Ein weiterer Pluspunkt des Sommers ist,
dass ich mich wieder dem wunderbaren und fast arbeitsfreien Projekt
des 'Anarcho-Gärtnerns' widmen kann, dessen stolzer Erfinder ich bin
und das ich seit fast 10 Jahren auf meinem Balkon mit aller
politischer Härte vorantreibe. Wer von euch den solidarischen Drang
verspürt mitzumachen, hier eine kurze Anleitung und das
Regelmanifest zu 'Elias Anarcho Garten':
- Fülle diverse Blumenkästen mit Mama Erde und stelle sie auf deinem Balkon zur freien Verfügung. Für die jetzt bereits wieder weinerlich gekränkten Maskulinisten stellst du noch einen kleinen Blumentopf mit Papa Erde daneben.
- Gieße sie regelmäßig und dünge sie von Zeit zu Zeit.
- Alles was angeflogen kommt und sich wohlfühlt hat Bleiberecht und darf wachsen.
- Einmal pro Woche ist Aktionstag. Ziehe hierfür dein T-Shirt aus, stelle dich breitbeinig mit erhobener Faust auf deinen Balkon und lasse dich von belustigten Passanten fotografieren. Sonntags darfst du das auch gerne noch mit einem 'Anarchie ist machbar, Herr Nachbar“-Transparent oder der gesungenen 'Internationale' ausschmücken.
Aber all der Spaß und die kurzen Röcke
sind nichts gegen den wichtigsten Pluspunkt und das deutlichste
Anzeichen, dass es Sommer ist in Berlin: Das ungefragte Feiern auf
Privatpartys von Menschen, die man nicht kennt. Man läuft nachts
durch die Straßen, man vernimmt gar lieblich laute Musik und
Geräusche aus einer Wohnung und zack, schon hat man etwas viel
besseres auf der Agenda als den blöden Club! Als ich vor über zehn
Jahren nach Berlin zog, war diese sommerliche Sportart nicht nur weit
verbreitet in der schönsten aller Städte, sie gehörte praktisch
zum guten Ton. Wer wirklich etwas auf sich hielt kam nicht nur spät
zu einer Party, sondern hatte auch keinen blassen Dunst, wer oder was
hier eigentlich gefeiert wird und kannte natürlich auch keine alte
Sau. Doch selbst in der guten, alten Zeit war ein solch 'besonderer'
Partygast natürlich nie ganz vor den berühmten und gefährlichen
vier Frage sicher, „wer bist du eigentlich?“, „wer hat dich
eingeladen?“, „ist das unser Whisky in deiner Tasche?“ und „hat
einer von euch ins Treppenhaus gekotzt?“.
Bei den letzten beiden Fragen hilft
nach meiner Erfahrung wirklich nur ekelhaftes, dreistes Lügen, was
man aber ja bekanntlich nach Alkoholkonsum und in Stresssituationen
besonders gut kann. Für die ersten zwei hingegen empfehle ich schon
seit Jahren immer auf unseren lieben Freund Philipp zu verweisen. Wir
kennen ihn alle. Wir lieben ihn alle. Wir haben alle so viel mit ihm
erlebt, dass man stundenlang über ihn reden könnte. Gerade war er
ja auch noch hier, aber naja, wir wissen ja schließlich alle wie
Philipp so ist. Gerade noch neben dir und schon wieder weg. So ist er
eben. Unser Philipp!
Das schwierigste logistische Problem
dabei endlich auf Sabines Geburtstagsfeier zu kommen, obwohl man
Sabine gar nicht kennt (oder noch nicht), ist aber meist die richtige
Klingel zu finden. Bei manchen Häusern helfen einem schon mal
Beschriftungen auf dem Klingelkasten, wie 'Hinterhaus',
'Seitenflügel' und so weiter, oder ein betrunkener Partygast auf dem
Balkon, der so aussieht, als würde er sich über neue Freunde
freuen. Gelegentlich lässt sich auch von dem Stockwerk auf die Reihe
der Klingeln schließen, oder man nimmt die Rambo-Methode und
klingelt einfach mal einige Nachbarn aus den Betten – schlafen
konnten die ja wahrscheinlich eh nicht. Aber mein persönlicher Tipp
ist immer noch das gute, alte 'Tailgating'. Hierfür stellt man sich
einfach an den Hauseingang seiner Wahl und wartet bis eine lustige
Truppe neuer Partygäste ankommt, die natürlich wissen, wie Sabine
mit vollem Namen heißt, um sich dann entweder direkt unter die
Gruppe zu mischen, oder zumindest den Vorteil der nun offenen Haustür
zu nutzen. Ein Bonus hierbei ist natürlich auch, dass man gleich mit
einem ganzen Schwung neuer Gäste ankommt, automatisch zu der Gruppe
gerechnet wird und sich damit eventuelle blöde Fragen an der
Wohnungstür spart.
Es war eine der ersten richtig warmen
Sommernächte und Wing2 hatte es sich mit mir in der Stammbar
gemütlich gemacht. Viel mehr konnte man da an diesem Abend auch
nicht machen, weil sich aus irgendeinem Grund alle paarungswilligen,
attraktiven Weibchen der Stadt für eine andere Bar entschieden
hatten um dort auf die Ankunft ihrer Traumprinzen zu warten und ihren
Gurken-Gin zu schlürfen. Auch das Auftauchen von Wing3, besoffen und
pleite wie es von ihm erwartet wird, hob die Stimmung in der Bar
nicht wirklich und so beschlossen Wing2 und euer treuer Nichtheld
einige Stufen zu überspringen, nicht über Los zu gehen und direkt
in den Absturzclub einzufallen. Ein alleine schon deswegen
ungewöhnlich bis denkwürdiger Move, weil Wing2 eigentlich den
Absturzclub meidet und für die frühen Morgenstunden ein eigenes,
kleines Clübchen vorzieht.
Angenehm laute Elektromusik gemischt
mit Gläserklirren und Lachen drang von einem Balkon und diversen
offenen Fenstern im dritten Stock eines Eckhauses auf die Straße.
Wing2 schob gerade eines seiner fünf Fahrräder, die 'Handtaschen'
der Berliner Single-Männer, neben mir her als wir beide instinktiv
stehen blieben, nach oben blickten und nach der Quelle dieser
lieblichen Symphonie Ausschau hielten. Wir orteten Zeitgleich den
Balkon und sahen einige Schatten darauf herumstehen, rauchen und
trinken. „Ey!.... Hey! Hallo!“ versuchten wir Kontakt zu Planet
Party herzustellen. Vergebens. Entweder war die Musik zu laut oder
man war zu cool um mit Menschen, die drei Altbaustockwerke unter
einem in der Partyhierarchie standen zu kommunizieren. Also gut, dann
anders. Wir versuchten am Klingelkasten unser Glück. Nix zu machen.
Viele Klingeln und kein Hinweis darauf, welche die Party-Klingel war.
Wir entschlossen uns zu warten, ob in absehbarer Zeit nicht
vielleicht neue Gäste kommen würden. Während wir so warteten kam
mein schwuler Club-Freund (der Mann mit dem kontraproduktiven
Arschfick-Opener... siehe 'Ostern ohne Eier' 13. April 2013) an uns
vorbei spaziert. Nachdem wir ihm unsere Mission erklärt hatten
versuchte auch er sich an den Klingeln, versagte aber ebenso und
erklärte uns dann er würde jetzt mal weiterziehen gen Absturzclub.
Nach einer viertel Stunde brachen wir frustriert ab und gingen
ebenfalls weiter.
„Puh, ey das sind irgendwie nicht so
meine Frauen“ monierte Wing2 vor sich hin, als wir vor dem
Absturzclub standen und ich mein halbvolles Wegbier in mich hinein
stürzte. „Ne, Mann. Sind sie nicht. Waren sie auch noch nie. Das
wussten wir doch vorher. Das ist der ABSTURZCLUB. Hier wird
gefressen, was auf den Tisch kommt“ antwortete ich. Mit schlechter
Laune entschied Wing2 dann aber doch kurz mit reinzuschauen. Es wurde
drinnen nicht besser. Nach dem ersten Bier verkündete er seinen
Rückzug. Wir verabschiedeten uns und ich gesellte mich zu meinem
Gay-Freund und seinem neonroten Drink an die Bar. Grundsätzlich sind
Schwule ja Frauenmagneten. Das Problem bei ihm, abgesehen von seinen
deplatzierten Aufforderungen zum Analverkehr, ist eher, dass er,
solange er nicht tanzt, überhaupt nicht schwul aussieht. Ich setzte
also alle meine Hoffnung in den roten Drink in seiner Hand. Als nach
10 Minuten immer noch keine Frauen neben uns standen, überlegte ich
schon ein buntes Schirmchen und ein bisschen Obst zu besorgen, um
sein Glas etwas schwuler zu dekorieren. Doch plötzlich tauchten
zwei hübsche, junge Mädels auf, stellten sich neben mich an die Bar
und begrüßten meine homosexuelle Venus-Fliegenfalle sofort sehr
herzlich. Geht doch. Scheiß auf Day-Game, ich mach Gay-Game!.... Und
wer hat's wieder erfunden?
Schüchtern und dumm wie Brot, wie ich
manchmal bin, bot ich meinem Bekannten nach 2 Minuten Geplapper quer
über mich hinweg an, die Plätze zu tauschen. „Danke“
kommentierte er kurz. Mir wurde zu spät klar, dass ich jetzt
endgültig aus dem Gespräch raus war. Die Drei tratschen neben mir
und ich konzentrierte mich voll auf mein Bier. Zum Glück schlug
eines der beiden Mädchen schließlich vor, in einen anderen Bereich
des Clubs zu wechseln. Dort angekommen konnte ich aber auch nur ein
paar flüchtige Worte mit den Mädels wechseln, weil schon nach zwei
Minuten meine Hose vibrierte. Es war Wing3. Ich verstand ihn sehr
schlecht, was zum einen daran lag, dass er auf einer Party war, zum
anderen daran, dass ich in einem Club war und zum dritten daran, dass
er wie gewohnt grenzwertig betrunken war. „Eyischbin aufssoner
Privatparty!“ plärrte er aus meinem Handy „Sinpaar ssssschööne
Mädels hier! Kommher!“. Guter Mann! Wirklich Verlass ist eben
immer nur auf die betrunkensten unter uns! „Alles klar! Ich bin in
10 Minuten da! Kommst du runter und lässt uns rein?“ schlug ich
vor. „Machissch!“
Die zwei Mädels stellten sich als
langweilig heraus und wollten nicht mitkommen, obwohl selbst ihr
schwuler Freund sofort Feuer und Flamme für die Idee war, auf die
Privatparty um die Ecke zu gehen. Eigentlich ein guter Test. Scheiß
auf Mädels, die den Witz bei so was nicht verstehen! 10 Minuten
später standen wir also wieder vor der gleichen Haustür. Nach
kurzem Warten ging das Licht im Treppenhaus an und ein schwankender
Schatten kam von innen auf das Milchglasfenster in der Tür zu.
„Eeeeyy!“ begrüßte uns Wing3 und fiel direkt zurück in den
Hausflur. Er war so euphorisch, wie man nur in diesem wundervollen
Zustand kurz vor dem endgültigen Versagen der Motorik sein kann. Wir
folgten ihm die Treppen hoch bis in den dritten Stock und klingelten
an der Wohnungstür. Es öffnete ein Mädchen, die uns kurz sehr
kritisch ansah, dann aber einfach ging und den Weg frei machte. Zu
meiner Enttäuschung lag die Party wohl schon in den letzten Zügen,
zumindest war der Flur der Wohnung menschenleer. Kein gutes Zeichen.
Ich ging instinktiv bis ans Ende des Flures durch, wo ich Licht aus
einer offenen Tür sah. Auf meinem Weg bogen Wing3 und mein Bekannter
links in ein großes dunkleres Zimmer ab, welches anscheinend das
Wohnzimmer war und wo noch einige Menschen am tanzen waren. Am Ende
des Flures wartete die Küche auf mich. Bingo! Mein Bier-Radar hatte
mich ein weiteres Mal nicht im Stich gelassen.
Um einen kleinen Küchentisch saßen 4
Jungs und blickten zu mir rüber. „Hey, is noch Bier da?“ fragte
ich, als wäre ich den ganzen Abend schon hier gewesen. Natürlich
eine blödsinnige Illusion auf einer Party auf der, nach meinem
bisherigen Eindruck, vielleicht noch 20 Leute waren. „Äh, im
Kühlschrank gibt’s noch welche. Sind aber die letzten“
antwortete einer. „Cool, warum sagt mir das denn keiner? Dachte es
wäre schon alle“ hielt ich tapfer an meinem Drehbuch fest. „Ähm..
Wer bist du denn?“ fragte mich der Typ, der mir das Bier aus dem
Kühlschrank herüberreichte. „Elia. Ich bin ein Kumpel von
Philipp. Der hatte mir gesagt, ich soll noch vorbeikommen, aber jetzt
ist er selbst schon weg“ warf ich den Köder und wartete, ob sie
ihn fressen würden. Hm... Unangenehme Stille. „Na, dann prost!“
verkündete ich und trat den Rückzug an.
Im dunklen Wohnzimmer fand ich meine
zwei Jungs. Der eine quatschte mit zwei Mädels in der Ecke, drei mal
dürft ihr raten, welcher von beiden. Und der Heterosexuelle lehnte
alleine in einem Fensterrahmen und grinste mich durch die tanzenden
Mädchen hindurch an. Die Musik war angenehmer bis bedeutungsloser
Hipster-Elektro und die tanzenden Mädchen – die Jungs saßen ja in
der Küche – passten dazu. Man war wohl eine zugezogene Mädchen-WG
und befolgte penibel alle Berliner Mitte-Regeln. Man trug also bunte,
luftige Kleidchen und dazu einen total niedlich-unordentlichen Dutt.
Ich beschloss eine Runde zu tanzen. Das Mädchen neben mir fing an
einen bunten Hula Hoop Reifen um ihre Hüften kreisen zu lassen, der
dabei bedenklich nah an den niedlichen, kleinen
Flohmarkt-Gegenständen auf der niedlichen, kleinen Flohmarkt-Kommode
hinter ihr vorbei rauschte. Wing3 und ich beobachteten sie dabei
einige Sekunden, dann sprach ich sie an. „Hey, das machst du gut!
Trittst du damit auch auf?“ fragte ich über ihren Reifen hinweg.
Sie antwortete mit irgendeiner uninteressierten Belanglosigkeit. Ich
brabbelte auf dem gleichen Niveau zurück, fragte mich aber
zeitgleich ob denn heute die 'Internationale Nacht der langweiligen
Spießer' sei. Die Mädchen im Club und die Jungs in der Küche
fielen ja schon in den Bereich Narkosemittel, aber desto genauer ich
mir die tanzenden Studentinnen um mich betrachtete, desto fahler
schmeckte mein Bier. Es waren die Art von Mädchen, die in High Heels
zumindest optisch in das Beuteschema von Wing2 fallen würden, bei
denen ich mich aber immer fragte, ob sie nicht furchtbar nach Seife
schmecken würden und ob ich jemals genug Kaffee besitzen würde, um
in einem Gespräch mit ihnen wach zu bleiben.
Meine böse innere Stimme sollte recht
behalten. Nach 10 Minuten standen plötzlich drei von den gerade noch
ausgelassen tanzenden Spießer-Mädchen vor Wing3, mit einer
Körpersprache die eher an das Bayerische USK erinnerte und so gar
nicht mehr zu ihren Kleidchen passte. Ich sah zu ihm rüber und
musste mit Schrecken feststellen, dass sein rechter Arm gerade auf
mich zeigte. Dann kam die ganze Truppe auch schon auf mich zu. Die
Mädels bauten sich vor mir auf, wie Putins Schlägerbullen vor einem
Schwulen mit Femen-T-Shirt. „Wir wollen, dass ihr jetzt geht“
verkündete die größte und stärkste von ihnen „euch kennt hier
keiner“. Ich überlegte kurz nochmal meinen Kumpel Philipp ins
Spiel zu bringen, war mir aber leider zu sicher, dass eine von ihnen
die Gastgeberin war und sie mit den Jungs in der Küche sicher schon
alle Philipps dieser Welt durchgegangen war. „Naja, ich würde eher
sagen, wir kennen uns NOCH nicht! Ich heiße Elia, hallo“ versuchte
ich es mit all meinem Charme und streckte der Anführerin der
Amazonen freundlich meine Hand entgegen. „Nein, wir wollen
wirklich, dass ihr jetzt geht. Ihr könnt das Bier mitnehmen“
erklärte sie mit ein wenig Pfefferspray in der Stimme. Es hörte
sich eindeutig an, wie die letzte Aufforderung vor dem
Wasserwerfer-Einsatz und so beschlossen Wing3 und ich – unseren
schwulen Freund hatten sie anscheinend übersehen - uns langsam und
unter freundlichsten Witzeleien in Richtung Tür zu bewegen.
Kurz vor der Wohnungstür stoppte uns
ein kleiner, dicker BWL-Student mit dunkelblauem Pullunder über
hellblauem Hemd und einer Art HJ-Frisur für Arme. „Ihr
verschwindet jetzt mal besser“ kläffte uns die vom Alkohol wohl zu
mutig gewordene Mozartkugel an und stemmte die kleinen, dicken
CSU-Fäustchen an die Stelle wo normalerweise die Taille ist. „Ganz
groß“ dachte ich mir „nachdem die Mädchen den Rauswurf gemanagt
haben, muss Erling jetzt natürlich auf den letzten Metern noch den
Alpha-Mann markieren“.
„Hör mal zu, Freund, wir waren
gerade auf dem Weg nach draußen“ erklärte ich ihm ruhig „aber
ich würde vorschlagen, du gehst jetzt mal wieder in die Küche,
sonst wird das hier nix“. Wing3, der deutlich betrunkener war als
ich, konnte sich nicht zurückhalten und musste noch nachtreten
„Genau, verpiss dich jetzt mal!“. Mir wurde die Situation zu
angespannt und ich beschloss, dass es das Beste sei, die Wohnung
möglichst zügig und friedlich zu verlassen. Kaum waren wir draussen
vor der Tür bellte unser Mini-Türsteher aber auch schon wieder
durch den noch offenen Türspalt „Los jetzt raus hier!“. Wing3
war nicht mehr wirklich zu stoppen „Das geht auch freundlicher,
Fetti! Komm mit raus, dann klären wir das!“. Zu meiner
Überraschung kam unser Junge-Union-Wachhund tatsächlich aus seiner
Hütte und begleitete Wing3 unter den, unter Männern in diesem
Zustand üblichen, verbalen Muskelspielen die Treppen hinunter. Ich
hatte keine große Lust, mich weiter an dem lyrischen
Schwanzvergleich zu beteiligen und trottete hinterher. Allerdings
nicht ohne in jedem Stockwerk auch wirklich jede Klingel auf ihre
Funktion zu testen. Schließlich wollte ich nicht, dass sich unser
Hobby-Bulle auf seinem Rückweg später einsam fühlt.
Im Flur vor der Haustür kam uns gerade
eine Gruppe neuer Partygäste entgegen. Wing3 erklärte seinem neuen
Lieblingsfeind lautstark, dass er ab jetzt keinen Schritt mehr
weitergehen würde, worauf sich natürlich ein weiteres Wortgefecht
entzündete. Ich unterhielt mich kurz mit den anderen Leuten,
wünschte ihnen viel Spaß auf der Party und erklärte unserem
Bodyguard, dass es jetzt wirklich reichte und er jetzt lieber zurück
zu seinen Mädels gehen solle, was er dann auch zum Glück tat. Wing3
und ich tranken im Flur noch unser Bier und warteten, ob vielleicht
unser dritter Genosse noch hinterher geschickt würde. Statt ihm kam
aber die Gruppe neuer Gäste wieder herunter und erklärte uns, man
hätte sich oben geweigert, ihnen die Tür zu öffnen. Wir konnten
uns kaum halten vor Lachen. Offensichtlich war man, schockiert von
der Begegnung mit fremden Menschen, im dritten Stock jetzt dazu
übergegangen, alle Fenster und Türen zu vernageln. Willkommen in
Berlin, Mädels!
Zur Verteidigung dieses Konzepts sollte
man noch erwähnen, dass dies das erste Mal war, dass ich beim Besuch
einer fremden Party überhaupt aufgefordert wurde zu gehen,
geschweige denn, dass es derart unspaßig wurde. Die negativste
Reaktion, die ich vorher bei solchen Aktionen erlebt hatte, war als
letzten Sommer bei einer ähnlichen Geschichte nach 10 Minuten einer
der Gastgeber uns aufforderte „also ihr könnt alle gerne hier
feiern, aber könntet ihr bitte eure Schuhe ausziehen?“.
Bisher konnten wir nicht in Erfahrung
bringen, was aus unserem fehlenden, dritten Mann geworden ist und ob
er jemals aus dieser Wohnung wieder herauskam. Am einfachsten wäre
das wohl gegangen, indem er sich als 'Philipp' vorgestellt hätte.
Und was lernen wir nun aus dieser
Geschichte? Nichts natürlich. Und hatte wenigstens irgendjemand Sex
in dieser Nacht? Sicherlich.
Nur eben keiner von uns. Aber lustig
war's trotzdem.
Elia
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