2. Januar 2013

Prost Neujahr !

So, die Wohnung ist wieder in ihren alten Zustand zurückversetzt und damit Silvester offiziell abgeschlossen. Und da ich gerade gute Gründe suche, um mich vor meiner Steuererklärung zu drücken habe ich beschlossen kurz mal den Jahreswechsel zu Papier zu bringen.

Das alte Jahr verabschiedete sich von mir liebevoll mit einem Vollseiten-Foto von meiner Ex, küssend mit ihrem neuen Boyfriend, in einem großen deutschen Jugendmagazin (Yes, da kommt doch Stimmung auf!) und einer SMS von C, meinem Vorweihnachtsdate.

Zu Silvester hatte ich kurzfristig noch ein kleines Abendessen mit Wing1und2 auf die Beine gestellt und die Stimmung war feuchtfröhlich, als wir um ca. 1:30 ins Taxi stiegen um zur einzigen Party unserer diesjährigen New-Years-Party-Liste zu fahren.

Am Club angekommen fällt mir auf der Straße eine Gruppe Österreicher auf (kaum zu überhören) die wild am diskutieren sind. Vier Jungs, ein Mädel. Sie dunkelhaarig, extrem hübsch und mit ner komischen Fellmütze mit Kätzchen-ohren. Das Ösi-Kätzchen geht auf den Club zu und steuert mich an. Ich antworte bevor sie fragen kann.

I: Ja, das ist er auf jeden Fall.

K: Wer?

I: Na genau der Club in den du jetzt gehen solltest.

Mizi bleibt ungerührt, schnurrt nicht und bleibt sachlich:

K: Ist das der …. ?

I: Ja, sage ich doch.

Sie stellt sich mit ihren Jungs hinter uns in die Schlange. Enttäuscht über ihre Nicht-Reaktion auf meinen Opener setze ich nicht nochmal nach. Als Wing2 schon fast am zahlen ist, stellt sich heraus, dass die Party auf die wir wollen eigentlich in einem Club zwei Häuser weiter ist. Tja, sayonara Sissi...

Endlich im richtigen Club sind wir erstmal etwas enttäuscht über die Größe des Ladens und die anwesende Weiblichkeit. Der Club liegt nur leicht über der Grundfläche einer durchschnittlichen Privatparty. Was mich noch nicht so sehr stört. Unangenehmer ist da schon eher die schnelle Erkenntnis, dass der Freundeskreis der Bekannten die uns eingeladen hatte ja zum größten Teil schwul-lesbisch ist und daher die Frauen im Club gut zur Hälfte unübersehbar lesbisch sind. Tja, das hätte mir eigentlich auch vorher klar sein müssen. Ich Tölpel.

Im Gegensatz zu Wing2 lasse ich mir von all den anwesenden Lesben in Jeansjacken und daraus resultierenden nicht anwesenden Minikleidern und High Heels aber nicht allzu lange die Stimmung verderben. Das Jahresende will schließlich gefeiert werden, mit oder ohne Pick Up. Also ab an die Bar. Ein Bier in die Hand und erstmal an die Meute gewöhnen. Kaum stehe ich neben der Tanzfläche platziert sich ein hübsches dunkelhaariges Mädel im gestreiften Minikleid (ein paar waren's dann doch) direkt vor mir und schwingt ihre Hüften auffallend weit in meine Richtung. Eye-Contact, Lächeln, Aaaah... das geht mir zu schnell...da war ich jetzt nicht drauf vorbereitet...äää... drei, zwei, eins...äää... Blick nach hinten... Die zwei Wings sind schon am tuscheln und gackern... Verdammt. Die vier Augen im Nacken machen's jetzt auch nicht entspannter. Augen wieder nach vorne. Hossa! Die Kleine kann auf jeden Fall tanzen! Puh! Und ich hasse, hasse, hasse Dance-Game... Plötzlich drängelt sich von links hinten ein kleiner etwas bulliger Mexikaner (Sah wirklich aus wie die Jungs die einem in der U-Bahn mit ihren Maya-Flöten auf die Eier gehen) an mir vorbei, schnappt sich die Hüfte der Kleinen und fängt direkt an mit ihr zu tanzen. „Ach komm schon, Gott! Ich hab's ja verstanden. Aber nicht an Silvester, bitte!“ denke ich mir und drehe mich zu meinen grinsenden Wings.
Später sehe ich die Kleine mit dem Mexikaner wild knutschen und packe sie völlig ungläubig auf die Das-Muss-Ich-Noch-Klären-Liste. Gegen den Schock verschreibe ich meinem geschundenen Körper aber erstmal zwei Bier und ein paar Drogen (einmal im Jahr ist das erlaubt). Als ich mich wieder beruhigt habe und mit meiner Bekannten entspannt über die Tanzfläche schwofe (Social Proof) bekomme ich von der kleinen Möchtegern-Latina, die am Rand der Tanzfläche neben ihrem Speedy-Gonzales und seinen Kumpels steht, einen längeren Eye-Contact. „Nix da jetzt reicht's“ denke ich mir „Mark Manson schreibt man solle möglichst schnell, möglichst ehrlich kommunizieren was man will und denkt und die Lady so dazu bringen sich zu positionieren. Was (oder wen) sie will hat sie mir ja gerade erst vorgemacht, dann kann ich jetzt wenigstens noch (lieber spät als nie) kommunizieren was ich will (oder wollte)“. Ich entschuldige mich kurz und gehe straight zu ihr.

I: Hey, sorry ich muss das jetzt mal schnell loswerden, sonst geht mir das heute noch zehn mal durch den Kopf wenn ich an dir vorbeilaufe: Du bist heute abend hier echt das schönste Mädchen im Raum. Phhu jetzt ist es raus...

Sie lächelt breit

S: Danke.

I: Ich heiße Elia und du?

S: ...

I: Du bist mit den Jungs hier, oder?

S: Ja. Das da ist mein Freund und ich war mit ihm und seinen Freunden heute abend....

Ab da muss ich gestehen hab ich nicht mehr wirklich zugehört. Ich hatte mein Häkchen unter „Ehrlich Approachen“ gemacht und das Geheimnis um den kleinen Mexikaner gelöst. Ich weiss nicht mal mehr was ich darauf sagte aber es lässt sich wohl grob mit „EJECT“ zusammenfassen.

Mein Hetero-Frauen-Counter sprang damit für diesen Club von 7 auf 6. Ich ging zurück auf die Tanzfläche und entdeckte eine 6er Gruppe (3 Mädchen, 3 Jungs) die anscheinend zusammen da waren. Mädel Nummer Eins: (für meine Verhältnisse) riesig, blond und mit ihren Boyfriend am knutschen. Äääät raus. Mädel Nummer Zwei: niedlich, klein aber für mich ein wenig zu mollig und außerdem auch mit nem Typen im Gespräch. Äääät auch raus. Mädel Nummer Drei: leicht angepunkt, klein und etwas zu jung. Dingdingdingdingding genau mein Fall! ...Aber halt. Was ist mit dem großen, bärtigen Hipster neben ihr? Der Typ der so gestylt ungestylt aussieht als ob er stundenlang überlegt hat welche Klamotten zusammen so aussehen würden als hätte er sie rein zufällig ausgewählt? Der Typ der sich die Haare nach dem Duschen wieder einfilzt und sich kurz ins Bett legt um seinen Out-Of-Bed-Look zu perfektionieren? Der Typ der .....gerade ....seine .....Zunge ......in ..........ihren ............Hals .....................steckt. ….Verdammt! Gibt's denn in Berlin keine Türsteher mehr?? Wer zur Hölle lässt denn bitte all diese scheiß Pärchen in UNSERE Clubs? Die nehmen doch nur Platz weg wo eigentlich Single-Frauen stehen könnten und verseuchen unsere Luft mit all ihrer Liebe!! Voller Wut latsche ich durch die Gruppe durch, unterbreche die Turtel-Täubchen beim Knutschen und lege eine Runde (Wing2 hat das neulich erfunden und auch so getauft) „Pärchen-Bashing“ ein. Im Vorbeigehen grunze ich den Hipster wie ein böser kleiner Silvester-Zwerg an:
I: Frohes Neues Jahr!
Ich gehe zwei Schritte, lausche, drehe mich um und gehe nochmal zu ihm zurück um ihn für all seine Liebe und den vielen Sex mit dem kleinen Punkermädel büßen zu lassen.
I: Ich sagte gerade Frohes Neues Jahr!
H: Ääh ja, aber ich kenn dich nicht und ich war etwas überrumpelt..
„Du meinst wohl du warst damit beschäftigt mit deinem ekligen Waschlappen an MEINEM Punkermädchen rumzulecken damit ich sie nicht approachen kann bis ihr Hören und Sehen vergeht“ denke ich mir, antworte aber knapp:
I: Aber die Tradition an sich ist dir schon bekannt oder?
H: Ja. ...Frohes Neues Jahr.

Stolz über meinen beknackten Auftritt drehe ich mich um und latsche zur Bar, bestelle mir ein Bier und bin mal wieder erleichtert darüber, wie selten ich doch auf die Fresse bekomme im Verhältnis dazu, wie oft ich es verdient hätte.

An der Bar approache ich dann zum Druckausgleich ein ganz offensichtlich lesbisches Mädel mit dem ich mich auf Anhieb blendend verstehe. Ich traue mich leider nicht, ihr die enormen Vorteile von Sex mit Menschen die einen Schwarz haben zu erläutern und nehme sie statt dessen mit um meiner Bekannten, die in ein Gespräch mit zwei Mädels vertieft ist, überraschend zusammen den Rücken zu massieren (Double Social Proof!). Meine Bekannte stellt mich daraufhin den beiden vor und ich unterhalte mich eine ganze Weile mit einer der Beiden....klein, Asiatin, nicht aus Berlin,....etwas langweilig …..langweilig …..spießig. EJECT. Kurzer Besuch bei den Wings. Keine großen News. Wing2 meckert immer noch über die fehlenden High-Class-Girls und dass die Berliner Mädchen sich alle anziehen wie Jungs und Wing1 macht sich Sorgen um unsere Jacken, da in dem Laden anscheinend gerade ein Rucksack und ne Jacke geklaut wurden.

Ich tanzte noch eine ausführliche Runde mit meiner Bekannten und gehe dann wieder zurück zur Bar. Dort sind Wing1+2 nun gerade am verhandeln, ob die drei Mädels vor ihnen alle mit ihren Boyfriends hier wären, oder nicht. „Klar“ werfe ich ein „die Große gehört zu dem Spießer und die Punk-Lady zu dem Bärtigen“. Und dann überkommen mich schon wieder der kleine und der große Satan...
„Und die Kleine wahrscheinlich zu dem da“ sage ich grinsend und tippe dem riesigen Schönling der gerade im Gespräch mit dem kleinen Mädel vertieft ist von hinten auf die Schulter.
I: Hey, sag mal hast du dir schon mal überlegt als Model zu arbeiten? Bei deiner Größe und deinem Aussehen wäre das doch bestimmt ne easy Art Kohle zu machen?
Nach zwei Sätzen sind wir nicht nur im Gespräch, sondern der Hüne hat auch die kleine Dame komplett vergessen und labert mir sein halbes langweiliges Leben inklusive Zukunftsplanung ans Ohr.
I: Du, sorry, hab ich dich jetzt eigentlich von deiner Freundin weggeholt?
H: Wer? Ach die? Nö, die kannte ich gar nicht. Aber was ich noch blablablablabla...
„Du bist ein großer, dummer Baum und ich hätte jetzt gerne eine Axt“ singe ich in meinem Kopf vor mich hin. Das kleine Mädel hat sich wieder zu ihren Freundinnen verkrochen und ich ihm oder ihr anscheinend den Approach versaut. Ich komme sicher mal in die PickUp-Hölle.

Endlich kann ich die große Laberbacke abschütteln und stelle mich wieder zu Wing1. Der weist mich zum einen darauf hin, dass Wing2 gerade an der Wand gegenüber seinen obligatorischen Silvester-KissClose mit einer Blondine im roten Minikleid vorführt und er zum anderen jetzt mal auf Toilette will um diese als erster Gast an diesem Abend zu ihrem eigentlichen Zweck zu benutzen und ich doch solange bitte mal auf unseren Jackenstapel aufpassen soll. „Klar“ meine ich und drehe mich, nachdem ich kurz noch ehrfürchtig einen Blick auf Wing2 und seine Blondine geworfen habe zu unseren Jacken um. Hoppla! Da sitzt ja ein gar niedliches kleines Mädel mit Lockenkopf, schwarzer Glitzerleggings und Turnschuhen direkt neben unseren Jacken. „Zwei Fliegen mit einer Klappe..Da werde ich doch mal gleich ganz besonders gut auf unsere Jacken aufpassen“ denke ich mir und setze mich auf unsere Jacken, direkt neben sie. Situativer Opener.

I: Oh mann, ihr müsst hier echt auf euer Zeug aufpassen. Hier sind gerade schon Leuten die Jacken geklaut worden.

Sie versteht mich nicht auf Anhieb. Ich frage, ob sie kein Deutsch spricht. Sie erzählt mir, dass sie aus Belgien ist und schon Deutsch spricht, aber nur wenn ich langsam spreche. Englisch will sie aber nicht sprechen, weil sie ihr Deutsch üben will. Wir verstehen uns gut und ich finde sie eigentlich ziemlich sweet. Sie erzählt mir noch eine ganze Weile von ihrem Studium in Belgien und dass sie gerade ihre Schwester hier besucht aber plant bald selbst nach Berlin zu ziehen. Nach einer viertel Stunde ejecte ich und sage ihr ich würde kurz zur Bar mir ein Bier holen. Ich setze mich danach nicht wieder zu ihr. Keine Ahnung warum. Ich habe es mir so erklärt, dass ich wohl das Gefühl hatte, dass schon ein Number-Close möglich gewesen wäre, mehr aber an diesem Abend mit ihr nicht und ich hatte wahrscheinlich keine Lust auf ein wirklich langes Kennenlern-Gespräch. So wirklich kann ich meine Reaktion in dem Fall aber trotzdem nicht erklären.

Ich stehe neben der Tanzfläche und beobachte wie Wing1 ein Mädel an der Bar approacht. Das Gespräch geht nicht lange dann stellt er sich zu mir. „Die war nice“ sage ich. „Ja aber sie ist nicht so richtig angesprungen“ antwortet er. In der anderen Ecke ist Wing2 immer noch am Knutschen. „Man kann uns zumindest nicht vorwerfen, wir würden es nicht versuchen“ denke ich mir „vor einem halben Jahr wären solche Situationen zumindest noch echte Besonderheiten gewesen“.

Ich lege nochmal eine Runde Engtanz mit einer Bekannten aus der „Women-Only“-Fraktion hin und ernte prompt wieder Blicke aus der Salsa-Und-Merengue-Ecke. Puh. Das ist ne Wiederholung. Langweilig. Ich tanze noch ne Runde mit der kleinen Asiatin. Dann quatschen wir kurz. Sie wirkt interessiert. Wir kommen ins Flirten. Mir rutscht der Satz „Sag mal, aber du hast doch sicher nen Freund oder?“ raus. Keine Ahnung warum. Total unkallibriert und überflüssig. Anfängershit. Und sie antwortet auch noch mit „Ja. Finde ich gut, dass du fragst. Ich sag so was immer lieber gleich“. Oh mann. So was nennt man sich selbst ins Knie schießen. Welcome to Friend Zone !

Also zurück zu den Jungs. Da ist Wing2 inzwischen auch wieder am Start. Und kaum hat er seinen Orden entgegengenommen können wir auch schon zusehen, wie seine Knutsch-Blondine mit einem kleinen Latino Speichel austauscht... Jesus Christus! „Das macht sie nur, weil ich sie vorhin kurz hab stehen lassen... Dass Frauen überhaupt nicht den Hygiene-Aspekt dabei sehen... Da will ich sie doch jetzt erst recht nicht mehr küssen!“ kommentiert er trocken.

Direkt im Anschluss überredet er dafür meine Bekannte (wir waren vor fast 15 Jahren mal zusammen) mit mir rumzuknutschen und hakt sein persönliches Social-Proof-Experiment mit der Erkenntnis ab „Sieh mal an. Bei den drei Mädels von vorhin hast du gerade echt für Aufmerksamkeit gesorgt“. Das habe ich anscheinend wirklich denn in der folgenden halben Stunde funkt die Kleine der ich ihren großen Schönling abgezogen hatte mich ziemlich deutlich an. Leider ist es inzwischen auch schon knapp 8Uhr morgens und ich bin langsam zu träge zum Approachen. Und als mir klar wird, dass sie die einzige und letzte Chance in diesem Club ist, ist sie auch schon verschwunden. Damn it! Wing1 und Wing2 beschließen noch nach einem besseren Club zu suchen. Ich entscheide mich hier zu bleiben und meinen Rausch auszutanzen. Nach einer Stunde stehen sie wieder vor mir. Inzwischen sitze ich mit einem alten Freund an der Bar und versuche ihn zu überreden Neil Strauss zu lesen. Es ist 9:00 und Wing2 hisst die weisse Fahne und gibt als Erster auf. Wing1 und ich stellen beide mit Frustration fest, dass wir leider noch viel zu fit zum Schlafen sind (scheiß Drogen) und Folgen noch der letzten Gruppe Übriggebliebener in einen der Berliner Techno-Zombie-Schuppen. Gegen 10 oder 11 geben wir dann aber auch auf und packen unsere Knochen ins Taxi. Zuhause kann ich natürlich trotzdem nicht schlafen. Gegen 13:00 fangen meine lieben Nachbarn an ihre After-Hour mit einer Runde Techno zu zelebrieren. Und gegen 14:00 verballert irgendein Kid vor meinem Schlafzimmer alle seine restlichen Böller. Mein matschiges Hirn spuckt eine Textzeile aus einem alten Deutsch-Punk-Silvester-Song von Boxhamsters aus:

über uns das geile Schwein

fickt seine Frau grad' kurz und klein

und morgen gibt's wieder auf's Maul

guten Rutsch, du dumme Sau

Welch tiefe Romantik doch in manchen Momenten stecken kann. Warum also versuchen, wenn's ein Anderer schon perfekt in Worte gefasst hat. Um 14:30 schlafe ich dann endlich ein. Gute Nacht Berlin! Bald ist wieder Wochenende.



Um 16:00 wache ich auf und bin topfit. Was geht denn ab? Ich sagte: GUTE NACHT BERLIN! ...Das kann ja ein lustiges neues Jahr werden.


Elia

23. Dezember 2012

Vorweihnachtsdate

Da lag ich also neulich mit meinem Lieblingswhisky und einem Buch in der Wanne (was für ein beknacktes Klischee! Die Enya-CD fehlt noch...) und kam so kurz vor Weihnachten in recht besinnliche Stimmung. Und kaum dass ich aus der selben heraus war und vor meinem Laptop lag schrieb ich also drei E-Mails an drei Frauen. Eine an J, das letzte Mädel mit dem ich eine kurze Affäre hatte (knapp 2 Jahre her), eine an meine Ex mit der ich seit 4 Jahren kein Wort mehr gewechselt hatte und eine an C, das Mädel das ich an Halloween in der Stammbar kennengelernt hatte (siehe SÜSSES ODER SAURES, 2. November). Was Weihnachten (oder Whisky) doch manchmal für eine seltsam aktivierende Wirkung auf den durchschnittlichen Großstadtsingle haben kann...

Aber der Reihe nach. Fangen wir mit J an. J war wie gesagt eine ca. zweimonatige Bettgeschichte und ich hatte länger nichts von ihr gehört. Wir hatten uns damals gut verstanden aber ich hatte die Sache recht abrupt beendet als ich das Gefühl bekam sie sei in mich verliebt. Letzten Monat hatte ich ihr aus einer Laune heraus eine Mail zu ihrem Geburtstag geschrieben. Die Laune kam eher aus der unteren Hälfte meines Körpers gebe ich zu. Sie hat so weit ich weiß einen Freund aber was hatte ich zu verlieren. Jedenfalls schrieb ich ihr einen harmlosen Geburtstagsgruß:

Hey J,
Ich wünsch dir Alles Gute zum Geburtstag!!! Ich hoffe dir geht's gut und du lässt dich heute ordentlich feiern.
...(Blablabla über ihr Hobby)...
Habe neulich mal auf deinem Blog vorbeigeschaut. Bin nach wie vor ein Fan! : )
Fühl Dich gedrückt.
Elia


Und von ihr eine nette aber genauso harmlose Antwort bekommen:


Hey Elia:) vielen lieben Dank! Bin leider etwas krank, aber ansonsten geht es mir ganz gut. ...(langes Blablabla über ihr Hobby und ihre Berufliche Zukunftsplanung)...
Fühl dich gedrückt zurück!
Alles liebe, J


Jedenfalls war ich nach meinem Emo-Bad nun auf etwas Feedback aus und schrieb ihr:


hey j,
mensch jetzt hat's mich auch erwischt... lag die letzten tage flach, aber langsam geht's wieder.
was hältst du denn vor weihnachten mal von einem kaffee mit meiner wenigkeit?
elia


Sie antwortete schon nach zwei Stunden:


Hey Elia,
ist aber auch arschkalt geworden.
Auf einen Kaffee mit dir würde ich mich sehr freuen:)
Na dann noch gute Besserung.
Schreibe mir wann auch immer es dir passen sollte. (...Ihre Handynummer...)


Tja, das war nett und tat dem Ego gut. Geantwortet habe ich darauf bisher aber nicht (Schande über mein Haupt). Allerdings sollte ich das wohl dringend mal tun.

Mail Nummer Zwei ging an meine Ex. Was ein mehr als deutliches Zeichen für reichlich überdosierte Emotionalität bei mir ist. Wir waren 2,5 Jahre zusammen und hatten uns derart blutig getrennt, dass es seit 4 Jahren (eher von mir ausgehend) fast keinen Kontakt mehr gab. Sie wohnt mit ihrem Freund zusammen und hatte im letzten Jahr gelegentlich versucht ein Treffen zu organisieren, wenn ich in ihrer Stadt oder sie in Berlin war. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sie physische Treue nicht allzu groß schreibt und es gab zumindest während ihrer letzten Beziehung noch ein kurzes Treffen in meinem Bett. Sie bekam die kürzeste aber direkteste Mail:


weiß nicht ob's an weihnachten liegt, aber ich muss in letzter zeit oft an dich denken.
elia.

Worauf am nächsten Morgen ein längeres Geskype los ging. Viel Blabla und ich hatte kaum Zeit, da ich auf dem Sprung zu einem Kundentermin war. Sie verabschiedete sich mit dem Vorschlag Abends nochmal zu Quatschen, da hätte sie „sturmfrei“. Die Formulierung „sturmfrei“ für den Zustand, dass ihr Boyfriend nicht in der Wohnung sein würde erinnerte mich sofort wieder an all die Gründe, warum ich mich von ihr getrennt hatte.
Wir telefonierten trotzdem am nächsten Tag recht lange. Es war extrem seltsam mit ihr auf ein „nettes Smalltalk“-Level zu kommen, aber ich empfand es als gesund und wichtig nach 4 Jahren ohne sie und 3 Jahren Therapie, ein normales Gespräch mit ihr zu führen um Sie und jeden Kontakt mit ihr von dem hohen Thron herunter zu holen, auf den ich sie gestellt hatte. Mission accomplished. Mehr oder weniger.

Mail Nummer Drei ging, wie gesagt, an die Autorin, die ich zu Halloween in meiner Stammbar kennengelernt hatte. Ich hatte damals ja im Zustand völliger geistiger Umnachtung nach ihrer E-Mail Adresse gefragt und es gab danach einen recht netten E-Mail Verkehr mit langen Unterbrechungen meinerseits, da ich zum einen nicht wirklich auf Brieffreundschaften mit Frauen abfahre (obwohl ich darin anscheinend recht gut bin) und zum anderen mir nicht sicher war, ob ich überhaupt auf Sie abfahre.


Donnerstag, 1.November 2012

hi c,
ihr habt gestern noch sehr witzige kostüme verpasst!
sitz gerade im job und wünschte ich dürfte jetzt ein buch schreiben... meinereiner darf heute
...(Blablabla über meinen Job und einen Film den ich ihr empfohlen hatte)...
ich fand ihn super.
na, ich hoffe du kommst heute gut voran.
liebe grüße,
elia.


Sie antwortete einen Tag später:


ja, schade, eine freundin von mir meinte, sie war noch bis es hell wurde unterwegs.
ich war am nächsten morgen als der wecker klingelte allerdings ganz froh, dass ich nach dem dritten bier dem nachtleben den rücken zuwenden konnte. häufig schafft man den absprung ja nicht.
...(Blablabla über meinen Job)...
was mich betrifft: auch ein weißes blatt oder heutzutage ein weißer bildschirm kann sich ziemlich zieren.
film muss ich mir mal ansehen.
bis bald.
c


Ich ließ mir, wie gesagt, ziemlich Zeit mit einer Antwort. Nachdem ich mir zwei Wochen später einen Film angesehen hatte, den sie mir empfohlen hatte, schrieb ich ihr nochmal (woran glaube ich der Inhalt des Films schuld war):


Mittwoch, 21.November 2012

hey c,
wow! ich hab mir gerade beginners angeschaut - den hattest du ja so gelobt. danke für den tip, wirklich super schöner film!! ich glaube den hätte ich auf grund des covers schon übersehen...
wie gehts dir? was macht der kampf gegen die weißen seiten?
ich war die letzten zwei wochen derart mit arbeit zugebombt, dass ich abgesehen von meinem bett eigentlich kein privatleben hatte. ich dachte ja wir sehen uns evtl in der ...(STAMMBAR)... mal wieder, aber du bist wahrscheinlich in deiner barauswahl kreativer als meinereiner... vielleicht hast du da ja auch noch tips für mich?
hoffentlich bald mal wieder auf ein bier! you point, i'll drive...
elia.


Ihre Antwort kam am nächsten Tag:


Hallo Elia,
wie schön,dass du den film mochtest! Ich habe ihn ja drei oder vier mal hintereinander gesehen und natürlich richtig viel geweint.
Super auch seine Versuche, das Albumcover herzustellen, oder?
Die weißen Seiten gebärden sich ganz in Ordnung. Ich war auch ziemlich im Stress in letzter Zeit und deswegen gar nicht mehr unterwegs abends.
Viel mehr frequentierungswürdige Orte als die ...(STAMMBAR)... fallen mir aber auch nicht ein. Ich gehe manchmal in die ...(...)... Obwohl das Publikum dort teilweise zum Einschlafen ist. Oder in die ...(...)..., da hält man es wenn man selbst nicht Kette raucht aber auch nicht länger als eine Stunde aus.
Also wenn dann eigentlich ...(STAMMBAR)....
Bis dahin.
C


Tja...Darauf kam dann wieder gute zwei Wochen nichts von mir... Wie gesagt ich hatte nicht wirklich den mega Antrieb die Lady zu gamen... Bis zu dem besagten Badetag. Ich dachte mir, was soll's... mach jetzt ein Date aus, oder lass es. Gesagt, getan:


hey c,
hätte die tage dringend ein paar gute video-tipps von dir gebraucht... lag leider mit nem blöden virus flach. aber inzwischen geht's wieder. und der marilyn-film ist tatsächlich furchtbar! ...(...)... und ...(...)...Bar sagt mir beides gar nix. was hältst du denn zur vorweihnachtsstimmung von einem bier und dunklen scheidungskind-theorien ?
elia.


Und auch von Ihr gab's am Badetag ein positives Feedback:


hört sich nicht so angenehm an. ich hätte natürlich eine menge tips auf lager gehabt.
ja, lass uns gerne mal ein bier trinken. ich bin bis freitag noch ziemlich im stress aber dann lichtet es sich wieder.
das wetter eignet sich in jedem fall für dunkle theorien.
die bars muss man auch wirklich nicht kennen.
c

An dem darauffolgenden Wochenende testete ich meinen Magen recht ausführlich auf der Firmenweihnachtsfeier eines Kunden mit reichlich Wodka. No Game (Never Fuck The Company) aber dafür danach einen extrem dicken Kopf. Folglich musste C nochmal eine Woche warten bis ich mich meldete:


hey c,
wollte mich eigentlich am wochenende schon bei dir melden, aber ich bin freitag auf einer firmenweihnachtsfeier eines kunden bis in die puppen hängengeblieben und dementsprechend habe ich samstag das bett nicht verlassen...
tja und den sonntag habe ich mir heute mit panischem weihnachtsgeschenkideen-aus-den-fingern-saugen um die ohren geschlagen.
aber wie sieht es denn die woche bei dir so aus? ich kann bisher leider noch nicht viel sagen ausser dass ich freitag die stadt verlasse und morgen arbeiten muss, aber vielleicht können wir uns ja spontan zusammentelefonieren?
...(Meine Handynummer)...
liebe grüße,
elia.


Madame war immer noch nicht genervt von meiner Brieffreundschaft:


hallo elia,
ja, schick mir doch gerne eine sms wenn du spontan zeit hast. ich kann noch gar nicht sagen, wie die abende aussehen. bin auf jeden fall in berlin.
...(Ihre Handynummer)...
c


Tja nun war der Ball nicht nur wieder auf meiner Seite, sondern ich stand auch vor dem Tor und die Zuschauer warteten auf meinen Schuss. Nun ja, zugegeben die Zuschauer bestanden nur aus Wing2, aber der gab mir noch den finalen Schubser: „Komm schon... Verschlepp das nicht auch noch ins nächste Jahr. Triff dich mit ihr und gönn dir noch ein Date vor Weihnachten“. Also gut. Donnerstag Nachmittag sah ich dann also meine letzte Chance auf ein Date für dieses Jahr. Natürlich nicht ohne ein kleines SMS-Game inklusive dem obligatorischen Wer-wartet-auf-wen-Shit-Test:

I: Hey C. What a day! Also heute bin ich reif für ein Feierabendbier... Biste dabei?

C: Bin noch am arbeiten und weiß nicht wie lange noch. Gehst du so oder so in die ...(STAMMBAR)... auf ein Bier? Wenn ja, wann? Dann komme ich da später vielleicht einfach vorbei.

Oh. Madame will in die Stammbar? Hm... Die wollte ich ja eigentlich meiden wegen L und so... Naja, das kleine schwarze Schaf wird schon nicht zufällig da sein und wenn doch, wird sie mich nicht fressen. Schließlich bin ich ja wegen einem ganz anderen Schaf da...

I: Also bei mir geht’s sicher noch bis min 7 würde sonst Stück Pizza am …platz vorschlagen. Sonst 8 oder 9 in der ...(STAMMBAR)... ? Allein würde ich sonst eher bei mir in der Gegend eins trinken.

Ganz so unverbindlich, dass wir jetzt hier mit „ich geh da sonst eh hin kannst ja kommen oder nicht“ anfangen, wollte ich es nicht halten.

C: Dann lass doch halb neun in der ...(STAMMBAR)... treffen.

Na eben. Geht doch. Für die Unverbindlichkeit gibt’s trotzdem noch einen mit...

I: Deal. : ) kann bei mir evtl auch 9 werden. Bis gleich!

Ich gehe um ca. 8 los um pünktlich zu sein. Will ja nicht so sein und jetzt ein Wartespielchen spielen. Um 10 nach 8 kommt noch ne SMS:

C: Schaffe es erst viertel nach neun.

Touché. Is ja gut Madame. Du hast gewonnen. Ich werde brav auf dich warten...

Ich rufe noch kurz Wing2 an, ob er evtl. Lust auf einen Espresso in der Nähe hat. Der ist aber gerade mit Shopping/Daygame beschäftigt und so trinke ich noch einen Espresso alleine und gehe dann in die Stammbar.

Ich bin natürlich jetzt immer noch viel zu früh. Die Stammbar ist leer. Ich bin der einzige Gast und hinter dem Tresen steht (Tadaaaa !)... L.

Sie fummelt an dem bareigenen Videobeamer herum als ich hereinkomme und lächelt mich über die Schulter an. Ich bin in erstaunlich entspannter und guter Stimmung dafür dass ich gerade vor meinem Lieblingsschäflein stehe.Ich setze mich an die Bar.

I: „Tagesschau bitte, wenn wir schon nur zu zweit sind.“

Das schwarze Schaf kann ja richtig freundlich Lachen. Erfüllt mir meinen Wunsch aber trotzdem nicht. Also gut. Game-Time. Nutze deine Entspannung bevor sie verflogen ist...

I: „Und hast du schon alle Weihnachtsgeschenke beisammen?“

L: „Ja. Ist ja nicht so viel.“

I: „Fährst du in die Heimat?“ (Tun in Berlin ja 90% der Menschen)

L: „Nö. Man gewöhnt sich an Weihnachten allein.“

Autschi! Da hab ich wohl die falsche Schublade aufgemacht. Hmm... Was haben wir bei Mark Manson gelernt...? Ehrlichkeit und Schwäche zeigen. Das ist wirkliches Alpha.

I: „Ich hatte mal ein recht absurdes Sylvester allein. Ich war gerade nach Berlin gezogen. Hatte damals ein Mädchen in einem Club kennengelernt und sie hatte mich zu Sylvester eingeladen und dann Stunden vorher abgesagt. Ich war so getroffen, dass ich statt mit meiner Mitbewohnerin feiern zu gehen, mit zwei Dosen Bier vor dem Fernseher sitzen blieb. Und so prostete mir um 0:00Uhr tatsächlich die Verkaufstrulla auf QVC zu und meinte es würde sie ganz besonders freuen, dass gerade Ich jetzt hier mit ihr auf QVC das Neue Jahr begrüße. Ich war mir in dem Moment sicher, dass sie das 100% gerade NUR für mich gesagt hat, weil um 0:00Uhr an Sylvester selbst das letzte Altenheim ARD oder sonst etwas an hat, wo Feuerwerk zu sehen ist.“

L: „QVC? Das ist sowas wie Homeshopping, oder? Also ich habe mir um Mitternacht mal alleine das Glockenkonzert im Radio angehört. Das war sogar ganz schön.“

I: „Bist du denn an Sylvester hier?“

L: „Ja.“

I: „Hm. Mal sehen, vielleicht sehen wir uns dann ja. Eventuell starten wir hier.“

Ich bin vollkommen überrascht wie entspannt und locker ich mit L sprechen kann. Langsam treffen die ersten anderen Gäste in der Bar ein. Trotzdem quatschen wir zwischendurch immer ein wenig. Nach einer halben Stunde kommt C. Sie begrüßt mich sehr herzlich mit Küsschen und setzt sich neben mich an die Bar. Sie und L scheinen sich gut zu kennen und die zwei quatschen auch kurz eine Runde. Dann dreht sich C zu mir und L verzieht sich ans andere Ende der Bar. Ich habe das Gefühl sie scheint etwas verwirrt zu sein, dass a) C und ich uns kennen und b) wir hier offensichtlich auch noch verabredet sind. Das Gespräch mit C läuft sehr easy und entspannt. Trotzdem finde ich sie weit weniger attraktiv als an dem Abend als ich sie angesprochen hatte. Sie fragt sehr viel über meinen Job. Als ich mich kurz auf Toilette verabschiede und wiederkomme sind C und L schon wieder am quatschen. Ich frage worum es geht. Sie erzählen mir, es ginge um einen Typen, der mal in L verliebt war (Oh My God! L's Lieblingsversuchsaufbau) und jetzt mit ihr befreundet ist und anscheinend neulich etwas von C wollte und sich dann darüber beschwert hatte, dass sie ihn nur als guten Freund behandle... Und dass so viele Typen in der Bar behaupten hier ständig zu sein, aber die beiden noch nie gesehen zu haben...Blablabla...

I: „Also ich bin hier ja heute zum ersten mal, aber ich find's hier total nett.“

C: „Ja, oder? Und so hübsche Mädchen hier...“

Nice. Da sitze ich jetzt also mit L und einem Date in der Stammbar. Schöner Jahresausklang. Leider fällt mir auf ihre Qualifikation kein passender Spruch ein... Wäre ja ne schöne Gelegenheit für C&F gewesen...
L zieht sich wieder aus dem Gespräch zurück und ich quatsche weiter mit C. Sie erzählt mir, dass die Bar ihrer Meinung nach ja ne totale Bagger-Location sei und dass sie alle ihre bisherigen Freunde in Bars kennengelernt habe. Ich habe das Gefühl sie ist interessiert. Ich bin's irgendwie nicht wirklich. Ich sage, ich hätte noch nie eine Freundin in einer Bar kennengelernt.

Sie meint irgendwann sie würde bald gehen. Ich sage, ich würde mein Bier auf jeden Fall noch austrinken. Sie wartet und wir quatschen weiter. Als ich fertig bin zieht sie ihren Mantel an. Ich bleibe sitzen.

C: „Bleibst du wirklich noch hier?“

I: „Och, ja. Ich glaube ich trinke noch eins...“
Sie verabschiedet sich und erwähnt noch, sie hätte am Abend vor Sylvester Geburtstag und würde diesen immer hier feiern.
Als C gegangen ist bestelle ich noch einen Whisky. L bleibt am anderen Ende der Bar und ich muss mich mit dem weitaus weniger attraktiven Barmann begnügen. Ich habe das Gefühl sie sein sowas Ähnliches wie beleidigt. Nach meinem Whisky gehe ich nachhause.

Im Nachhinein würde ich sagen ich hätte bei C eskalieren können. Aber ich wollte irgendwie nicht. Warum? Warum wehre ich mich gegen so Etwas?
Ich habe nochmal darüber nachgedacht und würde es so beschreiben:

Mein Interesse an Frauen ist wie ein Lichtschalter. Entweder AN oder AUS. Dazwischen gibt es einfach nichts. Wenn ich interessiert bin, will ich die Frau wirklich und ganz. Nicht nur sexuell und nicht nur für eine Nacht. Wenn ich nicht interessiert bin, habe ich auch überhaupt kein Interesse. Auch nicht an Sex. Was ich höchstens kenne ist, dass ich bei Exfreundinnen oder nach einer „beginnenden Beziehung“, wie bei J, mir vorstellen könnte eine rein sexuelle Affäre mit ihnen zu haben. Vielleicht sollte ich das mal angehen. Aber bei „neuen“ Frauen gibt es für mich anscheinend keine Grautöne im Interesse.

So, das war also meine „Weihnachtsgeschichte“. Ich bin gespannt auf das neue Jahr und auf die Silvesternacht.

Ich wünsche euch allen Frohe Weihnachten und dass sich eure Wünsche erfüllen!

Elia

21. Dezember 2012

Theorie-Update und Lebenszeichen

Weihnachten steht vor der Tür und ich habe es heute endlich in die Heimat und an Mamas Esstisch geschafft. Daher hoffe ich in den nächsten Tagen zwischen Familie, Fernseher und Fressorgien ein wenig Zeit zu finden um die Ereignisse der letzten Tage aufzuschreiben. Viel ist nicht passiert, aber zumindest gab es ein kleines Vorweihnachtsdate und ein wenig Geschreibsel. Die Ereignislosigkeit meiner letzten Tage verdanke ich, wie so oft, dem lieben Arbeitsstress und dann noch meinen, auch weiterhin mysteriösen, Magenproblemen. Wenn es da nicht sogar einen Zusammenhang gibt... Jedenfalls habe ich es gestern Nacht noch hinbekommen meine letzten Weihnachtsgeschenke zu packen, meine Wohnung in einen halbwegs zivilisierten Zustand zu versetzen und mehr oder weniger das Wichtigste für eine Woche Heimaturlaub in meinen Koffer zu schmeißen. Als nach Mitternacht die Welt keine Anstalten machte unter zu gehen und ich auch keinen Kometen am Himmel entdecken konnte gönnte ich meinen Knochen noch ganze 3 Stunden Schlaf um dann auch schon wieder weiter zu packen und zum Flughafen zu hetzen. Mein Magen war mir natürlich zu größtem Dank verpflichtet.

Weihnachten gibt traditionsgemäß PickUp-technisch wenig her, da mein Freundeskreis sich vor Weihnachten zu zwar sehr schönen aber auch recht geschlossenen Privatparties zu treffen pflegt. Aber ich bin extrem gespannt auf Sylvester. Aber auch dazu die Tage mehr Infos. Jetzt erstmal noch ein kurzes Theorie-Update.

Von „Lob des Sexismus“ war ich zum Ende hin doch sehr enttäuscht. Ich finde es schwingt ein sehr verkrampftes, dogmatisches Welt-, Frauen- und Männerbild mit, das ich nicht teilen kann und will. Ausserdem fand ich die Ansichten zum Führen einer Beziehung und Halten einer Frau zum Teil unreif, extrem vereinfacht und nicht wirklich durchdacht. Was mich aber am meisten gestört hat ist die unbedingte Alpha-Mann-Fixierung, die in der Praxis, glaube ich, bei den meisten Männern nur unauthentisch und aufgesetzt wirken kann. „Alpha“ ist für mich eine Haltung, ein Mindset und kein Verhalten das ich mir schnell mal angewöhnen kann. Auch das fast schon leicht paranoide Shit-Test-Bestehen-Müssen und Drama-Nicht-Zulassen kann, meiner Meinung nach, mit einer gesunden Frau zumindest nicht auf lange Sicht zu einer guten Beziehung führen.

Dafür wurde mir vor Kurzem das Buch „Models: Attract Women Through Honesty“ von Mark Manson empfohlen und ich war schon nach den ersten Kapiteln begeistert. Ich hatte befürchtet, dass ein Sachbuch auf Englisch anstrengender zu lesen ist, was aber überhaupt nicht der Fall ist. Inhaltlich finde ich den Ansatz hier wesentlich freier, praktikabler und erwachsener als in allen bisherigen Büchern zum Thema. Mal sehen, ob meine Begeisterung bis zum Ende anhält aber nach dem was ich bisher gelesen habe, kann ich es nur wärmstens empfehlen!

So, nun aber mal dringend in die Federn und Schlaf nachholen um morgen nicht beim Aufstellen unter dem Baum zusammen zu brechen. Die Story zum Vorweihnachtsdate gibt es hoffentlich die Tage noch!

Elia

11. Dezember 2012

Top 15 PUAs 2012 - Zan Perrion

Das Jahr neigt sich deutlich dem Ende und hätte ich einen Fernseher, würden mir wahrscheinlich jeden Abend die knuffigsten Hundebabys 2012 mit Sonja Zietlow oder die deutschesten Momente des Jahres 2012 mit Günther Jauch entgegen strahlen. Aber das schaffe ich auch selbst vor meinem lieben Laptop. Und siehe da, es gibt auch einen PU Jahresrückblick 2012. Die Top 15 PUAs 2012. Why not... Viel blöder ist das auch nicht...
Bin jedenfalls durch Zufall über die Liste gestolpert und fand sie recht lustig:


Es fehlen natürlich einige (für mich speziell SashaPUA, der 2011 noch dabei war) aber Zan Perrion hat mich gerade dann doch ziemlich geflashed:










In jedem Fall ist der Kram den er erzählt gar nicht so blöd, wie er selbst aussieht (Der Arme hat ja doch gewisse Ähnlichkeit mit dem Fotografen-Clown Kristian Schuller aus GNTM). Hab nach etwas Googelei zu meinem Erschrecken allerdings auch noch feststellen müssen, dass der Gute sich selbst gespielt hat in „Let The Game Begin“, den ich zwar nicht gesehen habe, dessen Trailer aber bereits, auf meinen eh schon angeschlagenen Magen, einen ziemlich heftigen Brechreiz ausgelöst hat.

Nun ja... Amis eben... Eine Entschuldigung die bei Kristian Schuller allerdings nicht zählt.


8. Dezember 2012

PickUp vs. Kamillentee

So ein Dreck! Habe mich gerade von Wing2 wieder nachhause fahren lassen. Damit muss also das Berliner Nachtleben ein zweites Wochenende in Folge ohne meine Wenigkeit auskommen. Da musste ich letztes Wochenende berufsbedingt streiken und jetzt habe ich mir schön den Magen-Darm-Fuck von Wing1 eingefangen. Ich könnte kotzen. Konzentriere mich aber gerade darauf es nicht zu tun. Wing2 hatte mich sogar noch aus der Bude holen können, aber da war bei mir wohl eher der Wunsch die Mutter des Gedanken. Denn schon nach 10 Minuten in der Pizzeria war mir vom Zusehen schon so schlecht, dass ich mich darauf beschränkte, schweigend Wing2 beim Ziele anvisieren beizuwohnen.

Tja jetzt heisst es wohl Kamillentee trinken und wieder eine Woche warten.

Morgen ist SashaPUA in Kreuzberg. Bin noch am überlegen, ob ich ihn mir ansehe. Am Ende wird wohl auch diese Entscheidung mein Magen-Darm-Trakt für mich übernehmen.

5. Dezember 2012

Leidenschaft und wirkliche Ziele

Arbeit, Arbeit, Arbeit. Die Woche ist hart und lang, wobei ich ja noch zu den wenigen Glücklichen gehöre, die ihr Geld mit Etwas verdienen, das sie nicht nur gerne tun, sondern das ihre Leidenschaft ist... Aber den Abend hat mir gerade mal wieder Sasha versüßt mit einen genialen kleinen Text in dem es nicht nur darum geht, was man im Leben eigentlich gerne tut sondern vor allem auch darum, warum das Ziel niemals sein kann wahllos alle Frauen flach zu legen die man so haben kann, sondern „gut“ genug (oder selbstbewusst genug) zu werden um die wirklich, wirklich tollen Frauen, die einem begegnen auch zu bekommen und zu behalten.




Großartig wie immer. Thank you, Sasha !


2. Dezember 2012

CLUBGAME TEIL 12

Sonntag Abend und ich habe es geschafft. Die Vorbereitung für den Job nächste Woche sind fertig und mein Wochenende ist dabei auch gleich noch erfolgreich über den Jordan gegangen. Sehr gut. Sagt man nicht Karriere sei der Ersatz für Liebe oder Sex? Tja in dem Fall muss ich feststellen, ich sollte schon lange in einem Chefsessel fläzen und mir nicht meinen Rücken kaputt machen. So wenig Sex und Liebe wie mein kleiner blasser Körper in den letzten vier Jahren bekommen hat müsste ich schon lange kurz davor sein sonen Rotzbengel wie Zuckerberg als Vorzimmer-Assi einzustellen. Aber Schluss mit dem Rumgeheule, es gibt ja immer noch die Chance wenigstens mein Sexleben aufzumöbeln oder sich zumindest mit Sex und Karriere in der Mitte zu treffen. Was nicht heisst, dass ich vorhätte meine Praktikantin zu möbern (das passiert einem nur ein mal – und auch nur weil man ein Häkchen neben den Bill-Clinton-Move machen wollte) aber so von beidem ein wenig das wär's doch. Das muss doch zu schaffen sein. Allerdings natürlich nur schwer, wenn man wie ich dieses Wochenende, seinen Samstag und seinen Sonntag mit Jobvorbereitung verbringt und das Clubben ausfallen lässt. Aber das wird nächstes Wochenende nachgeholt!

Jetzt aber erst mal zu dem noch ausstehenden Field-Report von letztem Wochenende. Wing2 kam direkt nach der Arbeit zu mir. Ich hatte den Tag mit Wohnung-Aufräumen, Massage-Termin und Baden verbracht. Wie gesagt es ist ein harter Job, aber irgend jemand muss ihn ja machen. Zur Einstimmung auf den Abend gab's bei mir Whisky und „Crazy Stupid Love“ aufm Beamer. Ja, so starten auch Jungs ihre Abende. Aber ich muss zugeben, würde man Whisky durch Prosecco ersetzen, könnten wir fast auch im Pyjama hintereinander sitzen und uns Zöpfchen in die Haare flechten. Das sparen wir uns aber lieber für's Altenheim auf... Obwohl PickUp mit Rollator beim Tanztee... Aber ich drifte ab.
Also ab der Hälfte des Films kam dann auch Wing1, mit bereits ordentlich einem im Kahn, dazu gestossen und erklärte er benötige dringend Whisky, weil er sich sonst sehr große Sorgen macht aus Versehen wieder nüchtern zu werden. Ich kümmerte mich also noch um die Betankung der beiden Wings und als der Film zu Ende war ging's direkt los. Für den heutigen Abend (übrigens trotz schlechter Erfahrungen schon wieder ein Freitag) stand ein „neuer“ Club auf dem Programm. Wir waren für berliner Verhältnisse recht früh da und erst mal etwas überrascht über den saftigen Eintritt und die Preise an der Bar. Der Club war noch nicht wirklich voll und die zweite Area noch gar nicht offen. Erst mal akklimatisieren, umsehen, Bierchen schlürfen und nach Targets Ausschau halten. Die erste Stunde verging genau so. Das Publikum war für unseren Geschmack etwas stiff und die Atmosphäre eher unterkühlt. Als der Club voll genug war und langsam Bewegung in die Menge kam schwärmten Wing2 und meinereiner immer mal wieder aus. Wirkliche Targets schienen aber weder ihm noch mir vor das Fadenkreuz zu kommen und Wing1 war offensichtlich sowieso nicht in Approach-Stimmung. Wir gammelten also in wechselnden Kombinationen auf und neben den Tanzflächen herum.

Nach einer reichlich langweiligen Stunde verabschiedete sich Wing1. Er hatte den Tag gearbeitet und war einfach durch. Als er sich bei mir verabschiedete stand ich gerade neben einer Gruppe, über die wir uns zu Beginn des Abends schon unterhalten hatten, weil sie uns aufgrund ihres extrem abturnenden Stilmixes zwischen Münchner-Stock-Im-Arsch und BWL-Clique-Auf-Valium aufgefallen waren. Die Gruppe bestand aus drei Mädels und einem Typen. Eine extrem große Brünette mit 80er-Jahre-Sekretärinnen-Kurzhaarfrisur und passender Brille, eine große Blondine die (weil sicher die schönste im Dorf) natürlich zu dem Kerl gehörte, eine kleine Dunkelhaarige mit Knopfaugen und Locken und eben der Typ mit Barbie-Ken-Frisur und (bin mir nicht sicher aber muss eigentlich so sein) hellblauem Hemd. Blondie und Ken waren natürlich immer durch mindestens einen Finger miteinander verbunden, damit keiner von Beiden von den ungewaschenen, menschenfressenden, drogensüchtigen berliner Nachtmenschen in die Unterwelt gerissen wird. Als Wing1 also gegangen war drehte ich mich wieder Richtung Tanzfläche und dachte mir, wie war das nochmal mit dem Approachen um des Approachens Willen?... Warum nicht einfach eins von den Bambis vor mir erschrecken, zum Tanzen fehlt mir eh gerade die Muse...
Also mache ich in der Menge einen halben Schritt vorwärts und stehe so direkt hinter dem kleinen Lockenkopf. Sie dreht sich auch direkt zu mir um und lächelt mich kurz an. Dreht sich aber schnell wieder zu ihren Freunden und schleudert mir dabei ihre Haare ins Gesicht. Na dann...Game Time!

I: Hey! Also das klingt jetzt bisschen creepy aber womit auch immer du deine Haare wäschst, es riecht wirklich lecker.

L: Danke.

Sie lächelt etwas verängstigt, dreht sich wieder um und wird auch direkt von ihren Freundinnen angestarrt als hätte sie sich gerade einen Drink mit Schirmchen von Saddam Hussein ausgeben lassen. Die Blonde kann keine zwei Sekunden warten und fängt sofort mit ihr das Flüstern an. Dann dreht sie sich zu Ken, um dem auch gleich mitzuteilen, was der verrückte kleine Kerl gerade zu ihrer Freundin gesagt hat. Ich stehe während der ganzen Nummer praktisch direkt vor ihnen. Haben die überhaupt kein Benehmen? Also gut, einen hab ich noch:

I: Das musst du ja jetzt nicht gleich petzen! Schau mal, das erzählt deine Freundin jetzt auch gleich in der Reihe weiter. Sowas nennt man Flüsterpost und was glaubst du, was bei ihm jetzt für schlimme Sachen ankommen, der hält mich jetzt sicher für pervers.

Sie hört sich das gespannt an, und flüstert es direkt wieder ihrer blonden Freundin ins Ohr. Oh my god! Entweder ist das ihr Lieblingsspiel oder sie hat sich in ihrem Leben noch nie mit jemandem unterhalten, der nicht aus Niederoberhinterdupfing kommt und ist einfach überfordert damit, dass die Fremden ihre Sprache sprechen. Also gut, ein letzter Versuch. Werden wir einfach mal extrem beleidigend:

I: Sag mal darf ich raten: Seit ihr aus München?

L: Nein.

I: Oh, mann. Eigentlich bin ich super darin sowas zu erraten.

Jetzt beginnt Blondie plötzlich mit Ken zu flüstern. Ich befürchte schon, dass jetzt gleich jemand die Polizei oder die Gestapo rufen wird. Es kommt anders. Ken nimmt den Lockenkopf zur Seite und tauscht mit ihr Platz, so dass er jetzt mit dem Rücken zu mir steht. Was für ein Held. Ein echter Gentleman und Offizier dazu. Welch eine Zivilcourage. Man könnte sagen, er hat im Endeffekt eine Vergewaltigung verhindert. Ich überlege kurz wie er wohl reagiert, wenn ich ihm jetzt ins Ohr flüstere, dass ich den Duft seiner Haare extrem erregend finde, entscheide mich dann aber es doch dabei zu belassen, packe meinen harten Schwanz wieder ein, schließe meinen Trenchcoat und gehe in die andere Area um Wing2 zu suchen.

Humorlosigkeit ist nach Religion und Faschismus immer noch eine der größten Bedrohungen für den Weltfrieden.

Wing2 finde ich auf der Tanzfläche. Er scheint mit Scannen und Hardcore-Eyecontacting beschäftigt zu sein und so stelle ich mich erstmal an den Rand, genieße das Treiben und schlürfe mein Bierchen.
Plötzlich spüre ich wie mir jemand kurz aber herzhaft in den Hintern kneift. „Ich bin ein kleiner Typ mit Glatze und Durchschnittsfigur, ich kann nicht gemeint sein, da muss sich jemand im Hintern geirrt haben“ denke ich mir und ignoriere es. Da passiert es nochmal. What the fuck?
Ich drehen mich um. Hinter mir stehen links drei junge Mädels (zwei Dicke eine Dunkelhaarige, alle drei recht prollig gekleidet) und rechts ein Typ mit viel zu großem V-Ausschnitt. Ich bin in Berlin, wahrscheinlich war's der Typ. Ich laber ihn kurz an, aber er spricht nur Italienisch. Dafür beginnen die Mädels zu tuscheln. Ich drehe mich wieder zur Tanzfläche. Und prompt bekomme ich zwei Mal in den Hintern gekniffen. Also gut, Kinder.
Ich drehe mich zu der Dunkelhaarigen:

I: Hey das waren jetzt vier. Ab dem fünften Mal kostet das Geld.

Uuuuh! Cheesy ohne Ende. Oldschool nach Mystery, aber es kam ganz plötzlich aus mir raus...

D: Wie? Ich dachte bei fünf gibt’s Rabatt? Da gibt’s doch einen umsonst...

Ok, sie haben keinen Geschmack aber wenigstens Humor. Wir kommen sofort ins Gespräch. Nach den ersten zehn Sätzen mit der dunkelhaarigen Pofetischistin stößt noch ein viertes Mädel zu der Gruppe. HOSSA! Schlank, dunklerer Typ, Stupsnase und kurze Locken. Sie sieht aus wie die sexy-hip-hop Version von Momo. Mega-heiß, allerdings auch mega-jung. Ich schätze die Mädels alle auf ca. 22. Aber hey.
Nach zwei Minuten unterhalte ich mich nur noch mit Momo. Sie sieht schwer südamerikanisch aus.

I: Wo bist du her?

M: Aus Deutschland.

I: Ja. Du weisst schon wie ich's mein...

M: Nein, wie denn?

I: Ach komm schon, du siehst doch dass ich keine Haare habe. Jetzt lass mich bitte nicht auch noch mit dem Rassismus-Stempel auf der Stirn rumrennen. Nicht mit meiner Frisur!

M: Dein Bier ist alle.

I: Äääh, ja.

M: Mein Drink auch. Komm wir gehen zur Bar.

Sie zieht mich förmlich von ihren Mädels weg an die Bar. Ich bestelle ein Bier. Sie einen Wodkamitirgendwas. Die Barfrau stellt uns beides hin. Ich zahle mein Bier. Sie zögert merklich. Hat sie erwartet, dass ich sie einlade? Hm. Jetzt wäre es auch zu spät. Sie kramt ihren Geldbeutel heraus und zahlt. Ihre Freundinnen haben sich inzwischen hinter uns an der Wand postiert. Wir stoßen an und quatschen noch zehn Sätze. Dann spricht sie kurz mit ihren Freundinnen und kommt wieder zu mir.

M: Wir gehen mal an die andere Tanzfläche. Ich glaub die da steht auf dich.
Sie nickt in Richtung der Dunkelhaarigen.

Ich kann so schnell leider nichts witziges in meinem Hirn finden das sich darauf reimt und so gehen die Mädels und ich stehe mit einem Bier und einer Info an der Bar.

Ich grübel eine Weile und komme zu dem Schluss, dass ich nicht auf die Dunkelhaarige stehe, dass Momo aber super hot ist, dass die Mädels wahrscheinlich zehn Jahre jünger sind als ich und dass ich auf jeden Fall Bock hab da mal noch ein wenig weiter zu gamen. In dem Moment taucht Wing2 vor mir auf. Ich erzähle ihm die Story und wir gehen in Richtung der anderen Tanzfläche. Ich entdecke dir Mädels in der anderen Ecke des Raumes. „Dreh mal ne Runde und zieh dir die Kleine mit den Locken rein. Die ist echt Zucker.“ Gesagt getan. Wing2 schwoft durch den Raum und platziert sich neben den Mädels. Ich bleibe noch ne Weile in meiner Ecke stehen und komme dann dazu. Meine Stimmung ist deutlich gestiegen. Ich quatsche die Dunkelhaarige nochmal an. Sie steht angelehnt an der Wand.

I: Du trinkst keinen Alkohol oder wie?

D: Ne, aber mein Geld reicht gerade noch fürs Taxi. Oder sonst muss ich bei …. pennen. Die der du vorhin den Drink ausgegeben hast.

Was ist denn das hier ständig mit den Drinks?? Sind die Mädels nur auf der Suche nach Sponsoren?

I: Ich hab gar niemandem nen Drink ausgegeben.

Schweigen.

Hm. Ok. Irgendwie ist mir die Dame zu muffig unterwegs und ich bin gerade zu gut gelaunt. Wing2 hat sich wieder auf die Tanzfläche verzogen. Ich schwinge auch kurz die Hüften und öffne dann ein 2er-Set das ca. 5 Meter von der Gruppe entfernt ebenfalls an der Wand steht. Nach fünf Sätzen stellt sich heraus, dass wir in der selben Branche arbeiten aber das eine Mädel ihre Visitenkarten vergessen hat. Sie sagt, sie geht kurz zur Bar um mir ihre Nummer aufzuschreiben. „Klaro“ denke ich mir „und mach das bitte so, dass die kleine mit den Locken es möglichst gut sehen kann“.
Mein Wing kommt dazu. Wir quatschen kurz, als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie die Gruppe an der Wand uns beim Tanzen zuwinkt. Tja, zumindest haben die ihren Spaß. Ich winke höflich zurück als das Mädel aus dem 2er-Set mit einem Zettel von der Bar zu mir kommt und ihn mir in die Hand drückt. Ich tanze nochmal zu Momo und diesmal ist sie wesentlich offener. Sie verrät mir, dass sie Kurdin ist und wir unterhalten uns eine ganze Weile über Musik, ihre Familie, Schule und leider auch Alter:

I: Sag mal, wie alt seid ihr eigentlich?

M: Sag mal, wie alt bist du eigentlich???

I: Ich bin 33. Und du biiiiiiist.....22?

M: Wow. Richtig.

Tja ich hab's ja geahnt.

Memo an mich: Erstens, sprich nicht das Alter an, wenn du davon ausgehst, dass du den Mädels evtl. zu alt bist und zweitens, solltest du mal deinen Job verlieren kannst du problemlos als Hellseher auftreten.

Ich quatsche noch locker eine halbe Stunde mit Momo, hab zwei/drei Mal ihre Hand in den Fingern, irgendwann meint sie aber sie würde mal kurz zur Bar gehen und ich bleibe mit ihren drei Proll-Freundinnen zurück. Eigentlich wäre das jetzt der richtige Augenblick um die zwei Dicken vollzucharmen (von wegen späterem Cockblock und so) aber ich entscheide mich für eine Runde durch den Club. Ich finde Wing2 in der Nähe des Ausgangs und auch in der dazugehörigen Stimmung. Er findet die Leute in dem Laden spießig (womit er recht hat) und die Musik scheiße (womit er auch recht hat) und er würde gerne weiterziehen. Ich überlege kurz. Den Laden, die Musik und die Preise finde ich ebenfalls unsympathisch. Aber da ist ja noch Momo. Nun heißt es aber mal wieder entscheiden, ob es Sinn macht, die ganze Nacht auf dieses Game zu setzen... Ich entscheide, dass es teuer wäre hier zu bleiben und unwahrscheinlich ist Momo mit zu nehmen, aber ich zumindest noch einen NC versuchen will. Also sage ich Wing2 ich würde noch schnell ne Runde drehen um den kleinen Lockenkopf zu finden und dass wir uns gleich an der Garderobe treffen. Ich finde nur Momos Freundinnen, die ebenfalls bereits auf der Suche nach ihr sind. Tja...was tun? Eine Hälfte in mir schreit ich solle da bleiben und Momo vor den Grauen Männern retten um sie dann nach Strich und Faden flachzulegen, die andere Hälfte behauptet die 22jährigen Dinger wollten eh nur spielen und Drinks schnorren und die Nacht hat sicher noch mehr zu bieten. Ich entscheide mich fürs Weiterziehen.

Wir holen unsere Mäntel, latschen durch den kalten Nieselregen zu Wing2s Auto und fahren erstmal Richtung Stammbar. Wing2 wirkt etwas niedergeschlagen und seine Stimmung hebt sich auch nicht gerade als wir ankommen und feststellen müssen, dass wir Zwei die Zahl der Anwesenden gerade um knapp 20% angehoben haben. Für mich gibt es nur ein Target mit blondem Pagenkopf und rotem Shirt zur roten Jeans mit Hosenträgern (Great!). Allerdings ist die Dame gerade im Gehen begriffen und es wirkt auch noch, als gehöre sie zu einem Typen ohne Frisur.

Ich bestelle meinen Standartwhisky, packe mich an die Bar und Wing2 kotzt sich bei mir darüber aus, warum Frauen wie die neben mir, immer so furchtbare Typen im Gesicht haben müssen. Ich bin perfekt angetüdelt und in guter Laune und so unterbreche ich das knutschende Pärchen neben uns direkt indem ich den Typen nett und höflich frage ob er wüsste, wo ich hier die nächste Post finde (Ich habe das hiermit erfunden und taufe es den Steven-Bethke-Gedenk-Cockblock). Die Dame geht daraufhin sofort (hups sorry...) und der Knutschboy fängt an mir ernsthaft um 6:00Uhr Morgens die verschiedenen Möglichkeiten zu erklären jetzt eine Postfiliale zu erreichen, bis ihm nach 10 Minuten auffällt „Aber die hat jetzt bestimmt nicht offen“.... „Oh, echt? Ach scheiße...Naja“...

Meinem lieben Wing war das ganze so peinlich, dass er sich erst jetzt wieder an die Bar traut. Wir albern noch eine Weile rum und beschließen dann, Club1 noch einen Besuch abzustatten.

In Club1 ist leider so gut wie gar nichts mehr los. Wir stehen 3 Minuten vor den letzten 10 tanzenden Menschen und verlassen den Club direkt wieder. Draußen erklärt mir Wing2, dass er für heute genug hat und sich jetzt auf den Weg ins Bettchen machen wird. Wir verabschieden uns und ich schleppe meine müden Knochen weiter zu Club2. Der Türsteher bietet mir dort leicht angetrunken zwei verschiedene Eintrittspreise an und ich wähle den für mich günstigeren Tarif. In Club2 ist die Stimmung noch einigermaßen gut und der Laden noch zu einem Drittel gefüllt. Ich tanze eine Runde und bestelle mir ein Bier. Danach beobachte ich den hartnäckigsten und schlechtesten „PUA“ der westlichen Welt dabei, wie er auf der Tanzfläche fünf Körbe in Folge kassiert. Irgendwie ist die Mischung „schlecht“ und „hartnäckig“ oft anzutreffen was das Thema Frauen angeht. Ich lade den Mann auf einen Schnaps an der Bar ein und empfehle ihm mehrfach (7:00Uhr Morgens muss man sowas in Hirne einmeißeln), sich das Buch „The Game“ zu kaufen. An der Bar fällt mir ein blondes Mädchen auf, dass ich vorher schon kurz auf der Tanzfläche gesehen hatte. Ich lehne mich auf dem Tresen nach vorne, spreche weiter mit Mr. Korb und grinse sie an seiner Schulter vorbei direkt an. Sie ist kurz irritiert, lächelt dann aber zurück. Ich stehe auf und gehe zu ihr.

I: Hi, wie heisst du?

J: J... Und du?

Wir verstehen uns auf Anhieb perfekt, was sicher zum Teil auch an der Uhrzeit und dem Alkohol liegt. Sie ist definitiv nicht ganz dicht, was ich an Frauen leider sehr schätze. Wobei es in ihrem Fall schon deutlich über das für mich normale Maß an Wahnsinn hinaus geht. Wir quatschen eine ganze Weile.

J: Hey! Das sind „The xx“. Ich liebe den song!

I: Willst du tanzen?

Sie nimmt mich an der Hand und zieht mich zur Tanzfläche. Wir tanzen eng umschlungen Stehblues und ich komme mir vor wie in unserem Partykeller in der fünften Klasse. Manchmal hätte ich gerne Fotos von solchen Momenten. Draußen wird es hell und wir schaukeln mit den letzten zehn Lonely Hearts auf der Tanzfläche rum, während der Türsteher die Stühle hochstellt. Ich bin voller Vorfreude am Überlegen ob J nicht der perfekte One-Night-Stand wäre als sie zum wiederholten Male kräftig hustet. Sie hat ihren Kopf auf meine Schulter gelegt und ich flüster ihr ins Ohr:

I: Du solltest weniger rauchen J.

J (ohne den Kopf zu heben): Wieso rauchen? Ich hab ne Lungenentzündung. Ich bin krank geschrieben.

Ja, und in solchen Momenten fehlen eigentlich nur noch die eingespielten Lacher des Publikums in meinem Leben. Ich tue also erst mal so als hätte sie mir nicht gerade gesagt, dass sie eine Lungenentzündung hat, verabschiede mich aber schon mal schweren Herzens von meinem kleinen feisten Plan heute noch Sex mit der Dame zu haben und überlege mir, ob ich jetzt den Song überhaupt noch mit ihr zu Ende tanze oder ob ich vielleicht danach meine Jacke mit Wodka desinfiziere. Meine gute Erziehung zwingt mich dazu, das Mädel noch bis zum Ende ihres Lieblingsliedes im Arm zu halten und zu schaukeln, dann verabschiede ich mich allerdings recht schnell und flüchte mich zurück zu Mr. Korb an die Bar. J funkt mich noch eine halbe Stunde durch den Raum an, während mir Mr. Korb vor Dankbarkeit noch 2 Schnäpse spendiert und ein alter Bekannter von mir (aus CLUBGAME TEIL 2) J beflirtet.

Der Abend endet damit, dass ich mich noch herzlich mit zwei Goth-Mädels an der Bar volllaufen lasse bis das Licht angeht und der Türsteher uns bittet zu gehen. J habe ich zu diesem Zeitpunkt schon lange aus den Augen verloren, aber ich vermute sie ist entweder mit meinem Bekannten abgezogen oder mit einem Krankenwagen.

Am nächsten Morgen machen mich Wing1 und Wing2 mega-nervös indem sie mir glaubhaft versichern ich hätte mir einen feinen Fick entgehen lassen, weil Lungenentzündungen ja gar nicht ansteckend seien. Und so googelt man dann also Sonntag Mittags als erstes Mal „Lungenentzündung“ und ist eigentlich auch super erleichtert, als man feststellt, dass diese doch ansteckend ist und ich mir folglich zwar einen feinen Fick aber eben auch eine feine Lungenentzündung habe entgehen lassen.

An dieser Stelle gute Besserung an meinen lieben Freund aus dem Club2 der wahrscheinlich seinen Spaß mit J hatte.