Des weiteren etabliert sich im Pick Up
Forum anscheinend gerade die Redewendung “einen Elia bauen“
(Danke Ratte!) für das Nicht-Abschleppen einer nahezu sicheren
Chance. Ich habe das jetzt heute mal so an die Duden-Redaktion
gefaxt:
Elia,
der
Substantiv,
maskulin – männlicher Vorname
(auch
Elia Elijah;
Elias,
Ilja,Ilia;hebr.
Elijahu), biblischer Prophet
Berliner
Pick Up Heartist, Redewendung, Redensart: einen
Elia bauen (Eine paarungswillige oder interessierte Frau ignorieren
oder daten um sie im Anschluss zu ignorieren / Eine klare Chance
nicht nutzen)
Mal sehen, wie das aufgenommen wird.
Letzten Freitag habe ich meinen
persönlichen Rekord im Nicht-mit-Frauen-Schlafen auch nochmal selbst
überboten. Ich habe es diesmal geschafft mit sage und schreibe drei
Frauen an einem Abend nichts anzufangen. Und zwei davon waren
deutlich interessiert. Also Jungs aufgepasst wie Papi das gemacht
hat, hier könnt ihr nämlich noch was lernen!
Zunächst mal hatte ich euch natürlich
verschwiegen, dass mein Liebeskrankes Hirn sich neulich ein kleines
aber recht witziges, weil auf Insider unseres Gespräches
bezugnehmendes, Präsent für L ausgedacht hat. Wir reden hier von
1,40 EUR, es ist also kein Ring, soviel kann ich vorwegnehmen.
Trotzdem setze ich schon mal sicherheitshalber meinen
Anti-Nice-Guy-Shitstorm-Helm auf. So, legt los!
Jedenfalls ging ich also letzten
Freitag frohen Mutes mit eben diesem Präsent in der Tasche in die
Stammbar um es meinem Lieblingsreh zu übergeben. Dort angekommen
begrüßte ich erstmal die mir bekannten Gesichter und musste aber
sogleich feststellen, dass L nicht unter den Anwesenden war.
Verdammt. Verdammt schade. Aber kein Weltuntergang.
Ich stelle mich also an die Bar,
wechsle ein paar Worte mit dem Barkeeper und bestelle ein Bier.
Während ich auf mein Erfrischungsgetränk warte lasse ich meinen
Blick den Tresen entlang schweifen. Typen, Typen,..... noch mehr
Typen....ein Typ den ich vom letzten Mal kenne.....und ein hübsches
kleines 2er Set. Und was für ein nettes! Blond und etwas hippie-esk
neben düster, blass mit schwarzer Kurzhaarfrisur. Und der kleine
Vampir schaut auch direkt zu mir rüber. Großer Vorteil, wenn man
gerade frisch in die Bar gekommen ist: Man wird selbst auch erstmal
gemustert. Ich zwinge mich den Blickkontakt zu halten (nicht meine
Stärke) und BOOM! Madame lächelt mich doch direkt an. Das genügt
mir als Einladung. Auf die schriftliche will ich nicht noch warten
und das Antwortfax spare ich mir, also los. Den Kerl neben ihr kenne
ich, wie schon erwähnt, ja noch von einem weniger frauenreichen
Abend, also kurz mal zugeprostet und hingedackelt. Ich werde herzlich
begrüßt (der Typ scheint nicht gerade in Freunden zu schwimmen) und
quatsche erstmal eine Runde mit meinem neuen, unfreiwilligen Wing.
Bei der Gelegenheit frage ich ihn auch gleich ob er die zwei Ladies
neben sich denn kenne. „Na klar!“ antwortet er, die Blonde habe
hier gerade mit ihrer Band gespielt, er habe Fotos vom Konzert
gemacht, und die Schwarzhaarige sei ihre Freundin aus den USA. Gut,
das reicht mir an Info. Ich drehe mich während der Unterhaltung
langsam gen Bar, bis ich genau zwischen ihm und meinem
porzellanhäutigen Target am Tresen stehe. Aus dem Augenwinkel sehe
ich wie zwei ihrer Freunde gehen. Dann warte ich nur noch, bis mein
mitteilungsfreudiger neuer Freund mal kurz eine Gesprächspause
einlegt um dem Erstickungstod zu entgehen und drehen mich dann zu ihr
um. Im gleichen Moment verabschiedet sich ihre blonde Freundin und
wirft mir im Gehen noch einen komplizenhaften Blick zu. Frauen sind
uns irgendwie immer einen Schritt voraus. Sie sitzt jetzt neben mir
und blickt auf ihr Beck's. Ich warte noch zwei Sekunden, nicht weil
ich mich nicht traue, dafür stehe ich jetzt einfach zu dicht vor
ihr, sondern weil ich komischerweise anfange die seltsame Spannung in
der Luft zu genießen. Dann lehne ich mich etwas zur Seite und blase
zum Angriff:
I: Everyone is leaving you.
Man sieht, dass sie
nicht weiß, wie sie darauf antworten soll.
I: Looks, like
you're a very interesting person.
S: It does?
I: Totally. Tell
me about you.
Wir kommen ins
Gespräch, obwohl sie sehr starr und distanziert bleibt. Sie erzählt
mir, sie sei Amerikanerin (surprise!) und studiere Philosophie und
Germanistik in Berlin. „Großartig!“ denke ich mir „ich hab's
also mal wieder geschafft, die einzige Frau in der Bar zu finden, die
zu 89% aus Kopf und zu 5% aus Trockeneins besteht“. Aber man könnte
behaupten, ich hätte mich in den letzten Monaten ja praktisch auf
philosophierende Frauen spezialisiert. Also füttere ich sie ein
wenig mit dem für ihre Spezies empfohlenen Futter um ihr die Scheu
zu nehmen. Ich fange mit Nietzsche und Sloterdijk an, die einzigen
Philosophen von denen ich mehr als ein Buch gelesen habe, auch wenn
das schon viel zu lange her ist um noch wirklich viel über den
Inhalt sprechen zu können. Madame entspannt sich ein klein wenig,
was nicht heißt, dass sie aufhören würde sich mit beiden Händen
an ihr Bier zu krallen, auf das Selbige zu Starren als wäre es ihr
Teleprompter und mir durch das nervöse Abgefitzel des Etiketts zu
signalisieren, dass ihr letzter Geschlechtsverkehr wahrscheinlich
mindestens so lange her ist, wie meiner. Ich versuche immer wieder
die Unterhaltung auf eine witzige, private und spielerische Ebene zu
bringen, aber das scheint ein Weg zu sein, den sie noch nicht bereit
ist mitzugehen. Als ihre Freundin auftaucht, um mir schon wieder
einen ihrer verschwörerisch-vielsagenden Blicke zuzuwerfen (scheint
ihr “Ding“ zu sein) fängt meine Hose an zu vibrieren. Zu meiner
großen Erleichterung ist es mein Handy und nicht meine Vorfreude.
Eine SMS von C (dem Vorweihnachtsdate):
Bist du in der ...(Stammbar)...
?
„Der Abend kann
ja doch noch unterhaltsam werden“ denke ich mir und tippe unter dem
Tresen zurück:
Yupp.
Dann widme ich mich
wieder meinem eiskalten Engel. Sie möchte über Kant reden. Ich
verkneife mir ein Gähnen und beginne zu begreifen, warum alle ihre
Freunde in der anderen Ecke der Bar sind, und dass der Blick ihrer
Freundin vielleicht doch eher ein fragender war. „Was für eine
Verschwendung“ geht es mir durch den Kopf, während ich ihren
langen, dünnen Fingern dabei zusehen wie sie auch das Etikett ihres
zweiten Bieres mit ihren amerikanisch gepflegten, perfekten Nägeln
anzuknibbeln beginnen. Das Mädel ist eigentlich wirklich zum
Anbeissen. Wäre sie doch nur ein klein bisschen spannend. Wir sind
thematisch bei Susan Sontag und Annie Leibovitz angekommen, als sie
vorsichtig von ihrem Bier weg und mir in die Augen schaut. Da
vibriert meine Hose schon wieder. Inzwischen ist der
Überraschungseffekt kleiner, aber ich zucke trotzdem etwas zusammen.
Ich checke mein Handy. Eine SMS von K (was geht denn jetzt ab?):
Hey Elia, gehst du heute auch in die
...(Stammbar)... oder
musst du dich noch von gestern erholen? Gruß K
„Jetzt wird’s
witzig“ denke ich mir und komme langsam richtig gut drauf. Ich
tippe auch ihr kurz zurück:
Bin schon da.
Dann wieder zurück
zur Philosophie. Inzwischen bin ich nicht nur gelangweilt, sondern
eher genervt. Nicht nur, dass sie keinen Millimeter flirty oder
playful ist, sondern spricht wie in der Uni, man muss ihr auch jeden
Satz aus der Nase ziehen. Das Gespräch wird anstrengend. Ich
versuche inzwischen auch schon gar nicht mehr Augenkontakt
herzustellen, sondern lass meinen Blick durch die Bar wandern.Und da
sehe ich auch schon C die Bar betreten. Sie winkt mir zu. Sie stellt
sich ein paar Meter von uns entfernt an den Tresen und bestellt. Es
fühlt sich erleichternd an, sie zu sehen und in meinem Kopf höre
ich die Schulglocke klingeln. Philosophiestunde vorbei.
I: I´m sorry,
but i have to say hello to someone. It was nice meeting you. See you
later.
Ich suche
instinktiv nach meiner Schultasche als ich aufstehe und meine steife
Philosophin allein an der Bar zurücklasse. Ich schiebe mich durch
die volle Bar bis ich hinter C stehe. Es läuft gerade einer meiner
Lieblingssongs. Sie wartet immer noch auf ihr Bier.
I: Hey
C: Hey
I: Du kommst und
es läuft mein Lieblingslied. Wenn das nichts bedeutet...
C: Meinst du?
Sie dreht sich
wieder zur Bar und ich blicke in Richtung Tür und sehe wie K gerade
hereinkommt. Ich wiege kurz ab und gehe dann rüber zu K. Wir
begrüßen uns und sie bestellt am Tresen einen Wein. Als wir
anfangen uns zu unterhalten sehe ich wie C ein paar Meter weiter am
Tresen steht und zu uns rüberblickt. Ich beschließe, dass C für
ihre komische Boyfriend-Mail jetzt warten muss und quatsche eine gute
Stunde sehr ausgelassen mit K. C schaut immer wieder zu uns rüber
und als ich mich auf den Weg durch die Bar mache um auf Toilette zu
gehen, greift sie nach meinem Arm und stoppt mich. „Hey, wir
unterhalten aber jetzt dann schon nochmal, oder?“ fragt sie. „Äh,
ja, gleich“ gebe ich zurück und ziehe weiter. Als ich zurückkomme
gehe ich trotzdem wieder zu K Wir waren sowieso mitten im Gespräch.
Zwischendurch drückt sich noch meine Philosophie-Freundin an uns
vorbei in Richtung Ausgang. Ich ernte einen bösen Blick von ihr, bin
mir aber keiner Schuld bewusst. C wirft mir auch immer wieder Blicke
zu und so entschuldige ich mich nach einer halben Stunde bei K und
gehe rüber zu C. Während ich mit ihr spreche, sehe ich wie K recht
planlos mit ihrem Wein in der Hand nahe des Eingangs herumsteht. Mein
Freund von der Bar kommt zwischen drin sturzbetrunken vorbei und
prostet mir lallend zu. Auf der einen Seite genieße ich die
Situation natürlich, auf der anderen Seite finde ich es auch
irgendwie unangenehm und beschließe daher, die beiden Damen doch
einfach beide in der gleichen Ecke zu parken.
Ich winke also K zu
mir herüber und sie stellt sich zu uns. Lustigerweise begrüßen
sich die beiden Ladies nicht sondern ignorieren die ersten 20 Minuten
komplett die Anwesenheit der jeweils Anderen. Ich beschließe spontan
daraus einen kleinen Versuchsaufbau zu machen, nicht einzugreifen und
abzuwarten, wann die zwei sich von unserer Zivilisation genötigt
fühlen Hallo zueinander zu sagen. Es dauert eine halbe Stunde bis
sie sich begrüßen. C dreht in dieser Zeit thematisch reichlich auf
und erzählt mir und ihrer unbekannten Kollegin erstmal offenherzig,
dass sie ja generell nie BHs trägt und Höschen auch nur, wenn sie
eine Hose anhat. Ich blicke kommentarlos an ihr herunter. Sie trägt
ein schwarz-weiss-gestreiftes Minikleid. Ich grinse sie an.
Die Damen gehen
einer Unterhaltung untereinander immer noch aus dem Weg und
unterhalten sich statt dessen abwechselnd mit mir. Ich fühle mich
langsam richtig wohl in meiner Situation und überlege, was sich
daraus jetzt eigentlich machen lässt. Nach einigen weiteren
eindeutig zweideutigen Gesprächsthemen, die C in die Runde wirft,
verlässt sie uns kurz, geht zur Bar, steht da einige Minuten und
schwankt leicht und verlässt dann kommentarlos die Lokalität. Ich
blicke ihr etwas verwirrt hinterher, kümmere mich dann aber wieder
um K. Nach einer weiteren halben Stunde, trifft deren italienische
Freundin ein. K teilt mir aber nach einigen Minuten mit, sie wolle
jetzt in Club1 und fragt, ob ich Lust hätte mitzukommen. Es ist
inzwischen weit nach 5Uhr und wir machen uns also gemeinsam auf den
Weg zu Club1.
Club1 ist für
diese Uhrzeit bereits enttäuschend leer. Wir werfen unsere Jacken
neben das DJ-Pult und ich gehe zur Bar um mir ein Bier zu holen. Als
ich zurückkomme ist K ziemlich gelangweilt und meckert über Club,
Musik und Leute. Hätte ich ihr ein Bier mitbringen sollen? Auf der
Hälfte meines Bieres verkündet K, jetzt nachhause zu wollen. Ich
sage, ich wolle noch mein Bier leeren, inhalieren die halbe Flache
und wir machen uns wieder auf den Weg nach draußen. Ich sage ich
wolle noch zu Club2 schauen. K begleitet mich bis dorthin. Wir
verabschieden uns und ich gehen in Club2. Am Eingang erfahre ich,
dass sie noch vollen Eintritt nehmen und beschließe, dass ich darauf
keinen Bock habe. Wieder draußen sehe ich K, die gerade versucht
einen Bierzombie los zu werden. Ich gehe zu ihr und wir laufen
gemeinsam in Richtung U-Bahn. Dort verabschieden wir uns noch ein
mal. Ich überlege noch kurz in den Absturzclub zu gehen, entscheide
mich aber dann doch für das übliche Ritual. Taxi. Bäcker. Bett.
Das nennt man dann
wohl drei “Elias“ an einem Abend bauen.
Am nächsten Tag
klingelt gegen Mittag mein Handy. Es ist C. Ich bin ziemlich verwirrt
angesichts der Tatsache, dass wir eigentlich nur bei Nacht und
betrunken miteinander sprechen und auch noch nie telefoniert haben.
Sie hat kein spezielles Anliegen, sondern fragt was ich so mache und
wie mein Abend noch so war. Ich berichte kurz vom Ausgang der Nacht
und wir smalltalken über das Wetter und die Berlinale. Beides
Themen, die mich nicht interessieren. Wing2 stellte hinterher die
Theorie auf, C hätte horchen wollen, wie meine Nacht mit K weiter
verlaufen war. Daran merkt man, wie gut Wing2 die Frauen und wie
schlecht C mich kennt.
Alles in allem war
es trotzdem eine lustige Nacht. Und sie unterscheidet sich deutlich
(um genau drei Frauen) von einer meiner durchschnittlichen Bar-Nächte
vor einem halben Jahr.
Ansonsten habe ich
in letzter Zeit wieder Kontakt mit J, meiner Ex-Affäre. Sie hat mir
erzählt, sie hätte sich von ihrem Freund getrennt und wohne wieder
alleine. Hatte ich's doch richtig gerochen. Wir hatten uns für heute
zum Kochen verabredet, was ich abgesagt und auf Sonntag verschoben
habe, da ich morgen einen wichtigen Job habe und früh ins Bett muss.
J wieder zu aktivieren wäre auf jeden Fall eine schöne Sache.
Zwischen uns sind die Fronten geklärt und man könnte entspannt
miteinander Spaß haben.
Meinem
Rockabilly-Date habe ich übrigens gar nicht mehr geantwortet, da ich
ihre Anfrage nach einem zweiten Date zwar respektabel direkt aber
auch uncharmant pushy fand.
Und dann bin ich
natürlich gespannt, wann ich Bambi (ich habe gerade beschlossen sie
jetzt doch wieder Bambi zu nennen, L ist mir für sie zu kurz)
wiedersehe.
Mal sehen, was das
Wochenende bringt.
Elia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen