21. April 2013

Ende gut und so weiter

„Sind sie noch da?“ fragt mich der offensichtlich gut gelaunte Arzt als er grinsend in mein Blickfeld kommt. „Ja, ja... ich bin noch da“ antworte ich, bemerke aber im selben Moment, wie ich mir dabei aus der anderen Ecke des Raumes zuhöre. Aus der sicheren Entfernung von zwei Metern spüre ich dann wie mir die Schwester ein Gummi-Mundstück zwischen die Zähne schiebt. Dann kommt der Schlauch. Ich spüre ihn nicht wirklich, höre mich aber heftig würgen und röcheln, während die Stimme der Schwester wie durch Watte zu mir durchdringt: „Atmen sie durch die Nase! Atmen sie durch die Nase!“

Zwei Tage später sitze ich wieder beim Arzt. Er hat meine Ergebnisse in der Hand. Erosive Gastritis. Magenschleimhautentzündung. Hatte ich mir eigentlich schon gedacht. Ob ich in den letzten Monaten viel Stress hatte fragt er mich. Ich denke an den Stapel PickUp-Bücher in meinem Schlafzimmer, die Kommentare im Forum, meinen zwanzigsten Field Report der ohne KissClose oder sonstige Eskalation endet, meine schlimmsten Frust-Heimwege, die Besäufnisse und Black-Outs der letzten Zeit und die Sinn-Krise, die mich seit einigen Monaten heftig an meinem Job zweifeln lässt. Ich hatte im August letzten Jahres damit angefangen mich zu fragen, warum ich so wenig Frauen kennenlerne. Ich war auf PickUp gestoßen und hatte mich binnen einiger Monate durch einen Berg Theorien gegraben und jedes Wochenende an mir, meinem Singledasein und meinen Ängsten rumgedoktert. Warum hatte ich nie einen One-Night-Stand? Warum knutsche ich nicht mit fremden Frauen in Clubs? Warum ist Sex für mich automatisch mit Emotionen und Beziehungen mit Ängsten verbunden? Warum ist für mich so schwer, was für andere so leicht ist? Ich war schon nach kurzer Zeit an Punkten angelangt, die mich, meinen Charakter, meine Kindheit und meine Weltsicht direkt betrafen. Und ich hatte mir zeitweise heftigen Druck aufgebaut. Am Ende hatte ich fast meine gesamte Lebenseinstellung und alles was mir bisher wichtig erschien in Frage gestellt.

„Ja... Ich hatte in den letzten Monaten teilweise etwas Stress“ antworte ich dem Arzt. „Nunja, also Stress, Alkohol, scharfes Essen und Kaffee... Das sind alles so Dinge, die so etwas auslösen können“ erklärt er mir. Ich überlege kurz, ob ich ihm von meiner Whisky-Leidenschaft erzählen soll und davon, dass ich speziell gerne Einzelfass-Abfüllungen in Fassstärke verkoste, entscheide mich aber dafür, mir den Anschiss zu ersparen. Mir ist sowieso klar, was alles dazu beigetragen hat. Memo an mich: Selbstreflexion und Single-Malts sind eine gefährliche Kombination. Merken.

Die letzten zwei Wochenenden habe ich zuhause verbracht. Ich gönne mir gerade eine “große Pause“. Ich schlafe viel, versuche mehr Sport zu treiben und mich langsam wieder mit meinem Job anzufreunden. Meine Stimmung wird besser. Das Wetter auch. So habe ich vielleicht auch mal Zeit, die zwei noch fehlenden Field Reports aus der Woche nach Ostern zu tippen. Fangen wir mal mit dem Donnerstag an.



Donnerstag 4. April – Bier ist mein InnerGame


Ich hatte die Woche hauptsächlich damit rum bekommen darauf zu warten, dass sie endlich rum ist. Nun hatte ich mein wohlverdientes Ziel erreicht und es war Donnerstag. Für Donnerstags hatte ich ja immer noch diesen ominösen Club auf meiner Liste. Diesmal wollte ich nicht zu spät losgehen um wieder vor der endlosen Schlange zu stehen. Ich begann also angemessen früh mit dem Vorglühen und machte mich relativ pünktlich auf den Weg zum Club. Dort angekommen stand ich vor einer endlosen Schlange.

Also entweder war der Club der absolute Oberhammer und ich hatte die geheime Superlocation, in der sich alle frisch getrennten Jungmodels von Berlin wöchentlich einmal treffen, gefunden oder man versuchte hier die eintrittsfreien Stunden dadurch zu überbrücken, dass man alle 20 Minuten mal fünf Leute in den Club ließ. Natürlich stellte sich Letzteres als zutreffend heraus. Ich wollte mir aber die Stimmung nicht verderben lassen und stellte mich also in die Schlange. Die Mädels in den Reihen vor mir sahen recht vielversprechend aus. Nach 5 Minuten stellte sich eine Gruppe Jungs hinter mir an. Wenn man alleine in einer Schlange vor einem Club steht und mit Ohren ausgestattet ist, für die man früher eine sichere Arbeitsstelle bei der Staatssicherheit bekommen hätte, bringt man die Zeit am schnellsten rum indem man durch die umliegend geführten Gespräche zapped wie durch das abendliche Fernsehprogramm. Ich stellte gerade fest, dass die Mädels vor mir Probleme besprachen, für die man offensichtlich Insiderwissen zu ihrem Freundeskreis benötigte, als von hinten das Wörtchen „Opener“ meine Gehörgänge erreichte. Interessant! Ich wechselte den Kanal zu den drei Jungs hinter mir. „Naja, die hat mir jetzt halt vor allem so Opener gesagt“ erklärte der eine gerade „ich hab mir zehn davon gemerkt und die werd ich heute mal ausprobieren. Die andere hat mit mir mehr so über Körpersprache geredet. Aber das mit den Openern war interessanter“. Ich drehte mich kurz um und sah mir den Kollegen mal an. Entweder hatte er ein Flirt-Coaching hinter sich, oder er hatte mit einer PickUp-Cat geübt. Auf jeden Fall war ich gespannt, ob ich ihn später im Club nochmal in Aktion sehen würde.

Als dann nach fast einer Stunde die eintrittsfreie Zeit endlich vorbei war und es plötzlich ganz schnell voranging, stand ich natürlich nur noch drei Leute vom Türsteher entfernt. Egal. Man war ja nicht hier um sich über Clubpolitik zu ärgern. Endlich im Club verbrachte ich die erste Zeit damit die recht verschachtelte Location erstmal bis in den letzten, kleinen Winkel zu erkunden. Danach begann ein Konzert einer lokalen Punkband. Ich hatte dafür einen netten Platz an der Bar ergattert. Ein Arbeitskollege tauchte plötzlich auf, war leicht irritiert von der Tatsache, dass es Menschen gibt, die freiwillig alleine in Clubs gehen und meinte mir direkt ein Mitleidsbier bestellen zu müssen. Ich erklärte ihm, dass ich das eigentlich sehr gerne tue, nahm das Bier aber natürlich dankend an. Nach dem Bier gesellte sich der Kollege wieder zu dem Pärchen, mit dem er hier war. Ich fragte mich kurz was eigentlich absurder ist: Alleine in einen Club zu gehen, oder mit einem Pärchen?

Während des Konzerts beobachtete ich erst einen großen, langhaarigen Typen, der eine modeltaugliche Blondine an der Bar ansprach, um dann von ihr 20 Minuten konsequent ignoriert zu werden, währenddessen er aber hartnäckig weiter neben ihr stehen blieb, um schließlich ohne viel weiteres Gerede mit ihr das Knutschen anzufangen. Danach fiel mir ein niedliches kleines Punker-Mädel im Publikum auf, die allerdings noch bevor ich bis drei zählen konnte von einem jungen Skaterboy (ich summte kurz Avril Lavigne) angequatscht wurde. Ich kam mir kurzzeitig etwas zu alt für den Laden vor. „Aber hilft ja alles nix“ dachte ich mir als die Punkband gerade eine Zugabe verweigerte, leerte mein Bier, bestellte mir ein neues und machte mich auf den Weg durch den Club.

Im Außenbereich entdeckte ich ein nettes Mädel, das mit einem Typen rumstand, der aber eher nach Bekanntem als nach Boyfriend aussah. Ich entschied mich, über ihn zu öffnen, was ganz gut klappte. Ich quatschte keine drei Sätze mit ihm, als sie sich schon einschaltete. Sobald ich anfing mit ihr zu quatschen zog er sich etwas zurück. Eindeutig kein Pärchen, dachte ich mir. Als er wiederkam und bekanntgab, dass er jetzt auf die Tanzfläche wolle, zögerte sie etwas und fragte mich dann, ob ich nicht mitkommen wolle. Ich ging also mit den Beiden wieder in den Club. Leider steuerten meine zwei neuen Freunde nicht den Mainfloor an, sondern eine kleine Tanzfläche, die mit furchtbarstem Metal und Hardcore beschallt wurde. Ich sah den beiden 20 Sekunden beim Moschen zu um dann zu beschließen, dass ich hier als Ü-30er mit Glatze nur verlieren kann.

Auf dem Weg zurück in den kurzhaarigen Bereich des Clubs versuchte ich noch mein Glück bei einem Mädel, die mir vor dem Konzert schon aufgefallen war. Ich schubste mich leider ziemlich unkalibriert selbst ins Set und tippte ihr VON HINTEN auf die Schulter.

Ich: „Hey!“

Sie: Mittelfinger

Ich: „Oookay“

Yeah! Sweet. Die Welt kann so einfach sein. Ich fühlte mich in meine Punker-Vergangenheit zurückversetzt und fand die Sache auf ihre eigene Art fast charmant. Scheiß auf Mystery! Mit der hätte ich auch von der Seite keinen Spaß gehabt. Also weiter. Erstmal an die Bar. Mein Bierchen ist schon wieder einfach von alleine leer geworden. „Noch ein Berliner“. „Ja. Danke.“....Hossa! Ich drehte mich um und stand direkt vor einer hübschen, kleinen Braungelockten, die mich freundlich angrinste. Wir kamen praktisch wie von alleine ins Gespräch. Und es war extrem nett. Ich hatte mal wieder eine angehende Ärztin entdeckt (was hab ich nur immer mit den Mädels aus den Krankenhäusern?) und wir verstanden uns super. Bis plötzlich ihre zwei Freundinnen auf der Tanzfläche auf mich aufmerksam wurden und anscheinend der Meinung waren, sie müssten Fräulein Doktor vor dem fremden Mann beschützen. Die zwei kamen im Stechschritt auf uns zu, ignorierten mich komplett und begannen auf mein Target einzuquatschen. „Das läuft hier nicht ganz nach Lehrbuch“ dachte ich mir und versuchte es mal mit Humor. „Hey, sag mal wollen sich deine zwei Freundinnen nicht vorstellen? Wobei... Die eine sieht irgendwie gefährlich aus. Ist sie der Bad Cop von den beiden?“. Fräulein Doktor musste lachen, stellte mir ihre Freundinnen vor, von denen ich allerdings immer noch ziemlich feindselige Vibrations bekam. Sie setzten nicht mal wieder in ihr begonnenes Gespräch ein. Stattdessen fragte mich Frau Doktor, wo ich denn wohne. Hallo??? Wo geht dieses Gespräch denn jetzt hin? „Ach krass! Das ist ja genau bei mir um die Ecke!“ rief sie, als eine ihrer beiden Freundinnen sie aber auch schon Richtung Tanzfläche zog „Lass uns doch später zusammen ein Taxi nehmen, ok?“. „Ja alles klar“ konnte ich ihr gerade noch hinterher rufen, während sie von ihren beiden Bad Cops weggeführt wurde. „Hm... Was ist da denn jetzt schief gelaufen, und wie hätte man das verhindern können?“ dachte ich mir, nippte an meinem Bierchen und drehte mich zur Bar, wo mich der junge Typ aus der Schlange vom Eingang angrinste. Er hatte die Aktion offensichtlich beobachtet.

„Na, wie viele von deinen zehn Openern hast du denn schon verschossen?“ fragte ich ihn. Er brauchte ein paar Sekunden um zu schalten... „Ach so.. hehe... äää noch keinen“. „Komm schon Mann, vergiss die Opener!“ fing ich an zu klugscheißen (ja,ja...das Bier!) „Menschen entscheiden im Durchschnitt innerhalb von 200 Millisekunden darüber ob ihnen etwas sympathisch ist. Eine Person, ein Laden, eine Website... völlig egal. In 200 Millisekunden hast du noch nicht einmal Hallo zu dem Mädel gesagt. Da hat sie dich gerade mal von der Bar aufstehen sehen. Und da ist die wichtigste Entscheidung in ihrem Kopf schon gefallen. So lange du nicht völligen Schwachsinn redest, kannst du mit dem ersten Satz nicht viel verkehrt machen. Wichtig ist einzig und allein, dass du überhaupt etwas sagst“. Danach drehte ich mich zur Bar und damit automatisch in ein nettes 2er-Set. Ich hatte mich gerade so schön in meinen Superhelden-Schlaumeier-Modus gesabbelt, dass ich die Mädels einfach anquatschen musste. Lief natürlich eher mittelgeil. Sie verkrümelten sich nach zwei Minuten und ich grinste schulterzuckend zu meinem unfreiwilligen Lehrling hinüber und machte mich dann wieder auf den Weg durch den Club.

Ich stieß auf meinen Kollegen, der immer noch neben seinem Pärchen rumstand und mir auch gleich nochmal ein Bier in die Hand drückte. Ich quatschte eine ganze Zeit lang mit den Dreien, bis mir auffiel, dass es mittlerweile schon ziemlich spät war und ich auch schon ganz schön einen im Tank hatte. Egal. Persönlichkeitsentwicklung war bekanntlich der beste Grund um sich zu besaufen und so tappste ich auf der Suche nach Bier zur nächsten Bar und anschließend auf der Suche nach Fräulein Doktor (da war doch noch wer gewesen!) durch den Club. Ich fand nur ihre zwei Bewacherinnen, die schlecht gelaunt und von pickligen Jungs belagert auf einem Sofa fläzten. Ich musste nicht mal etwas sagen. Anscheinend stand es mir entweder bereits auf der Stirn, oder sie erinnerten sich einfach noch an den netten Kerl, dem sie erfolgreich die Nummer vermasselt hatten. Die fiesere der beiden Hyänen blickte kurz zu mir auf und bellte mir entgegen „die ist schon nachhause gegangen!“. „Ja danke. Und du mich auch“ dachte ich mir und zog weiter.

Nach einigen erfolglosen Runden durch den Club meldete sich auf Grund der heftiger werdenden Schwankungen mein Autopilot und schlug vor, sofort die kürzeste Route Richtung Bettchen einzuschlagen. Ich war einverstanden und überließ ihm ab da die Eingabe der Koordinaten. Beim Warten auf meine U-Bahn überkam mich der übliche Entgiftungshunger, der mich normalerweise dazu treibt morgens um sieben zu versuchen lallend meiner Bäckerin mitzuteilen, dass ich dringend Croissants und Kakao benötige. Diesmal war nur einer dieser ekligen Süßigkeitenautomaten in der Nähe. Ich zog eine Packung Maltesers und stellte fest, dass sie das geilste sind, was es zu essen auf diesem Planeten gibt.

Die U-Bahn kam und ich ließ mich im Zuckerhigh in einem leeren Vierer nieder. An der nächsten Station musste ich kurz aufblicken, als ein niedliches dunkelhaariges Mädel den Zug betrat. Wir sahen uns kurz an und sie setzte sich verwirrender Weise mir gegenüber auf die Bank. Mein Hirn lief durch die euphorisierende Mischung von Alkohol und Zucker gänzlich ohne mein Zutun und so startete ich meinen ersten vollkommen wortlosen Approach.

Ich halte ihr meine Packung Maltesers hin.

Ich: Hm?

Sie: Hm.

Sie greift sich eine der Schokokugeln, steckt sie sich in den Mund und grinst zufrieden.

Ich rutsche zur Seite und tippe mit meiner linken Hand auf den Platz neben mir.

Ich: Hm-m?

Sie: Hm!

Sie setzt sich neben mich.

Zur Belohnung halte ich ihr nochmal meine Maltesers hin.

Sie grinst mich an.

Wir fangen an darüber zu quatschen wo sie gerade herkommt. Schnell landen wir bei ihrem Job und warum sie überhaupt in Berlin ist. Wie sich herausstellt, arbeiten wir in der gleichen Branche sind dazu noch ungefähr gleich betrunken und uns irgendwie komisch vertraut. Leider hat mein Hirn nicht mehr mit eingeplant, dass das Mädel eventuell nicht direkt bis zu meiner Station mitfahren wird und so kommt ihre Ansage „Oh, ich muss gleich raus“ für mich auch völlig überraschend. In der Hektik des Gefechts greife ich auf etwas zurück, was ich mir eigentlich geschworen hatte, nie wieder zu tun. Den vertrottelten Visitenkarten-Close. Und auch noch die Version in der der Trottel (in dem Fall meine Wenigkeit) sich noch nicht mal ihre Telefonnummer geben lässt. Und so verabschieden wir uns hektisch und schon ist sie weg und ich sitze betrunken und immer noch leicht überfordert mit der Situation alleine in meinem Vierer, während die Bahn anfährt und eine kleine Schokokugel vor mir auf dem Boden an mir vorbeirollt. Was. War. Das. Denn. Jetzt?

Bis meine Station kommt, habe ich mich wieder halbwegs von dem Schock erholt und kann jetzt nur noch an eines denken: Croissants und Kakao (An dieser Stelle mal herzliche Grüße an die Sport-und-Fitness-Fraktion im PickUp-Forum!). Also raus aus der Bahn und rein zum Bäcker. Mit Händen und Füssen versuche ich der jungen, schwerhörigen Bäckerin meine Bestellung zu übermitteln, denn offensichtlich trinkt sie vor der Arbeit keinen Alkohol und spricht folglich gerade nicht meine Sprache. „Äh, lass mal, den mach ich“ schiebt sie ihre ältere Kollegin zur Seite. Ah! Na also, meine übliche Ansprechpartnerin! „Drei Buttercroissants, zwei Schokocroissants und einen kalten Kakao, richtig?“. Ich nicke. Ich zahle. „Aufffhhwiedesheennh!“ verabschiede ich mich und freue mich schon auf mein Bett.

Ich biege um die Ecke und ärgere mich gerade darüber, wie leer es eben in meinem Geldbeutel ausgesehen hat. „Dieser Pick-Up-Shit ist ne teure Angelegenheit“ fluche ich in meinem Kopf vor mich hin als ich es rechts von mir laut klackern höre. Ich bleibe stehen. Die Straße ist komplett leer. Ich drehe mich nach rechts und mein Blick fällt auf den seltsamen Automaten, der hier schon seit zehn Jahren hängt, ohne dass ihn je ein Mensch beachtet hätte. Man kann an ihm Telefonkarten kaufen. Das scheint ihm allerdings zu langweilig geworden zu sein und offensichtlich wollte er in Wirklichkeit schon immer ein Spielautomat werden, denn als ich einen Schritt auf ihn zugehe, sehe ich dass er unaufhörlich Zwei-Euro-Münzen ausspuckt. Ich bin ein Stück zu betrunken um mich lang darüber zu wundern, wieso ein Automat morgens um sieben ohne jedes Zutun anfängt Geld zu verteilen und so greife ich einfach völlig instinktgesteuert immer wieder in das lange Fach und stecke mir händeweise die Geldstücke in die Taschen. Als es aufhört zu klacken und ich alles Geld eingesteckt habe, gehe ich klimpernd weiter.

„Was für ein krass bescheuerter Traum mit diesem Automaten!“ ist mein erster Gedanken als ich am frühen Nachmittag aufwache. Ich drehe mich langsam vom viel zu hellen Fenster weg und blicke ausdruckslos in mein Schlafzimmer. Auf dem Boden liegen meine Klamotten verstreut und vor mir auf dem kleinen IKEA-Tisch sehe ich einen mittelgroßen Berg Geldmünzen. Oh. Das war kein Traum. Das war nur das absurde Finale einer biergetränkten Heimfahrt. Böse Zungen würden es Säuferglück nennen. Nachgezählt waren es jedenfalls fast 100 Euro. Das Mädchen aus der U-Bahn hat sich natürlich nicht bei mir gemeldet. Hoffentlich haben ihr meine Maltesers geschmeckt, dieser Schokoladen-Schlampe!


Alles in allem nicht meine erfolgreichste Club-Nacht, aber zumindest die erste in der ich Geld verdient habe. Das können auch nur wenige Männer von sich behaupten.

1 Kommentar:

  1. Punk-Vergangenheit, was? Merkt man teils an deinen Zitaten ;)
    Hab allerdings mittelweile mit dem Style gebrochen und leg ein Bischen mehr Wert auf mein äußeres. Ein schönes Hemd, richtige Schuhe, nichts übertriebenes, aber nicht mehr diese extrem ungepflegt-Schiene.

    AntwortenLöschen