17. Januar 2013

Porno-Erkenntnisse

Für alle, die sich Sorgen machen ich würde leise und gleichmäßig quietschend am Dachboden pendeln: No Panic. Letztes Wochenende war scheiße, aber kein Weltuntergang. Der Kampf ist noch lange nicht vorbei und meine gelegentlichen Blockaden sind ja leider auch nichts neues für mich. Dadurch lasse ich mich aber nicht davon abbringen weiter zu machen und an mir zu arbeiten. Natürlich ist das Gefühl scheiße nach sechs Monaten intensiver Beschäftigung mit mir plötzlich wieder im ersten Set an der AA zu scheitern und sich dadurch auch noch den Abend bashen zu lassen und natürlich ist es noch beschissener nach all dem Feedback und den tollen Plänen nachhause zu kommen und ein ganzes Forum vor sich zu sehen, das einen gespannt und mit riesengroßen erwartungsvollen Augen anstarrt. ...“Und?“.....“Uuuuund??“....“Gefickt?“

Nein. Nein, nicht gefickt. Aber diesmal war's ne Blockade. Das war was anderes als letztes Wochenende, wo ich wirklich grünes Licht gehabt hätte. Die Blockade ist genauso scheiße, aber was mich wirklich beschäftigt ist meine Eskalationshemmung und woher sie kommt.

Ich hatte vor zwei Wochen ein langes und sehr persönliches Gespräch mit Wing2 über ein Thema mit dem ich mich eigentlich selbst schon lange rumschlage, aber nie wirklich so klar die Verbindung zu meinem Problem im Umgang mit Frauen gesehen habe wie inzwischen. Meinem Pornokonsum.

Dank dem Sohn unserer Nachbarn habe ich meinen ersten Pornofilm in einem Alter gesehen, als ich noch nicht einmal wusste, was die Menschen auf dem Bildschirm vor mir da gerade machen. Sein Vater besaß eine gigantische und unglaublich schlecht versteckte Sammlung an Beta-Max- und Video2000-Kassetten (Ja liebe Kinder, es gab etwas vor VHS) mit allen Arten von Pornofilmen und sobald seine Eltern außer Haus waren saßen da zwei kleine Jungs vor dem Fernseher und sahen einer Armee von Schweden bei ihren wildesten Verrenkungen zu. So war Pornokonsum für mich vom ersten Tag an fester Bestandteil meiner Sexualität. Ob nun mein stark voyeuristischer Hang durch den Pornokonsum oder andersherum kamen lässt sich natürlich nicht mehr auseinander dröseln. Fakt bleibt aber, dass ich von Anfang an reichlich Spaß an jeder Art von Schmuddelfilmen hatte. Dies ging in jeder meiner Beziehungen so weit, dass ich, wenn erst einmal die anfängliche Aufregung über die Möglichkeit Sex mit einer echten Frau zu haben dem Gefühl wich, dass diese Möglichkeit täglich und unbegrenzt vorhanden ist, meist nach ein bis zwei Monaten den Spaß mit mir selbst und ein paar Filmen dem Spaß mit meiner Freundin vorzog. Den Sex mit einer Frau kann ich sehr genießen, er beinhaltet für mich aber auch reichlich “anstrengende“ Elemente, die ich mit mir selbst nicht habe. Hat sie einen Orgasmus gehabt? War es schön für sie? War es schön für mich? Kam ich zu früh? Kam ich zu spät? Worauf steht sie? Ist sie ehrlich? Mache ich dies und das richtig? Macht sie mir etwas vor? Will sie noch einmal? Will ich noch einmal? Wie kann ich ihr sagen, dass...Blablablablabla... Und so waren meine Freundinnen in festen Beziehungen für mich immer schnell zwar ein wichtiger Quell um mich emotional auf- und abzuladen und gut und geborgen zu fühlen, aber eben kein wirklicher sexueller Magnet mehr. Oder zumindest empfand ich es oft als fast erleichternd wenn sie Abends eben auch mal bei sich blieb und ich mich mit mir selbst ausspaßen konnte. Durch diese Sichtweise verlieren One-Night-Stands natürlich noch mehr ihren natürlichen Reiz, da dieser ja eben rein sexueller Natur ist und die Frau einen emotional nicht wirklich berührt. Gleichzeitig bringen sie aber noch mehr “lästige“ Problemstellungen mit sich. Nehme ich sie jetzt echt mit zu mir nach Hause? Pennt sie dann bei mir? Will sie morgens auch noch Kaffee? Will sie überhaupt mehr? Muss ich das mit ihr erst klären? Oder danach? Will sie dann, dass ich sie anrufe? Was wenn ich danach mehr will? Was wenn sie danach mehr will... Blablablablabla... Wie einfach lässt sich im Vergleich dazu doch mein VLC-Player starten und schließen. Danke und Gute Nacht. Dazu sehen die Mädchen dort meist viel besser aus. Und ich weiß, was ich bekomme. Und ich bekomme genau was ich will. Blond, brünett, soft, hart, zwei, drei...soviel und so solange man will. Oder hat schon mal jemals jemand versucht, den One-Night-Stand davon zu überzeugen, dass sie jetzt doch bitte eine schwarze Perücke aufzieht und bitte auf Knopfdruck das Vorspiel überspringt?

Über 20 Jahre hinweg entwickelt sich so aber natürlich auch die Sexualität immer mehr in diese Richtung und Stück für Stück weg von der realen Welt hin zu einer jederzeit verfügbaren, denkbar unkomplizierten Möglichkeit jede nur erdenkbare persönliche Phantasie sofort vor sich zu haben. Nur einen Mausclick entfernt. Ein endloser Quell der sexuellen Befriedigung ohne dafür auch nur aufstehen zu müssen. Man muss nichts dafür tun. Sich nicht zurecht machen. Nicht aus dem Haus gehen. Kein Geld ausgeben. Keine Stresssituationen ertragen. Keine Körbe wegstecken. Kein Game fahren. Sich nicht im geringsten Anstrengen. Und das ist, denke ich, eine Situation auf die unser Hirn in Jahrmillionen nicht vorbereitet werden konnte. Ein Primärtrieb der immer und jederzeit befriedigt werden kann ohne sich dafür anzustrengen? Das kann eigentlich fast nur unglücklich machen. Mindestens aber faul. Die Welt in der mein Kühlschrank immer voll ist muss für meinen Kopf nicht immer die beste sein. Aus welchem Grund sollte ich auf die Jagd gehen oder die Angel in den Fluss werfen, wenn ich ein Telefon und die Nummer vom Pizzaservice habe? Aber ich kann auch nur magersüchtig werden in einer Gesellschaft in der mein Kühlschrank immer voll ist. Zumindest ist die Gefahr unglücklich zu werden wesentlich höher, wenn die Befriedigung immer geliefert werden kann. Deswegen werden Lottogewinner unglücklich, Millionäre depressiv und gelangweilt, Rockstars und Supermodels drogenabhängig.

Ich bin ein Beziehungsmensch, absolut. Ich bin kein Eremit. Ich bin aber auch ein “Kümmerer“ und Perfektionist. Und wenn ich mit einer Frau ins Bett gehe habe ich bestimmte Erwartungen. An mich, an sie und an die Situation. Körperlichkeiten sind für mich alles andere als bedeutungslos, alles andere als austauschbar. Und sie sind mit Gefühlen verbunden. Nicht immer aber meistens. Und Gefühle können auch ein Risiko darstellen.

Und Pornografie schafft einen Ausweg aus dem Dilemma, Risiken einzugehen, Erwartungen nicht zu erfüllen, Gefühle zu wecken oder Gefühle nicht zu wecken eben nur weil man nach sexueller Befriedigung strebt. Und auf die Dauer kann der Kopf sie für eine echte und sichere Alternative halten. Für die stressfreie und einfache Variante. Fast so gut wie das Original aber kontrollierbarer. Zwar nicht echt, aber dafür manchmal besser als die Realität. Die Matrix. Vanilla Sky. Der luzide Traum. Eine schöne Lüge, die oft besser schmeckt als die hässliche Wahrheit.

Es mag für die meisten absurd klingen, aber meinen Pornokonsum einzustellen stellt für mich einen echten Einschnitt dar. Wie das Rauchen zu lassen oder das Kiffen aufzuhören. Pornos habe ich schon gesehen lange bevor ich geraucht, gekifft oder getrunken habe. Und lange bevor ich Sex mit echten Frauen hatte, hatte ich Frauen auf Beta-Max und VHS. Und als ich Sex mit echten Frauen hatte, hatte ich trotzdem Frauen auf VHS und DVD. Und wenn ich keinen Sex mehr mit echten Frauen hatte, hatte ich Frauen auf AVIs, MPEGs und MOVs.
Ich will die echten Frauen wiederhaben. In der Realität und in meinem Kopf. In meinen Träumen und in meinem Bett.

Und dafür gibt es eben nur einen Weg. Ich muss mit euch Schluss machen. Das wird hart für euch, aber es tut mir sicher mehr weh als euch.

Gute Nacht Jenni Lee. Gute Nacht Kasey Chase. Gute Nacht Melanie Rios. Machs gut Zoey Kush. Leb wohl Tanner Mayes. Tschüss Amai Liu. Oh, Gott werde ich dich vermissen Stoya! Und dich erst, Sensi Pearl! Passt auf euch auf Erica Fontes, Little Lupe und Sasha Rose! Wie könnte ich euch vergessen, Amy Quinn, Cora Carina oder Zoe Voss. Sayonara Violet Blue, Nikki Blond und Mary Jane. Fühlt euch alle ganz fest gedrückt Gigi Riviera, Alissa und Caterina Mckenna. Gruß und Kuss an Nicky Reed, Ann Harlow und Ashley Rae. Und natürlich Blumen für Cherry Rain, Claire Castel und Ellie Idol. Ein ganz, ganz dickes Bussi an Kayden Kross, Lil Candy und Kennedy Kressler. Und ein letzter großer Salut für Lily Carter, Nicole Ray, Inga Ridere, Suzie Carina, Anne Howe, Summer Breeze, Dora Venter, Sonia Red, Greta Milos, Olivia De Treville, Jersey Jaxin, Mae Olson, und Jessie Palmer. Es tut mir wirklich leid, es liegt an mir, es liegt nicht an euch! Ihr habt einen besseren verdient und wenn ihr alle wollt, dann können wir ja Freunde bleiben.

Elia

2 Kommentare:

  1. Bruda, du dichtest mir aus der Seele!
    Bis auf die Namen im letzten Absatz, das sich das ganze wahrscheinlich 5 Jahre früher zugespielt hat und ein paar Details, identische Lebensgeschichte Bro!
    Zieh Durch Alta, hab selber die 6o Tage geknackt!
    Es bringt’s!

    Dein Bruda im Geiste

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