Kotzen Nach Innen – oder –
Wie Mein Schweinehund Einen Schönen Abend Hatte
Am Freitag vor
meinem Heimaturlaub gabs zum Abschied nochmal so einen richtigen
Scheiss-Abend, zumindest was meine AA-Überwindung bzw meine
PU-Fortschritte angeht.
Wing1 und Wing2
trafen sich nach der Arbeit mit mir zum Pizza-Essen und auf ein
Feierabend-Bier. Ich kam mit richtig guter Stimmung an. Hatte die
letzten Tage berufsbedingt praktisch allein mit mir vor dem Rechner
verbracht und war daher leicht geflashed von den vielen Menschen in
Berlin an einem Freitagabend.
Schon während der
ersten zwei Bissen kam ein Zweier-Set in die Pizzeria. Target HB4,
etwas zu rund aber sweet und Freundin HB2 Studentin, langweilig.
Kurzer EC. Längerer EC. Starrmodus. Fuck, daran muss ich echt
arbeiten. Meine Augen haben immer sofort ungefragt Sex mit meinem
Target. Das wirkt creepy und nicht gerade Erfolgsfördernd.
Furchtbare Angewohnheit.
Wir quatschen
weiter und haben Spaß. Langsam aber sicher wird der Ton runter
gedreht, bis ich von Wing1 und Wing2 nur noch an den Lippenbewegungen
erkenne, dass gesprochen wird. Über die Schulter von Wing1 zoome ich
auf HB4 und es setzt Geigenmusik ein. ALTER ! STOPP IT ! Is ja nicht
auszuhalten! Selbst meine Kollegen bemerken mal wieder mein
Augen-Problem. Ich könnte mir ja wenigstens eine Zeitung mit zwei
Löchern drin zulegen, um sozial wenigstens ein kleines bisschen
kompatibel zu bleiben. Sie hat das natürlich auch schon lange
gecheckt. Und sie steht natürlich auf. WAS? OH ! Krass. Ja sie steht
auf und kommt her. PANIK ! Jetzt aber schnell was super-cool
schlagfertiges aber auch total süsses überlegen. Sie fragt bestimmt
nach Salz oder so...Ich könnte ihr meine Nummer dazu anbieten...Ne
das is bisschen sehr derb. Ich könnte versuchen ihr unsere
Sparpakete anzubieten. Das Salz und meinen Wing. Oder Öl, Pfeffer
und Mich. Oder für den großen Hunger Salz, Pfeffer und alle drei
Jungs.
HB4: Hi, ää
könnte ich mir mal das Öl ausleihen?
Sagwassagwassagwassagwas.
Atme!
Ich: Äää, ja na
aber sicher!
Ich geb ihr das
Öl. Sie lächelt und ist weg. Warum hat sich mich nicht geküsst?
Warum hat sie nicht ihren Pferdeschwanz aufgemacht und der Wind hat
eingesetzt? Na klar! Weil ich den super Salz-Opener nicht gebracht
habe. Verdammt. Naja... Egal. Zurück zum Gespräch. Oder warte...
erst noch eine Runde Starren und der Geigenmusik lauschen. Das ist
wie eine Sucht. Morgen höre ich auf, Frauen anzustarren. Ganz
sicher! Versprochen!
Als ich wieder
aufwache, machen wir uns auf den Weg in eine Bar. Dort gibt es ein
paar Drinks und wenig Frauen. Bis auf ein Dreier-Set an einem Tisch,
der leider genau in meiner Blickrichtung liegt. Meine Augen sind
schon wieder voll erigiert.
Im Anschluss
fallen wir noch in einen kleinen Studenten-Club ein, wo meine
Stimmung (keine Ahnung warum) schlagartig weit unter den Gefrierpunkt
fällt. Ich komme richtig scheiße drauf. Ich wundere mich, warum
sich Wing1 überhaupt zu mir setzt mir muss die schlechte Laune doch
schon aus beiden Ohren laufen. Wing2 mischt sich unter die Studenten
und Berlin-Touristen und findets sichtlich nett in dem Laden.
Nach einer Runde
Böse-In-Die-Welt-Schauen stelle ich mich zu Wing2 und hasse die
anwesenden Studenten an. Wing1 wird die Sache anscheinend zu gruselig
und er verabschiedet sich um nicht noch Zeuge eines Amoklaufs zu
werden.
Da stehen wir also
zu zweit zwischen all den Gebildeten und Schlecht-Gekleideten dieser
Stadt. Der eine grinst zufrieden, dem anderen tropft grüner Schleim
aus den Mundwinkeln. Muss ein schönes Bild sein.
Nach einigen
Minuten der Absurdität schlägt Wing2vor, dass wir jetzt entweder
Waffen besorgen oder in unsere Stammbar gehen sollten. Weil wir
Langweiler sind entscheiden wir uns für die Stammbar. Also raus, ab
auf die Fahrräder und los.
Dort angekommen
wird erstmal der inzwischen klumpige und festgetrocknete Hass mit
Bier und Whisky runter gespült. Wir stehen, wie so oft, am Eingang
und erörtern Themen von höchster weltpolitischer Wichtigkeit. Ich
sehe durch den Eingang auf die Straße und BOOOOM! Nice! Ein
hochinteressantes 2er-Set aus HB4 (studentisch, rothaarig,
langweilig) und HB6 (moderne Betty Page als Teeny-Version mit
Knopfaugen, Piercing und Melone). Die zwei zögern, aber bewegen sich
dann doch in Richtung Bar. HALLLOOOO SCHWESTER ! - trällere ich –
leider nur in meinem Kopf.
Wing2 bemerkt
meinen sofortigen Augenkrampf natürlich und grinst mich breit an.
„Na hob! 3-2-1-rein! Na Los!“ So was wirkt bei mir leider eher
entgegengesetzt und ZACK ist die Handbremse drin. „Er hat völlig
recht“ denke ich mir, aber meine Beine sind anderer Meinung und so
bleibe ich natürlich wie angewurzelt stehen. Die zwei postieren sich
an der Bar mit den Rücken zu uns. Ich kann leider immer noch nicht
wegsehen. Sie bestellen Getränke. Meine Augen kleben förmlich an
HB6 (Betty). Und -BOINK!- sie dreht sich kurz um. Augenkontakt. Wow!
Man kann Frauen also doch telepathisch auf die Schulter tippen! So,
sie hat mich angesehen. Jetzt muss ich aber wirklich hin. Leider ist
mein Hirn an meinen Körper gefesselt und der will sich einfach
keinen Zentimeter bewegen. Was ist denn nur los mit mir?? Wird die AA
etwa schlimmer, je länger man sich mit PU beschäftigt? Ich
beschwere mich bei meinem Wing darüber, dass ich so ein Waschlappen
bin.Selbst der liebe Türsteher bekommt jetzt meinen Frust über mich
und die Damenwelt ab. Um mein Gemüt zu beruhigen bietet er mir ein
Mädchen-Veto pro Abend an, um das Mädel meiner Wahl in den Laden zu
bugsieren.
In dem Moment geht
der Typ, der gerade noch neben Betty stand weg und hinterlässt eine
wunderschöne, große Lücke an der Bar. Direkt neben Betty und wenn
ich es richtig sehe mit einem Schild dran, wo mein Name drauf steht.
Alles was mich jetzt noch von ihr trennt wären ungefähr vier
Schritte oder eben ein paar Eier.
Und wie ich so
darüber nachdenke, was eigentlich bei mir falsch ist, verstreichen
die berühmten drei Sekunden. Betty schenkt mir noch eine
Verlängerung von weiteren Fünf, aber dann ist auch wirklich Schluss
und Betty und ihre Freundin verlassen den Tresen und setzen sich in
die dunkelste Ecke der Bar.
So, toll gemacht.
Ich kotze eine Runde innerlich und ärgere mich darüber, dass ich es
irgendwie geschafft habe in meiner Entwicklung einen guten Schritt
rückwärts zu machen.
Naja... Da wäre
ja noch die etwas holprige Möglichkeit, zu den Mädels hinzugehen
und sich auf die Bank zu ihnen in die Ecke zu setzen.... Puhh... aber
das ist schon auch irgendwie immer ziemlich hart, sich hinsetzen zu
müssen ohne den Aufdringling zu geben.
Und während ich
so das Für und Wider eines Hinsetz-Angriffs auf Betty und ihre
Freundin abwäge betritt ein unrasierter Studie-Typ in
Schlabber-Klamotte die Bar, schaut sich kurz um, entdeckt mein Set
und steuert direkt auf die Beiden zu. Er quatscht sie sofort an und
sitzt nach 5 Sekunden neben Betty und ihrer Freundin. BAM ! Heute
scheint die Nacht der Klatschen für mich zu sein. Ich kann kaum noch
so schnell schlucken, wie ich kotze. Ich schnappe mir Wing2 und
dirigiere ihn zur Theke. Jetzt hilft nur noch Alkohol. Wir setzen uns
und ich wüte ihm das Ohr voll, während wir Gammel-Studie dabei
zusehen, wie er lustig mit Betty und Freundin am Scherzen ist. Ich
heule mich darüber aus, dass ich anscheinend nach zwei Monaten PU
jetzt eine komplette Approach-Blockade entwickelt habe als ich sehe,
wie Betty und ihre Freundin aufstehen und auf uns zu kommen. Sie
steuern an mir vorbei und stellen sich direkt hinter meinem Wing an
die Bar. Zwischen mir und Betty steht jetzt nur noch mein Wing. Der
grinst mich erwartungsvoll an. Ich mache einen Ausfallschritt von der
Bar weg, so dass ich jetzt praktisch vor allen dreien stehe. Stelle
fest, dass mein Mund sich leider nicht mehr öffnen lässt und starre
so also abwechselnd meinen Wing und die Mädels an. „Na hob jetzt“
grinst mich mein Wing an. Ich starre ihm relativ hilflos entgegen und
presse mit letzter Kraft ein „Ich brings nicht. Mach du. Do it. Do
it. Doitdoitdoitdoit...“ zwischen meinen Zähnen hindurch. Er
reagiert erst nicht. Dann steht er auf und geht weg. In Richtung
Toiletten. Da stehe ich jetzt. Ich sehe ihm noch kurz hinterher und
drehe meinen Kopf dann wieder in Richtung der Mädels. Wir stehen
jetzt zu dritt an der Bar in unserer Mitte der Barhocker mit der
Jacke meines Wings. Ich starre auf die Jacke. Dann auf Bettys
Freundin. Die schaut auch auf die Jacke. Oder besser auf den
Barhocker. Wir sehen uns an. In meinem Hirn geht das Licht aus. Eine
Sirene ertönt und die rote Notbeleuchtung geht an.
„Nimm die Jacke.
Nimm die Jacke. Nimm jetzt die Jacke und leg sie weg! Nimm die Jacke
du Idiot, sie will sich setzen!!“ Ich schreie mich in meinem Kopf
selbst an. Was für eine absurde Situation. Ich kann nicht einmal
mehr meine Hand bewegen. Nichts geht mehr. Ich freue mich, dass ich
anscheinend trotzdem weiter atme und zumindest nicht vor den zwei
Mädchen ersticken werde. Trotzdem werde ich langsam panisch. Die
Mädels sehen mich noch einmal freundlich-fragend an. Ich weiss nicht
ob ich lächle. Ich habe jedes Gefühl für meinen Ausdruck verloren.
Was hab ich aus mir gemacht? Hab ich tatsächlich so viel PU-Theorie
gelesen, dass mein Kopf jetzt überhaupt nicht mehr arbeitet, sobald
Frauen in meine Nähe kommen? Es vergehen qualvoll lange Minuten. Ich
sitze da und starre ins Nichts. Plötzlich taucht mein Wing wieder am
linken Rand meines Blickfeldes auf. Er setzt sich nicht. Er steht da
und schaut mich fragend an. Natürlich. Er hat sicher erwartet, mich
im Gespräch mit den Mädels vorzufinden, wenn er von der Toilette
wiederkommt. Stattdessen sitze ich da und kann nicht mal mehr mein
Bier hochheben. Ich habe das Gefühl die zwei Mädels und mein Wing
würden einen Kreis um mich und den leeren Hocker mit der Jacke
darauf bilden. Und als wäre all das nicht schon genug Demütigung
erscheint der Türsteher zwischen den Mädels und meinem Wing.
Zeitgleich mit ihm kommen noch zwei hübsche, große Blondinen an die
Bar. Da sitze ich also neben dem leeren Barhocker, starre panisch
abwechselnd meinen Wing und den Türsteher an und neben mir an der
Bar stehen Betty, ihre Freundin und zwei große, blonde Schönheiten.
Der Türsteher schaut zu mir, dann zu meinem Wing. Er nickt in
Richtung der Mädels, schaut dann wieder uns an und hebt seine
Schultern, als wolle er sagen „Na was wollt ihr denn Jungs. Der
Tisch ist gedeckt. Warum greift ihr nicht zu?“
In meinem Kopf ist
selbst die Sirene vor Scham ausgegangen. Es war ihr einfach zu
peinlich. Ich fühle mich, als wäre ich gerade dumpf auf dem Grund
des Meeres aufgeschlagen.
Betty und ihre
Freundin erlösen mich, indem sie ihre Getränke nehmen und zurück
zu Gammel-Boy gehen, der bereits mit einem breiten Raucher-Grinsen
auf sie wartet. Die nachfolgende Unterhaltung mit meinem Wing und dem
Türsteher nehme ich nur durch ein helles Fiepen war, als wäre
gerade ein Granate neben mir explodiert. Ich komme langsam zurück in
die Realität und kann es kaum fassen, was da gerade geschehen ist.
„Ich bin echt der größte Idiot ever. Wie kann man denn bitte nur
so derbe abkacken!“ fange ich an zu schimpfen. „Ach komm, mach
dich nicht so runter, ist ja auch nicht soooo dramatisch“ will mich
mein Begleiter aufbauen. „Ne, is nicht sooo dramatisch. Is halt nur
ein Leben. Und jede Chance die man verstreichen lässt ist weg und
kommt eben nie wieder.“ kotze ich. „Vielleicht wären die zwei
sau langweilig gewesen. Klar. Vielleicht wäre sie aber auch die Frau
meines Lebens und meine Seelenverwandte gewesen. Wir wissen es nicht.
Und wir werden es auch nicht herausfinden. Klar, es wäre ganz
einfach gewesen es herauszufinden. Alles was es dafür heute, hier
gebraucht hätte wären ein paar EIER gewesen. Einfach nur ein Typ
der den UNGLAUBLICHEN Mut besitzt, seinen Mund aufzumachen und
irgendetwas zu SAGEN!! Aber Nein. Leider war an dieser Bar niemand
anwesend, der Eier hatte. Stattdessen freut sich jetzt unser filziger
Freund da drüben.“ Ich bestelle ein Bier und inhaliere es um nicht
noch mehr Galle zu spucken. Der Abend kann nicht schlimmer werden
denke ich noch als ich über die Schulter meines Wings zwei extrem
hübsche, junge Mädels in die Bar kommen sehe. In Begleitung der
zwei abartigsten Typen, die ich seit langer, langer Zeit ausserhalb
einer Kinoleinwand gesehen habe. Der eine sieht aus, wie aus einem
schwedischen Horror-Film. Groß, bucklig und mit dünnen, strähnigen
Haaren. Der andere wie ein Porno-Produzent aus den 70ern, der sich
die Klamotten meines alten Englisch-Lehrers geliehen hat. Die zwei
sind locker 15 Jahre älter als die Mädels. Die Absurdität der
ganzen Situation lässt sich kaum noch toppen. Wir beobachten
schweigend wie die zwei Mädels an den zwei Freaks rum graben, bis
sie ihnen schließlich nach einer halben Stunde erfolgreich im
Gesicht hängen. Ich kann zu all dem nichts mehr sagen. Wir verlassen
schweigend die Bar. Gott hat sich heute bereits zu viel über uns
lustig gemacht, um DAS noch zu kommentieren. Aber der eigentliche
große Gewinner dieses Abends ist mein guter, alter Freund
Schweinehund. Der sich spektakulär zurück gemeldet hat und mir
bewiesen hat, dass ich ihn mit ein paar netten Büchern, Videos und 8
oder 9 Nächten in Clubs noch lange nicht los geworden bin. Den Weg
Nachhause über höre ich ihn noch recht herzlich lachen, bis ich in
meinem Bett angekommen bin schnarcht er schon zufrieden.
Die Schlacht ging
wohl klar an ihn. Aber der Krieg ist noch nicht vorbei. Andere Wochen
haben auch schöne Enden und ich bleibe am Ball. Trotzdem kam mir in
den folgenden Tagen noch immer mal wieder kurz was hoch, wenn ich an
diesen Freitagabend denken musste.
Elia
Kenn ich..... Solche Scheiss Abenden gelingen mir sogar.
AntwortenLöschenWie du schon sagtest.
Der Krieg ist noch nicht zu Ende
gruss Syncro