David Deidas 'Der Weg des
wahren Mannes' wurde mir von verschiedenen Seiten empfohlen und
es scheint in der Pick Up Community eines der Standartwerke zum Thema
Inner Game zu sein. Die ersten zwei Drittel beschäftigen sich auch
auf sehr spannende Weise mit dem Verhalten und dem Selbstbild des
modernen Mannes. Dies allerdings auch fast ausschließlich im
Verhältnis zum weiblichen Gegenüber. Ich hatte folglich auch von
Beginn des Buches an den Eindruck, dass es eigentlich nur für Männer
geschrieben ist, die eine Beziehung führen oder führen wollen. Was
mich an 'Der Weg des wahren Mannes' am meisten gestört hat,
war allerdings, dass fast die Hälfte der Texte sich damit
auseinander setzen, wie Frauen angeblich sind und sich verhalten. Für
ein Buch über Männer beschäftigt sich der Autor reichlich viel mit
dem angeblichen Wesen der Frau. Ich persönlich halte sowieso sehr
wenig von verallgemeinernden Aussagen darüber wie Männer oder
Frauen sind, empfinden oder reagieren. Meist beruhen diese Aussagen
auf einem entweder sehr reaktionär biologistischem Menschenbild oder
sowieso auf persönlichen Erfahrungen des Autors, die er
unreflektiert auf eine ganze Gruppe Menschen anwendet. David Deida
begründet so auch in 'Der Weg des wahren Mannes' kein
einziges Mal seine Aussagen darüber wie Männer oder Frauen
angeblich sind, sondern stellt sie ohne weitere Verweise als
Tatsachen in den Raum. Einige stellten derart plumpe, unreflektierte
Behauptungen dar, dass ich sie bestenfalls höflich überlesen
konnte. Um hier nur ein Beispiel zu nennen, behauptet David Deida,
ohne jegliche weitere Erklärung, folgendes: „Jede Frau hat eine
Temperatur, die Sie heilen oder irritieren kann. Manche Frauen sind
heißer, andere kühler. Blonde, hellhäutige und japanische Frauen
sind im Allgemeinen kühler, während dunkelhäutige, brünette,
rothaarige, koreanische und polynesische Frauen heißer sind.“
Derart verallgemeinernd über
'dunkelhäutige' und 'hellhäutige' Frauen zu schreiben, ohne auf
kulturelle Einflüsse einzugehen (daher ja wahrscheinlich auch die
Behauptungen zu Japanerinnen und Koreanerinnen) finde ich relativ
grenzwertig.
Auf
der anderen Seite gab es einige Stellen im Buch, die ich sehr
erhellend fand, speziell in Bezug auf manche Sichtweisen innerhalb
der Pick Up Szene. Ich musste an Mark Manson, Theorien zur
Preselection und zum Screening Game, aber vor allem an die vielen
endlos-Gamer und Pseudo-Manipulationskünstler denken, die der
Meinung sind es mache Sinn Frauen durch NLP und anderen Hokuspokus
kompliziert zu einem Date, einer Beziehung oder sonst was
hinzumanipulieren, als ich bei David Deida folgende simple Weisheit
las: „Wenn ein Mann eine Frau begehrt, die ihn nicht
will, kann er nur verlieren. Seine Bedürftigkeit wird jede
Möglichkeit einer Beziehung verhindern, und seine Partnerin wird ihm
nie vertrauen können. Ein Mann muss feststellen, ob eine Frau ihn
eigentlich will und nur ein wenig zappeln lässt, oder ob sie ihn
wirklich nicht will. Wenn sie ihn nicht will, sollte er sofort
aufhören, ihr nachzustellen, und sich selbst um seinen Schmerz
kümmern.“
An
einer anderen Stelle, die mir sehr im Gedächtnis blieb, musste ich
an all die manischen Jagdhunde, Massenflachleger und Sex-Helden
denken, die sich innerhalb der Szene regelmäßig mit ihren Lay
Counts, Dreiern, Vierern und Fünfern, Fuck-Buddies im zweistelligen
Bereich und nächtlichen Handyfotos von Unterschriften auf Titten,
Arschbacken und sonstigen Körperteilen betrunkener Teenager brüsten,
um sich den Respekt und das Ansehen unter ihren männlichen
Artgenossen zu sichern, bei denen man sich aber gelegentlich immer
mal fragt, welches Loch in ihrer kleinen Seele sie eigentlich jede
Nacht zu stopfen versuchen, wenn sie mit einer weiteren namenlosen
Trophäe nachhause gehen, die diese Nacht und diesen Mann später vor
ihren Freuden und vielleicht auch sich selbst stur leugnen wird. Hier
scheint sich oft der Sinn der Existenz nur noch auf die Zahl der
Kopulationen pro Jahr, Monat oder Clubbesuch zu beschränken und man
vermisst oft ein Ziel hinter dieser rastlosen Jagd nach
Körperkontakt. David Deida schreibt: „Das Spiel, in dem
ihr Körper den Körper einer Frau begehrt, ist offensichtlich ein
absoluter Erfüllungsschwindel. Wenn Sie jemals eine Frau bekommen
haben, die sie wirklich wollten, wissen Sie, dass es nie so gut ist,
wie Sie es sich erhofften, jedenfalls nie für lange. Dennoch werden
Sie weiterhin angezogen, immer und immer wieder, von derselben Frau
oder anderen Frauen. Es ist alles dasselbe. Sie werden von der Fata
Morgana Ihres eigenen Verlangens getäuscht. Sie werden von Ihrer
eigenen Erregung betrogen. Die Frauen tragen nicht die Schuld daran.
Sie sollten sie einfach nur lieben und verehren.
Und durch sie hindurchfühlen. Eine
Frau zu spüren und sich einfach nur von Ihrem Begehren nach ihrer
äußeren Form hinreißen zu lassen, ist töricht. Stiere und
Stubenfliegen werden auch von weiblichen Formen und ihrem Begehren
hingerissen. Das ist ein endlos dummer Kreislauf aus Fata Morgana,
Verlangen und Bedürfnis. Und Sie bringen so viel Zeit in Ihrem Leben
damit zu, Frauen anzusehen, über sie nachzudenken und sie zu
begehren, dass Sie es nicht einfach abstellen können. Aber Sie
können durch Ihr Begehren hindurchfühlen.
Wie eine Schleuder kann Sie die
Schubkraft Ihres Verlangens zu der Quelle katapultieren, die bei
Frauen stets eine Verheißung bleibt.
…
Am wenigsten unglücklich sind Sie,
wenn Sie nicht länger das Bedürfnis haben, irgendetwas von den
äußeren Erscheinungen zu erwarten. Einfach in Ihrem Auto zu fahren,
ohne Wünsche, und zu sehen, wie die Bäume an Ihnen vorbeiziehen,
kann eine Offenbarung der Vollkommenheit sein. Tiefschlaf, Orgasmus,
ein Angeltag am Fluss, ein Blick in die Augen eines Kindes – solche
Momente können sie auf Ihrer Suche so lange entspannen, dass Ihnen
klar wird: Sie haben schon längst was Sie suchen.
…
Sie sind selbst, was Sie suchen,
aber Sie haben Ihre eigene Tiefe verlassen und suchen anderswo. Der
Stress, das Gesuchte nicht zu finden, erschafft seine eigenen
Bedürfnisse. Und das Rad dreht sich weiter. Wie ein Kater jagen Sie
Ihrem eigenen Schwanz hinterher, und der scheint verdächtig oft wie
eine Frau auszusehen.“
Alles in allem fand
ich 'Der Weg des wahren Mannes' sehr spannend zu lesen, wenn
auch an manchen Stellen deutlich zu unreflektiert und zu esoterisch
für meinen Geschmack. Jungs in Beziehungen und mit Interesse an
etwas tieferer Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrer Rolle als
Mann, kann ich das Buch aber nur empfehlen. Den letzten Abschnitt,
der sich mit Körper- und Atemübungen befasst, habe ich, trotz
meiner Liebe zu Selbstexperimenten und Sprudelbädern, einfach mal
ganz humorlos übersprungen. Man muss ja auch nicht durch alles und
überall hin geatmet haben.
Übrigens habe ich,
um nach dem ganzen supertiefen Eso-Männer-Kram einfach mal wieder
entspannen, lachen und 'durchatmen' (!) zu können, direkt nach
meinem missglückten Atemexperiment und noch in besagter Badewanne,
mit Tucker Max 'I hope they serve beer in hell' angefangen.
Deutlicher anderer Groove als David Deida, und bisher wirklich sehr
unterhaltsam. Wenn ich es durch habe, werde ich berichten!
Elia
David Deida ist schon ein Fall für sich. Ich selbst konnt nie mit "dem Weg des wahren Mannes" warm werde. Zuviel Geschwafel, zu wenig handfeste Aussagen mit plausibler Begründung. Die meisten seiner Aussagen sind für mich wie ein Nebelschleier.
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