'Betrunken vor Liebe' sagt man manchmal
und so kann es sich auch anfühlen. Die Liebe und der Alkohol haben
einiges gemeinsam. Beide bringen uns in einen Rauschzustand. Einen
Zustand in dem wir anders agieren als wir es sonst tun. Man verliert
die Kontrolle über sich selbst und in beiden Fällen endet es oft
mit Schmerzen. Der rationale Menschenverstand müsste einem
eigentlich dringend von beidem abraten. Und trotzdem bringen wir uns
immer wieder in diesen fast hilflosen Zustand des Kontrollverlusts.
Warum tun wir das? Ist es Sadismus? Ist es eine Form der
Todessehnsucht? Eros und Thanatos? Oder ist es einfach nur der
schlummernde Wille zur Revolution gegen unseren grauen,
strukturierten Alltag in dem wir alles fein unter Kontrolle haben?
Love hurts
Die meisten von uns haben schon einige
Male in ihrem Leben wirklich lieben dürfen. Die Psychologie erklärt
uns, dass wir wie der Drogensüchtige den ersten High auch in der
Liebe unterbewusst immer wieder versuchen den Kick des ersten großen
Rauschs wiederherzustellen. Doch genau wie uns das Hochgefühl der
großen Liebe immer wieder auf die Suche nach ihr treibt, hinterlässt
auch jede Trennung ihre emotionalen Narben, die uns erschrecken und
daran erinnern, welches Risiko jede Liebe für uns birgt. Und je
größer die Liebe, je weiter wir uns eingelassen und geöffnet
hatten desto tiefer sind oft hinterher die Narben.
Doch was suchen wir eigentlich? Die
einzig wahre, endlose Liebe? Die eine Liebe, die so perfekt ist, dass
sie kein schlechtes, furchtbar trauriges Ende nimmt? Und wie sollte
das dann aussehen? Nehmen wir an, wir fänden den einen Menschen mit
dem wir ein Leben lang glücklich und zufrieden sein könnten. Wie
würde das enden, wenn es nicht mit Trennung, Scheidung, Betrug oder
Streit endet? Ganz einfach, es würde natürlich mit dem Tod enden.
Bis dass der Tod euch scheidet. Eben. Und wie wäre das, wenn nach
der perfekten Hollywood-Liebe einer von beiden dann alleine
zurückbleibt und jeden Abend in dem Haus am Strand mit dem großen
Wintergarten am offenen Kamin sitzt und sich vor den vielen Fotoalben
mit einer Flasche Whisky in den Schlaf weint? Das wäre beschissen
und traurig. Und es wäre wieder kein gutes Ende. Denn das gute Ende
gibt es nicht. Unser Leben endet mit dem Tod und alles Schöne darin
endet damit das es endet. Und so gesehen enden alle Beziehungen
gleich. Sie enden traurig. Und je schöner sie waren desto trauriger
enden sie. Aber hören wir deswegen auf Beziehungen zu führen und
bleiben lieber allein? Natürlich nicht. Denn nach der gleichen Logik
hätten wir nie geboren werden sollen. Das Leben existiert damit wir
es genießen und nach Schönem streben und es endet mit dem Tod. So
ist es auch mit der Liebe. Wir suchen sie immer wieder weil es das
aufregendste ist, was wir emotional erfahren können und wir wissen
trotzdem immer, dass es kein gutes Ende nehmen wird. Die große Kunst
besteht darin, diese Tatsache, gegen jede Logik und Vernunft, zu
ignorieren. Jedes Mal wieder so zu lieben als wäre es für die
Ewigkeit und wenn es soweit ist, selbst das Ende mit all seinen
emotionalen Eindrücken in sich aufzusaugen. Wenn wir uns streiten,
schreien, weinen, schubsen, fauchen, kratzen, kämpfen und gar
furchtbar trennen so ist das nicht mehr und nicht weniger als dass
wir uns sagen wie sehr wir uns geliebt haben und wie wasserfest wir
uns gegenseitig unsere Namen an die Wände unserer Leben geschrieben
haben.
Viele haben aber genau damit ein
Problem. Mit dem Annehmen des Verlusts als Teil des Ganzen. Mit der
Hilflosigkeit die, meist beide, verspüren wenn wir merken, dass wir
die Liebe nicht mehr retten können. Sie ziehen sich von Mal zu Mal
weiter in sich zurück, werden ängstlicher, panischer und reagieren
irgendwann schon auf das ersten Anzeichen einer sich anbahnenden
Verliebtheit mit der Angst vor deren Ende. Sie wählen die Einsamkeit
aus Angst vor Trennungen. Als würde man den Tod wählen aus der
Angst am Ende des Lebens zu sterben.
Pick Up, Kontrollwahn und die
'Schlange Frau'
Bei vielen Menschen, und innerhalb der
Pick Up Szene natürlich bei besonders vielen Männern, beginnt diese
Angst aber auch schon viel früher. Sie bezieht sich nicht nur auf
den vermeintlichen Kontrollverlust im Scheitern einer Liebe, sie
bezieht sich schon auf die Abgabe von Kontrolle die jeder beginnenden
Verliebtheit, jedem aufkeimenden emotionalen Interesse, innewohnt.
Verliebt zu sein, einen Menschen zu begehren, oder auch nur Interesse
an jemandem zu haben, bedeutet ganz automatisch einen Verlust an
Macht. Macht über die eigenen Emotionen, Macht über das eigene
Denken und Handeln. Man gibt Macht an diese Person ab und ist bis zu
einem gewissen Grad dem ausgeliefert, wie diese Person mit der
Verantwortung, die dieser Macht innewohnt, umgeht. Macht und
Kontrolle spielen im Denken von allen Menschen, aber im Denken von
Männern speziell, eine besondere Rolle. Sie sind, speziell bei
jungen, unsicheren Männern, eng verknüpft mit deren Selbstwert und
Selbstbewusstsein. Ihr Gewinn ist Bestätigung, ihr Verlust bedeutet
mindestens Gefahr. Wird nun wiederholt ein solcher Mann in die
Situation gebracht, dass seine Liebe nicht erwidert wird, so
empfindet er das als Missbrauch dieser Macht und sich selbst
irgendwann als Ohnmächtig gegenüber Frauen für die er Gefühle
hat.
Pick Up ist, wenn man es reduziert
betrachtet, eine Erfindung von und für unsichere Männer. Das
'klassische' Pick Up á la Mystery versucht ständig das
Selbstbewusstsein des Mannes vor solchen Rückschlägen zu schützen.
Kontrolle soll scheinbar zurückgewonnen, oder zumindest nicht mehr
abgegeben werden. Die Frau darf alles, aber bloß erstmal nicht
wissen, dass man sie interessant findet. Das gäbe ihr Macht. Der
offene Korb, die Zurückweisung, muss mit allen Mitteln umgangen
werden, denn er würde für beide Seiten endgültig offenlegen, wer
die Macht der Entscheidung hatte. So klingt Mysterys magischer 'Kiss
Gambit' schon von vorneherein nach einem, in seinem Ego getroffenen,
beleidigten, kleinen Jungen: „Do you want to kiss me? - No! -
That doesn't mean i would let you. It is just, you looked like you
had something in mind.“
Schon der grundsätzliche Ansatz des
'Verführens' einer Frau gaukelt eine Kontrolle über ein angeblich
wehrloses, passives Weibchen vor und ignoriert komplett, dass
Menschen sich immer gegenseitig verführen und dass, im Normalfall
,nur 'verführt' werden kann, wer bewusst oder unbewusst sowieso
schon Interesse hatte. Im Extremfall geht das dann sogar soweit, dass
die Frau als 'Gegner' der Verführung wahrgenommen wird, der versucht
mit Spielchen und Tests den Verführer als uninteressant zu
entlarven, um ihm endlich einen Korb geben zu können. Als hätten
Frauen dadurch irgendwas gewonnen und als wäre ihr Ziel immer der
Korb und nicht der Typ. Das Bild der ständig shit-testenden,
manipulativen und kontrollsüchtigen Gegnerin lässt weder einen
entspannten Flirt noch eine gesunde Beziehung zu. Wir können nur mit
einer Frau flirten, niemals gegen sie. Und wir können eine
glückliche Beziehung auch nur mit einer Frau führen und nicht gegen
sie. Dennoch ist die Angst vor dem Kontrollverlust bei Männern so
alt wie das verzerrte, frauenfeindliche Bild der 'Schlange Frau', die
uns in die falsche Richtung führen will um uns zu manipulieren, zu
kontrollieren und zu schaden. Die Entstehung dieses Bildes ist so
logisch wie es selbst falsch ist, denn gerade in der Liebe und der
Verführung, also gerade gegenüber Frauen, spürt das auf Kontrolle
bedachte männliche Ego besonders stark und unausweichlich den
eigenen Kontrollverlust und damit die eigene Schwäche. Dies
auszuhalten erfordert Stärke. Dies zu genießen erfordert einen Hang
zum Rausch und Liebe zum Chaos.
Helme, Rüstungen und
Sicherheitsgurte – Vom Fuck Buddy zur NLP-Beziehung
Dennoch lässt sich mit einem derartig
angstbesetzten, paranoiden, feindseligen Frauenbild etwas anfangen.
Nur nicht für den armen Kerl, der damit herumläuft. Aber wenn ein
Mann erst einmal das Gefühl hat, Frauen würden ihm ständig Tests
und Fallen stellen und jede Verführung wäre eher ein
hochstrategisches Gefecht, als ein rauschhafter Tanz, dann benötigt
er natürlich vor allem eines: Ein riesiges Arsenal an Waffen. Denn
offensichtlich muss die Frau ja erst einmal besiegt, kontrolliert,
willenlos gemacht und manipuliert werden, damit man Sex mit ihr haben
kann. Vorher scheint so etwas ja gänzlich unmöglich, der Gedanke
geradezu verrückt. Also muss er komplizierte und aufwändige
Techniken erlernen um schließlich, am Schluss seiner langjährigen
Ausbildung, ein Meister zu werden und das zu bekommen, was jeder
picklige, grobe Dorfbursche mit 15 im Heuschober täglich geschenkt
bekommt. Sex.
Die armen Opfer solcher Feldzüge gegen
die Schlange Frau findet man dann irgendwann in allseits bekannten
Pick Up Foren, vollgestopft mit Wissen über NLP, Körpersprache,
Manipulation, Anker und Hypnose und mit dem festen Glauben, dass
niemand auf der Welt jemals ohne NLP-Studium einen wegstecken durfte.
Und wenn dann war er ein Arschloch (was man ja aber auch werden soll)
oder die Frau eben dumm (eine Frau eben) und unwissend, dass sie nur
mit NLP-Lehrlingen und frisch gewordenen Alphas zu schlafen hat, aber
auch schlau (eine Schlange eben) da sie es wahrscheinlich nur getan
hat um all die fleißigen, zukünftigen Hypnotiseure zu ärgern und
zu demotivieren. Aber zum Glück kommt jetzt ja die große Rache und
endlich kann die Frau durch Hypnose, versteckte Botschaften und
komplizierte Fingertechniken beim Auf-sich-selber-Zeigen soweit unter
Kontrolle gebracht werden bis sie, ohne es zu merken, in einem Bett
und später in einer Beziehung sitzt. Dass die Angebetete in einer
solchen Beziehung natürlich konstant weitermanipuliert werden muss,
ist ja klar. Denn bei klarem Verstand würde sie ja sofort bemerken,
dass sie mit einem vollkommen nerdigen, ängstlichen aber extrem
manipulativen Internet-Troll zusammen ist. Was für ein liebliches
Selbstbild. Aber soweit wird es wohl in den allerwenigsten Fällen
jemals gekommen sein.
Hat der brave Pick Up Artist dann aber
endlich die Hälfte seiner Ersparnisse in NLP-Seminare gesteckt und
ist immer noch ungebumst, muss natürlich noch alles andere in und um
ihn herum unter Kontrolle gebracht werden. Bei manchen Jungs ist
irgendwann ein regelrechter Zwang zum Zwang zu beobachten. Ist
schließlich auch noch der Body Fat Index, die Kalorienaufnahme, die
Wadenmuskulatur, der Zigaretten- , Drogen- und Porno-Konsum und der
Krawattenknoten unter Kontrolle, wird zu guter Letzt noch erfolgreich
die Masturbation eingestellt um sich anschließend einzureden man
hätte damit ein besseres Erinnerungs-, Konzentrations-, Seh- oder
sonst ein Vermögen. Dass für den guten, alten Schnaps in solch
einer Weltsicht kein Platz ist, versteht sich von selbst. Und so wird
natürlich auch der Alkohol und seine Wirkung abgelehnt, da man ja
abends im Club sich nicht gehen lassen, sondern voll da sein will um
erfolgreich und konzentriert zu arbeiten und seine 'Lernerfolge'
besser analysieren zu können, während 200 Leute um einen herum
abdrehen, ausflippen und ihr Leben genießen. Und wenn es dann immer
noch nicht klappt mit dem Ficken, dann erklärt auf RTL2 und vor
jeder beschissenen anderen Kamera ja zum Glück ein selbsternannter
Dating-Gott seiner frustgeladenen männlichen Fangemeinde wer sie in
diese missliche Lage gebracht hat und damit an allem Schuld ist.
Richtig! Der Feminismus natürlich. An einem selber kann's ja nicht
liegen, man hat ja schließlich alles nach Gebrauchsanweisung
aufgebaut.
Die Frage drängt sich einem aber
trotzdem irgendwann auf, wo man eigentlich falsch abgebogen ist, wenn
man loszog um Sex und Spaß zu haben und am Ende entweder alle
Voraussetzungen für eine Wahl zum Papst erfüllt, oder einen
heiligen Krieg gegen alle Frauen der Welt führt.
Noch schlimmer, als der Kontrollverlust
beim Kennenlernen oder Verlieben, kann der emotionale Kontrollverlust
sein, wenn man sich tatsächlich auf eine Beziehung einlassen würde.
Wenn man nicht nur seine Persönlichkeit sondern seine Zeit, sein
Vertrauen und seine geheimsten Ängste und Wünsche mit jemandem
teilen würde. Hier gibt es für einen emotional gesunden Menschen
nun wirklich gar keine Illusion mehr, dies irgendwie 'durchzustehen',
ohne extrem verwundbar zu werden und Kontrolle abzugeben. Neben den
'frustrierten Jungfrauen' findet sich in der Pick Up Szene eine ganze
Armee von Menschen, die in ihrer Vergangenheit zu oft oder zu tief
verletzt wurden. Die Angst, sich diesem Risiko noch einmal
auszusetzen, hat etwas in ihnen verschlossen und es ist ein logischer
Reflex zurückzuschrecken, wenn man diese Gefahr in Form einer
Beziehung wieder auf sich zukommen sieht. So bleibt einem natürlich
nur jedes mal panisch 'NEXT' zu plärren, wenn man das Gefühl
bekommt, man wäre zu weit emotional an dem Gegenüber interessiert,
oder sich gleich von vorneherein einzureden, dass es einem ja nur um
Sex geht, und beide Seiten völlig entspannt, frei und ohne jedes
emotionale Interesse am anderen, nur Spaß haben wollen. Besonders
gut funktioniert das natürlich in Kombination. Man lässt sich also
am Ende sowieso nur auf Menschen ein, die einen eigentlich überhaupt
nicht tiefer interessieren, oder besser gesagt, emotional berühren
und alle anderen werden lieber ausgelassen.
Um das klarzustellen: Dies ist kein
Statement gegen offene Fickbeziehungen, oder wie auch immer Mann oder
Frau das für sich benennt, aber die Häufigkeit mit der in diversen
Foren solche Arrangement als Nonplusultra gepredigt und gleichzeitig
zur Flucht geraten wird, sobald jemand beginnt auch nur ansatzweise
die Kontrolle über sein Handeln und Fühlen, aufgrund von
Schmetterlingen im Magen-Darm-Trakt, Seifenblasen im Hirn und einem
der schönsten Hormoncocktails der Welt zu verlieren, ist durchaus
auffällig.
Vom Loslassen, Fallenlassen und den
schönen Sekunden vor dem Aufprall
Wenn ich bisher
überhaupt etwas durch Pick Up gelernt habe, dann dass es kein Rezept
gibt, um die Frau deiner Träume zu finden. Aber es gibt hunderte um
dies zu verhindern. Das erste, einfachste und gefährlichste ist die
Angst. Wer Angst hat eine Frau anzusprechen, wird sie niemals
kennenlernen. Wer Angst hat sich mit ihr zu unterhalten, weil er
denkt er könnte dabei etwas falsch machen, oder gegen sie und ihre
gemeinen Tests verlieren, wird niemals ein gutes Gespräch mit einer
Frau führen. Wer Angst hat, der Frau offen und ehrlich zu zeigen,
wer er wirklich ist und was er wirklich will, wird niemals das
bekommen, was er sucht, und wenn, dann nicht dafür wer er ist,
sondern nur dafür, wer er vorgibt zu sein. Wer Angst hat die
Kontrolle über sich oder seine Gefühle zu verlieren oder Angst hat
sein Gesicht nicht zu wahren, weil er mehr Interesse, mehr 'Invest'
zeigt als das Gegenüber, wird niemals eine wirkliche Liebesbeziehung
erleben.
Angst lässt sich
nicht für immer besiegen, Angst muss jedes Mal aufs neue überwunden
werden. Und das erfordert Mut. Jedes Mal wieder. Es ist eine grausame
Konfrontation mit uns selbst, wenn wir Interesse an anderen Menschen
zeigen und riskieren, von ihnen zurückgewiesen zu werden. Es ist
verständlich, wenn Menschen Wege suchen, um dies zu umgehen, um sich
dieser Gefahr, diesem Konflikt nicht auszusetzen. Aber es gibt keine
Waffen und es gibt keine Helme. Wenn du einen Menschen suchst, der
mit dir zusammen sein will, und zwar weil er dich will und nicht weil
du ihn belügst oder manipulierst, führt kein Weg daran vorbei zu
zeigen wer du bist und dich verletzlich zu machen.
Mark Manson sagt,
der Korb ist dein Freund. Er zeigt dir woran du bist. Er zeigt deinem
verliebten oder verblendeten Hirn, dass es wahrscheinlich nicht
geklappt hätte, weil irgendetwas offensichtlich nicht stimmt
zwischen euch. Also hol ihn dir. Lieber früher als später und
verschwende nicht deine Zeit. Das hört sich für ein ängstliches,
männliches Ego an, wie der Sprung vom Hochhausdach, und das ist es
im Endeffekt auch. Aber Liebe ist nicht Physik und Gefühle, ein
weiteres großes Missverständnis im Pick Up, halten sich nicht an
Regeln und lassen sich auch nicht steuern. Nur wer diesen Sprung
wagt, wird irgendwann fliegen. Wir müssen uns von der Illusion
befreien, dass es einen 'sicheren' Weg in und durch eine Beziehung
gibt. Wir müssen uns von der Illusion befreien, dass es überhaupt
einen 'sicheren' Weg durch unser Leben gibt. Wer Sicherheit sucht,
bleibt stehen. Er springt nicht. Er riskiert nicht. Es geht nicht
darum, mehr Kontrolle zu erlangen, sondern zu Lernen, sie aufzugeben.
Bewusst und ohne Angst. Nur so passieren die großen Geschichten. Ich
bin von Natur aus kein Freund der Ekstase, sondern eher ein sehr
kontrollierter Mensch und ich bin mir sicher, dass ich damit in der
Pick Up Szene nicht alleine bin. Doch genau dieses krampfhafte
Festhalten an der eigenen Kontrolle gilt es, was Flirten, Sex, Liebe
und aufregende Beziehungen angeht, zu bekämpfen, statt es noch
weiter auszubauen. Es geht darum zu lernen, sich mit geschlossenen
Augen rückwärts fallen zu lassen. Kontrollverlust ist das Ziel.
Alles andere ist Establishment.
Es geht nicht
darum, meine Persönlichkeit hinter dem Typen zu verstecken, von dem
ich denke, dass Frauen ihn haben wollen. Es geht nicht darum mich
hinter Reiseberichten, Sixpack und facebook-Fotos von einem ach so
spannenden Leben zu verschanzen weil ich mich selbst eigentlich nicht
leiden kann, sondern zu mir, meinen Unsicherheiten und Schwächen zu
stehen und mir klar zu machen, dass jede Frau an der Bar die gleichen
Schwächen und Problemzonen mit sich rumschleppt und genau wie ich
nur auf der Suche nach jemandem ist, der sie trotz oder für diese
liebt.
Es geht nicht
darum ein 'Arschloch' zu werden, das cool und skrupellos genug ist,
um Frauen und sich selbst gleich wenig zu mögen, sondern darum stark
genug zu sein, es auszuhalten Frauen spannend, toll und wunderschön
zu finden und sich Hals über Kopf in sie zu verlieben so dass man
stottert, Unsinn redet und sich zum Affen macht bis man mit wehenden
Fahnen gewinnt oder untergeht.
Es geht nicht
darum besser zu manipulieren, sondern darum die Manipulation
aufgeben. Die Angst vor dem 'Verlieren' aufzugeben, denn es gibt
nichts zu 'gewinnen'. Wer einer Frau immer als Gegner gegenübertritt,
darf sich nicht wundern, wenn er auch so behandelt wird.
Und vor allem geht
es nicht darum einen vermeintlich Schuldigen für unsere Angst oder
Einsamkeit zu suchen um so, wenn man schon niemanden lieben darf,
wenigstens jemanden hassen zu können.
Es geht darum
loszulassen. Aufzuhören, dich zu schützen. Dich fallen zu lassen.
Verlieren zu können. 'Beta' sein zu dürfen. Sich die Freiheit
zurückzuerobern. Aufzuhören, dich und andere durch ein Raster zu
betrachten, dass Menschen als unfertig ansieht und dir das Gefühl
gibt in irgendeinem System nicht zu genügen.
Geh raus. Oder
bleib zuhause, wenn du keinen Bock darauf hast.
Hör auf, sein zu
wollen, wie andere. Und hör auf, dir sagen zu lassen, wie man sein
muss. Von keinem Film, von keinem Buch und von keinem Forum. Sei du
selbst und dabei ehrlich. Hab Spaß und tu was willst. Iss Schokolade
und trink Schnaps. Und von beidem viel zu viel, wenn es dir danach
ist. Betrink dich und benimm dich daneben oder geh allein im Wald
spazieren, aber sprich sie an.
Sprich sie an,
wenn du sie siehst und unterhalte dich nicht erst ne Stunde mit ihrer
dicken Freundin. Verguck dich und sei needy bis zum umfallen! Du bist
nicht 'hard-to-get', das glaubt dir keine Sau!
Rauch mal wieder
eine. Und wehe du gehst dazu auf den Balkon!
Und, um Gottes
Willen, hol dir bitte einen runter wenn dir danach ist!
Aber geh dafür
vorher nachhause.
Auf die Liebe und
die Anarchie! Prost!
Elia
einfach super geschrieben...hab jetzt ein, zwei Artikel von dir gelesen und finde diese verdammt gut...weiter so
AntwortenLöschenWunderbarer Text!
AntwortenLöschenEmotionale Achterbahn. :)
Hat Spass gemacht das zu lesen, schreib bitte immer weiter.
Oder eben nicht. Wenn du nicht willst :D
Genial. Pure Wahrheit und sehr motivierend.
AntwortenLöschenEs ist schon traurig wie sehr sich die ganzen Kids das Hirn verkorksen, wenn sie schon mit 16, 17 Jahren anfangen den Masterplan in ihr Hirn zu laden. Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich sogar selbst am liebsten nie davon gehört hätte, von der ganzen Pick-Up Sache. Es ist schon auffällig, dass ich ab dem Moment, als ich angefangen habe mich auf der oberen Ebene zu manipulieren, immer weniger Erfolg hatte, viel wichtiger aber, immer unglücklicher geworden bin. Statt dessen hätte ich im Kern wachsen müssen, in Form von Taten, statt Techniken.
Pick-Up ist eine Ersatzdroge, die dir das trügerische Gefühl gibt, 'gut mit Frauen zu ein'. Ich denke, es sind unterm strich weniger als 1 Prozent, die darin wirklich Erfolg und Erfüllung finden.
Es ist schon ein merkwürdiges Phänomen unserer mediatisierten Gesellschaft. Wobei es natürlich einige wenige gibt, die den richtigen Weg gehen und tatsächlich wertvolle Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Grüße
Pete