17. November 2012

Pflicht ohne Kür

Samstag Morgen, der Kaffee steht neben mir. Zeit mal wieder ein kleines Update zu verfassen. Ich fange mit dem praktischen Teil an, bevor ich mich der großartigen sexlosen Brieffreundschaft widme, die ich anscheinend gerade begonnen habe.

Freitag nach dem Job mit noch relativ viel Restenergie und Wing2 erstmal nen Burger essen gegangen. Wing2 hat nach dem letzten Wochenende ja erstmal dem Alkohol und ein wenig auch dem Clubgame abgeschworen und Wing1 scheint momentan auch keine große Lust auf PickUp zu verspüren. Nach dem Burger saßen Wing2 und ich also noch kurz in der Touri-Bar, wo zwar einige Targets einfach auf Grund der Tatsache, dass wir uns wie immer direkt an der Bar platziert hatten, vorstellig wurden, ich aber irgendwie nicht in der Laune für Approaches war.

Danach zog ich, eigentlich eher aus dem Wissen heraus, dass ich Sonntag arbeiten muss (Job wurde verschoben) und somit dies meine einzige Chance auf ein wenig Game dieses Wochenende ist, alleine los in Richtung Stammbar. Dort angekommen gab's erst ein kurzes Gespräch mit einem Bekannten und danach ging's an den Tresen neben das einzige anwesende Mädel das nicht mit Boyfriend oder großer Gruppe da war. Der Approach ging nach zwei Schluck Bier auf dem Barhocker neben ihr eigentlich ziemlich einfach von der Hand. Der Energy-Level der Dame war aber leider irgendwie hinter die Bar gefallen und dort wohl unter den Kühlschrank gerollt. Jedenfalls blieb es bei einem ca. 20-minütigem Gespräch mit dem man wohl, hätte man es auf Band aufgenommen, einigen Patienten mit Weisheitszähnen oder Wurzelbehandlung die Narkose hätte ersparen können. Ich hatte keine große Lust den Unterhalter für ein Mädel zu spielen, was selbst so langweilige Antworten gab, dass ich mir das Gähnen verdrücken musste und verabschiedete mich also höflich. Man sähe sich sicher noch und mein Bekannter stehe ja da drüben. EJECT.

Mein Bekannter erzählt mir unter anderem von einer Verkaufs-Schulung, die er mal gemacht hatte, bei der ihnen der Coach eine lustige (und auch für PUAs interessante) Definition des Wortes NEIN beigebracht hatte. NEIN bedeutet danach ganz einfach:

N – Noch
E – Eine
I – Information
N – Nötig

Aber das nur am Rande.

Während ich mich also wieder mit meinem Bekannten unterhielt, erschein die Blondine von neulich (SCHWARZER FREITAG 2) in der Bar. Wir begrüßten uns freundlich. Man kennt sich, man geht in die gleiche Bar, man hat sich alle wichtigen Eckdaten erzählt, man hat festgestellt, dass man keinen Sex haben wird. Sie erinnert sich an meinen Namen, ich habe ihren vergessen.
Nach einer weiteren guten Stunde Gelaber mit meinem Bekannten über Gott und die Welt (war ich nicht ausgegangen um mit Lebewesen OHNE Penis zu reden?) drängt sich ein kleines schwarzes Schaf durch die Tür. Ach nein, es ist L in einem langen schwarzen Pelzmantel. Sie begrüßt mich lächelnd. Ich grüße zurück. BOOM. Da ist sie also wieder. War ja auch klar. War ich nicht vielleicht sogar wenn ich ehrlich bin ihretwegen hier? Sie setzt sich an die Bar zwischen die Blondine von vor zwei Wochen und deren Freundin. Komisch genau so saß ich auch zwischen den Beiden. L scheint sie gut zu kennen. Habe ich vor zwei Wochen nicht nur mit der Blondine über meinen Musikgeschmack, meinen Job und anderen Mist geplaudert, sondern, ohne es zu wissen, auch mit L? Sprechen die Mädels über sowas? Interessiert sich L überhaupt für Infos über mich? Aaaaah ...Ich denke sofort wieder nur noch über L nach!!! Das muss aufhören, ich muss mich einfach wieder mit meinem Bekannten überBOOOOM ! EC! Und was für einer. L sitzt an der Bar und somit seitlich zu mir. Sprich ich habe sie zwar vor mir im Blick, aber sie muss ihren Kopf ganz schön verdrehen, um zu mir zu schauen. Und das tut sie. Und nicht nur ein Mal. Statt in Club1 zu gehen (was mein Plan war) bleibe ich natürlich jetzt noch brav eine gute Stunde wie ein Hündchen an der Tür neben meinem Bekannten stehen und sammle L's Blickkontakte. So ein Scheiß ! Das ist kein PickUp. Das ist ne Teeny Oneitis.

Nach dem dritten Whisky und dem vierten Bier bin ich platt. Dazu macht sich jetzt die Müdigkeit des Arbeitstages bemerkbar. Mein Bekannter unterhält sich kurz mit einem Freund und ich setze mich schlapp und betrunken auf ein Podest in Sichtweite von L. Nach 30 Sekunden zieht mich mein Bekannter dort weg. Die Situation mit L scheint ihm in den letzten Wochen nicht ganz entgangen zu sein. „Und was hast du jetzt vor? Willst du dich da jetzt hinsetzen, und mal wieder die Mutter deiner Kinder anstarren?“ reißt er mich in die Realität zurück. „Ich will ja nichts kaputt machen, aber ich glaube sie ist dir gegenüber eher - sagen wir – negativ eingestellt. Und da hilft das, was du da gerade machst gar nichts. Das ist wie mit Hunden. Da musst du jetzt weitergehen und Desinteresse zeigen. Anbieten und weitergehen.“
„Du hast vollkommen recht.“ blubbere ich müde zurück. „Und das werde ich jetzt auch machen. Weitergehen und nach anderen Hündchen schauen.“
Ich verabschiede mich kurz und bedanke mich für die Rettungsaktion. Und dann steuere ich mit letzter Kraft und einem bösen Bier-Und-Kalte-Luft-Schluckauf in Richtung Club1.

Es ist ca. 4 als ich dort ankomme. „Ich muss irgendwie nochmal ein wenig Saft in die Akkus bekommen“ denke ich. Also ab an die Bar und ne Clubmate bestellt. Is wohl eher ein Placebo aber besser als gar nichts. Ich stelle mich ganz Vorne neben die Tanzfläche und beobachte die Menge. Ein riesiger spindeldürrer Typ mit BWL-Studenten-Hemd zerrt auf der Tanzfläche an einer winzigen 1,50m Asiatin herum. Das Mädel ist an beiden Armen komplett tätowiert, hat aber ein absolutes Puppengesicht. Der Möchtegern-Bänker lässt nicht locker und hat sie mit beiden Armen fest im Griff. Er zieht sie direkt neben mich an die Wand und fängt an sie zu küssen. Zwischen Tanzen, Reiben und Knutschen blickt mich die kleine plötzlich extrem lang an. Ich halte den EC, kann es mir aber nicht verkneifen, meine WFT-Augenbraue zum Einsatz zu bringen.

Die beiden gehen zurück auf die Tanzfläche, aber ich bekomme im Abstand von 30 Sekunden einen ziemlich eindeutigen EC von ihr. Ich finde die ganze Sache eher strange und kämpfe hauptsächlich damit, wach zu bleiben. In der anderen Ecke der Tanzfläche fällt mir noch ein Mädel mit schwarzem Pagenkopf und Amélie-Outfit auf. Zum Tanzen reichen meine Batterien nicht mehr also durchquere ich die schwitzende und springende Menge und lehne mich in der Nähe von Amélie an die Wand. Oh Gott, ich gehöre ins Bett! Ich glaube, ich wäre sogar zu müde zum sprechen. Vielleicht sollte ich mir ein „Zu Verschenken“-Schild um den Hals hängen...

Amélie stellt sich ohne Vorwarnung nach ca. 5 Minuten direkt neben mich, wird aber in der gleichen Sekunde von zwei Typen derart derbe belagert, dass an einen Approach nicht zu denken ist. Der eine nimmt sie an der Hand und dreht sie kurz. Sie ist wenig beeindruckt. Wieder jemand der gerade „The Game“ gelesen hat. Ein dritter Kerl kommt dazu und zieht sie wieder auf die Tanzfläche. Während ich dem Treiben so zusehe werde ich kurz aber heftig daran erinnert, dass die Wand an die ich mich gelehnt habe, vor allem deswegen leer war, weil dort die Nebelmaschine installiert ist. Plötzlich schießt direkt zwischen meinen Beinen durch der Nebel auf die Tanzfläche. 10 Sekunden sehe ich gar nichts. Als sich der Nebel wieder lichtet, steht plötzlich die kleine asiatische Knutschkugel regungslos direkt neben mir und starrt mich an. Auf jeden Fall die seltsamste Situation der Nacht. Ich reagiere nicht. Wir schauen uns gefühlte 2 Minuten direkt in die Augen, dann lehnt sie sich neben mich an die Wand. Sie bleibt dort noch 2 Minuten stehen, schaut dann noch einmal zu mir hoch und zieht wieder quer über die Tanzfläche ab um sich weiter von Mr. BWL ablecken zu lassen. Clubgame hat wirklich seine ganz eigene Situationskomik.

Ich beschließe den Abend für beendet zu erklären und gehe zur Bar um mir noch mein Pfand zu holen. Während ich auf die Barfrau warte steht plötzlich die Sprachstudentin mit der Latina-Freundin von vor zwei Monaten (CLUBGAME TEIL 5) neben mir. Ich glaube ich brauche neue Clubs, ich begegne ständig alten Targets. Ich quatsche sie aus Pflichtgefühl auch noch kurz an.

I: Hey, wir kennen uns doch. Du arbeitest doch in der …...schen Botschaft. Wir haben uns hier mal getroffen...

S: Ah ! Ja klar. Ich erinnere mich!

I: Ja, ja... Gleicher Club, gleiche Scheiße...

WAS? Hab ich das wirklich gerade gesagt???? Oh, Gott! Ich muss dringend ins Bett! Ich bin ja sozial überhaupt nicht mehr tragbar.

S: Was? Scheiße? Ich find's hier super!

I: Ja, alles klar. Du ich bin mal weg. Viel Spaß euch noch.

Und nichts wie raus! Oh Gott, ich bin echt unterwegs, das ist nicht mehr lustig. Draussen vor dem Club steht Amélie mit irgendeinem Typen und unterhält sich. Tja, das könnte ich auch haben... Aber nicht mit dem Scheiß, den ich da gerade gelabert habe. Und nicht mit dem Energy-Level auf dem ich gerade fahre.

Mit letzter Kraft winke ich ein Taxi ran. Ab ins Bett.
Zuhause darf ich dann noch testen, wie es so ist mit ordentlich Alk und völlig übermüdet auf der Leiter zu stehen und einen permanent piepsenden Rauchmelder von der Decke zu holen, damit ich endlich schlafen kann.



So, das war also mein Freitag. Jetzt noch kurz, wie versprochen, zu meiner E-Mail-freudigen Argentinierin:

Auf ihre letzte Endlosgeschichte hatte ich relativ kurz geantwortet:


Hi C,

(Blablabla über Nürnberg und Nazi-Architektur)
...

I totally understand that you dont want to do berlin double, when its only so less days left in europe. But i hope i will see you again, when you managed all your papers and stuff for europe.

I´m sorry to hear this weired story of that crazy boy, but you are right. Thats the thing with meeting boys as a girl. You can never be sure. I think its the best to assume that its mostly/allways a romantic thing. This way you cannot be disappointed/surprised....

I had a hard day at work today. And i have a job tomorrow. Its crazy at the moment. Lots of jobs and nearly no free time...

Keep me updated on your euro-trip!

Have a good night,

Elia


Ich war eigentlich da schon genervt von ihrer komischen Diskussion über Männer, die sie nur als „Freunde“ kennenlernen wollen, dann aber doch „romantische Absichten“ haben. Und ihre Geschichte darüber, dass sie nicht gerne angefasst wird. Was soll das denn bitte heissen in Anbetracht der Tatsache, dass ich sie in einem Club angesprochen habe und wir später in dieser Nacht noch händchenhaltend in einer Bar saßen?? Was will sie mir denn damit sagen? Eigentlich habe ich keine große Lust überhaupt noch viel auf ihre Romane zu antworten. Oder sollte ich jetzt einfach ultra-direkt mit ihr anfangen meine Absichten in Bezug auf sie zu diskutieren? Oder will sie genau das?

Jedenfalls kam darauf am nächsten Tag von ihr:


Hey Elia,

(Blablabla über Nürnberg, Europa und Hotelpreise)
...

The thing about assuming it's a romantic thing is that in that case I would never talk to anyone or go out with anyone. I have to have hope they feel the same way I do if not I would never talk to anyone..
Well tomorrow I go to Nürnberg! I'm staying 2 or 3 days if I like staying there maybe more..

I really hope I can make the papers and come back to europe. And I have a friend who speake perfect german and she is going to live in berlin next year. She told me if I go back we go together there

Byeee

C


Sie würde sich also, wenn sie davon ausgehen würde, dass jemand eventuell „romantische Absichten“ hat NIEMALS mit irgendjemandem treffen??? Ich habe auf diese Mail nicht mehr geantwortet. Trotzdem kam direkt am nächsten Tag die nächste Mail von ihr hinterher. Sie schreibt über ihren Aufenthalt in Nürnberg, das Wetter, Architektur und über meine Wohnung und mein Treppenhaus.... What the fuck??? Und stellt mir Fragen über meine Kindheit und meine Familie.... Tja, BINGO ! Ich habe eine Brieffreundin! Und auch noch eine mit einem ordentlichen Dachschaden und einem fetten inneren Konflikt was das Thema Männer und Frauen angeht. Das ist ja wirklich genau das, was ich noch brauchte.

So, den Samstag hab ich jetzt also erfolgreich mit Katern, Schlafen, Kaffee und Schreiben verballert. Jetzt werd ich mich mal noch kurz auf meinen Job morgen vorbereiten und dann ab in die Kissen.

Elia


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