Jetzt aber erst mal zu dem noch
ausstehenden Field-Report von letztem Wochenende. Wing2 kam direkt
nach der Arbeit zu mir. Ich hatte den Tag mit Wohnung-Aufräumen,
Massage-Termin und Baden verbracht. Wie gesagt es ist ein harter Job,
aber irgend jemand muss ihn ja machen. Zur Einstimmung auf den Abend
gab's bei mir Whisky und „Crazy Stupid Love“ aufm Beamer. Ja, so
starten auch Jungs ihre Abende. Aber ich muss zugeben, würde man
Whisky durch Prosecco ersetzen, könnten wir fast auch im Pyjama
hintereinander sitzen und uns Zöpfchen in die Haare flechten. Das
sparen wir uns aber lieber für's Altenheim auf... Obwohl PickUp mit
Rollator beim Tanztee... Aber ich drifte ab.
Also ab der Hälfte des Films kam dann
auch Wing1, mit bereits ordentlich einem im Kahn, dazu gestossen und
erklärte er benötige dringend Whisky, weil er sich sonst sehr große
Sorgen macht aus Versehen wieder nüchtern zu werden. Ich kümmerte
mich also noch um die Betankung der beiden Wings und als der Film zu
Ende war ging's direkt los. Für den heutigen Abend (übrigens trotz
schlechter Erfahrungen schon wieder ein Freitag) stand ein „neuer“
Club auf dem Programm. Wir waren für berliner Verhältnisse recht
früh da und erst mal etwas überrascht über den saftigen Eintritt
und die Preise an der Bar. Der Club war noch nicht wirklich voll und
die zweite Area noch gar nicht offen. Erst mal akklimatisieren,
umsehen, Bierchen schlürfen und nach Targets Ausschau halten. Die
erste Stunde verging genau so. Das Publikum war für unseren
Geschmack etwas stiff und die Atmosphäre eher unterkühlt. Als der
Club voll genug war und langsam Bewegung in die Menge kam schwärmten
Wing2 und meinereiner immer mal wieder aus. Wirkliche Targets
schienen aber weder ihm noch mir vor das Fadenkreuz zu kommen und
Wing1 war offensichtlich sowieso nicht in Approach-Stimmung. Wir
gammelten also in wechselnden Kombinationen auf und neben den
Tanzflächen herum.
Nach einer reichlich langweiligen
Stunde verabschiedete sich Wing1. Er hatte den Tag gearbeitet und war
einfach durch. Als er sich bei mir verabschiedete stand ich gerade
neben einer Gruppe, über die wir uns zu Beginn des Abends schon
unterhalten hatten, weil sie uns aufgrund ihres extrem abturnenden
Stilmixes zwischen Münchner-Stock-Im-Arsch und BWL-Clique-Auf-Valium
aufgefallen waren. Die Gruppe bestand aus drei Mädels und einem
Typen. Eine extrem große Brünette mit
80er-Jahre-Sekretärinnen-Kurzhaarfrisur und passender Brille, eine
große Blondine die (weil sicher die schönste im Dorf) natürlich zu
dem Kerl gehörte, eine kleine Dunkelhaarige mit Knopfaugen und
Locken und eben der Typ mit Barbie-Ken-Frisur und (bin mir nicht
sicher aber muss eigentlich so sein) hellblauem Hemd. Blondie und Ken
waren natürlich immer durch mindestens einen Finger miteinander
verbunden, damit keiner von Beiden von den ungewaschenen,
menschenfressenden, drogensüchtigen berliner Nachtmenschen in die
Unterwelt gerissen wird. Als Wing1 also gegangen war drehte ich mich
wieder Richtung Tanzfläche und dachte mir, wie war das nochmal mit
dem Approachen um des Approachens Willen?... Warum nicht einfach eins
von den Bambis vor mir erschrecken, zum Tanzen fehlt mir eh gerade
die Muse...
Also mache ich in der Menge einen
halben Schritt vorwärts und stehe so direkt hinter dem kleinen
Lockenkopf. Sie dreht sich auch direkt zu mir um und lächelt mich
kurz an. Dreht sich aber schnell wieder zu ihren Freunden und
schleudert mir dabei ihre Haare ins Gesicht. Na dann...Game Time!
I: Hey! Also das klingt jetzt
bisschen creepy aber womit auch immer du deine Haare wäschst, es
riecht wirklich lecker.
L: Danke.
Sie lächelt etwas verängstigt, dreht
sich wieder um und wird auch direkt von ihren Freundinnen angestarrt
als hätte sie sich gerade einen Drink mit Schirmchen von Saddam
Hussein ausgeben lassen. Die Blonde kann keine zwei Sekunden warten
und fängt sofort mit ihr das Flüstern an. Dann dreht sie sich zu
Ken, um dem auch gleich mitzuteilen, was der verrückte kleine Kerl
gerade zu ihrer Freundin gesagt hat. Ich stehe während der ganzen
Nummer praktisch direkt vor ihnen. Haben die überhaupt kein
Benehmen? Also gut, einen hab ich noch:
I: Das musst du ja jetzt nicht
gleich petzen! Schau mal, das erzählt deine Freundin jetzt auch
gleich in der Reihe weiter. Sowas nennt man Flüsterpost und was
glaubst du, was bei ihm jetzt für schlimme Sachen ankommen, der hält
mich jetzt sicher für pervers.
Sie hört sich das
gespannt an, und flüstert es direkt wieder ihrer blonden Freundin
ins Ohr. Oh my god! Entweder ist das ihr Lieblingsspiel oder sie hat
sich in ihrem Leben noch nie mit jemandem unterhalten, der nicht aus
Niederoberhinterdupfing kommt und ist einfach überfordert damit,
dass die Fremden ihre Sprache sprechen. Also gut, ein letzter
Versuch. Werden wir einfach mal extrem beleidigend:
I: Sag mal darf
ich raten: Seit ihr aus München?
L: Nein.
I: Oh, mann.
Eigentlich bin ich super darin sowas zu erraten.
Jetzt beginnt
Blondie plötzlich mit Ken zu flüstern. Ich befürchte schon, dass
jetzt gleich jemand die Polizei oder die Gestapo rufen wird. Es kommt
anders. Ken nimmt den Lockenkopf zur Seite und tauscht mit ihr Platz,
so dass er jetzt mit dem Rücken zu mir steht. Was für ein Held. Ein
echter Gentleman und Offizier dazu. Welch eine Zivilcourage. Man
könnte sagen, er hat im Endeffekt eine Vergewaltigung verhindert.
Ich überlege kurz wie er wohl reagiert, wenn ich ihm jetzt ins Ohr
flüstere, dass ich den Duft seiner Haare extrem erregend finde,
entscheide mich dann aber es doch dabei zu belassen, packe meinen
harten Schwanz wieder ein, schließe meinen Trenchcoat und gehe in
die andere Area um Wing2 zu suchen.
Humorlosigkeit ist
nach Religion und Faschismus immer noch eine der größten
Bedrohungen für den Weltfrieden.
Wing2 finde ich auf
der Tanzfläche. Er scheint mit Scannen und Hardcore-Eyecontacting
beschäftigt zu sein und so stelle ich mich erstmal an den Rand,
genieße das Treiben und schlürfe mein Bierchen.
Plötzlich spüre
ich wie mir jemand kurz aber herzhaft in den Hintern kneift. „Ich
bin ein kleiner Typ mit Glatze und Durchschnittsfigur, ich kann nicht
gemeint sein, da muss sich jemand im Hintern geirrt haben“ denke
ich mir und ignoriere es. Da passiert es nochmal. What the fuck?
Ich drehen mich um.
Hinter mir stehen links drei junge Mädels (zwei Dicke eine
Dunkelhaarige, alle drei recht prollig gekleidet) und rechts ein Typ
mit viel zu großem V-Ausschnitt. Ich bin in Berlin, wahrscheinlich
war's der Typ. Ich laber ihn kurz an, aber er spricht nur
Italienisch. Dafür beginnen die Mädels zu tuscheln. Ich drehe mich
wieder zur Tanzfläche. Und prompt bekomme ich zwei Mal in den
Hintern gekniffen. Also gut, Kinder.
Ich drehe mich zu
der Dunkelhaarigen:
I: Hey das waren
jetzt vier. Ab dem fünften Mal kostet das Geld.
Uuuuh! Cheesy ohne
Ende. Oldschool nach Mystery, aber es kam ganz plötzlich aus mir
raus...
D: Wie? Ich
dachte bei fünf gibt’s Rabatt? Da gibt’s doch einen umsonst...
Ok, sie haben
keinen Geschmack aber wenigstens Humor. Wir kommen sofort ins
Gespräch. Nach den ersten zehn Sätzen mit der dunkelhaarigen
Pofetischistin stößt noch ein viertes Mädel zu der Gruppe. HOSSA!
Schlank, dunklerer Typ, Stupsnase und kurze Locken. Sie sieht aus wie
die sexy-hip-hop Version von Momo. Mega-heiß, allerdings auch
mega-jung. Ich schätze die Mädels alle auf ca. 22. Aber hey.
Nach zwei Minuten
unterhalte ich mich nur noch mit Momo. Sie sieht schwer
südamerikanisch aus.
I: Wo bist du
her?
M: Aus
Deutschland.
I: Ja. Du weisst
schon wie ich's mein...
M: Nein, wie
denn?
I: Ach komm
schon, du siehst doch dass ich keine Haare habe. Jetzt lass mich
bitte nicht auch noch mit dem Rassismus-Stempel auf der Stirn
rumrennen. Nicht mit meiner Frisur!
M: Dein Bier ist
alle.
I: Äääh, ja.
M: Mein Drink
auch. Komm wir gehen zur Bar.
Sie zieht mich
förmlich von ihren Mädels weg an die Bar. Ich bestelle ein Bier.
Sie einen Wodkamitirgendwas. Die Barfrau stellt uns beides hin. Ich
zahle mein Bier. Sie zögert merklich. Hat sie erwartet, dass ich sie
einlade? Hm. Jetzt wäre es auch zu spät. Sie kramt ihren Geldbeutel
heraus und zahlt. Ihre Freundinnen haben sich inzwischen hinter uns
an der Wand postiert. Wir stoßen an und quatschen noch zehn Sätze.
Dann spricht sie kurz mit ihren Freundinnen und kommt wieder zu mir.
M: Wir gehen mal
an die andere Tanzfläche. Ich glaub die da steht auf dich.
Sie nickt in
Richtung der Dunkelhaarigen.
Ich kann so schnell
leider nichts witziges in meinem Hirn finden das sich darauf reimt
und so gehen die Mädels und ich stehe mit einem Bier und einer Info
an der Bar.
Ich grübel eine
Weile und komme zu dem Schluss, dass ich nicht auf die Dunkelhaarige
stehe, dass Momo aber super hot ist, dass die Mädels wahrscheinlich
zehn Jahre jünger sind als ich und dass ich auf jeden Fall Bock hab
da mal noch ein wenig weiter zu gamen. In dem Moment taucht Wing2 vor
mir auf. Ich erzähle ihm die Story und wir gehen in Richtung der
anderen Tanzfläche. Ich entdecke dir Mädels in der anderen Ecke des
Raumes. „Dreh mal ne Runde und zieh dir die Kleine mit den Locken
rein. Die ist echt Zucker.“ Gesagt getan. Wing2 schwoft durch den
Raum und platziert sich neben den Mädels. Ich bleibe noch ne Weile
in meiner Ecke stehen und komme dann dazu. Meine Stimmung ist
deutlich gestiegen. Ich quatsche die Dunkelhaarige nochmal an. Sie
steht angelehnt an der Wand.
I: Du trinkst
keinen Alkohol oder wie?
D: Ne, aber mein
Geld reicht gerade noch fürs Taxi. Oder sonst muss ich bei ….
pennen. Die der du vorhin den Drink ausgegeben hast.
Was ist denn das
hier ständig mit den Drinks?? Sind die Mädels nur auf der Suche
nach Sponsoren?
I: Ich hab gar
niemandem nen Drink ausgegeben.
Schweigen.
Hm. Ok. Irgendwie
ist mir die Dame zu muffig unterwegs und ich bin gerade zu gut
gelaunt. Wing2 hat sich wieder auf die Tanzfläche verzogen. Ich
schwinge auch kurz die Hüften und öffne dann ein 2er-Set das ca. 5
Meter von der Gruppe entfernt ebenfalls an der Wand steht. Nach fünf
Sätzen stellt sich heraus, dass wir in der selben Branche arbeiten
aber das eine Mädel ihre Visitenkarten vergessen hat. Sie sagt, sie
geht kurz zur Bar um mir ihre Nummer aufzuschreiben. „Klaro“
denke ich mir „und mach das bitte so, dass die kleine mit den
Locken es möglichst gut sehen kann“.
Mein Wing kommt
dazu. Wir quatschen kurz, als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie die
Gruppe an der Wand uns beim Tanzen zuwinkt. Tja, zumindest haben die
ihren Spaß. Ich winke höflich zurück als das Mädel aus dem
2er-Set mit einem Zettel von der Bar zu mir kommt und ihn mir in die
Hand drückt. Ich tanze nochmal zu Momo und diesmal ist sie
wesentlich offener. Sie verrät mir, dass sie Kurdin ist und wir
unterhalten uns eine ganze Weile über Musik, ihre Familie, Schule
und leider auch Alter:
I: Sag mal, wie
alt seid ihr eigentlich?
M: Sag mal, wie
alt bist du eigentlich???
I: Ich bin 33.
Und du biiiiiiist.....22?
M: Wow. Richtig.
Tja ich hab's ja
geahnt.
Memo an mich:
Erstens, sprich nicht das Alter an, wenn du davon ausgehst, dass du
den Mädels evtl. zu alt bist und zweitens, solltest du mal deinen
Job verlieren kannst du problemlos als Hellseher auftreten.
Ich quatsche noch
locker eine halbe Stunde mit Momo, hab zwei/drei Mal ihre Hand in den
Fingern, irgendwann meint sie aber sie würde mal kurz zur Bar gehen
und ich bleibe mit ihren drei Proll-Freundinnen zurück. Eigentlich
wäre das jetzt der richtige Augenblick um die zwei Dicken
vollzucharmen (von wegen späterem Cockblock und so) aber ich
entscheide mich für eine Runde durch den Club. Ich finde Wing2 in
der Nähe des Ausgangs und auch in der dazugehörigen Stimmung. Er
findet die Leute in dem Laden spießig (womit er recht hat) und die
Musik scheiße (womit er auch recht hat) und er würde gerne
weiterziehen. Ich überlege kurz. Den Laden, die Musik und die Preise
finde ich ebenfalls unsympathisch. Aber da ist ja noch Momo. Nun
heißt es aber mal wieder entscheiden, ob es Sinn macht, die ganze
Nacht auf dieses Game zu setzen... Ich entscheide, dass es teuer wäre
hier zu bleiben und unwahrscheinlich ist Momo mit zu nehmen, aber ich
zumindest noch einen NC versuchen will. Also sage ich Wing2 ich würde
noch schnell ne Runde drehen um den kleinen Lockenkopf zu finden und
dass wir uns gleich an der Garderobe treffen. Ich finde nur Momos
Freundinnen, die ebenfalls bereits auf der Suche nach ihr sind.
Tja...was tun? Eine Hälfte in mir schreit ich solle da bleiben und
Momo vor den Grauen Männern retten um sie dann nach Strich und Faden
flachzulegen, die andere Hälfte behauptet die 22jährigen Dinger
wollten eh nur spielen und Drinks schnorren und die Nacht hat sicher
noch mehr zu bieten. Ich entscheide mich fürs Weiterziehen.
Wir holen unsere
Mäntel, latschen durch den kalten Nieselregen zu Wing2s Auto und
fahren erstmal Richtung Stammbar. Wing2 wirkt etwas niedergeschlagen
und seine Stimmung hebt sich auch nicht gerade als wir ankommen und
feststellen müssen, dass wir Zwei die Zahl der Anwesenden gerade um
knapp 20% angehoben haben. Für mich gibt es nur ein Target mit
blondem Pagenkopf und rotem Shirt zur roten Jeans mit Hosenträgern
(Great!). Allerdings ist die Dame gerade im Gehen begriffen und es
wirkt auch noch, als gehöre sie zu einem Typen ohne Frisur.
Ich bestelle meinen
Standartwhisky, packe mich an die Bar und Wing2 kotzt sich bei mir
darüber aus, warum Frauen wie die neben mir, immer so furchtbare
Typen im Gesicht haben müssen. Ich bin perfekt angetüdelt und in
guter Laune und so unterbreche ich das knutschende Pärchen neben uns
direkt indem ich den Typen nett und höflich frage ob er wüsste, wo
ich hier die nächste Post finde (Ich habe das hiermit erfunden und
taufe es den Steven-Bethke-Gedenk-Cockblock). Die Dame geht daraufhin
sofort (hups sorry...) und der Knutschboy fängt an mir ernsthaft um
6:00Uhr Morgens die verschiedenen Möglichkeiten zu erklären jetzt
eine Postfiliale zu erreichen, bis ihm nach 10 Minuten auffällt
„Aber die hat jetzt bestimmt nicht offen“.... „Oh, echt? Ach
scheiße...Naja“...
Meinem lieben Wing
war das ganze so peinlich, dass er sich erst jetzt wieder an die Bar
traut. Wir albern noch eine Weile rum und beschließen dann, Club1
noch einen Besuch abzustatten.
In Club1 ist leider
so gut wie gar nichts mehr los. Wir stehen 3 Minuten vor den letzten
10 tanzenden Menschen und verlassen den Club direkt wieder. Draußen
erklärt mir Wing2, dass er für heute genug hat und sich jetzt auf
den Weg ins Bettchen machen wird. Wir verabschieden uns und ich
schleppe meine müden Knochen weiter zu Club2. Der Türsteher bietet
mir dort leicht angetrunken zwei verschiedene Eintrittspreise an und
ich wähle den für mich günstigeren Tarif. In Club2 ist die
Stimmung noch einigermaßen gut und der Laden noch zu einem Drittel
gefüllt. Ich tanze eine Runde und bestelle mir ein Bier. Danach
beobachte ich den hartnäckigsten und schlechtesten „PUA“ der
westlichen Welt dabei, wie er auf der Tanzfläche fünf Körbe in
Folge kassiert. Irgendwie ist die Mischung „schlecht“ und
„hartnäckig“ oft anzutreffen was das Thema Frauen angeht. Ich
lade den Mann auf einen Schnaps an der Bar ein und empfehle ihm
mehrfach (7:00Uhr Morgens muss man sowas in Hirne einmeißeln), sich
das Buch „The Game“ zu kaufen. An der Bar fällt mir ein blondes
Mädchen auf, dass ich vorher schon kurz auf der Tanzfläche gesehen
hatte. Ich lehne mich auf dem Tresen nach vorne, spreche weiter mit
Mr. Korb und grinse sie an seiner Schulter vorbei direkt an. Sie ist
kurz irritiert, lächelt dann aber zurück. Ich stehe auf und gehe zu
ihr.
I: Hi, wie
heisst du?
J: J... Und du?
Wir verstehen uns
auf Anhieb perfekt, was sicher zum Teil auch an der Uhrzeit und dem
Alkohol liegt. Sie ist definitiv nicht ganz dicht, was ich an Frauen
leider sehr schätze. Wobei es in ihrem Fall schon deutlich über das
für mich normale Maß an Wahnsinn hinaus geht. Wir quatschen eine
ganze Weile.
J: Hey! Das sind
„The xx“. Ich liebe den song!
I: Willst du
tanzen?
Sie nimmt mich an
der Hand und zieht mich zur Tanzfläche. Wir tanzen eng umschlungen
Stehblues und ich komme mir vor wie in unserem Partykeller in der
fünften Klasse. Manchmal hätte ich gerne Fotos von solchen
Momenten. Draußen wird es hell und wir schaukeln mit den letzten
zehn Lonely Hearts auf der Tanzfläche rum, während der Türsteher
die Stühle hochstellt. Ich bin voller Vorfreude am Überlegen ob J
nicht der perfekte One-Night-Stand wäre als sie zum wiederholten
Male kräftig hustet. Sie hat ihren Kopf auf meine Schulter gelegt
und ich flüster ihr ins Ohr:
I: Du solltest
weniger rauchen J.
J (ohne den Kopf zu
heben): Wieso rauchen? Ich hab ne Lungenentzündung. Ich bin krank
geschrieben.
Ja, und in solchen
Momenten fehlen eigentlich nur noch die eingespielten Lacher des
Publikums in meinem Leben. Ich tue also erst mal so als hätte sie
mir nicht gerade gesagt, dass sie eine Lungenentzündung hat,
verabschiede mich aber schon mal schweren Herzens von meinem kleinen
feisten Plan heute noch Sex mit der Dame zu haben und überlege mir,
ob ich jetzt den Song überhaupt noch mit ihr zu Ende tanze oder ob
ich vielleicht danach meine Jacke mit Wodka desinfiziere. Meine gute
Erziehung zwingt mich dazu, das Mädel noch bis zum Ende ihres
Lieblingsliedes im Arm zu halten und zu schaukeln, dann verabschiede
ich mich allerdings recht schnell und flüchte mich zurück zu Mr.
Korb an die Bar. J funkt mich noch eine halbe Stunde durch den Raum
an, während mir Mr. Korb vor Dankbarkeit noch 2 Schnäpse spendiert
und ein alter Bekannter von mir (aus CLUBGAME TEIL 2) J beflirtet.
Der Abend endet
damit, dass ich mich noch herzlich mit zwei Goth-Mädels an der Bar
volllaufen lasse bis das Licht angeht und der Türsteher uns bittet
zu gehen. J habe ich zu diesem Zeitpunkt schon lange aus den Augen
verloren, aber ich vermute sie ist entweder mit meinem Bekannten
abgezogen oder mit einem Krankenwagen.
Am nächsten Morgen
machen mich Wing1 und Wing2 mega-nervös indem sie mir glaubhaft
versichern ich hätte mir einen feinen Fick entgehen lassen, weil
Lungenentzündungen ja gar nicht ansteckend seien. Und so googelt man
dann also Sonntag Mittags als erstes Mal „Lungenentzündung“ und
ist eigentlich auch super erleichtert, als man feststellt, dass diese
doch ansteckend ist und ich mir folglich zwar einen feinen Fick aber
eben auch eine feine Lungenentzündung habe entgehen lassen.
An dieser Stelle
gute Besserung an meinen lieben Freund aus dem Club2 der
wahrscheinlich seinen Spaß mit J hatte.
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