vielleicht ja der Osterhase. Obwohl ich das auch bezweifle. Aber dennoch, möglicherweise hat ja doch der eine oder andere unter euch in den letzten Tagen mal eine Kirche von innen gesehen. Um sich von seinen Sünden reinzuwaschen, um Vergebung zu bitten für seine schlechtesten Opener und seine Porno-Sammlung oder einfach weil es nicht schaden kann mal wieder ein bisschen in sein Karma zu investieren. Vielleicht schickt einem der große weisse Affe da oben ja doch dieses Jahr mal den heißen kleinen Weihnachtsengel oder süssen Osterhasen, den man sich schon wünscht seit man weiß, was man mit blondgelockten, halbnackten Kindfrauen in Wirklichkeit so alles anstellen kann.
Und wenn man sich dann in so einem
feinen Gotteshaus mal all den Klunker und das Blattgold betrachtet,
könnte einem ja der böse Gedanke kommen, dass man mit der
Verzweiflung und der Einsamkeit von Menschen wohl schon immer eine
ganze Menge Kohle machen konnte. Wenn Menschen unzufrieden mit sich
und der Welt sind und man ihnen eine Lösung bietet, lassen sie sich
nicht nur leicht lenken, sondern sie greifen auch gerne mal sehr tief
ins eigene Portemonnaie. Organisierte Religion ist da nur ein
Beispiel von vielen. Und die Menschen sind unzufrieden. Schon immer.
Und wer es nicht ist, dem lässt sich ja auch ganz leicht erklären,
warum er eigentlich unzufrieden sein sollte, weil er dies oder das
nicht hat oder kann, was angeblich alle anderen haben oder können
oder es zumindest wollen. Dafür muss man ihm nur oft genug zeigen,
wie viel Spaß man mit der neuen Spielkonsole haben kann oder später
dem neuen Kleinwagen. Und da sich alles was Menschen sich erträumen
– spezielle wenn sie bis vor kurzem noch gar nicht wussten, dass
sie davon träumen – am einfachsten über andere, viel ältere
Träume verkaufen lässt endet ja auch die Werbung für fast jedes
noch so unwichtige Produkt, vom Schokoriegel bis zur
Hausratsversicherung damit, dass die wunderschöne, junge Blonde dem
zufrieden grinsenden Schlauberger um den Hals fällt, der das Produkt
gekauft hat und deswegen die glückliche Beziehung und den geilen
Drecksau-Sex gleich noch kostenlos und für immer mitgeliefert
bekommt. Ende gut, alles gut. Oder bei dir etwa nicht?
Berlin ist ein Paradies für
Psychotherapeuten. Ich habe das Gefühl, fast jeder macht oder hat
mal eine Therapie gemacht, oder zumindest angefangen. Ich selbst saß
natürlich wie jeder gute Mittdreissiger auch schon drei Jahre lang
einmal die Woche neben einer Packung Kleenex und habe über meine
Kindheit, mein Leben und meine geschissenen Exfreundinnen
philosophiert. Das war nicht schlecht. Aber wirklich viel weiter
gebracht hat es mich auch nicht. Der minimale Vorteil an Therapeuten
gegenüber Paffen ist, sie nehmen nicht unseren Omis das Geld aus der
Tasche, sondern nur unseren Krankenkassen. Und natürlich ist mir
klar, dass am Ende ja nur mein kerngesunder und therapieunwilliger
Nachbar die Beiträge für meine Hippie-Therapeutin und ihre
Ostseeurlaube mit ihrer Lebensabschnittsgefährtin und dem
dazugehörigen Labrador gezahlt hat, aber trotzdem macht das die
Sache für einen knausrigen Schotten wie mich doch ein kleines Stück
sympathischer. Noch direkter – und im übrigen teilweise auch noch
höher – lassen sich manche PickUp- oder Dating-Coaches bezahlen.
Was sind Datingcaoches? Ich weiß es nicht genau. Meine Vermutung
geht dahin, dass ein Datingcoach, genauso wie ein Therapeut oder ein
Pfarrer mit seinem eigenen Leben, oder einem bestimmten Teil davon,
so dermassen gar nicht klar kam, dass er oder sie sich irgendwann
einmal auf eine lange Suche nach einer Lösung gemacht hat. Die einen
haben eine Lösung für ihr verkorkstes Leben oder ihr Problem,
gefunden und die anderen eben nicht. Alle gemeinsam haben sie aber so
viel Zeit in diese Suche investiert, dass sie in der Zwischenzeit
völlig verpeilt haben etwas anständiges zu lernen und daher
beschlossen haben, dann eben aus der gefundenen Lösung ihrer
Probleme einen Beruf zu machen. Wenn sie noch genug Zeit für ein
Studium hatten wurden sie also Pfarrer, Therapeut, Erdkundelehrer
oder gründeten eine Schule für Method-acting. Wenn es selbst dafür
schon zu spät war eben Datingcaoch oder Rutengänger. Und
diejenigen, die nicht mal eine richtige Lösung für ihr eigenes
Leben gefunden hatten, und selbst das mit dem Datingcaoch nicht
richtig hinbekamen, arbeiteten dann eben bei RTL2.
So oder so ähnlich erkläre ich mir
das Entstehen solcher Berufe wie Pfarrer, Datingcoach oder
Jurymitglied. Aber das ist, wie gesagt, nur eine Vermutung von mir.
Und da ich selbst einen Beruf ausübe, den andere für eine lustige,
sinnlose Erfindung aus Fernsehserien der 80er Jahre oder Pornofilmen
halten und für den man eher Dinge VERlernt als etwas Sinnvolles
gelernt haben muss, darf ich mir herausnehmen solche Spekulationen in
den Raum zu stellen.
Vor einigen Tagen bot sich mir, bei
einem Heimaturlaub, die Gelegenheit zum einen meiner Familie für
einige Stunden zu entkommen und gleichzeitig einen weiblichen
Datingcoach zu treffen, mit der ich schon seit einer Weile in Kontakt
war. Da ich mir bei fremden Frauen nie ganz sicher bin, wie sie auf
mein unfassbares Äußeres reagieren, verabredete ich mich also mit
ihr an einem neutralen, öffentlichen Platz vor einem Einkaufszentrum
und natürlich bei Tageslicht. Ich packte mein Pfefferspray ein,
schob meinen Minirock zurecht und ging los. Ich gebe zu, dass ich auf
dem Weg schon ein wenig aufgeregt war, da es mein erstes
Zusammentreffen mit jemandem aus der “Szene“ war und ich so gar
nicht einschätzen konnte, was mich da gleich erwarten würde.
Um dem Vorwurf der Werbung aus dem Weg
zu gehen, und weil das mit Frauen in diesem Blog nunmal sowieso so
Tradition ist, bekommt auch dieses “Date“ ein Pseudonym.
MARILYN wartete bereits auf mich als
ich ankam und so stieg ich also zum ersten Mal in meinem Leben zu
einer fremden Frau aus dem Internet ins Auto. Wir begrüßten uns und
eigentlich war der Bann für meine Wenigkeit schon mit ihrem Auto
gebrochen. MARILYN fuhr einen auffallend bunten, völlig zugemüllten
Smart, der dem Begriff “Knutschkugel“ wohl alle Ehre machen
würde. Aber wir hatten ja erstmal vor uns zu unterhalten. Ich
versuchte also für meine Füße irgendwo zwischen den leeren
Clubmate-Flaschen, den RedBull-Dosen und reichlich anderem
Verpackungsmüll ein Plätzchen zu finden. Auf der Ablage vor mir
stapelten sich Blätter mit handschriftlichen Notizen und Texten. Ich
konnte, Neugierig wie ich bin, ein paar Überschriften lesen und es
schien sich wohl um Vorträge oder Gedanken für Seminare zu handeln.
Es ging hier wohl doch um Arbeit nicht nur ums Vergnügen und
offensichtlich hatte ich es mit einem kreativen Geist zu tun.
Wir fuhren in ein nettes, kleines Café,
das leider offensichtlich nicht ganz unbekannt und daher ziemlich
überfüllt war. MARILYN hatte eigentlich für uns reserviert, aber
wir wurden erstmal zu zwei Mädels mit an den Tisch gesetzt, weil
unser Tisch noch nicht frei war. Wir bestellten Kaffee und begannen
ein wenig mit Smalltalk. Zumindest war das mein Plan. MARILYN schien
aber kein großer Freund von langsamem Kennenlernen zu sein und auch
das vor-den-Mund-Nehmen von Blättern schien nicht zu ihren
Lieblingsbeschäftigungen zu zählen. Stattdessen dauerte es nur
Minuten bis wir thematisch im Schlafzimmer angekommen waren und ich
bildete mir ein zu bemerken, wie die zwei Mädels neben uns
gelegentlich kleine Lauschpausen in ihr Gespräch einlegten. MARILYN
war mir extrem schnell sehr sympathisch und erinnerte mich in ihrer
Art stark an eine meiner besten Freundinnen. Alles an ihr schrie
förmlich “Frau“ wobei sie das Ganze mit einer derart direkten
Kumpelhaftigkeit mischte, dass ich mir sofort vorstellen konnte, wie
leicht man sich ihr wahrscheinlich öffnen und wie viel Spaß man mit
ihr Nachts in Clubs oder Bars haben kann. Das Konzept von
zwischenmenschlichen Hemmschwellen, Kontaktproblemen oder
Sicherheitsabständen im allgemeinen war an ihr und ihrem Charakter
wohl bisher reichlich spurlos vorbeigegangen.
Wir begannen chronologisch mit ein
wenig Plausch über ihren Werdegang und ihre ersten Kontakte mit der
Pick Up Community, von der sie sich nach eigener Aussage inzwischen
lieber ein Stück weit distanziert. Sie sei vor einigen Jahren recht
unvorbelastet und wie die meisten Katzen über einen Boyfriend in die
Szene gestolpert und habe dort als junge Cat sowohl die gänzlich
unprofessionelle Aufmerksamkeit einiger selbsternannter Pick Up Gurus
als auch die, weiblichen Szenekatzen entgegengebrachte, nahezu
grenzenlose Narrenfreiheit genossen. Sie scheint sich also nicht nur
ausgiebig mit Pick Up sondern auch mit den dazugehörigen Männern
beschäftigt zu haben. Es fallen keine Namen, aber die würden mir
auch sowieso nichts sagen. Dafür verirrt sich bei Marilyns bild- und
detailreichen kleinen Szene-Anekdoten regelmäßig ein heißer
Schluck Milchkaffee in meine Luftröhre. Im Gegenzug kann ich
natürlich nicht viel über meine acht Monate Nicht-Erfahrung mit
Pick Up berichten und erzähle ihr lieber von meinen bisherigen
lustigen Beziehungen und meiner Vorliebe für psychisch mittelschwer
derangierte Kindfrauen, mit denen man sich ach so herrlich irrational
streiten kann.
Der junge, hübsche und vollkommen
überforderte Kellner unterbricht uns um sich zu entschuldigen, dass
unser Tisch immer noch nicht frei ist und sich danach mental mit
einem Davidoff'schen Hechtsprung in Marilyns Männeraugen-freundliches
Dekolleté zu stürzen. Als er wieder auftaucht und gerade mit beiden
Armen das Meerwasser in die Luft katapultieren will, lächelt sie ihn
nett an und sagt ihm, dass das mit dem Tisch zwar noch kein Problem
sei, sie aber in absehbarer Zeit dann eventuell etwas ungemütlicher
werden könnte. Nordkoreas Nachrichtensprecherin hätte es nicht
schöner ausdrücken können. Der Jungspund wird sich seiner
Bedrohungslage schlagartig bewusst und zieht schwitzend ab.
Wir sprechen weiter über Frauen und
Männer, was uns trennt und was uns verbinden sollte und über die
Missverständnisse und die Frustration, die Pick Up bei manchen
unsicheren, jungen Männern auslösen kann. Ihr Ansatz, so verstehe
ich sie, scheint eher ein positives Verständnis der Frau und ihrer
Wünsche zu sein, als die simple, männliche Denke der
“Aufrisstechnik“ a'la “folgen sie Punkt C bis sie Reaktion 2d
erkennen und halten sie dann den Attractionknopf gedrückt bis das
Eskalations-LED blinkt“. Ich bilde mir ein herauszuhören, dass sie
das Meiste eher aus ihrem persönlichen Erleben als Frau gezogen hat,
als aus PickUp- und Psychologie-Literatur. Sie ist zehn Jahre jünger
als ich, strahlt aber eine, für Frauen ihres Alters, eher seltene,
ruhige Selbstsicherheit aus. Als ihr Milchkaffee leer ist, steht sie
auf und erklärt mir ruhig und entspannt in sich ruhend, dass sie
jetzt kurz mal bescheid gibt, dass wenn wir nicht sofort einen Tisch
bekämen sie den Laden hier gleich ein klein wenig umdekorieren
würde.
Ich frage mich schon, ob ich vielleicht
die schönsten Bilder mal von den Wänden nehmen und in Sicherheit
bringen sollte, als in einer Ecke zwei Mädels aufstehen und ein
Tisch für uns frei wird. Die Retro-Einrichtung des Ladens scheint
also für heute wieder in Sicherheit zu sein. Wir setzen uns an den
Tisch in die Ecke und diskutieren weiter. Es geht um die
unterschiedlichen Ansprüche von Männern an Frauen und umgekehrt und
wie diese sich mit zunehmendem Alter verändern. Mit einer Frau
Anfang Zwanzig bleibt eine solche Unterhaltung allerdings im flachen
Gewässer und da mir unser Zusammentreffen bisher für meinen
Geschmack sowieso noch zu harmonisch verlief werfe ich kurz mal einen
Aufhänger zur aktuellen Sexismus-Debatte ein. Natürlich übernehme
ich in dieser Konstellation die feministische Sichtweise, würde ja
sonst keinen Spaß machen und irgendwas muss es einem ja auch mal im
Leben bringen, Alice Schwarzer wirklich gelesen zu haben und
wochenlang Sonntags auf antisexistischen Männerfrühstücken
rumgesessen zu haben. Prompt kommt auch etwas Schwung in die
Unterhaltung und die zwei Damen in der anderen Ecke des Cafés, bei
denen wir vorher mit am Tisch saßen, haben endlich auch wieder was
von unserer Unterhaltung. Marilyn beäugt zunehmend unzufrieden die
Tassen und Teller der Mädels, die vor uns an dem Tisch gesessen
hatten, bis sie alles zusammenräumt und mit den Worten „Ich hol
mal nen Lappen“ in Richtung Tresen trägt. Ich frage mich kurz, ob
ich hätte helfen sollen, beschließe aber es als Beitrag zu unserer
vorherigen Feminismus-Diskussion zu sehen. Ich mag alte Rollenbilder
fast ganz genauso wenig wie Aufräumen und Wischen.
Marilyn kommt mit einem Putzlappen
zurück und wird von unserem Kellner mit Todesangst im Gesicht
beobachtet. Sie wischt unseren Tisch und als der junge Mann seinen
Motorradhelm von draussen geholt hat traut er sich auch mit
vorgehaltenem Tablett langsam zu unserem Tisch vorzurücken. Sie
bestellt überraschend entspannt ihr Frühstück. Putzen soll ja auf
manche Frauen eine beruhigende Wirkung haben. Zum Essen verzichte ich
auf den Feminismus. Der schmeckt bekanntlich nicht so doll. Aber
danach geht es noch eine schöne Runde weiter, inklusive
Nazivergleich und diesmal sogar bis Marilyn beim Wort “Hitler“
endlich fast so laut wird, wie ich Frauen in der Öffentlichkeit
gerne habe. Ich vermute ja, sie hat mein zufriedenes Leuchten in den
Augen kurz gesehen, obwohl ich versucht hatte es zu verstecken.
Frauen haben ja heimlich dann doch immer den Durchblick und die
Kontrolle über die Situation. Alles in allem war es ein wirklich
gelungener Brunch mit allem was man sich dazu nur wünschen kann.
Reichlich Milchkaffee und Brötchen, eine heftig emotionale
Diskussion, eine wunderschöne Frau und Hitler.
Zum Ausklang bekommen wir noch eine
Runde Ingwertee aufs Haus. Offiziell, weil wir so lange auf unseren
Tisch warten mussten, aber ich glaube ja der nette Kellner wollte in
Wirklichkeit einen Ehestreit verhindern, da er Marilyns
Tellerwurftechnik erahnen konnte. Wieder so ein Mann der keine Ahnung
von der Schönheit aufgebrachter Frauen hat.
Zum Weinen bringen konnte ich Marilyn
allerdings nicht mehr. Sonst wäre ich aber wohl auch wirklich noch
schwach geworden und hätte alle meine unfehlbaren Pick Up Techniken
und geheimen NLP-Ninja-Routinen an ihr ausprobiert. Dafür hat sie
mich noch ein Stück in ihrer lustigen Knutschkugel mitgenommen,
damit ich nicht so weit laufen muss. Wir haben uns sehr herzlich
verabschiedet und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns bald mal
wieder sehen werden.
Was konnte ich also aus diesem Tag
ziehen, ausser dass ein Smart tatsächlich manchmal Charme haben
kann? Mein Bild auf den Beruf des Dating- oder PickUp-Coaches konnte
Marilyn nicht wirklich verändern. Ich halte es nach wie vor für
eine sehr zweifelhafte Profession. Ich persönlich würde wohl auch
kein Geld dafür ausgeben, was aber nicht heißen soll, dass ich
nicht glaube, dass es Männer gibt, denen ein solches Coaching
eventuell helfen kann. Mein Bild von Menschen und anderen Soziopathen
aus und in der Pick Up Szene hat Marilyn sehr positiv verändert.
Nicht, dass sie keinen absolut merklichen zwischenmenschlichen
Dachschaden hätte, aber wer hat den bitte nicht, und ihrer ist in
jedem Fall einer von der extrem sympathischen Sorte.
Hat mir Marilyn etwas geraten? Ja hat
sie tatsächlich. Eine Sache. Mich von den “Pickuppern“, wie sie
sie nennt, möglichst fern zu halten. Ich würde ja sowieso kein Pick
Up im klassischen Sinne machen und die Jungs hätten mit Sicherheit
keinen guten Einfluss auf mich oder mein Dating. Das war alles was
sie mir geraten hat. Und wie ihr wisst, höre ich auf die Dinge die
man mir rät.
Dieses Wochenende war ich das erst Mal
mit “Pickuppern“ im Club unterwegs. Aber das wird bald in einer
anderen Geschichte erzählt.
Bis dahin!
Elia
Mit der Eistellung gegenüber 'Pick-Uppern' im klassischen Sinne gehe ich mit dir konform. Die meisten dieser Leute sind dermaßen auf ihr Pickup fixiert, dass andere soziale Kompetenzen auf der Strecke bleiben. So sind zwar neben den Freuden von fehlerfrei durchgeführter Routinen durchaus echte Ergebnisse in zwischenmenschlichen Beziehungen möglich, es mangelt ihnen jedoch an Validität. Die Erfolge, die auf korrekt ausgeführte Routinen und Verhaltensabläufe zurückgeführt werden sind meistens lediglich das Ergebnis davon, überhaupt Kontakt mit einer Frau aufgenommen zu haben und die positive Einstellung, das Vertrauen in sich selbst, auf dem allenfalls der Pickup-Aufkleber hängt. Natürlich spricht nichts gegen diese Rationalisierung, die den Eindruck von Kontrolle über einen - aufgrund seiner imensen Komplexität - nicht ohne weiteres bis ins Detail kontrollierbaren Prozess entstehen lässt. (Die Inka wurden ja schließlich auch nicht durch ihre Götter hinfort gefegt, solange sie ihnen Menschenopfer darbrachten.) Allerdings tendiert dieses Konzept stark zur Pseudowissenschaft und andere wichtige Aspekte, wie Werte, Visionen und Einstellungen vernachlässigt. Die Frau wird als statisches Target angesehen - lediglich gestuft in 10 optische Klassen - und wird zu einer Testapparatur degradiert, die, zumindest meistens, die selben, bestimmten Reaktionen wiedergibt, wenn die Richtige Reihenfolge von Triggern sie erreicht. Stimulus Response - vor 50 Jahren widerlegtes Modell über das menschliche Verhalten. Die Wahrheit ist natürlich, dass die Prozesse von zwischenmenschlichem Verhalten derart komplex und dynamisch sind, dass wir sie noch nicht einmal vollständig erfassen können. In Wirklichkeit wissen Frauen selber nicht, nach welchen Schemata sie jemanden mögen. Sie akzeptieren die aufgesetzten Sozialverrenkungen, weil diese eben mit einerm gewissen Selbstvertrauen, und schlichtweg Kommunikation einhergehen.
AntwortenLöschenAuf der anderen Seite würde ich Coaches, oder Pfarrer, nicht perse als nutzlos für echte, persönliche Entwicklung bezeichnen. Beide geben ein System vor, an das sie glauben. Bei beiden Systemen fehlt die Validität. Doch ein Ergebnis ist vorhanden. Beide ziehen ihre Kraft, in dem was sie tun, aus eben diesen Überzeugungen, dass ihr System valide ist und funktioniert. So ist es, meiner Meinung nach, allemal lohnenswert auch mal ein Coaching zu machen, allein schon, um die Ausstrahlung und die Energie des Coaches zu erleben und aufzunehmen. Sich selbst auszuprobieren in der vermeintlichen Sicherheit seiner Obhut. Oder einfach nur eine gewisse Zeit mit einem erfolgreichen Menschen zu verbringen und ebendiese Energie und Ausstrahlung des erfolgs auf das eigene System wirken zu lassen. (Voraugesetzt natürlich, dass es sich um eben eine solche erfolgreiche Führungspersönlichkeit handelt und keinen Devil.)
Dort, denke ich, sollte Pickup ansetzten, oder sich zumindest in diese Richtung etwickeln. Weg von den leicht verdaulichen aber instabilen Konstrukten gesteuerten Verhaltens hin zu einer Erfahrungsbasierten Gesamtentwicklung des ganzen Charaktersystems. (Wobei es schon deutliche Tendenzen in diese Richtung gibt.)
Grüße
Pete