30. April 2013

Charlie don't surf!

Die letzte Woche schien Berlin geradezu mit internationalen Pick-Up-Größen geflutet gewesen zu sein. Alle zwei Tage irgendein Event. Ständig Lesungen, Vorträge oder sonstige Treffen. Selten konnten so viele einsame Männer die Abende so leicht mit so vielen anderen einsamen Männern verbringen um darüber zu reden, wie man es schaffen könnte, die Abende mit Frauen zu verbringen. Wahlweise konnten sie sich auch von angeblich weniger einsamen Männern erklären lassen, wie sie es schaffen könnten, die Abende mit Frauen zu verbringen. Das ist natürlich Blödsinn und stinkt irgendwie nach Trekkie-Convention. Da sollte man lieber nicht mitmachen. Und im Nicht-mitmachen bin ich ja schon immer gut. Grund genug also für mich, um die letzten Wochen komplett allein in meiner Bude zu verbringen. Ohne einsame Männer, ohne weniger einsame Männer und ohne Frauen. Jedenfalls hätte ich das total konsequent so gemacht, wäre nicht die Pick-Up-Flut in Berlin gegen Ende der Woche so hoch gestiegen, dass sie mir, erst über die Balkontüren und später selbst zu den Fenstern, in die Wohnung geflossen wäre. Und so saß ich, der Typ mit der dicken, fetten Null in seinem Lay-Count, ohne dass ich recht wusste wie mir geschah, plötzlich mit besagten Pick-Up-Größen beim Abendessen und quatschte über den weiblichen Orgasmus, ganz so als würde ich mich noch daran erinnern, was das überhaupt nochmal war. Aber diese Geschichte erzähle ich demnächst nochmal ausführlich.

Da ich zwar immer noch Clubbing-Pause mache, aber mich wohl demnächst nicht mehr länger zurückhalten kann sollte ich vorher natürlich noch, in aller Kürze, den letzten fehlenden Report abliefern, auf dem sich mittlerweile schon eine dicke Staubschicht angesammelt hat. Ich hoffe mein THC-geschädigtes Erinnerungsvermögen bekommt das überhaupt noch alles so recht zusammen.



Samstag 6. April – Welcome To The Jungle


Ich startete den Abend in der Stammbar, wo ich mit zwei Mädels, die ebenso zu Einrichtung gerechnet werden wie inzwischen meine Wenigkeit, einige Bierchen zum Aufwärmen trank. Ich seilte mich aber dieses Mal sehr erfolgreich schon frühzeitig ab, um mich erst gar nicht am Tresen festzutrinken und ging in Club1. Dort gab es zu meiner Überraschung (unüblich für den Laden) erstmal ein ganz nettes Konzert einer Glam-Punk-Kapelle, die aussahen wie mit einer Zeitmaschine aus dem New York der 70er hergebeamt. Das Konzert war nice und eignete sich nebenbei auch noch sehr gut, um ein wenig die anwesenden Weibchen in Augenschein zu nehmen. Ich wippte also entspannt mit und schielte gelegentlich mal rechts und links durch die Reihen. Als klar war, dass das Konzert nicht mehr lange gehen würde, weil der New-York-Dolls-Klon auf der Bühne bereits einem BWL Studenten in hellblau gestreiftem Hemd aus der ersten Reihe seine Gitarre überlassen hatte um die Hände zum Saufen frei zu haben, hatte ich bereits zwei bis drei Targets im näheren Umfeld auf meinem Radar markiert. Da aber im Dating-Bereich die Dronentechnik leider noch nicht so weit entwickelt ist, wie es wünschenswert wäre, musste ich wohl doch wieder selbst raus aufs Schlachtfeld. Also nahm ich einen kräftigen Schluck Bier, setzte mein Nachtsichtgerät auf und griff, während sich im Club der Rauch langsam lichtete, nach meiner rostigen AK-47.

Mein erster Feindkontakt war ein 2er-Set. Das Target war studentisch bis einmal kurz in den Ex-Punk-Topf gefallen, mittelgroß und hatte platinblondierte kurze Haare und ein Puppengesicht. Die dazugehörige Wachsoldatin war einen Kopf größer als ich, sah aber gut gelaunt und freundlich aus. Trotzdem ist im Cold-Approach-Nahkampf Wachsamkeit das oberste Gebot und ein Lächeln noch kein Grund den Helm abzusetzen. Ich hatte mir inzwischen ja schon gänzlich abgewöhnt vorher über irgendwelche Opener nachzudenken und schubste mich, wie immer, selbst ins Set. Leider gelingen solche super-spontanen Opener eben nicht jedes Mal und so rumpelte ich etwas holprig mit der Annahme ins Set, die beiden seien nicht aus Berlin. In Berliner Szeneclubs ist sowas schon ein ziemlich heftiger bis mutiger Neg und so bekam ich zwar zumindest die erhoffte Nachfrage, was mich denn da so sicher mache, aber es gingen auch einige, mit Tarnnetzen bespannte, Bitch-Shields hoch. Der erste Approach der Nacht war also wackelig wie immer und mein Schützengraben einfach noch nicht ausgehoben und so polterte ich mit selbstgebasteltem Frame durch ein, zwei halbsichere Schusswechsel und fragte dann, mit Blick auf mein Bier und meine Munitionskiste, viel zu früh, ob die beiden Kameradinnen mit mir die nahe Bar aufsuchen möchten. Dies tat ich riskanterweise schon halb im Lauf begriffen und so musste ich nach einigen Metern feststellen, dass mir das Weibchenbattalion leider nicht folgte. „Shit. Ok. Nicht rausbringen lassen...“

Ich bestellte ein Bier und checkte nochmal meine Ausrüstung. Es gab einige Schussspuren auf meinem Helm, aber ich war eigentlich ganz gut rausgekommen und meine Munition würde nochmal für einen kurzen Angriff reichen, bevor das Set wieder gänzlich erkaltet wäre. Man hätte natürlich auch viel länger warten können, aber ich entschied mich, die Sache sofort zu klären und direkt eine zweite, schnelle Attacke zu starten. Ich sprang also ein weiteres Mal, mit noch heißem Lauf und jetzt frischem Bier in das Set. Man hatte mich offensichtlich erwartet, denn aus den provisorischen Bitch-Shields waren in der Zwischenzeit ausgebaute MG-Nester geworden. Ich musste im Pfeifen des heftigen Kugelhagels schleunigst Deckung suchen. Der Rückzug zur Bar erschein mir zu gefährlich. Mein Frame wäre im offenen Feld, ohne Deckung mit Sicherheit getroffen worden, wenn nicht sogar gefallen. Mir kam ein rettender Gedanke, als ich direkt neben den beiden MG-Stellungen ein nettes, kleines 3er-Set entdeckte. Mit einer schnellen Drehung sprang ich in das Set und hörte hinter mir bereits die ersten dumpfen Artillerie-Einschläge. Das war knapp. Aber ich war in Sicherheit. Vorerst.

Der Vorteil an der zweiten Offensive ist immer, dass man bereits voller Adrenalin und mit geschärften Sinnen einsteigt. Das 3er-Set empfing mich wesentlich freundlicher, als die Beiden vorher. Es bestand aus zwei hübschen Krankenschwestern, einer kleinen Rothaarigen und einer großen Dunkelhaarigen, die auf Berlin-Besuch waren und ihrer Gastgeberin, einer netten dunkelgelockten Italienerin, die aber auch gerade erst in die Stadt gezogen war. Es war etwas schwierig alle Drei gleichzeitig, beziehungsweise dank der lauten Musik eher abwechselnd zu gamen, aber die Damen waren sehr offen und interessiert. Speziell die kleine Rothaarige schien in Flirtlaune zu sein und so konzentrierte ich mich nach 20 Minuten hauptsächlich auf sie. Als die beiden anderen sich schließlich kurz zum Tanzen verabschiedeten fragte ich die Italienerin spontan und eigentlich auch völlig unüberlegt, nach ihrer Nummer (sie sei ja neu in der Stadt und man könnte ja mal...). Sie freute sich sichtlich und tippte brav ihre Nummer in mein Handy. Danach kümmerte ich mich wieder um ihre rothaarige Freundin. Diese hatte die Handy-Aktion beobachtet und schaltete danach ihren Flirtfrequenz um gefühlte zwei Stufen nach oben. Nach weiteren 15 Minuten hatte ich das Gefühl, auch bei ihr, dem eigentlichen Target, nach der Nummer fragen zu können. Um so verwirrter war ich als sie mir erklärte, sie hätte leider einen Freund. What The Fuck? Das war mir schon lange nicht mehr passiert. Ich war auf eine klassische Club-Niete reingefallen. Die Dame hatte sich also von mir über eine halbe Stunde das Ego polieren lassen und ich hatte wertvolle Zeit verloren, die ich auch in einen anderen Approach hätte investieren können. Ich lächelte sie freundlich an, zückte innerlich meinen Mittelfinger, machte noch ein paar witzige Bemerkungen und suchte dann schleunigst das Weite.

Erstmal ging es natürlich wieder an die Bar. Die Nacht war schon relativ weit fortgeschritten. Ab jetzt musste mit Munition und Zeit gehaushaltet werden. Ich gab mir für diesen Club noch ein Gefecht, ab dann wollte ich das Planquadrat wechseln und sehen, was Club2 noch zu bieten hat. Gesagt, getan. Mit frischem Bier und breitem Grinsen lief ich keine 3 Meter von der Bar entfernt in ein hübsches, gesundes Weibchen. Das Gespräch begann praktisch von selbst. Leider stellte sich die Dame zwar als äußerlich attraktives Exemplar, aber leider auch als ebenso dumm heraus. Eine Kombination über die es ja einige Klischees und Weisheiten gibt, die ich mir aber hier alle verkneifen werde. Sie sei Model und Masseurin. Andere Männer wären bei dieser Berufskombination wahrscheinlich direkt im Stehen gekommen, mich turnte leider ihr fehlender Sinn für Humor genauso ab wie ihre traurige Naivität. Ich verabschiedete mich innerlich von Club1 und gegen Ende meines Bieres auch äußerlich von ihr, wünschte ihr noch einen schönen Abend, woraufhin sie mir strahlend ihre Visitenkarte (rosa mit lila Blümchen-Verzierungen) gab und ich mich auf den Weg zum nächsten Einsatzort machte.

Als ich vor Club2 aus einem klapprigen Chinook Helikopter sprang, staunte der Türsteher nicht schlecht und fragte ob mein Fahrrad kaputt sei. Ich hatte keine Zeit für Späßchen. Ich musste mich an meinen Auftrag halten und es war bereits weit nach 4Uhr. Ich fragte direkt zurück, was er an Eintritt haben wolle und checkte danach die Lage vor Ort. Verdammt. Ich hatte es fast vermutet. Für Club2 war es eigentlich noch zu früh. Nach einer kurzen Runde um die Tanzfläche entschied ich mich hier später noch einmal aufzutauchen und jetzt erstmal zur Base zurückzukehren um dort kurz zu verschnaufen und eventuell neue Einsatzpläne in Empfang zu nehmen.

Ich war keine 20 Meter weit von Club2 entfernt, als ich im hohen Gras auf einen jungen, verwundeten Kameraden stieß. Er erzählte mir er sei aus einem nahegelegen Technoclub geworfen worden und habe somit den Anschluss an seine Kompanie verloren. Der Alkohol hatte ihm sichtlich schwer zugesetzt, was mich nicht wunderte. Er war eher Junge als Mann. Als ich ihn fragte, sagte er mir er sei 19. Ein Greenhorn. Ich verfluchte diesen verdammten Krieg, in dem kampfunerfahrene Kinder bereits derart zugerichtet mitten im Dschungel auf ihre Straßenbahn warten mussten. Ich konnte ihn so natürlich nicht zurücklassen. Ich nahm seinen Rucksack, legte seinen Arm über meine Schulter und schleppte ihn den restlichen Weg bis zur Stammbar.

Wieder in der Stammbar angekommen winkte ich den jungen Kameraden am Türsteher vorbei, der mich mit zwei Fragezeichen in den Augen und dem Wort “schwul“ davor anstarrte als ich ihm erklärte, dass der Jüngling zu mir gehörte. Ich zeigte meinem neuen Freund erst wo das Lazarett-Zelt und dann wo der Tresen ist und päppelte ihn langsam wieder auf. Die Stammbar war traurig leer und so fragte ich ihn nach einem Bier, ob er bereit sei, mich in das bevorstehende letzte Gefecht zu begleiten. Tapfer nickte er mir wortlos zu, stellte sein Bier ab und nahm seine Tokarew vom Tresen.

Wir kämpften uns durchs Unterholz zuerst zurück zu Club1. Dort hatte sich am Frontverlauf nicht viel verändert und ich wollte direkt weiterziehen zu Club2. Als ich mich nach meinem jungen Kameraden umsah, musste ich feststellen, dass dieser es sich allerdings bereits auf einem Sofa zwischen einigen grausam zugerichteten Schnapsleichen und einer deutlich angeschlagenen russischen Division bequem gemacht hatte und dabei war mit zittrigen Fingern einen krummen Joint zu basteln, was die Aufmerksamkeit der schielenden russischen Jungen und Mädchen auf ihn lenkte. Ich setzte mich kurz zu ihm und fragte ihn, ob er denke, dass das eine gute Idee sei. Seinem ausdruckslosen Nicken konnte ich entnehmen, dass diese Augen heute Nacht bereits genug Leid gesehen hatten und er zwar noch wenig Lebens- aber keinerlei Flirt-Willen mehr hatte. Ich wünschte ihm alles Gute, riet ihm vorsichtig mit den Russen und noch vorsichtiger mit seiner Rauchgranate zu sein und ging ohne mich noch einmal umzudrehen. Auf dem Weg nach draussen stieß ich auf mein Blondie vom Anfang. Sie hatte ihre MG gegen einen riesigen, schmuddeligen, bärenhaften Typen mit Vollbart eingetauscht in dessen Gesicht sie sich anscheinend festgesaugt hatte. Ich war über ihre Partnerwahl ziemlich schockiert. Ich dachte, ich hätte schon fast alles gesehen, aber der Typ wirkte tatsächlich wie einer dieser asozialen, halbbehinderten Südstaaten-Brüder aus einem Tarantino-Film, über den die ganze Familie nicht sprechen will. Kopfschüttelnd ging ich nach draussen, wo ich die zweite MG-Schützin gerade noch ganz alleine Richtung U-Bahn um die Ecke trotten sah.

Als ich wieder in Club2 war, sah die Situation deutlich besser aus. Es war spät (oder früh) genug, dass sich die Überlebenden aus den umliegenden Clubs hier zur letzten Schlacht eingefunden hatten und es herrschte eine Anspannung, wie sie nur in echten Absturzclubs zu fühlen ist. Die Sonne ging bereits auf und in der feuchten Luft des Clubs bildeten ihre Strahlen lange, goldene Linien zwischen den Blättern der Bäume. Man hatte das Gefühl, dass selbst die Moskitos nur auf den ersten Schuss warteten. Ich robbte näher an die Tanzfläche heran und mir fiel sofort ein sehr ausgelassen tanzendes Mädchen mit schönen, schwarzen, kurzen Locken und einem gestreiften, weiten Top über einer schwarzen Lack-Leggings auf. Sie tanzte mit einem gefährlich schwankenden blonden Kerl, blickte aber sofort zu mir herüber. Sie hatte mich offensichtlich in meiner Deckung im Gebüsch bemerkt und so konnte ich auch gleich aufstehen. Kaum stand ich, kam sie auch schon auf mich zu. Wir hatten beide dieses perfekte Level an Bierrausch, bei dem man gar nicht weiß, wie ein Gespräch begonnen hat bevor man schon mittendrin ist. Sie war mit einigen Arbeitskollegen aus Hamburg hier und wir verstanden uns sofort prächtig. Sie arbeitete für eine große Werbeagentur, was ich mir schon gedacht hatte, da Hamburg meines Wissens nach ja eine große Werbeagentur war. Wir flirteten nur so drauf los und kamen aus dem gegenseitig Qualifizieren gar nicht mehr heraus. Aus dem Nichts tauchten plötzlich J, die Frau mit der Lungenentzündung (CLUBGAME TEIL12 – Dez. 2012), und ihr seltsamer Drogenkumpel neben uns auf und stellten uns beiden mit einem netten Lächeln jeweils ein Bier vor die Nase. Ich freute mich und prostete ihnen zu, während das ganze meiner neuen Bekanntschaft wohl etwas unheimlich war und sie das Bier lieber ignorierte.

Nach einer guten halben Stunde bis Stunde waren wir bereits soweit, dass wir uns überlegten, wohin wir zusammen flüchten sollten, wenn wir demnächst beide unsere Jobs an den Nagel hängen würden um gemeinsam an einem Strand zu leben. Leider war der Club inzwischen sehr leer und der Bekannte aus Hamburg, mit dem sie da war, sehr voll geworden. Ich hatte das Gefühl handeln zu müssen. Ihre Nummer hatte ich mir vorher schon gesichert, aber das hier war einen anderen Versuch wert. „Hast du Lust auf Frühstück?“ bot ich GULIA (mir fällt jetzt gerade nichts italienischeres ein) an. Sie grinste mich an „Ja, klaro. Wo denn?“. „Gleich hier um die Ecke. Los wir gehen“ gab ich zurück und wollte schon losgehen, als sie mich zurückpfiff „Warte, ich sag noch meinem Kumpel bescheid“. „No,no,no,no,no,komm nicht mit, komm nicht mit, komm nicht mit“ betete ich in mich hinein, doch da stand (soweit man bei ihm noch von stehen reden konnte) ihr Kollege auch schon neben uns und verkündete, was Frühstück doch für eine geile Idee von mir sei. Mir blieb nichts anderes übrig und so schleppte ich GULIA und ihren volltrunkenen Hamburger Agenturpraktikanten also zu meinem bevorzugten After-Club-Bäcker.

Dort angekommen fing ich gerade an, bei Croissant und Espresso, weiter mit GULIA in Bierträumen von der großen weiten Welt zu schwelgen als mir besagter Anhang ohne zu Zögern eine vollkommen überflüssige Diskussion über Berliner Start-Ups und ihre Erfolgschancen aufzuzwingen begann. Ich hätte ihm am liebsten seine Nussschnecke sonst wohin gepackt und ihn in das nächste Taxi, den nächsten Krankenwagen oder den nächsten Müllcontainer gesteckt, aber wie hätte das denn ausgesehen. Also machte ich gute Miene zum bösen Spiel und unterhielt mich mit Captain Besserwisser über Zalando und Co. In jeder freien Sekunde versuchte ich das Gespräch mit GULIA wieder aufzunehmen, aber sie schein immer müder und ihr Saufkumpane immer wacher zu werden. Die Situation wurde langsam schwierig zu managen. Zu allem Überfluss tauchten jetzt vor uns, auf der anderen Seite der Glasscheibe, auch noch J und ihr Drogenkumpel zusammen mit meinem jungen verwundeten, und inzwischen auch noch bekifften Kameraden auf und grinsten und winkten uns zu. Ich verlor gänzlich die Kontrolle über das Geschehen. Ehe ich mich versah standen wir zu sechst vor dem Bäcker, wo mein Kamerad sich inzwischen mit den beiden Drogenopfern angefreundet hatte und alle drei jetzt versuchten uns dazu zu überreden mit zu J und ihrem Freund zu kommen um wahrscheinlich Crystal, Ketamin oder schlimmere Scheiße zu konsumieren.

J, die ich das letzte Mal gesehen hatte, als sie mir bei einem sehr engen Stehblues zu THE XX von ihrer akuten Lungenentzündung erzählte, blinzelte mich jetzt mit glasigen Augen an und hauchte mir ins Ohr „Na, kommst du noch mit zu uns? Wir haben noch was zuhause...“. Die drei wirkten wie die Klischee-Verführer aus einem Anti-Drogen-Werbespot der 90er. Ich konnte kaum noch sinnvoll reagieren, als auch schon ein Taxi neben uns stand und GULIAS Freund ohne ein Wort einstieg. GULIA drückte mich kurz, dann war sie auch verschwunden und ich stand mit den drei Stooges am Straßenrand. Stinksauer bellte ich ihnen ein „Tschüss“ entgegen, kramte meinen mp3-Player raus und machte mich auf den Weg nachhause. Verkackt, verkackt, das war mal wieder gegen Ende hin echt scheiße gelaufen.

Den Sonntag verbrachte ich wie so oft, statt mit einer süssen Maus mit einem fetten Kater, im Bett. Gegen Nachmittag dachte ich, mein Hirn wäre jetzt in der Lage halbwegs sinnvoll zu kommunizieren und so (ja, ja, steinigt mich) schreib ich GULIA eine SMS:

Hoffe ihr seid gut heimgekommen nach dem Zombiefrühstück. Ich war so durch... Schon auf dem Weg nach Hamburg? Elia

Sie antwortet sehr schnell:

Sitz seit ner Dreiviertelstunde im Auto nach HH und könnte mich immer noch von Menschenhirn ernähren... Zombie durch und durch. Brauch noch ein halbes WE zum runterkommen :/

Klang für mich zumindest nicht abgeneigt. Ich dachte, ich lenke das ganze mal in Richtung Telefonieren in nächster Zeit...

Hoffe du bist nicht am Steuer! Bin schon lange für's Ü-30-Wochenende mit Extra-Sonntag. :) Ich bleib heute im Bett... Hast du ne stressige Woche vor dir?

Ihre Antwort dauerte eine Weile (ich schob's aufs Autofahren):

Oh ja. Muss mich gleich an den Rechner setzen und was arbeiten, sobald ich Zuhause ankomme :(

Mir wurde das Ganze eigentlich da schon zu viel Geschreibsel und ich wollte die Wassertemperatur bezüglich eines Telefonats am Abend testen:

Armer, kleiner Zombie! Mein Beileid. Ich könnte dich natürlich ablenken, falls ich da noch wach bin.

Es kam von ihr darauf keine Antwort mehr. Ende der Kommunikation.
Tja blöde Geschichte, aber ich heftete das Ganze unter “hätte sie Interesse gehabt, hätte sie einfach geantwortet“ ab. Falls es von euch dazu andere Meinungen gibt, würde ich die natürlich gerne hören.


Ansonsten war ich, wie ihr wohl gemerkt habt, in letzter Zeit sehr schreibfaul. Aber das wird sich bessern. Großes Indianer-Ehrenwort. Die Geschichte von meinem äußerst unterhaltsamen Abendessen mit einem (völlig behindertes Wort) “Pick-Up-Guru“ erzähle ich demnächst. Außerdem gab es kürzlich auch ein recht spannendes Mädchen in einer Bar (mal was ganz Neues). Ob das eine Geschichte ist, die erzählt werden muss, klärt sich für mich hoffentlich in den nächsten Tagen. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

So nun heißt es aber heute Abend erstmal Tanz in den Mai. Uns allen dabei viel Spaß und Erfolg, und treibt es nicht zu wild, denn morgen geht es ja noch raus auf die Straße. Genießt den 1. Mai und denkt an meine Worte: „Jeden Tag sterben auf der Welt mindestens zwei Motivationstrainer“


Elia

4 Kommentare:

  1. Richtig geil geschrieben. Weiter so.
    Viel Erfolg heute

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  2. Sehr geil. Der Schreibstil hat mich grade sehr geflasht.
    Dein erster Artikel den ich las, aber ich denke ich werde
    mich hier bei Zeiten mal durchlesen.
    Auch wenn wir ein paar Unstimmigkeiten hatten,
    weiter so =)

    lg Bjorno

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  3. Clash-Zitate, vorliebe für Bier... Jetzt ergibt das einen Sinn :)

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  4. @SMS Game - warum nicht einfach schön sonntag Abend einfach anrufen statt vorher per SMS abzusichern?

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