunst der mit dem herrlichen Satz endete „Absehen davon, dass sie so viel gemordet und vergewaltigt haben, haben sie wirklich tolle Bilder gehabt“. Ich entspannte mich langsam als ich merkte, dass ich keine Kratzer im Gesicht zu befürchten hatte.

Bambi musste weiterarbeiten und ich unterhielt mich ein wenig mit “Wing3“ vom Vorabend, der immer noch tief beeindruckt von der, für ihn neuen, Wing-Technik war und mir berichtete er hätte in der Nacht noch ein Mädel mit nachhause genommen. Ich gratulierte ihm dazu, gab meinem inneren Neid-Zwerg eins auf die Fresse, damit ich außer ihm wieder was hören konnte und setzte mich dann an meinen Lieblingsplatz an die Bar. Der Laden füllte sich gerade ziemlich und ich überlegte, wie ich die Stunden bis zu Bambis Feierabend wohl am amüsantesten rum bringen sollte als Bambi mir kommentarlos eine leere Flasche Whisky hinhielt und mich pantomimisch bat, den Ausgießer abzuziehen. Der hoffnungslose Romantiker in mir musste sich ein wenig Pipi aus dem Augenwinkel wischen weil es ihn so sehr an das berühmte Senfglas erinnerte und ich setzte möglichst cool und männlich dazu an, den Gummistöpsel aus dem Flaschenhals zu ziehen. Natürlich klappte es nicht und ich hatte plötzlich den Ausgießer in zwei Teilen in der Hand. Jedoch schaffte ich es noch hektisch und schnell genug, bevor Bambi einen neuen aus der Schublade holen konnte, das Teil wieder zusammen zu friemeln. Puh. Naja... Ich hoffte das war kein entscheidender Test.

Die Kommunikation an der Bar war schwierig und ich wollte den Eindruck einer Belagerung möglichst lange vermeiden. Also stellte ich mich in eine andere Ecke der Bar und langweilte mich ein wenig vor mich hin. „Tja das können jetzt ziemlich lange sechs Stunden werden“ dachte ich mir und beschloss daher mein SMS-Spiel vom Vorabend weiter zu spielen. Ich schickte also eine SMS bestehend aus nur einem einzigen Zeichen an K.

Die Antwort kam schneller und war witziger als erwartet (Man bedenke es war fast Mitternacht):

Hey, stehe gerade auf...jetzt nur noch einen irish-coffee Abklatsch...da keine Sahne mehr im Haus und dann fast unterwegs...

„Willkommen in Berlin“ dachte ich mir zum tausendsten Mal seit ich vor über zehn Jahren in diese Stadt gezogen war und trank, zufrieden am richtigen Platz auf der Welt zu sein, darauf einen großen Schluck Bier.

Mein meistens betrunkener Barfreund kam gerade von Draußen herein und teilte mir stolz mit, dass jetzt gleich seine vielleicht zukünftige Mitbewohnerin hier aufschlagen werde. Das Mädel sei 19 und eine begabte Künstlerin, die morgen ihre Ausstellung in einer nicht gerade kleinen Galerie eröffnen würde. „Danke für die Info du Honk. Das hättest du mir auch 5 Minuten früher sagen können“ dachte ich mir „Jetzt habe ich gerade vor Langeweile eine über-dreissig-jährige, erfolglose Künstlerin hergesimst. Wie soll das denn jetzt bitte aussehen?“

Die Neunzehnjährige war natürlich wesentlich flinker und betrat die Bar schon nach wenigen Minuten. Zu dem Zeitpunkt schlürfte meine Künstlerin wahrscheinlich noch an ihrem Irish Coffee mit H-Milch. Ich kam derart schnell mit ihr ins Gespräch, dass ich schon Angst hatte mein Barfreund wäre jetzt beleidigt. Wir hatten einen extrem ähnlichen Kunstgeschmack und daher reichlich Themen. Mein Barfreund verließ irgendwann den Tisch. Nach einer halben Stunde kam K in die Bar. Sie kam direkt zu mir und ich fand mich in einer ähnlichen Situation wieder wie eine Woche zuvor. Die beiden kannten sich nicht und in der Bar war es zu laut um entspannt ein Gespräch zu dritt zu führen. Ich wußte nicht, mit welcher der beiden Ladys ich jetzt quatschen sollte und wechselte so immer nach einer gefühlten viertel Stunde zur anderen, was zur Folge hatte, dass immer eine der beiden gelangweilt an ihrem Drink nippte. Zu meiner Erleichterung war es selten diejenige mit der ich mich gerade unterhielt.

Nach einer geschätzten Stunde Gespräch-links, Gespräch-rechts fühlte ich mich wie ein Tennisball, zumal die Themenwahl der Beiden auch noch so extrem unterschiedlich war. Die Neunzehnjährige verabschiedete sich, lud mich zu ihrer Ausstellung ein und drückte mir zu guter Letzt noch ihre Nummer in die Hand. Die restliche Nacht quatschte ich mit K. Wie C auch, erzählte auch K mir so gegen 5:00Uhr Nachts dann in einem Nebensatz, dass sie seit 7 Jahren mit ihrem Freund zusammen ist. Im Gegensatz zu C wohnt K zwar nicht mit ihm zusammen, ist dafür aber wohl schon halb verheiratet. Beides Frauen, die ich in einer Bar angesprochen habe. Beides Frauen, die mir in einer Bar ihre Nummer gegeben haben. Beides Frauen, die mich doppelt so oft kontaktieren, wie ich darauf reagiere. Beides Frauen, die sich seit längerem Nachts mit mir in Bars treffen. Frauen machen mir manchmal Angst.

Ich versuchte ihre Aussage möglichst zu überhören. Sie bestand allerdings darauf, mir ihre Beziehungsprobleme offen zu legen. Nach einer knappen Stunde Beziehungs-BlaBla tropfte mir Blut aus dem linken Ohr. Ich sah mich gezwungen etwas zu tun, wenn ich diese Nacht unbeschadet überstehen wollte um noch Bambis Feierabend zu erleben. Ich unterbrach K und erklärte ihr, dass wenn sie Lust habe zu tanzen, sie heute ruhig früher in Club1 gehen könne, da ich heute so oder so bis Feierabend hier bleiben würde, weil ich es auf Bambi abgesehen habe. Ich erklärte ihr, dass ich es schon lange auf Bambi abgesehen habe und heute Nacht irgendeine Reaktion von dem kleinen schwarzen Paarhufer sehen wolle um nicht länger meine Zeit und meine Energie sinnlos zu verpulvern. K war sichtlich perplex. Sie erklärte mir, dass es eine schlechte Idee wäre hier zu warten und irgendetwas zu erzwingen. Mir war ihre Meinung dazu herzlich egal. Es war zwischen all den Geschichten ihrer langweiligen Beziehung mit einem langweiligen Mann sehr spät geworden, die Bar hatte sich stark geleert und Bambis Feierabend kam immer näher. Ich wollte K hauptsächlich los werden, um mich jetzt auf die Rehjagd vorbereiten zu können.

Ich ging erstmal zum Nachtanken an die Bar. Bambi kam mir auf der anderen Seite entgegen. Ich wollte gerade etwas sagen als sie ihren Kopf etwas schräg legte, mich seltsam anlächelte und dann vielsagend seufzte.

B: Ach... Elia.

I: Ääää.... ach.... Bambi?

Sie lächelte mich breit an. Die Situation fühlte sich “ungewöhnlich“ an.

I: Ich glaube du hast mich noch nie Elia genannt...

B: Ich war jetzt so lange zuhause gesessen. Heute lasse ich die Sau raus.

I: Aha, was ist denn noch geplant?

B: Ich gehe nachher noch in ...(ClubX)...

Ich bestellte noch einen Whisky und ging zurück zu K, die in der Ecke auf mich wartete. Die Situation mit Bambi verwirrte mich immer noch als K auf die Idee kam, es wäre ein guter Zeitpunkt um jetzt vieldeutig zu werden.

K: Also, da ist die Sache mit meinem Freund, aber da gibt es noch etwas anderes.

I: Ok. Was denn?

K: Nein. Nein, ich bin zwar betrunken, aber so betrunken bin ich noch nicht.

Ich war zu abgelenkt und zu wenig interessiert um darauf weiter einzugehen. K fing jetzt an, auf mich einzureden, ich solle doch mit ihr jetzt in Club1 mitkommen. Ich erklärte ihr nochmals die Situation mit Bambi und sagte ihr, sie solle doch tanzen gehen, ich würde ja eventuell nachkommen. Sie war nicht loszuwerden. Die Bar war mittlerweile fast leer. Ich versuchte eine weitere halbe Stunde K hinaus zu komplimentieren. Am Schluss waren wir nur noch zu viert. Bambi, eine sturzbetrunkene Transe, K und ich. K stand inzwischen mit Jacke nahe der Tür und starrte mich seltsam an. Bambi bat mich, den Säufer doch bitte aus der Bar zu führen. „Welchen von beiden?“ dachte ich mir nur und erklärte der betrunkenen Transe, dass sie/er jetzt gehen müsse. Seltsamerweise ging K gleich mit. Ich stellte mich wieder zu Bambi, die am Aufräumen war und wollte gerade ein wenig smalltalken, als K plötzlich wieder stumm in der Bar stand. „Jetzt wird’s aber langsam nervig“ schrie ich in mich hinein und sah keinen anderen Weg als mit ihr nach draussen zu gehen. Draussen redete sie weiter auf mich ein mit ihr in einen Club zu gehen. Es mache doch keinen Sinn, ich werde hier noch hundert Mal vor der Bar warten und so weiter und so weiter. Ich überlegte, ob K als “Social Backup“ eventuell doch noch Sinn machen würde. Ich konnte mich mit ihr darauf einigen in ClubX zu gehen, in der Hoffnung, Bambi würde dorthin nachkommen. Dort angekommen standen wir vor verschlossener Tür. K schlug Club1 vor. Mir wurde langsam mulmig. Ich hatte jetzt sechs Stunden gewartet um Bambi zu closen und wollte das nicht wegen K verpassen. Ich trottete trotzdem mit ihr zu Club1 und hoffte, dass Bambi später die gleiche Idee haben würde. In Club1 war die Musik bereits aus und die Türsteher dabei die Alkoholleichen vor die Tür zu setzen. Wir machten uns auf den Weg zu Club2. Mein schlechtes Gefühl, Bambi heute nicht mehr zu sehen wuchs mit jedem Locationwechsel.

In Club2 war noch Remmidemmi. Wir stellten uns an die Bar, bestellten zwei Bier und innerlich überlegte ich mir bereits Foltermethoden, sollte ich wegen K jetzt wirklich meinen Bambi-Close verpasst haben. K wollte unbedingt tanzen, aber ich weigerte mich. Sie ging also alleine tanzen und ich stand am Rand der Tanzfläche und schüttete Bier auf meinen Frust. „Was ist denn jetzt hier wieder falsch gelaufen? Der Abend sollte doch mit einer ganz anderen Frau enden“ dachte ich, als mein Blick auf den Eingang fiel. Wie am Anfang des Abends trafen sich unsere Blicke schon im Türrahmen, nur dass sie diesmal rein kam. Bambi lächelte mir kurz zu und ging dann an die Bar. Mein Kopf entspannte sich sofort. Ich blickte Richtung Tanzfläche und sah der betrunkenen K zu. Als ich mich wieder im Raum umsah, entdeckte ich Bambi, die sich direkt neben mir auf ein Podest gesetzt hatte und mich von unten angrinste. Ich musste praktisch nur einen Schritt zur Seite gehen und mich neben sie setzen.

Wir fingen an zu quatschen. Während des Gesprächs fiel mir mir auf, dass sie mit einem Fuß die ganze Zeit nervös am zappeln war. Ich lenkte das Gespräch auf ein Theaterstück, von dem ich dachte es müsste sie interessieren. Ich hatte mir das Stück als „Notfallplan“ zurechtgelegt falls sich keine andere Möglichkeit ergeben sollte nach ihrer Nummer zu fragen. Mitten in meiner Erzählung über das Stück, unterbrach mich Bambi, grinste kurz und meinte dann:

B: Das klingt ja so als würdest du dir das Stück total gerne ansehen. Wenn ich mitkomme.

Ich war erstmal etwas überfordert von ihrer provokanten Formulierung, wobei sie es ja nur nüchtern auf den Punkt gebracht hatte.

I: Äää... Ja. Könnte man so sagen.

B: Aha. Also... Ja, nein. Also ja! Das interessiert mich, ja. Ich würde mitkommen, klar. Also ja.

I: Na dann...äää... Schick ich dir mal die Infos zu?... Hast du ne E-Mail-Adresse?

Innerlich trat ich mir dafür kräftig gegen das Schienbein. „E-Mail-Adresse?“ dachte ich „Du fängst jetzt wieder mit deinen beschissenen E-Mail-Closes an, du Depp? Das ist Bambi! Reiß dich jetzt mal zusammen!!“. Bambi musste mir meinen Monolog angesehen haben, denn sie griff beherzt auf meine Seite und übernahm das Steuer:

B: Ähm. Ja aber vielleicht ist es besser ich geb dir mal meine Telefonnummer und du rufst dann einfach spontan mal an.

Ich konnte es kaum glauben. Hatte sich das Reh gerade selbst geclosed? Ich griff sofort in meine Tasche, kramte mein Handy raus, Tippte ihren Namen ein und hielt es ihr hin. Bambi tippte ihre Nummer ein und gab es mir zurück. Wir redeten noch einige Minuten, bis K meinte es wäre mal wieder an der Zeit sich vor uns zu knien und sich ins Gespräch zu drängeln. Da sie Bambi konsequent ignorierte, stellte sich Bambi nach einigen Minuten selbst vor. K gab mir zu verstehen, sie würde jetzt gehen, es sei ja schon früh am Morgen. „Ja, bitte. Tu das endlich!“ dachte ich mir. Sie zog sich ihre Jacke an und ging. Ich fühlte mich etwas erleichtert und kümmerte mich wieder um Bambi. Inzwischen war noch ein Bekannter von Bambi dazugestoßen. Kaum war ich mit ihm etwas im Gespräch, stand K wieder vor mir. Ich traute meinen Augen nicht. War diese Frau etwa nicht in der Lage einfach mal nachhause zu gehen? Sie erklärte mir, es sei so hell draußen und sie habe doch gedacht ich würde mitkommen. „Nein“ korrigierte ich sie, ich hätte nicht vorgehabt mit zu kommen, ich wolle noch etwas hier bleiben. Nach langem Kampf und mehrfachen Verabschiedungen konnte ich K dann aber doch überzeugen zu gehen. Und diesmal blieb sie auch weg. Ich hing noch eine Weile im Club rum, wobei mich Bambis Bekannter ziemlich in Beschlag nahm. Dann ging ich mit ihm und Bambi in Richtung U-Bahn. Ich verabschiedete beide und sagte ich würde mir ein Taxi nehmen. Ich lief eine Weile und sah den Leuten beim Brötchen holen zu. Es war inzwischen reichlich morgendlicher Betrieb auf den Straßen. Dann setzte ich meine Kopfhörer auf, beschloss den ganzen Weg zu laufen und ging mit tänzelnden Ausfallschritten, hüpfend und springend und mit wehenden Zöpfen nachhause. Vor dem Einschlafen checkte ich nochmal ob ich wirklich die Telefonnummer des Rehs in meinem Handy hatte und fiel dann rückwärts in die Kissen.



Der Bittere Nachgeschmack.


Sonntag verbrachte ich im Bett. Ich fühlte mich noch nicht in der Lage mich bei Bambi zu melden. K schrieb mir, sie hätte eine sehr gefährlich Fahrt auf dem Fahrrad gehabt, aber den Abend hätte sie sehr genossen. Karten für das Theaterstück waren nicht mehr zu bekommen und ich musste auf die Abendkasse hoffen. Montag Mittag schrieb ich Bambi eine SMS:

Hey Bambi. Das Stück (morgen) ist natürlich ausverkauft. Aber die geben ab 17Uhr die Reservierungen frei. No risk, no fun? Dabei? Elia.

Es kam den ganzen Montag keine Antwort. Gegen Abend wurde ich extrem nervös. Es kotzte mich an, dass ich eine SMS geschrieben hatte, statt anzurufen und es kotzte mich noch mehr an, dass sie sich nicht meldete. In meinem Frust machte ich für den nächsten Tag ein Date mit J, meiner “ex-Affäre“ zum Kochen bei mir aus. Den Dienstag musste ich arbeiten, was eine gute Ablenkung war. Kurz vor Ende des Jobs kam eine SMS von J, sie sei extrem schlecht drauf wegen einer Jobabsage und ihrer Trennung und würde lieber ein anderes Mal vorbeikommen. Verdammt. In meiner Verzweiflung schrieb ich kurz mit Lolita, dem Kätzchen, das sich gerade in Berlin herumtrieb. Sie antwortete mir, sie sei schon auf dem Weg zu dem PickUp-Autor bei dem sie momentan nächtige. Bumm. Der Abend schien nicht zu retten. Und so machte ich mich an einem Dienstag Abend auf den Weg in die Bar. Bambi war (wahrscheinlich zum Glück) nicht da. Ich schrieb K und C die gleiche SMS. Den Namen der Bar und ein Fragezeichen. Keine hatte Zeit. Ich trank ein paar Bier und ging wieder nachhause.



Jetzt Und Hier


Da ich den Text in mehreren Etappen geschrieben habe sind dazwischen zwei Tage vergangen. Gestern Abend hat sich K gemeldet, ob ich Lust hätte in die Bar zu kommen, sie sei auf dem Weg. Ich antwortete ich wäre schon halb im Bett, aber wer denn hinter der Bar arbeite (Was für eine fiese Antwort eigentlich). Sie schrieb zurück Bambi sei hier, aber sie selbst würde nicht allzu lange bleiben. Ich musste mich zwei Mal auf dem Weg ins Bad zur Ordnung rufen, um nicht wie ein ferngesteuerter Idiot los zu tigern, nur weil jemand mein Lieblingsreh erwähnt hat. Als ich zum zweiten Mal in mein Schlafzimmer zurückkehrte summten zwei SMS in meinem Handy. Eine von K, sie würde bald gehen aber die Musik sei gut und eine von Bambi. Bambi schrieb:

Sorry Elia hab's voll versemmelt...wollte mich eigentlich noch melden bei dir.

Mehr nicht. Ich war erstmal zwanzig Minuten damit beschäftigt mir selbst das Handy aus der Hand zu nehmen, um ihr nicht sofort zu antworten. Kurz überlegte ich, ob es einen Zusammenhang zwischen Bambis SMS und Ks Aufenthalt in der Bar gäbe. Haben die zwei gerade über mich geredet? I hope not!

Heute morgen habe ich ihre SMS nochmal gelesen und weiß nach wie vor nicht, ob oder wie ich darauf antworten soll. Bisher ist mein Plan, gar nicht zurück zu schreiben, da man sich ja sowieso demnächst wohl wieder in der Bar begegnen wird und sie mich praktisch ja fast drei Tage hat auf eine Antwort von sich warten lassen – was irgendwie ja auch eine Aussage ist.

Allerdings bin ich kein wirklicher Fan von freeze-outs und das könnte auch irgendwie nach beleidigter Leberwurst aussehen...

Gerade hat mich J für Sonntag Abend in ihre neue Wohnung zum Kochen eigeladen. Anlauf Nummer drei sollte dann vielleicht auch mal klappen.

Wie ich weiter mit Bambi verfahren soll, weiß ich noch nicht. Tipps anyone?


Elia

13. Februar 2013

Hähnchen im Körbchen

Gerade habe ich in der Apotheke einen neuen 50er Pack Aspirin gekauft, bin dann nachhause gegangenen und habe einen Termin für eine Magenspiegelung vereinbart. Das nennt man dann wohl “Ü-30-Clubgame“. PickUp ist schon was sehr feines.

Des weiteren etabliert sich im Pick Up Forum anscheinend gerade die Redewendung “einen Elia bauen“ (Danke Ratte!) für das Nicht-Abschleppen einer nahezu sicheren Chance. Ich habe das jetzt heute mal so an die Duden-Redaktion gefaxt:

Elia, der
Substantiv, maskulin – männlicher Vorname
(auch Elia Elijah; Elias, Ilja,Ilia;hebr. Elijahu), biblischer Prophet
Berliner Pick Up Heartist, Redewendung, Redensart: einen Elia bauen (Eine paarungswillige oder interessierte Frau ignorieren oder daten um sie im Anschluss zu ignorieren / Eine klare Chance nicht nutzen)

Mal sehen, wie das aufgenommen wird.

Letzten Freitag habe ich meinen persönlichen Rekord im Nicht-mit-Frauen-Schlafen auch nochmal selbst überboten. Ich habe es diesmal geschafft mit sage und schreibe drei Frauen an einem Abend nichts anzufangen. Und zwei davon waren deutlich interessiert. Also Jungs aufgepasst wie Papi das gemacht hat, hier könnt ihr nämlich noch was lernen!

Zunächst mal hatte ich euch natürlich verschwiegen, dass mein Liebeskrankes Hirn sich neulich ein kleines aber recht witziges, weil auf Insider unseres Gespräches bezugnehmendes, Präsent für L ausgedacht hat. Wir reden hier von 1,40 EUR, es ist also kein Ring, soviel kann ich vorwegnehmen. Trotzdem setze ich schon mal sicherheitshalber meinen Anti-Nice-Guy-Shitstorm-Helm auf. So, legt los!

Jedenfalls ging ich also letzten Freitag frohen Mutes mit eben diesem Präsent in der Tasche in die Stammbar um es meinem Lieblingsreh zu übergeben. Dort angekommen begrüßte ich erstmal die mir bekannten Gesichter und musste aber sogleich feststellen, dass L nicht unter den Anwesenden war. Verdammt. Verdammt schade. Aber kein Weltuntergang.

Ich stelle mich also an die Bar, wechsle ein paar Worte mit dem Barkeeper und bestelle ein Bier. Während ich auf mein Erfrischungsgetränk warte lasse ich meinen Blick den Tresen entlang schweifen. Typen, Typen,..... noch mehr Typen....ein Typ den ich vom letzten Mal kenne.....und ein hübsches kleines 2er Set. Und was für ein nettes! Blond und etwas hippie-esk neben düster, blass mit schwarzer Kurzhaarfrisur. Und der kleine Vampir schaut auch direkt zu mir rüber. Großer Vorteil, wenn man gerade frisch in die Bar gekommen ist: Man wird selbst auch erstmal gemustert. Ich zwinge mich den Blickkontakt zu halten (nicht meine Stärke) und BOOM! Madame lächelt mich doch direkt an. Das genügt mir als Einladung. Auf die schriftliche will ich nicht noch warten und das Antwortfax spare ich mir, also los. Den Kerl neben ihr kenne ich, wie schon erwähnt, ja noch von einem weniger frauenreichen Abend, also kurz mal zugeprostet und hingedackelt. Ich werde herzlich begrüßt (der Typ scheint nicht gerade in Freunden zu schwimmen) und quatsche erstmal eine Runde mit meinem neuen, unfreiwilligen Wing. Bei der Gelegenheit frage ich ihn auch gleich ob er die zwei Ladies neben sich denn kenne. „Na klar!“ antwortet er, die Blonde habe hier gerade mit ihrer Band gespielt, er habe Fotos vom Konzert gemacht, und die Schwarzhaarige sei ihre Freundin aus den USA. Gut, das reicht mir an Info. Ich drehe mich während der Unterhaltung langsam gen Bar, bis ich genau zwischen ihm und meinem porzellanhäutigen Target am Tresen stehe. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie zwei ihrer Freunde gehen. Dann warte ich nur noch, bis mein mitteilungsfreudiger neuer Freund mal kurz eine Gesprächspause einlegt um dem Erstickungstod zu entgehen und drehen mich dann zu ihr um. Im gleichen Moment verabschiedet sich ihre blonde Freundin und wirft mir im Gehen noch einen komplizenhaften Blick zu. Frauen sind uns irgendwie immer einen Schritt voraus. Sie sitzt jetzt neben mir und blickt auf ihr Beck's. Ich warte noch zwei Sekunden, nicht weil ich mich nicht traue, dafür stehe ich jetzt einfach zu dicht vor ihr, sondern weil ich komischerweise anfange die seltsame Spannung in der Luft zu genießen. Dann lehne ich mich etwas zur Seite und blase zum Angriff:

I: Everyone is leaving you.
Man sieht, dass sie nicht weiß, wie sie darauf antworten soll.

I: Looks, like you're a very interesting person.

S: It does?

I: Totally. Tell me about you.

Wir kommen ins Gespräch, obwohl sie sehr starr und distanziert bleibt. Sie erzählt mir, sie sei Amerikanerin (surprise!) und studiere Philosophie und Germanistik in Berlin. „Großartig!“ denke ich mir „ich hab's also mal wieder geschafft, die einzige Frau in der Bar zu finden, die zu 89% aus Kopf und zu 5% aus Trockeneins besteht“. Aber man könnte behaupten, ich hätte mich in den letzten Monaten ja praktisch auf philosophierende Frauen spezialisiert. Also füttere ich sie ein wenig mit dem für ihre Spezies empfohlenen Futter um ihr die Scheu zu nehmen. Ich fange mit Nietzsche und Sloterdijk an, die einzigen Philosophen von denen ich mehr als ein Buch gelesen habe, auch wenn das schon viel zu lange her ist um noch wirklich viel über den Inhalt sprechen zu können. Madame entspannt sich ein klein wenig, was nicht heißt, dass sie aufhören würde sich mit beiden Händen an ihr Bier zu krallen, auf das Selbige zu Starren als wäre es ihr Teleprompter und mir durch das nervöse Abgefitzel des Etiketts zu signalisieren, dass ihr letzter Geschlechtsverkehr wahrscheinlich mindestens so lange her ist, wie meiner. Ich versuche immer wieder die Unterhaltung auf eine witzige, private und spielerische Ebene zu bringen, aber das scheint ein Weg zu sein, den sie noch nicht bereit ist mitzugehen. Als ihre Freundin auftaucht, um mir schon wieder einen ihrer verschwörerisch-vielsagenden Blicke zuzuwerfen (scheint ihr “Ding“ zu sein) fängt meine Hose an zu vibrieren. Zu meiner großen Erleichterung ist es mein Handy und nicht meine Vorfreude. Eine SMS von C (dem Vorweihnachtsdate):

Bist du in der ...(Stammbar)... ?

„Der Abend kann ja doch noch unterhaltsam werden“ denke ich mir und tippe unter dem Tresen zurück:

Yupp.

Dann widme ich mich wieder meinem eiskalten Engel. Sie möchte über Kant reden. Ich verkneife mir ein Gähnen und beginne zu begreifen, warum alle ihre Freunde in der anderen Ecke der Bar sind, und dass der Blick ihrer Freundin vielleicht doch eher ein fragender war. „Was für eine Verschwendung“ geht es mir durch den Kopf, während ich ihren langen, dünnen Fingern dabei zusehen wie sie auch das Etikett ihres zweiten Bieres mit ihren amerikanisch gepflegten, perfekten Nägeln anzuknibbeln beginnen. Das Mädel ist eigentlich wirklich zum Anbeissen. Wäre sie doch nur ein klein bisschen spannend. Wir sind thematisch bei Susan Sontag und Annie Leibovitz angekommen, als sie vorsichtig von ihrem Bier weg und mir in die Augen schaut. Da vibriert meine Hose schon wieder. Inzwischen ist der Überraschungseffekt kleiner, aber ich zucke trotzdem etwas zusammen. Ich checke mein Handy. Eine SMS von K (was geht denn jetzt ab?):

Hey Elia, gehst du heute auch in die ...(Stammbar)... oder musst du dich noch von gestern erholen? Gruß K

„Jetzt wird’s witzig“ denke ich mir und komme langsam richtig gut drauf. Ich tippe auch ihr kurz zurück:

Bin schon da.

Dann wieder zurück zur Philosophie. Inzwischen bin ich nicht nur gelangweilt, sondern eher genervt. Nicht nur, dass sie keinen Millimeter flirty oder playful ist, sondern spricht wie in der Uni, man muss ihr auch jeden Satz aus der Nase ziehen. Das Gespräch wird anstrengend. Ich versuche inzwischen auch schon gar nicht mehr Augenkontakt herzustellen, sondern lass meinen Blick durch die Bar wandern.Und da sehe ich auch schon C die Bar betreten. Sie winkt mir zu. Sie stellt sich ein paar Meter von uns entfernt an den Tresen und bestellt. Es fühlt sich erleichternd an, sie zu sehen und in meinem Kopf höre ich die Schulglocke klingeln. Philosophiestunde vorbei.

I: I´m sorry, but i have to say hello to someone. It was nice meeting you. See you later.

Ich suche instinktiv nach meiner Schultasche als ich aufstehe und meine steife Philosophin allein an der Bar zurücklasse. Ich schiebe mich durch die volle Bar bis ich hinter C stehe. Es läuft gerade einer meiner Lieblingssongs. Sie wartet immer noch auf ihr Bier.

I: Hey

C: Hey

I: Du kommst und es läuft mein Lieblingslied. Wenn das nichts bedeutet...

C: Meinst du?

Sie dreht sich wieder zur Bar und ich blicke in Richtung Tür und sehe wie K gerade hereinkommt. Ich wiege kurz ab und gehe dann rüber zu K. Wir begrüßen uns und sie bestellt am Tresen einen Wein. Als wir anfangen uns zu unterhalten sehe ich wie C ein paar Meter weiter am Tresen steht und zu uns rüberblickt. Ich beschließe, dass C für ihre komische Boyfriend-Mail jetzt warten muss und quatsche eine gute Stunde sehr ausgelassen mit K. C schaut immer wieder zu uns rüber und als ich mich auf den Weg durch die Bar mache um auf Toilette zu gehen, greift sie nach meinem Arm und stoppt mich. „Hey, wir unterhalten aber jetzt dann schon nochmal, oder?“ fragt sie. „Äh, ja, gleich“ gebe ich zurück und ziehe weiter. Als ich zurückkomme gehe ich trotzdem wieder zu K Wir waren sowieso mitten im Gespräch. Zwischendurch drückt sich noch meine Philosophie-Freundin an uns vorbei in Richtung Ausgang. Ich ernte einen bösen Blick von ihr, bin mir aber keiner Schuld bewusst. C wirft mir auch immer wieder Blicke zu und so entschuldige ich mich nach einer halben Stunde bei K und gehe rüber zu C. Während ich mit ihr spreche, sehe ich wie K recht planlos mit ihrem Wein in der Hand nahe des Eingangs herumsteht. Mein Freund von der Bar kommt zwischen drin sturzbetrunken vorbei und prostet mir lallend zu. Auf der einen Seite genieße ich die Situation natürlich, auf der anderen Seite finde ich es auch irgendwie unangenehm und beschließe daher, die beiden Damen doch einfach beide in der gleichen Ecke zu parken.

Ich winke also K zu mir herüber und sie stellt sich zu uns. Lustigerweise begrüßen sich die beiden Ladies nicht sondern ignorieren die ersten 20 Minuten komplett die Anwesenheit der jeweils Anderen. Ich beschließe spontan daraus einen kleinen Versuchsaufbau zu machen, nicht einzugreifen und abzuwarten, wann die zwei sich von unserer Zivilisation genötigt fühlen Hallo zueinander zu sagen. Es dauert eine halbe Stunde bis sie sich begrüßen. C dreht in dieser Zeit thematisch reichlich auf und erzählt mir und ihrer unbekannten Kollegin erstmal offenherzig, dass sie ja generell nie BHs trägt und Höschen auch nur, wenn sie eine Hose anhat. Ich blicke kommentarlos an ihr herunter. Sie trägt ein schwarz-weiss-gestreiftes Minikleid. Ich grinse sie an.

Die Damen gehen einer Unterhaltung untereinander immer noch aus dem Weg und unterhalten sich statt dessen abwechselnd mit mir. Ich fühle mich langsam richtig wohl in meiner Situation und überlege, was sich daraus jetzt eigentlich machen lässt. Nach einigen weiteren eindeutig zweideutigen Gesprächsthemen, die C in die Runde wirft, verlässt sie uns kurz, geht zur Bar, steht da einige Minuten und schwankt leicht und verlässt dann kommentarlos die Lokalität. Ich blicke ihr etwas verwirrt hinterher, kümmere mich dann aber wieder um K. Nach einer weiteren halben Stunde, trifft deren italienische Freundin ein. K teilt mir aber nach einigen Minuten mit, sie wolle jetzt in Club1 und fragt, ob ich Lust hätte mitzukommen. Es ist inzwischen weit nach 5Uhr und wir machen uns also gemeinsam auf den Weg zu Club1.

Club1 ist für diese Uhrzeit bereits enttäuschend leer. Wir werfen unsere Jacken neben das DJ-Pult und ich gehe zur Bar um mir ein Bier zu holen. Als ich zurückkomme ist K ziemlich gelangweilt und meckert über Club, Musik und Leute. Hätte ich ihr ein Bier mitbringen sollen? Auf der Hälfte meines Bieres verkündet K, jetzt nachhause zu wollen. Ich sage, ich wolle noch mein Bier leeren, inhalieren die halbe Flache und wir machen uns wieder auf den Weg nach draußen. Ich sage ich wolle noch zu Club2 schauen. K begleitet mich bis dorthin. Wir verabschieden uns und ich gehen in Club2. Am Eingang erfahre ich, dass sie noch vollen Eintritt nehmen und beschließe, dass ich darauf keinen Bock habe. Wieder draußen sehe ich K, die gerade versucht einen Bierzombie los zu werden. Ich gehe zu ihr und wir laufen gemeinsam in Richtung U-Bahn. Dort verabschieden wir uns noch ein mal. Ich überlege noch kurz in den Absturzclub zu gehen, entscheide mich aber dann doch für das übliche Ritual. Taxi. Bäcker. Bett.

Das nennt man dann wohl drei “Elias“ an einem Abend bauen.


Am nächsten Tag klingelt gegen Mittag mein Handy. Es ist C. Ich bin ziemlich verwirrt angesichts der Tatsache, dass wir eigentlich nur bei Nacht und betrunken miteinander sprechen und auch noch nie telefoniert haben. Sie hat kein spezielles Anliegen, sondern fragt was ich so mache und wie mein Abend noch so war. Ich berichte kurz vom Ausgang der Nacht und wir smalltalken über das Wetter und die Berlinale. Beides Themen, die mich nicht interessieren. Wing2 stellte hinterher die Theorie auf, C hätte horchen wollen, wie meine Nacht mit K weiter verlaufen war. Daran merkt man, wie gut Wing2 die Frauen und wie schlecht C mich kennt.

Alles in allem war es trotzdem eine lustige Nacht. Und sie unterscheidet sich deutlich (um genau drei Frauen) von einer meiner durchschnittlichen Bar-Nächte vor einem halben Jahr.

Ansonsten habe ich in letzter Zeit wieder Kontakt mit J, meiner Ex-Affäre. Sie hat mir erzählt, sie hätte sich von ihrem Freund getrennt und wohne wieder alleine. Hatte ich's doch richtig gerochen. Wir hatten uns für heute zum Kochen verabredet, was ich abgesagt und auf Sonntag verschoben habe, da ich morgen einen wichtigen Job habe und früh ins Bett muss. J wieder zu aktivieren wäre auf jeden Fall eine schöne Sache. Zwischen uns sind die Fronten geklärt und man könnte entspannt miteinander Spaß haben.

Meinem Rockabilly-Date habe ich übrigens gar nicht mehr geantwortet, da ich ihre Anfrage nach einem zweiten Date zwar respektabel direkt aber auch uncharmant pushy fand.

Und dann bin ich natürlich gespannt, wann ich Bambi (ich habe gerade beschlossen sie jetzt doch wieder Bambi zu nennen, L ist mir für sie zu kurz) wiedersehe.

Mal sehen, was das Wochenende bringt.

Elia

12. Februar 2013

Die entscheidende Sekunde

Gestern war ich in einem dieser Berliner Laptop-Hipster-Cafés verabredet. Als ich gerade meinen Latte im knallheißen Glas versuche gen Tisch zu manövrieren ohne mir dabei die Finger zu verbrennen stellt sich ein absolutes Traum-Mädel an die Kasse zum Bezahlen. Meine Atmung wurde flacher und ich konnte mich gerade noch darauf konzentrieren, jetzt wirklich den Kaffee nicht fallen zu lassen. Sie war mit Abstand das sweeteste, was mir seit Wochen über den Weg gelaufen war. Wie ihr wisst, ist auf mich Verlass und ich habe natürlich keinen Ton zu der Süssmaus gesagt sondern bin, in mich hinein fluchend, zu meiner Verabredung an den Tisch gegangen.

Um mich selbst zu bestrafen und mir nochmal richtig dick und fett aufs Brot zu schmieren, was solche Momente verändern können poste ich an dieser Stelle ein Video, das mir ein paar Stunden später wie zur Strafe auf Youtube vorgeschlagen wurde.



P.S.: Und an die Jungs, die schon nach dem Field Report von Freitag gefragt haben: Ich beeile mich! Hatte nur die Tage ausnahmsweise mal wieder recht viel mit Job um die Ohren. Aber er kommt, ich versprech's!

Elia

8. Februar 2013

What The Fuck ?

Der gestrige Tag begann eigentlich recht vielversprechend.
Als erstes meldete sich J, meine ehemalige Affäre, um anzufragen ob es mir besser geht und wann wir uns denn nun mal treffen könnten. Ich sagte ihr, dass meine Grippe fast weg ist und ich sie gerne wiedersehen würde. Sie schlug den Samstag vor. Da ich mir aber nicht sicher war, wie lange die Freitagnacht werden würde einigten wir uns darauf, dass wir Samstag Mittag mal telefonieren und uns sonst eventuell eben Sonntag treffen. Bin gespannt, wie das Treffen wird. Meine letzte Info war, wie schon erwähnt, dass sie mit ihren Freund zusammen wohnt. Also ohne Erwartungen rein und sehen, was sich ergibt.

Gegen Mittag bekam ich dann eine Mail von C, dem Vorweihnachtsdate, und K dem Mädel von vorletztem Freitag.

C hatte ich neulich Room In Rome empfohlen, da sie mir ja vor kurzem erklärt hatte, sie würde jetzt auf Frauen abfahren. Sie bedankte sich für den Tip, merkte aber an: „...Den gucke ich auf jeden Fall. Leider ist meine Frauenphase schon wieder vorbei, was ich ein wenig schade finde weil es mich so beschwingt und frei gemacht hat.“. Der Rest der Mail drehte sich um Sinnsuche und ihren Job. Ich entschied mich, auf Grund ihres Hinweises bezüglich ihrer wiederentdeckten Heterosexualität, mal die Wassertemperatur zu prüfen und schrieb unter anderem zurück: „Ja, gib mal bescheid, wie du ihn fandest, wenn du ihn gesehen hast. Ich mochte manche Szenen und den Soundtrack ganz gerne, manches war ziemlich seicht. Ich kann auch mal schauen, ob ich ihn noch hier rumfliegen habe...Dann könnte man auch einen Beamer-Abend starten, wenn du Lust hast...
...Wie? Die Frauenphase ist schon vorbei? Wie kommt das denn? War's eine schlechte Frau oder ein toller Mann, die/der das Projekt beendet hat ?

K meldete sich mit der Info, dass sie ein mieses Meeting hinter sich habe und sich für heute Abend mit unserer italienischen Bekannten in der Stammbar verabredet habe. Ich war mir nicht 100% sicher, wie der Hinweis, dass sie heute in die Bar ginge, zu werten ist. Trotzdem beschloss ich auch hier einfach mal zu testen und schrieb am Ende meiner Antwortmail: „...Na vielleicht schaue ich heute Abend auch mal in der ...(Stammbar)... vorbei, dann kannst du mir das nochmal erklären. Oder ist das ein "Mädchenabend" ?“ Ihre Antwort kam prompt und war sehr kurz: „Hey, Mädchenabend steht erst Samstag an ;) Vielleicht bis später, k

„Ok, ok, ok“ dachte ich mir „das Wochenende kann ja spannend werden. Heute Abend mit K treffen, morgen hoffentlich die Sache mit L (Bambi) klären und Samstag oder Sonntag ein Treffen mit J. Und dann mal sehen, ob C Lust auf einen Video-Abend hat.“
Gut gelaunt stellte ich mich also unter die Dusche, zog mich an und machte mich „Bar-fertig“. Ich sah nochmal kurz zum Fester raus – Igitt! Mini-Schneesturm! - Naja, was soll's. Jacke an. Oh, mein Handy vibriert lustig vor sich hin. SMS von K: „Hallo Elia, K hier...das Abendprogramm wurde so eben auf morgen verschoben! Vielleicht bis morgen?

Och, nööö! Geh ich jetzt trotzdem? Eigentlich bin ich ja schon ready to go? Ich schrieb ihr zurück ich würde sowieso in die Bar gehen und wir würden uns ja dann vielleicht morgen sehen, schmiss mich aber erst nochmal etwas gefrustet vor den Laptop. Oha! E-mail von C! Sie schreibt, sie würde mich gerne mal wieder in der Bar treffen und weiter: „Ja, ich sag bescheid. Beamer ist auch gut, ich gucke immer nur auf dem Rechner. wo wohnst du nochmal genau?“ und dann noch ein kurzer Satz zur Frauen-Thematik „Beides. Frauen waren unlustig und uninspirierend. Und mein Freund der länger weg war ist zurück gekommen.“ What??? Dein “Freund“ ist zurückgekommen? Wollt ihr mich heute alle verarschen? Ist da eine versteckte Kamera irgendwo? Was soll das denn jetzt?

Jetzt war ich frustriert UND verwirrt. Ich beschloss, die Bar zu canceln und mir stattdessen noch was zu essen zu machen. Als ich mit Spiegelei und Spinat wiederkam war mein Handy schon wieder am zittern. „Was kann das denn jetzt bitte noch sein?“ dachte ich mir. Es war das Rockabilly-Mädchen von Sonntag. Sie hatte mir Anfang der Woche kurz geschrieben, wie das Theaterstück war in das sie neulich gegangen war. Ich hatte mich für die Info bedankt und meine SMS mit „bis bald, Elia“ beendet. Darauf kam von ihr jetzt (um 23:30 by the way): „Wollte noch mal fragen was eigentlich „bald“ heißt...freu mich wenn's klappt. Liebe Grüße...“

Sie möchte fragen, was eigentlich „bald“ heißt? Was ist das denn für eine bescheuerte Anfrage? „Bald“ ist ein unbestimmter, kurzer Zeitabstand würde ich behaupten, aber das kann doch nicht wirklich ihre Frage gewesen sein? Ich wußte beim besten Willen nicht, was ich darauf antworten sollte und schrieb daher bis jetzt noch gar nichts zurück.

Als ich mich dann endgültig völlig Frauen-verwirrt ins Bett legen wollte, meldete sich noch meine Ex via Skype. Sie sei krank und läge im Bett und hätte gerne ein paar gute Filmtips von mir. What The Fuck?? Die nächste, die Filmtips von mir will? Bin ich der Horst in der Videothek? Und dann auch noch die Frau mit der ich die letzten vier Jahre praktisch kein Wort gewechselt hatte? Ich gab mich geschlagen. Ich schrieb ihr sie solle Beginners ausleihen, der wäre was für sie. Dann schnell den Laptop ausschalten und das Handy ganz weit weg legen, bevor mich noch mehr irre Weibchen attackieren. Der Mond scheint heute Nacht irgendwie falsch zu stehen oder was weiß ich.

Heute steht wieder Stammbar an. K wird da sein und L hoffentlich auch. Ich bin gespannt, was sich die Frauenwelt diesmal überlegt hat um sich über mich lustig zu machen. Ich rechne demnächst fest mit eingespielten Lachern aus dem Publikum.

Elia

5. Februar 2013

Theorie-Update, Job und Frauen-Feedback

Irgendwie war gestern ein extrem luschiger Tag. Kann momentan natürlich auch am Wetter oder meiner ausklingenden Grippe liegen, aber unter der Woche komme ich in letzter Zeit nicht mehr so wirklich in die Gänge.

Außerdem hat sich bei mir, ob das mit meiner Beschäftigung mit PU zu tun hat oder nicht weiß ich nicht, ein auffallendes Desinteresse in Bezug auf meinen Job eingestellt. Für viele Menschen ist das wahrscheinlich der Normalzustand, für mich ist das neu und eher beängstigend. Die letzten zehn Jahre stand mein Beruf eigentlich für mich über allem in meinem Leben. Ich arbeite frei und kreativ und habe meinen Beruf immer eher als große Leidenschaft als als simplen Job wahrgenommen. Dass ich davon gut leben kann, war natürlich toll, aber primär war mein Beruf für mich mein persönlicher Lebensmittelpunkt. Eine Tatsache übrigens, die in diesem Job, glaube ich, überlebenswichtig ist.

Dies hat sich verändert. Komischerweise ziemlich zeitgleich mit meinem Interesse an Pick Up und meiner intensiven Beschäftigung mit mir selbst und meinem Verhältnis zu Frauen. Mein Interesse und meine Leidenschaft für meinen Job sind drastisch gesunken. Kein gutes Gefühl.

Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt.

Gestern war aber auch ein recht lustiger Tag, was Frauen-Feedback angeht. Zu Beginn des Tages meldeten sich C (mein Vorweihnachtsdate) und J (eine ehemalige Affäre) per E-mail. J will mich gerne mal wieder sehen. Meine letzte Info war, dass sie einen Boyfriend hat. Vielleicht hat sich das aber geändert. C wollte Filmtips und offensichtlich ein wenig plaudern. Im Laufe des Tages habe ich beiden zurückgeschrieben. Gegen Abend haben sich dann K (Das Mädchen von vorletztem Freitag) und J (mein Rockabilly Date von Sonntag) gemeldet. Ich werde K heute noch antworten. Sie scheint ein Treffen am Wochenende anzupeilen. Was doof ist, weil ich zumindest den Freitag eigentlich eingeplant hatte um die Sache mit L (Bambi) endlich final zu klären. Ob ich meinem Rockabilly-Date noch antworte weiß ich nicht so genau.

Letztlich sind das aber lustigerweise alles Frauen, um die ich mich in letzter Zeit kaum bis gar nicht gekümmert hatte. Ja, ich weiß, das ist keine besonders neue Erkenntnis, aber doch immer wieder verblüffend wie unfehlbar mangelndes Interesse oder Aufmerksamkeit von meiner Seite zu Interesse von Seiten der Frauen führt.

Außerdem war es auch einfach ganz gut für das Ego, von vier Frauen an einem Tag angeschrieben zu werden und zeigt mir, dass sich durchaus etwas verändert hat in den letzten sechs Monaten und ich auf dem richtigen Weg bin.


Nun noch kurz zur Theorie:

Ich habe Models: Attract Women Through Honesty von Mark Manson durch und bin absoluter Fan. Models ist mit großem Abstand das bisher beste Pick Up Buch, das ich bisher gelesen habe und ich kann es nur jedem empfehlen. Es bietet einen umfassenden Überblick über Marks Theorien zur Verführung, die mich durchweg überzeugt haben. An ein/zwei Stellen wirkt es gelegentlich etwas “amerikanisch“ aber es bleibt trotzdem auf dem Boden. Marks Ideen zum Game sind simpel, logisch und realistisch. Kein Schnickschnack, keine “magischen“ Sätze, Zaubertricks, Tests oder falsche Versprechungen. Die Idee ist, auf dem schnellsten, besten und effektivstem Weg der Frau zu vermitteln, was man wirklich will und wer man wirklich ist. Offen und ehrlich. Kein indirektes Um-den-heißen-Brei-Getanze, kein Vermeiden von Körben und vor allem keine Verschwendung von Zeit (für beide Seiten). Für die Nagel-Fraktion, die einfach nur auf möglichst viele Kerben in der Bettkante aus ist, ist das Buch allerdings wohl das Falsche. Mich hat Models voll und ganz überzeugt und mir für mein Inner- und Outer-Game bisher von allen Büchern am meisten gebracht.

Als nächstes auf meiner Liste steht Minimal Game von Aaron Sleazy. Es war ein Tip vom gleichen Mitstreiter, der mir auch Models empfohlen hatte (Danke!) und was ich bisher reingelesen habe, scheint es ebenfalls sehr, sehr hilfreich zu sein. Wenn ich es durch habe, werde ich euch ausführlicher etwas dazu schreiben.


So, jetzt bleibt mir also wieder nur, den regnerischen Tag damit zu verbringen, darüber nachzudenken, wie ich das vor einem halben Jahr gemacht habe. Da habe ich mich ja irgendwie auch den ganzen Tag mit meinem Job befassen können.

Elia

4. Februar 2013

Date auf Bestellung

Oder: Das Ende des ONS-Projekts


Mich hat die Grippe erwischt. Trotzdem hatte ich mich Donnerstag hustend in die Stammbar geschleppt um L endlich zu einer Entscheidung zu “zwingen“. Ich musste dieses Endlosprojekt mit L jetzt einfach mal in Bewegung bringen. Ob vor oder zurück war mir egal, Hauptsache Bewegung. Denn so konnte es nicht bleiben. L hat mir letzten Freitag mal wieder nicht nur den letzten Funken Kontrolle über mich, sondern auch die Chance auf eine lustige Nacht mit K geraubt und das kann auf die Dauer ja so nicht laufen, wenn nicht wenigstens das Projekt L voran geht. Also trotz Grippe ab in die Nacht und in die Bar. L ist nicht da. Verdammt. Im Laufe des Abends erfahre ich sogar, dass L krank ist. Natürlich ist sie krank. Ich bin ja auch krank. Nachmacherin.

Den Freitag bin ich also zuhause geblieben um mich zu schonen. Samstag feierte Wing1 Geburtstag. Da musste ich natürlich wenigstens auf ein Bier vorbei, trotz Grippe. “Ein Bier“ ist allerdings leider ein Konzept, das mein Hirn immer noch nicht verstanden hat. Das Geburtstagskind fuhr mit mir um 3:00 Uhr im Taxi von der Bar weg. Natürlich sprang ich unterwegs doch raus und schleppte meinen kranken Körper erst in noch eine Bar und anschließend durch zwei Clubs. Um 7:00 verließ ich, um 50 Euro ärmer und kein Stück schlauer, den letzten der beiden Clubs. Ich bin ein Idiot und das Clubben wird langsam manisch.

Was ich aber eigentlich ja noch berichten wollte war die Geschichte von letztem Sonntag.

Vorletzte Woche Montag Abend um 23:30, ich war bereits auf halbem Weg ins Bett, teilte mir mein Handy summend mit, dass mich jemand mit einer Kurznachricht belästigen möchte. Ich blickte auf mein Handy und las, dass es sich um eine Dame namens J handelte. Vor ihrem Namen standen die Buchstaben “PU“. Das erklärte mir auch, dass mir spontan nicht einfiel, wer denn J bitte war. Aber die Abkürzung “PU“ habe ich in meinem Handy-Adressbuch eingeführt um Nummern aus Clubs und Bars von meinen “übrigen“ Nummern zu unterscheiden. Ich fing an zu grübeln und da erinnerte ich mich wieder. J war das Rockabilly-Mädel, dass ich zwei Wochenenden davor aus einer Mischung aus Langeweile und Verzweiflung morgens in Club2 angequatscht hatte (Pick Up Depression – 6. Januar 2013). Anscheinend hatte ich vor dem Nummerntausch doch einen halbwegs zivilisierten Eindruck hinterlassen. Dieser muss dann wohl zwei Wochen lang in ihrem Hirn vor sich hingeschimmelt sein und jetzt hatte er anscheinend derart das Stinken angefangen, dass sie sich gezwungen fühlte, sich bei mir zu melden. Sie schreib:

Hey Elia,
habe morgen frei und wollte fragen ob du Lust hast, heute noch was zu machen.
LG,
J

Heute? Montag um halb zwölf Nachts? Das Mädel schien Humor und einen recht standardisierten Arbeitsalltag zu haben. Aber lustig, dass sie nach zwei Wochen mit soner Spontanattacke in fremde Häuser fällt. Ich schrieb ihr zurück:

Hey J,
bin leider schon halb im Bettchen, sonst wäre ich auf jeden Fall dabei! Wie sieht's denn die nächsten Tage bei dir aus?
Elia

Sie schrieb mir zurück, sie hätte Montag wieder frei, sonst immer Frühdienst. Ich merkte an, dass man sich dann nur Sonntag treffen könnte, beglückwünschte sie zu diesen großartigen Arbeitszeiten und fragte sie noch, ob sie denn neulich nach dem Club noch gut nachhause gekommen seien. Sie berichtete, dass es wohl schwer war den Clubaufriss ihrer Freundin loszuwerden und dass sie mir zustimme was ihre Arbeitszeiten anbelangt, wir uns, wenn es mir an einem anderen Tag besser passe aber auch an jedem anderen Tag treffen könnten. Ok, dachte ich mir, die Dame scheint interessiert. Blöd nur, dass sie ein reiner Langeweile-Aufriss war und ich sie, soweit ich mich erinnere, nicht besonders aufregend fand.

Ich hatte J und ihre Anfrage schon wieder vergessen als Sonntag darauf um 15Uhr eine SMS von ihr kommt:

Hey Elia,
ist heute Abend noch ins Auge gefasst?
LG,
J

Ich hänge gerade mit Wing2 am Telefon zu unserem üblichen After-Weekend-Stand-Up-Comedy-Slam als ich ihre SMS lese. „Oh Mann, was mach ich denn jetzt mit der Lady? Die scheint ja echt hartnäckig. Geh ich mit der jetzt ein Bier trinken?“ frage ich ihn um Rat. „Tja, wenn's dich nicht kickt, Lass es. Oder Lass es einfach drauf ankommen und schau mal ob sich vielleicht doch was draus ergibt. Aber wenn's dir Wurst ist, kannst du auch versuchen, sie zu dir zu lotsen.“ gibt er trocken zurück. „Tja kein Plan, aber ich glaube sie war nicht wirklich heiß. Ach, Fuck it. Ich mach den Faulen und schau einfach ob die Dame sich bewegt“ beschließe ich und antworte ihr:

Puh. Bin ganz schön mitgenommen vom Wochenende. Wäre eher für was ruhiges. Wann hast du denn Schluss?

Sie antwortet sofort:

Hab schon Feierabend. Bin gerade auf dem Weg zu einer Freundin zum Essen. Was ruhiges... Was hälst du von Tatort?

Oh, mann die Dame will es wissen. Irgendwie fühle ich mich verpflichtet im Auftrag meines ONS-Projektes und des Weltfriedens sie da zumindest nicht auszubremsen. Als antworte ich knapp:

Essen erinnert mich an was! Tatort klingt gut. Bei mir oder bei dir?

Ich finde Tatort ziemlich panne. Aber darum geht es ja hier eh nicht. Ich werde hier gerade, ohne etwas dafür tun zu müssen, gedated und zumindest ansehen kann man sich die Lady dann ja mal. Sie erspart mir sogar noch das Haus zu verlassen:

Ich glaube bei dir ist besser. Meine Mitbewohnerin macht gerade riesen Aufräumaktion mit neuem Schrank etc... Wo muss ich denn dann hin?

Ich gebe ihr meine Adresse und schreibe ihr sie solle um 19:45 da sein, ich müsse noch etwas arbeiten. So habe ich genug Zeit um mich noch unter die Dusche zu stellen (die Hoffnung stirb zuletzt) und kurz meine Bude etwas aufzuräumen.

Um 19:46 klingelt es. Pünktlich. Die Begrüßung ist herzlich, wir gehen erst in die Küche, machen uns Tee und dann in mein Schlafzimmer, wo mein Beamer steht. Wir schauen von meinen Bett aus.

Tja da sitze ich also mal wieder mit jemandem, den ich in einem Club angelabert habe in meinem Bett. Das kommt mir bekannt vor. Nur dass es diesmal keine drei Dates benötigt hat, sondern die Dame sich selbst im Pizzaservice-Style an die Haustür geliefert hat. Der Vibe ist anders aber trotzdem ähnlich. Ich kenne die Frau nicht. Ich finde sie nett, aber nicht heiß. Sie ist nicht hässlich, sonder eher nicht wirklich mein Geschmack. Andere würden jetzt schon am Fummeln sein, ich sitze neben ihr und denke darüber nach, warum ich mich jetzt dazu zwingen müsste. Sie trägt eine dunkelblaue Jeans-Hot-Pants über einer dunklen Strumpfhose mit rosa Söckchen, die sie mir, so kommt es mit vor, entgegenstreckt. Wir schauen den Tatort, trinken Tee, essen Mandarinen und machen Witze über den fehlerhaften Plot. Als der Tatort vorbei ist quatschen wir über dies und das. Das Gespräch läuft parallel zu einem Gespräch, das ich in meinem Kopf jetzt mit mir selber führe. „Warum eskalierst du nicht?“ „Weil ich keine Lust dazu habe.“ „Hast du Angst vor einem Korb?“ „In keinster Weise. Ich wäre eher dankbar. Ich finde sie nett. Aber habe weder das Bedürfnis sie anzufassen noch zu küssen oder mit ihr zu schlafen. Im Gegenteil. Ich müsste mich ernsthaft dazu zwingen diese Frau derart nah an mich ranzulassen.“ „Was stört dich daran?“ „Ich kenne sie nicht und finde sie nicht heiß. Sie ist nichts anderes als ein fremde Person mit einer Vagina. Daher fände ich es unangenehm mit ihr intim zu werden.“ Während wir lachen und uns über Familie, Berlin und sonst was unterhalten, beginne ich innerlich Fehler an ihr aufzuzählen. „Sie hat kurze Beine. Ihre Hände sind nicht schön. Sie hat irgendwie so kurze, dicke Finger.“ „Was ist das denn jetzt für ein blöder Excuse. Du sollst ihr ja keinen Ring über den Finger ziehen.“ Ich stelle mir vor, wie sie mich damit anfasst. Es bleibt dabei. Diese Frau weckt in mir nicht das geringst Bedürfnis mit ihr körperlich zu werden.

Wir verstehen uns gut. Sie macht keinerlei Anstalten nachhause zu gehen. Es wird spät. In meinem Kopf ist die Entscheidung schon lange gefallen. Ich werde natürlich nicht mit ihr schlafen. Ich kann mich weder dazu überreden noch kann ich den Gedanken abstellen, dass es idiotisch ist, sich dazu zu zwingen mit jemandem Sex zu haben, wenn man es einfach nicht will.

Um 1Uhr schaue ich auffallen auf meine Uhr. Sie hat den Wink verstanden. Sie fragt wie lange die U-Bahnen hier fahren. Ich erkläre ihr wie sie zur nächsten Station kommt und fühle eine komische Mischung aus Erleichterung und schlechtem Gewissen. Sie hat mir noch von dem Abend in dem Club erzählt, und dass ihre Freundin ihren Clubaufriss zwar an dem Abend nachhause geschickt hat, ihn aber am nächsten Abend besuchte um Sex mit ihm zu haben. Ich habe ihren Wink auch verstanden. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich eben nicht bin wie manche andere Kerle und dass es mir nichts bringen würde mit ihr zu vögeln nur um der Reibung und der Schleimhäute willen. Ich funktioniere nicht so. Ich bin offensichtlich ein wenig komplizierter. Oder anspruchsvoller, egal wie man es nennen will.

Letzte Woche Sonntag habe ich also zumindest teilweise das Projekt ONS auf Eis gelegt. Ich habe PU begonnen um mehr Spaß zu haben. Um mehr Möglichkeiten zu haben, Spaß haben zu können und um mehr Frauen kennenzulernen. Ich habe beschlossen, zu tun worauf ich Lust habe und wenn mich ein Mädchen im Club reizt werde ich versuchen zu eskalieren und sie mitzunehmen. Aber mich zu etwas zu zwingen, worauf ich keine Lust habe, kann für mich nicht der Sinn hinter PU sein. Wenn ich nicht eskaliere, aber Sex mit ihr haben möchte, wäre das ein Problem. Wenn ich aber keinen Sex mit dieser Frau haben möchte gibt es auch kein Problem. Und ich muss mir kein drittes, viertes und fünftes Mädchen ins Bett zu setzen um zu verstehen, dass die Kombination Frau plus Bett bei mir noch nicht genügt um automatisch zu Sex zu führen.

Ich hoffe es ist niemand enttäuscht. Ich persönlich sehe es als Erkenntnis.

Freitag hat sich, entgegen aller Erwartungen K gemeldet. Das Mädchen, dass ich wegen L habe alleine in den Club gehen lassen. Ich habe ihr heute zurückgeschrieben. Mal sehen, was sich daraus ergibt. Ansonsten hoffe ich, dass L bald wieder gesund ist. Und ich bald wieder gesund bin. Und ich hoffentlich bald mal konkreteres zu dieser Geschichte schreiben kann.

Elia

2. Februar 2013

Blue Friday

Fleissige Mitleser werden ja wahrscheinlich schon gespannt darauf warten zu erfahren, was mir eigentlich letztes Wochenende eingefallen ist um keinen Sex zu haben. Ich kann schon mal so viel verraten: Mir sind gleich mehrere Wege eingefallen um dem ekligen, primitiven und schleimigen Akt der körperlichen Liebe aus dem Weg zu gehen. Sonntag hatte ich nur mit einer Frau keinen Sex. Das werde ich aber im nächsten Beitrag noch in allen nicht schmutzigen Details erzählen. Aber Freitag hatte ich sogar mit zwei Frauen keinen Sex. Und eine davon war auch noch nicht L. Die ganz Schlauen unter euch haben es jetzt vielleicht schon erraten: Die andere war L. Und um die Verwirrung komplett zu machen benenne ich L, die ich letzte Woche in Bambi umbenannt hatte, jetzt wieder in L um. Tadaaaa! Verwirrung! Ja, ich muss zugeben, manchmal komme sogar ich selbst schon ein wenig durcheinander bei all den vielen Frauen mit denen ich mittlerweile nicht schlafe. Tja, ich bin schon ein toller Hecht. Wenn nicht sogar ein Wels. Aber das große, tiefe Loch der Einsamkeit, das andere mit schnödem, bedeutungslosem Sex füllen, fülle ich eben ohne. Und dafür mit immer anderen Sachen. Freitag hab ich es ganz, ganz komplett bis zum Rand mit Bier gefüllt. Das war ein Spaß kann ich euch sagen. Jedenfalls so lange, bis es dann kein Spaß mehr war. Dann war es doof. Aber erstmal von Anfang an:

Wing2 und ich haben uns erstmal zum Pizza essen getrwhhhhooaaa Moment mal. Das kann man ja inzwischen nun wirklich auch schon nicht mehr hören. Ich sollte mir für den Einstieg mal was Neues einfallen lassen. Also jedenfalls sprangen Wing2 und ich wie immer mit je einem Stück Pizza in der Hand aus dem brennenden Helikopter und landeten so mit viel Gedöns, nackten Oberkörpern und springenden Fensterscheiben in der Touri-Bar. Viel besser. Und auch deutlich Alpha-mässiger. Dort angekommen klopften wir uns die Scherben von den Neoprenanzügen, Wing2 entdeckte die Kellnerin seiner Träume und ich mein bereits drittes Bier. Mit meinem Bier in der Hand unterhielt ich mich eine geschlagene halbe Stunde mit der grinsenden rechten Gesichtshälfte von Wing2, der mir leider überhaupt nicht zuhörte da er ja nur noch Augen für seine Traumkellnerin hatte. Ich werde sie leider weiterhin Traumkellnerin nennen müssen, was ein anstrengend langer Name ist. Aber da ihr Name leider L war, aber meine L ja schon L heißt und nicht mehr Bambi, werde ich seine L weiter Traumkellnerin nennen.

Jedenfalls nachdem sich Wing2 alle meine lustigsten Geschichten des Tages nicht angehört hatte und ich mich langsam bereit fühlte in die Nacht zu starten um die heißesten Babes der Stadt nicht mit nachhause zu nehmen, drehte er sich vollkommen illuminiert grinsend zu mir um und sprach durch sein Lächeln hindurch wie auf Droge: „Wow. Siehst du die Kellnerin da?“
„Welche? Die mit dem Spaß-haben-find-ich-doof-Gesichtsausdruck, die du gerade 10 Minuten lang mit deinem Grinsen quer durch den Raum verfolgt hast?“ murmelte ich in mein Bierglas. Wing2 wirkte immer noch leicht benommen „Ja genau die. Ich find die super. Sie ist so....“
„So eiskalt, dass die Eiswürfel in ihren Drinks größer und nicht kleiner werden während sie sie bringt? Ja absolut.“ gab ich zurück, aber Wing2 war nicht mehr wirklich ansprechbar. Er verstand das Pokerface der großen Schönen anscheinend als Herausforderung und erklärte mir, wir würden den Laden nicht eher verlassen, bis er es geschafft hätte, sie dazu zu bringen zurückzulächeln. Ich sah mich bereits in der Bar nach der gemütlichsten Ecke zum übernachten um und überlegte mir parallel ein paar Ausreden, falls wir es in absehbarer Zeit mit dem Türsteher zu tun bekommen würden. Wing2 drehte sein Grinsen nochmal um 60 Watt heller und strahlte damit unnachgiebig seiner Eisprinzessin in den Nacken so dass ich mir schon Sorgen um ihren einheitlichen Teint machte. „Wenn er so weiter macht, sollte man sie nach 20 Minuten mal wenden“ dachte ich bei mir, als sie sich ganz von alleine dem hellen Schein aus unserer Ecke der Bar zuwendete. Sie starrte jetzt wie gebannt auf ihr Tablett worauf ein kleiner Zettel lag. Wing2 ließ nicht locker. Wie ein Spot-Scheinwerfer war er direkt auf ihr Gesicht fokussiert. „Na komm schon Mädel... So viel kann auf dem kleinen Zettelchen gar nicht stehen... Nimm den Kopf hoch...Nimm den Kopf hoch! Tu es!“ schoss es mir durch den Kopf und die Zeit fing plötzlich an sich endlos auszudehnen bis zu einer extremen Zeitlupe. Ich blicke auf sie, dann auf ihn.... dann auf sie.... „spannend!“ … Meine rechte Hand greift nochmal ins Popkorn, mein Daumen liegt auf der Stadiontröte und dann.... Ihr Blick löst sich von ihrem blöden Tablett, ihr Kopf geht nach oben... Nochmal ein Blick auf Wing2 dann zurück zu ihr... und da entdeckt sie ihn. Man kann es deutlich in ihren Augen sehen. Ich blicke kurz zu ihm. Er strahlt über das ganze Gesicht. Dann zu ihr. Und da... Tor! TOR! TOR! Deutschland ist... ach Quatsch! Da kann sie sich nicht mehr zurückhalten, obwohl man sieht, wie sie noch dagegen angekämpft hat überkommt es sie da einfach und sie lächelt ihm das süßeste Lächeln seit der Erfindung der Zahnpastawerbung entgegen. Das Publikum auf den Rängen ist nicht mehr zu halten. Ein Aufschrei geht durch die Massen und eine La Ola folgt der nächsten. Ich bin so gerührt Zeuge dieses großen Augenblicks geworden zu sein, dass ich erstmal einen tiefen Schluck Bier nehme und mir mit der anderen Hand ein bisschen Pipi aus dem Augenwinkel wische.

Als sich die Stimmung in der Arena wieder etwas beruhigt hat, dreht sich Wing2 erschöpft von seinem mentalen Kampf zu mir „So, jetzt können wir gehen.“
„Wie jetzt? Kommt da jetzt kein Move mehr von dir?“ antworte ich verblüfft. „Nö. Das heben wir uns für nächstes Mal auf. Deine Leser müssen ja auch bisschen Spannung haben, wenn schon sonst gar nix passiert in deinen Field Reports“ gibt er knapp zurück. Wir zahlen also unsere Drinks und gehen Richtung Ausgang. Auf dem Weg bemerke ich kleine rosa Herzen die wie Seifenblasen hinter Wing2 durch die Luft wirbeln. Ich schiebe das auf den Alkohol.

Wir checken eine Bar, die wir am vorherigen Wochenende neu entdeckt hatten, ziehen aber direkt weiter, da dort weniger als Nichts los ist. Schließlich landen wir natürlich wieder in der Stammbar. Mein Auge scannt die Bar im Terminator-Style und zwischen all den Köpfen blinkt es schließlich neongrün. L ist da. Bingo! Da sie aber am Arbeiten ist, bleibt nur Zeit für eine kurze, sehr nette Begrüßung und einige kurze Sätze. Sie ist gut drauf. Ich bin gut drauf. Der Abend scheint perfekt. Alles was ich tun muss ist warten bis sie Feierabend hat.

Wir entdecken einen alten Freund mit seiner neuen Flamme am anderen Ende der Bar. Die erste Stunde vergeht mit den Beiden und einigen Drinks recht schnell. Danach stoßen noch Wing1 und einer seiner Kollegen zu uns. Die Bar scheint heute angefüllt mit bekannten Gesichtern. Die Schwestern vom letzten Mal sind auch wieder da. Ich quatsche mich gut gelaunt und trinkend von einer Ecke in die andere. Alle zwei Meter sagt jemand Hallo, habe ich das Gefühl. Ich komme mir vor wie Willi der mit Biene Maja von Blume zu Blume springt und immer abwechselnd einen Whisky und ein Bier trinkt. Wing1 und 2 machen sich kurz auf den Weg um etwas zu essen, aber da ich mich gerade so wohl fühle lehne ich ab und bleibe in der Bar. Wie sich später herausstellte, hätte ich wohl mitgehen sollen.

Als die Wings zurückkommen bin ich gerade in zwei Gesprächen gleichzeitig. Eines davon mit einer betrunkenen Italienerin, der ich versuche zu erklären wie großartig es ist, mit Frauen zu schlafen die gerade noch geweint hatten und wie phantastisch Küsse nach Tränen schmecken können. Alleine meine Fetisch-Themenauswahl hätte mir sagen müssen, dass sich mein Alkoholpegel inzwischen im oberen Bereich des Tanks befindet und es vielleicht an der Zeit wäre mal etwas langsamer zu treten um L's Feierabend noch halbwegs zu erleben. Aber ich bin zu gut drauf um derart spießigen Gedankengängen auch nur eine Zeile Raum zuzugestehen. Mitten in meinem Sex-Vortrag stellt sich ein sehr hübsches Mädchen mit Knaben-Figur und passendem Kurzhaarschnitt vor mich und meine Italienische Bekanntschaft und lächelt uns an. Die zwei scheinen sich zu kennen. Ich finde sie ausgesprochen süß. Drei, Zwei, Eins, Boom! „Hi“, „Hi“. Und los geht’s.

Wir arbeiten in der selben Branche und sie scheint auch noch einen mit meinem sehr deckungsgleichen Musik-Geschmack zu haben und so quatschen wir angeregt während die Zeit verfliegt und Bier und Whisky weiterfließen. Die Bar leert nicht langsam. Wing2 verabschiedet sich und kurz darauf auch Wing1 und sein Kollege. Ich bin bereits in der Phase, in der ich anfange abstruseste Vorträge zu halten, dunkle Endzeitszenarien zu malen und gelegentlich verschiedene Revolutionen und Konterrevolutionen gleichzeitig auszurufen aber K, so heißt die Dame, bleibt begeistert stehen und lauscht meinem Redeschwall. Diverse andere Bekannte verabschieden sich bei mir und ich sammle, während ich weiterhin K meine Welt erkläre, einen Social-Proof-Anstecker nach dem anderen an meinem Kragen. Es muss wohl nach Sechs gewesen sein, als ich meinen Blick durch den Raum wandern ließ und entdeckte, dass L sich in unmittelbarer Nähe zu uns auf einen Barhocker gesetzt hatte.

Ich entdecke sie und wie immer setzt kurz das Magnetfeld der Erde aus und ich spüre die fiese stechende Strahlung der Sonnenwinde am ganzen Körper. K erzählt mir gerade von sich und wo sie schon überall gelebt hat bevor es sie, der Liebe wegen, nach Berlin verschlagen hat. Ich lächle K kurz zur Bestätigung an, aber sie scheint wohl schon bemerkt zu haben, dass sich auf dem Hocker neben uns gerade ein feindlicher Störsender niedergelassen hat. Frauen haben oft, ähnlich wie Haie, einen so feinen Sinn für die emotionalen Bewegungen ihrer Opfer und Artgenossen im sozialen Aquarium um sie herum, dass man so eine Situation wohl kaum verbergen könnte. Wir reden noch einige Minuten weiter aber meine Augen gehorchen mir nur noch bedingt und meine Aufmerksamkeit wird von L, wie von einem Schwarzen Loch, unweigerlich seitlich abgesaugt. Ich erinnere mich, dass der einzige Gedanke in meinem Kopf plötzlich nur noch war, wie ich das niedliche, kleine, extrem interessierte, quasselnde Mädchen vor mir möglichst schnell los werde um mich um L zu kümmern. Es macht wohl kaum noch Sinn länger darum herumzureden. Es hat mich erwischt und zwar ziemlich böse.

Die Frage, wie ich sie loswerde, klärte K, die die Situation wohl inzwischen komplett durchblickte, gerne für mich.

K: „So... ich glaube ich werde jetzt mal ins ...(Club1)... gehen. Kommst du mit?“

I: „Och nö. Mal sehen, vielleicht komme ich ja noch nach“

K: „Alles klar. Sag mal hast du ne Karte oder so was?“

Ich gab K, inzwischen völlig abwesend, meine Karte. Ich registrierte gar nicht mehr, dass ich hier gerade einen fetten Eimer IOIs über den Kopf gelehrt bekommen hatte. Mein Hirn stand schon lange zwei Meter weiter rechts von uns neben L, sah entnervt zu mir herüber und tippe ungeduldig mit dem Zeigefinger auf seine Uhr. Ich verabschiedete mich von K, ging an die Bar um noch ein Bier zu kaufen und dann eine gerade Linie entlang direkt zu L.

Verdammt. Jetzt stand natürlich eine Freundin von ihr neben ihr und schien ihr etwas wichtiges zu erzählen. Mit meinem fünfunddreissigsten Bier in der Hand stand ich vor den Beiden als stünde ich in einer Schlange und warte, dass ich endlich drankomme. L blickte kurz hoch und sah mich recht freundlich an. Der Bierschwamm in meinem Kopf registrierte, dass das eine ziemlich blöde Position ist um länger darin zu verweilen und so parkte ich mich kommentarlos wieder an die Bar und trank mein Bier.

Ab diesem Moment beginnen die ersten Unsicherheiten in meiner Erinnerung.

Ich glaube mich zu erinnern, dass L sich schließlich an die Bar gesetzt hat und ich mich sofort neben sie. Ich fing an mit ihr zu sprechen aber spürte, dass sowohl sie als auch ich nicht wirklich entspannt waren. Recht klar erinnere ich mich wie ich zu ihr sagte: „Das war aber das letzte Mal entspannter mit uns Beiden. Ich würde vorschlagen wir atmen jetzt beide mal tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Los mach mit.... So. Jetzt sollte das besser gehen.“ Ich weiß vom Anfang des Gesprächs nicht mehr viel. Irgendwann zeigte L mir ein Plattencover und wir sprachen über die Photos darin. Mehrfach wurden wir von einem betrunkenen Engländer von hinten unterbrochen, der es wohl auf L abgesehen hatte, aber irgendwann aufgab. Ich bekam mal wieder einen kleinen Einblick, wie es sich wohl anfühlen muss als Frau spätnachts in einer Bar zwischen betrunkenen Männern zu stehen. Ich erinnere mich, dass L irgendwann zur Toilette ging. Als sie zurückkam war (ich weiß nicht mehr warum) der Barhocker neben mir verschwunden. Sie rückte sich einen anderen Barhocker näher zu mir und setzte sich darauf. Ab hier wird die Erinnerung sehr schwammig aber ich bilde mir ein, ich griff an ihren Barhocker und zog ihn mit ihr darauf noch ein Stück näher an mich heran. Ein Move, der bei L normalerweise mit Kratzern in meinem Gesicht hätte enden müssen. Soweit ich mich erinnerte reagierte sie aber lediglich indem sie wieder ein kleines Stück zurück rutschte und mir weiter irgendwelche Geschichten über Rockbands erzählte. Ich war so glücklich neben L zu sitzen, dass ich mir feierlich einen doppelten Whisky bestellte.

Hier reißt der Faden zum ersten Mal komplett ab.

Meine nächste Erinnerung ist L, die mit einer Sprühflasche und einem Lappen den Tresen vor mir wischt und beginnt die Bar aufzuräumen. Ich glaube zu dem Zeitpunkt war ich bereits der Einzige in der Bar.

Cut. Nächste Szene.

Ich stehe draussen vor der Bar. Allein. Ich gehe wieder nach innen. L zieht sich gerade an. Ich frage „Wo gehen wir hin?“. Sie antwortet „...(Club2)...“. Wir gehen los. Die frische Luft gibt mir den entscheidenden Todesstoß. Von dem Weg ist in meiner Erinnerung nicht viel übrig ausser ein Moment, der sich wohl bei mir eingerannt hat weil er mich deutlich verwirrt hat. Ich fragte so was wie „Hey, sag mal du weißt aber schon wie ich heisse, oder?“ Ihre Antwort fehlt im Wortlaut aber ich erinnere mich deutlich, dass sie ganz klar darauf schließen ließ, dass sie sich mit einem gemeinsamen Bekannten über mich unterhalten haben muss. Das nächste woran ich mich erinnere ist der Eingang von Club2. L verhandelt mit dem Türsteher über den Eintritt. Ich zahle kommentarlos und wie ferngesteuert für uns Beide (in L's Welt wohl auch ein böser Fauxpas). Sie wirft mir etwas Kleingeld in meinen Geldbeutel. Ich gehe direkt an die Bar und bestelle ein Bier. Der Barkeeper sieht mich fragend an (ich wette ich habe bereits deutlich gelallt). Ich bin ein Dummkopf. L ist plötzlich verschwunden und ich bemerke, dass mir und meinen Beinen Stehen nicht so gut gefällt. Ich setze mich.

Cut. Nächste Szene.

Ich laufe durch den Club und sehe L mit einem Typen auf dem Sofa sitzen. Wir haben kurz Augenkontakt. Ich bemerke, dass ich deutlich zu betrunken bin um hier noch cool zu sein und dass ich sofort hier weg muss. Ich verlasse den Club und drehe eine Runde um den Block. Ich ärgere mich furchtbar darüber, dass ich so betrunken bin. Dafür war ich doch heute Nacht rausgegangen. Das ist doch jetzt der entscheidende Moment. Das kann doch nicht sein. Ich atme. Ich kämpfe. Es hilft nichts. Ich bin betrunken, und zwar richtig. Verdammt.

Ich stehe wieder vor dem Club aber merke, dass es mir nicht besser sondern schlechter geht. Aber ich kann noch nicht aufgeben. Sie ist da drin und ich bin wegen ihr hier. Ich gehe in den nächsten Bäcker und bestelle mir einen Espresso und eine trockene, kalte Minipizza. Ich setze mich in die hinterste Ecke und schäme mich. Während ich mich aktiv und mit aller Kraft von allen Seiten anschäme, schlucke ich den Espresso und kaue auf der gummiähnlichen alten Pizza herum. Als der letzte Bissen runtergewürgt ist stehe ich wieder auf.

Cut. Nächste Szene.

Ich stehe in Club2, hinter mir die Tanzfläche, und blicke auf L, die zwischen ein paar Freunden an der Bar steht. Sie blickt mich kurz an. Kein Lächeln. Ich finde es auch nicht mehr lustig. Meine Knie werden weich. Der Club beginnt sich langsam zu drehen.

„EJECT!! Raus hier! Evakuieren sie sofort das Gebäude!“ meldet sich mein Alarmsystem. Alle Lämpchen blinken tiefrot.

Ich drehe mich um und gehe stumpf und unbeirrt zum Ausgang. Raus aus dem Club. Rein in das nächste Taxi.
„Nachhause oder auf den Friedhof“
„Na ick fahr da ma heim, wa? Is wohl nich so doll jewesn.“

Ich lasse mich beim nächstgelegenen Bäcker zu meiner Haustür absetzen. Kaufe Frust-Croissants und Frust-Kakao und laufe durch den Frust-Nieselregen nachhause. Zuhause lasse ich fluchend die Bäckertüte fallen, zieh meine Jacke aus und laufe aus meiner Hose raus in mein Schlafzimmer.

Fuck.



Elia