16. Oktober 2012

Kotzen Nach Innen

(Nachtrag von vor zwei Wochen)...



Kotzen Nach Innen – oder – Wie Mein Schweinehund Einen Schönen Abend Hatte

Am Freitag vor meinem Heimaturlaub gabs zum Abschied nochmal so einen richtigen Scheiss-Abend, zumindest was meine AA-Überwindung bzw meine PU-Fortschritte angeht.

Wing1 und Wing2 trafen sich nach der Arbeit mit mir zum Pizza-Essen und auf ein Feierabend-Bier. Ich kam mit richtig guter Stimmung an. Hatte die letzten Tage berufsbedingt praktisch allein mit mir vor dem Rechner verbracht und war daher leicht geflashed von den vielen Menschen in Berlin an einem Freitagabend.

Schon während der ersten zwei Bissen kam ein Zweier-Set in die Pizzeria. Target HB4, etwas zu rund aber sweet und Freundin HB2 Studentin, langweilig. Kurzer EC. Längerer EC. Starrmodus. Fuck, daran muss ich echt arbeiten. Meine Augen haben immer sofort ungefragt Sex mit meinem Target. Das wirkt creepy und nicht gerade Erfolgsfördernd. Furchtbare Angewohnheit.

Wir quatschen weiter und haben Spaß. Langsam aber sicher wird der Ton runter gedreht, bis ich von Wing1 und Wing2 nur noch an den Lippenbewegungen erkenne, dass gesprochen wird. Über die Schulter von Wing1 zoome ich auf HB4 und es setzt Geigenmusik ein. ALTER ! STOPP IT ! Is ja nicht auszuhalten! Selbst meine Kollegen bemerken mal wieder mein Augen-Problem. Ich könnte mir ja wenigstens eine Zeitung mit zwei Löchern drin zulegen, um sozial wenigstens ein kleines bisschen kompatibel zu bleiben. Sie hat das natürlich auch schon lange gecheckt. Und sie steht natürlich auf. WAS? OH ! Krass. Ja sie steht auf und kommt her. PANIK ! Jetzt aber schnell was super-cool schlagfertiges aber auch total süsses überlegen. Sie fragt bestimmt nach Salz oder so...Ich könnte ihr meine Nummer dazu anbieten...Ne das is bisschen sehr derb. Ich könnte versuchen ihr unsere Sparpakete anzubieten. Das Salz und meinen Wing. Oder Öl, Pfeffer und Mich. Oder für den großen Hunger Salz, Pfeffer und alle drei Jungs.

HB4: Hi, ää könnte ich mir mal das Öl ausleihen?

Sagwassagwassagwassagwas. Atme!

Ich: Äää, ja na aber sicher!

Ich geb ihr das Öl. Sie lächelt und ist weg. Warum hat sich mich nicht geküsst? Warum hat sie nicht ihren Pferdeschwanz aufgemacht und der Wind hat eingesetzt? Na klar! Weil ich den super Salz-Opener nicht gebracht habe. Verdammt. Naja... Egal. Zurück zum Gespräch. Oder warte... erst noch eine Runde Starren und der Geigenmusik lauschen. Das ist wie eine Sucht. Morgen höre ich auf, Frauen anzustarren. Ganz sicher! Versprochen!

Als ich wieder aufwache, machen wir uns auf den Weg in eine Bar. Dort gibt es ein paar Drinks und wenig Frauen. Bis auf ein Dreier-Set an einem Tisch, der leider genau in meiner Blickrichtung liegt. Meine Augen sind schon wieder voll erigiert.

Im Anschluss fallen wir noch in einen kleinen Studenten-Club ein, wo meine Stimmung (keine Ahnung warum) schlagartig weit unter den Gefrierpunkt fällt. Ich komme richtig scheiße drauf. Ich wundere mich, warum sich Wing1 überhaupt zu mir setzt mir muss die schlechte Laune doch schon aus beiden Ohren laufen. Wing2 mischt sich unter die Studenten und Berlin-Touristen und findets sichtlich nett in dem Laden.

Nach einer Runde Böse-In-Die-Welt-Schauen stelle ich mich zu Wing2 und hasse die anwesenden Studenten an. Wing1 wird die Sache anscheinend zu gruselig und er verabschiedet sich um nicht noch Zeuge eines Amoklaufs zu werden.
Da stehen wir also zu zweit zwischen all den Gebildeten und Schlecht-Gekleideten dieser Stadt. Der eine grinst zufrieden, dem anderen tropft grüner Schleim aus den Mundwinkeln. Muss ein schönes Bild sein.
Nach einigen Minuten der Absurdität schlägt Wing2vor, dass wir jetzt entweder Waffen besorgen oder in unsere Stammbar gehen sollten. Weil wir Langweiler sind entscheiden wir uns für die Stammbar. Also raus, ab auf die Fahrräder und los.

Dort angekommen wird erstmal der inzwischen klumpige und festgetrocknete Hass mit Bier und Whisky runter gespült. Wir stehen, wie so oft, am Eingang und erörtern Themen von höchster weltpolitischer Wichtigkeit. Ich sehe durch den Eingang auf die Straße und BOOOOM! Nice! Ein hochinteressantes 2er-Set aus HB4 (studentisch, rothaarig, langweilig) und HB6 (moderne Betty Page als Teeny-Version mit Knopfaugen, Piercing und Melone). Die zwei zögern, aber bewegen sich dann doch in Richtung Bar. HALLLOOOO SCHWESTER ! - trällere ich – leider nur in meinem Kopf.
Wing2 bemerkt meinen sofortigen Augenkrampf natürlich und grinst mich breit an. „Na hob! 3-2-1-rein! Na Los!“ So was wirkt bei mir leider eher entgegengesetzt und ZACK ist die Handbremse drin. „Er hat völlig recht“ denke ich mir, aber meine Beine sind anderer Meinung und so bleibe ich natürlich wie angewurzelt stehen. Die zwei postieren sich an der Bar mit den Rücken zu uns. Ich kann leider immer noch nicht wegsehen. Sie bestellen Getränke. Meine Augen kleben förmlich an HB6 (Betty). Und -BOINK!- sie dreht sich kurz um. Augenkontakt. Wow! Man kann Frauen also doch telepathisch auf die Schulter tippen! So, sie hat mich angesehen. Jetzt muss ich aber wirklich hin. Leider ist mein Hirn an meinen Körper gefesselt und der will sich einfach keinen Zentimeter bewegen. Was ist denn nur los mit mir?? Wird die AA etwa schlimmer, je länger man sich mit PU beschäftigt? Ich beschwere mich bei meinem Wing darüber, dass ich so ein Waschlappen bin.Selbst der liebe Türsteher bekommt jetzt meinen Frust über mich und die Damenwelt ab. Um mein Gemüt zu beruhigen bietet er mir ein Mädchen-Veto pro Abend an, um das Mädel meiner Wahl in den Laden zu bugsieren.
In dem Moment geht der Typ, der gerade noch neben Betty stand weg und hinterlässt eine wunderschöne, große Lücke an der Bar. Direkt neben Betty und wenn ich es richtig sehe mit einem Schild dran, wo mein Name drauf steht. Alles was mich jetzt noch von ihr trennt wären ungefähr vier Schritte oder eben ein paar Eier.
Und wie ich so darüber nachdenke, was eigentlich bei mir falsch ist, verstreichen die berühmten drei Sekunden. Betty schenkt mir noch eine Verlängerung von weiteren Fünf, aber dann ist auch wirklich Schluss und Betty und ihre Freundin verlassen den Tresen und setzen sich in die dunkelste Ecke der Bar.

So, toll gemacht. Ich kotze eine Runde innerlich und ärgere mich darüber, dass ich es irgendwie geschafft habe in meiner Entwicklung einen guten Schritt rückwärts zu machen.
Naja... Da wäre ja noch die etwas holprige Möglichkeit, zu den Mädels hinzugehen und sich auf die Bank zu ihnen in die Ecke zu setzen.... Puhh... aber das ist schon auch irgendwie immer ziemlich hart, sich hinsetzen zu müssen ohne den Aufdringling zu geben.

Und während ich so das Für und Wider eines Hinsetz-Angriffs auf Betty und ihre Freundin abwäge betritt ein unrasierter Studie-Typ in Schlabber-Klamotte die Bar, schaut sich kurz um, entdeckt mein Set und steuert direkt auf die Beiden zu. Er quatscht sie sofort an und sitzt nach 5 Sekunden neben Betty und ihrer Freundin. BAM ! Heute scheint die Nacht der Klatschen für mich zu sein. Ich kann kaum noch so schnell schlucken, wie ich kotze. Ich schnappe mir Wing2 und dirigiere ihn zur Theke. Jetzt hilft nur noch Alkohol. Wir setzen uns und ich wüte ihm das Ohr voll, während wir Gammel-Studie dabei zusehen, wie er lustig mit Betty und Freundin am Scherzen ist. Ich heule mich darüber aus, dass ich anscheinend nach zwei Monaten PU jetzt eine komplette Approach-Blockade entwickelt habe als ich sehe, wie Betty und ihre Freundin aufstehen und auf uns zu kommen. Sie steuern an mir vorbei und stellen sich direkt hinter meinem Wing an die Bar. Zwischen mir und Betty steht jetzt nur noch mein Wing. Der grinst mich erwartungsvoll an. Ich mache einen Ausfallschritt von der Bar weg, so dass ich jetzt praktisch vor allen dreien stehe. Stelle fest, dass mein Mund sich leider nicht mehr öffnen lässt und starre so also abwechselnd meinen Wing und die Mädels an. „Na hob jetzt“ grinst mich mein Wing an. Ich starre ihm relativ hilflos entgegen und presse mit letzter Kraft ein „Ich brings nicht. Mach du. Do it. Do it. Doitdoitdoitdoit...“ zwischen meinen Zähnen hindurch. Er reagiert erst nicht. Dann steht er auf und geht weg. In Richtung Toiletten. Da stehe ich jetzt. Ich sehe ihm noch kurz hinterher und drehe meinen Kopf dann wieder in Richtung der Mädels. Wir stehen jetzt zu dritt an der Bar in unserer Mitte der Barhocker mit der Jacke meines Wings. Ich starre auf die Jacke. Dann auf Bettys Freundin. Die schaut auch auf die Jacke. Oder besser auf den Barhocker. Wir sehen uns an. In meinem Hirn geht das Licht aus. Eine Sirene ertönt und die rote Notbeleuchtung geht an.

„Nimm die Jacke. Nimm die Jacke. Nimm jetzt die Jacke und leg sie weg! Nimm die Jacke du Idiot, sie will sich setzen!!“ Ich schreie mich in meinem Kopf selbst an. Was für eine absurde Situation. Ich kann nicht einmal mehr meine Hand bewegen. Nichts geht mehr. Ich freue mich, dass ich anscheinend trotzdem weiter atme und zumindest nicht vor den zwei Mädchen ersticken werde. Trotzdem werde ich langsam panisch. Die Mädels sehen mich noch einmal freundlich-fragend an. Ich weiss nicht ob ich lächle. Ich habe jedes Gefühl für meinen Ausdruck verloren. Was hab ich aus mir gemacht? Hab ich tatsächlich so viel PU-Theorie gelesen, dass mein Kopf jetzt überhaupt nicht mehr arbeitet, sobald Frauen in meine Nähe kommen? Es vergehen qualvoll lange Minuten. Ich sitze da und starre ins Nichts. Plötzlich taucht mein Wing wieder am linken Rand meines Blickfeldes auf. Er setzt sich nicht. Er steht da und schaut mich fragend an. Natürlich. Er hat sicher erwartet, mich im Gespräch mit den Mädels vorzufinden, wenn er von der Toilette wiederkommt. Stattdessen sitze ich da und kann nicht mal mehr mein Bier hochheben. Ich habe das Gefühl die zwei Mädels und mein Wing würden einen Kreis um mich und den leeren Hocker mit der Jacke darauf bilden. Und als wäre all das nicht schon genug Demütigung erscheint der Türsteher zwischen den Mädels und meinem Wing. Zeitgleich mit ihm kommen noch zwei hübsche, große Blondinen an die Bar. Da sitze ich also neben dem leeren Barhocker, starre panisch abwechselnd meinen Wing und den Türsteher an und neben mir an der Bar stehen Betty, ihre Freundin und zwei große, blonde Schönheiten. Der Türsteher schaut zu mir, dann zu meinem Wing. Er nickt in Richtung der Mädels, schaut dann wieder uns an und hebt seine Schultern, als wolle er sagen „Na was wollt ihr denn Jungs. Der Tisch ist gedeckt. Warum greift ihr nicht zu?“
In meinem Kopf ist selbst die Sirene vor Scham ausgegangen. Es war ihr einfach zu peinlich. Ich fühle mich, als wäre ich gerade dumpf auf dem Grund des Meeres aufgeschlagen.

Betty und ihre Freundin erlösen mich, indem sie ihre Getränke nehmen und zurück zu Gammel-Boy gehen, der bereits mit einem breiten Raucher-Grinsen auf sie wartet. Die nachfolgende Unterhaltung mit meinem Wing und dem Türsteher nehme ich nur durch ein helles Fiepen war, als wäre gerade ein Granate neben mir explodiert. Ich komme langsam zurück in die Realität und kann es kaum fassen, was da gerade geschehen ist. „Ich bin echt der größte Idiot ever. Wie kann man denn bitte nur so derbe abkacken!“ fange ich an zu schimpfen. „Ach komm, mach dich nicht so runter, ist ja auch nicht soooo dramatisch“ will mich mein Begleiter aufbauen. „Ne, is nicht sooo dramatisch. Is halt nur ein Leben. Und jede Chance die man verstreichen lässt ist weg und kommt eben nie wieder.“ kotze ich. „Vielleicht wären die zwei sau langweilig gewesen. Klar. Vielleicht wäre sie aber auch die Frau meines Lebens und meine Seelenverwandte gewesen. Wir wissen es nicht. Und wir werden es auch nicht herausfinden. Klar, es wäre ganz einfach gewesen es herauszufinden. Alles was es dafür heute, hier gebraucht hätte wären ein paar EIER gewesen. Einfach nur ein Typ der den UNGLAUBLICHEN Mut besitzt, seinen Mund aufzumachen und irgendetwas zu SAGEN!! Aber Nein. Leider war an dieser Bar niemand anwesend, der Eier hatte. Stattdessen freut sich jetzt unser filziger Freund da drüben.“ Ich bestelle ein Bier und inhaliere es um nicht noch mehr Galle zu spucken. Der Abend kann nicht schlimmer werden denke ich noch als ich über die Schulter meines Wings zwei extrem hübsche, junge Mädels in die Bar kommen sehe. In Begleitung der zwei abartigsten Typen, die ich seit langer, langer Zeit ausserhalb einer Kinoleinwand gesehen habe. Der eine sieht aus, wie aus einem schwedischen Horror-Film. Groß, bucklig und mit dünnen, strähnigen Haaren. Der andere wie ein Porno-Produzent aus den 70ern, der sich die Klamotten meines alten Englisch-Lehrers geliehen hat. Die zwei sind locker 15 Jahre älter als die Mädels. Die Absurdität der ganzen Situation lässt sich kaum noch toppen. Wir beobachten schweigend wie die zwei Mädels an den zwei Freaks rum graben, bis sie ihnen schließlich nach einer halben Stunde erfolgreich im Gesicht hängen. Ich kann zu all dem nichts mehr sagen. Wir verlassen schweigend die Bar. Gott hat sich heute bereits zu viel über uns lustig gemacht, um DAS noch zu kommentieren. Aber der eigentliche große Gewinner dieses Abends ist mein guter, alter Freund Schweinehund. Der sich spektakulär zurück gemeldet hat und mir bewiesen hat, dass ich ihn mit ein paar netten Büchern, Videos und 8 oder 9 Nächten in Clubs noch lange nicht los geworden bin. Den Weg Nachhause über höre ich ihn noch recht herzlich lachen, bis ich in meinem Bett angekommen bin schnarcht er schon zufrieden.

Die Schlacht ging wohl klar an ihn. Aber der Krieg ist noch nicht vorbei. Andere Wochen haben auch schöne Enden und ich bleibe am Ball. Trotzdem kam mir in den folgenden Tagen noch immer mal wieder kurz was hoch, wenn ich an diesen Freitagabend denken musste.

Elia

1 Kommentar:

  1. Kenn ich..... Solche Scheiss Abenden gelingen mir sogar.

    Wie du schon sagtest.
    Der Krieg ist noch nicht zu Ende

    gruss Syncro

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