1. März 2013

Den Wald vor lauter Rehen nicht

Als erstes Mal vielen Dank für das viele Feedback! Danke auch für die Tips, die ich via Mail oder Facebook bekommen habe! Es war allerdings, aber so ist das wohl wenn man solch private Fragen in die Welt hinaus schreibt, auch von einem bis zum anderen Extrem fast jede mögliche Antwort dabei. Im Netz waren hierbei die Jungs eher die Extremisten, die entweder zur Kino-Attacke auf Reh und Wald oder zur ewigen Meidung der Stammbar und des dazugehörigen Paarhufers geraten haben und die Cats eher von der läuft-doch-ganz-ok-werd-jetzt-nicht-panisch-Fraktion. Dank geht speziell an eine sehr nette Katze, die mir riet meinen Rhythmus an den von Bambi anzugleichen und niemals schneller zu gamen als sie reagiert, meinen Needy-Frame los zu werden und für Bambi keine immer verfügbare Möglichkeit sonder der Zug zu sein, auf den man aufspringen kann, der aber sonst eben auch weiter fährt. Schönes Bild. Privat war die Rollenverteilung etwas anders. Meine zwei besten Freundinnen schrieen praktisch im Chor „Eject!“ während die Kumpels die Sache gelassener sahen.

Ich traf vor dem Wochenende für mich folgende Entscheidung: Ich werde die Stammbar nicht meiden, weil ich zum einen dort extrem gerne bin und zum anderen dort nicht nur super vorglühen sondern gelegentlich auch hervorragend gamen kann. Den Social Bonus, den ich dort inzwischen habe kann man nicht nur bei den Mädels extrem gut ausspielen sonder ich genieße ihn auch einfach. Ich werde versuchen mit Bambi so normal wie möglich umzugehen aber meinen Invest auf ein Minimum beschränken, bis ich von ihrer Seite einen Schritt auf mich zu sehe. Sie komplett zu meiden empfände ich eher als eine beleidigte und kindische Reaktion. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher in wie fern sie “spielt“ oder vielleicht wirklich ein extrem vorsichtiges bis gestörtes Verhältnis zu Männern (oder mir) hat. Lange Freeze-Outs sehe ich als Zeitverschwendung, wenn sich danach nichts grundlegendes ändert. Ich denke Attraction kann durch Game verstärkt, sehr selten komplett erzeugt werden. Wenn von Anfang an kein Interesse da ist, ist da auch nur in extremen Ausnahmen was zu “ergamen“. Ergo geht es mir darum herauszufinden, ob hier überhaupt Attraction vorhanden ist oder ob Madame nur spielt. Und wenn sie Interesse hat, ob es Sinn macht daran zu arbeiten, oder nicht.

Ich sehe gerade förmlich die entsetzten Gesichter einiger Tipgeber, aber ich bin euch extrem dankbar für jede geäußerte Meinung. Trotzdem bleibt meine Entscheidung am Schluss eben meine Entscheidung. Nur ich kann sie treffen, nur ich kenne wirklich alle Details und nur ich muss mit den Konsequenzen leben. Let's see what will happen!

Die letzte und wahrscheinlich aber wichtigste und tiefste Erkenntnis, die ich aus allem was bisher geschehen ist ziehen konnte ist, dass meine Field Reports verdammt nochmal kürzer werden müssen. Und zwar dringend. Da schlaf ich ja selbst schon beim Korrekturlesen ein. Wer den Kram jede Woche bis zu Ende liest kann ja praktisch überhaupt kein Privatleben mehr haben. Der ist ja fast nur noch mit Lesen beschäftigt. Daher also so kurz und prägnant, wie es mir möglich ist, die Zusammenfassung der letzten Tage:



Freitag. Nullrunde.


Freitag war ich mit Wing2 in der Stammbar. Hey, hey! Hey! Ruhe Bitte! Ja. Ja, ist ja gut! Könnten sich die Herrschaften bitte wieder setzen und aufhören mit Lebensmitteln zu werfen. Ich hab doch gesagt, es ist meine Entscheidung. Und ich spiele nunmal, wenn es mich wirklich reizt, solche Schachpartien auch so lange weiter, bis ich mir sicher bin, dass ich wirklich keinen einzigen Zug mehr machen kann. Also. Nochmal: Freitag war ich also mit Wing2 in der Stammbar. Die Bar war eher mäßig besucht und wir hatten beide vorher gearbeitet. Daher war der Energie-Level bei uns beiden eher low. Mit dem ersten Bier in der Hand standen wir an der Bar, als mich K entdeckte. Umarmung, Begrüßung, Blablabla. Nichts besonderes. Später am Abend fragte ich sie nebenbei, ob sie letzte Woche mit Bambi über mich gesprochen hätte, da ich von ihnen beiden zeitgleich eine SMS aus der Bar bekommen hatte. Sie verneinte.

Später kam noch C vorbei, die aber bereits auf dem Weg gen Bettchen war und nur einen kurzen Schwatz mit mir einlegte, bevor sie die Bar verließ. Wing2 quatschte noch eine Runde mit K, legte sich dann noch kurz mit einem Freak am Tresen an und beschloss dann ebenfalls gen Schlafgemach aufzubrechen. Ich quatschte noch bis 5:00 mit dem Personal, musste aber auch einsehen, dass es ein schlechter Abend in der Bar war und machte mich auf den Heimweg.



Samstag. Ikarus und die Tanzmaus.


Samstag Abend war ich mit Wing1 und Wing2 zum Essen und anschließenden Clubben verabredet. Vorher hatte ich aber am Telefon ein etwas heftigeres Gespräch mit Wing2, der sich über die Stammbar und mein Verhalten dort beschwerte. Im Verlauf dieses Gespräches sagte mir Wing2 ich müsse mich entscheiden, ob ich mit ihm und Wing1 weggehen wolle, oder ob ich in die Stammbar wolle. Beide hatten mir erklärt, sie würden nicht mehr in die Stammbar gehen. Einige Sätze später merkte er noch an, er hätte mitbekommen, dass Bambi heute Nacht sowieso nicht in der Stammbar sei. Fragt mich nicht warum, aber im Anschluss an das Gespräch hatte ich einen derartigen Stimmungseinbruch, dass ich beschloss erstmal ein bis zwei Stunden für mich alleine sein zu wollen, ehe ich das Haus verlasse. Ich sagte das Essen kurzfristig ab. Wing2 war danach nicht mehr zu erreichen. Ich verabredete mich mit Wing1 in der S-Bar, wusste tief in mir aber schon lange, wo ich heute Nacht zumindest vorbeischauen musste. Es war ein Zwang. Ein Programm. Nichts zu ändern.

Als ich in der S-Bar mein erstes Bier bestellte, erreichte mich ein Anruf von Wing1. Er habe sich mit Wing2 in der Bar verabredet, in die wir eigentlich heute gehen wollten. Ich setzte mich mit meinem vollen Bier alleine an einen Tisch. Irgendwie war ich im Begriff meine Flügel zu verlieren. Und es war nicht die Sonne, an die ich zu nah gekommen war. Es war ein dunkles Loch namens Stammbar, dass mich gerade meine treuen Gefährten kostete. Meine Stimmung hätte ein zweites Mal ernsthaft abstürzen können, wenn sich nicht ein Bekannter plötzlich zu mir an den Tisch gesetzt hätte. Mit ihm trank ich mein Bier und vergas das Grübeln über mein suizidales Sozialverhalten kurz. Als mein Bier leer war, ging ich raus in die Kälte. Autopilot ON.

In der Stammbar war es für Samstag noch ziemlich leer. Ich erspähte Bambi sofort. Sie grinste mich breit an und wir quatschten eine Runde. Bambi war in Hochstimmung. Ich war in Trance. Neben mir kreuzte, wie immer sternhagelvoll, Wing3 auf. Er erzählte mir von einer Party im ClubX, auf der es tolle Frauen geben sollte. Die kleine Rothaarige V vom letzten Wochenende sei auch da erzählte er mir. Ich trank in aller Ruhe meinen Whisky und versprach ihm, mit ihm dort hin zu gehen. Der Wing-Move von letztem Freitag beschäftigte ihn immer noch und er drängelte, ob wir in ClubX Frauen anquatschen gehen würden. Ich sicherte ihm meine vollste sportliche Unterstützung bei diesem Unternehmen zu und wir machten uns auf den Weg.

In ClubX, ein Laden den ich eigentlich vor einigen Jahren schon zum “Club mit den hässlichsten Frauen der Stadt“ erklärt hatte, war tatsächlich ziemlich gutes Publikum. Wir versorgten uns an der Bar und er zeigte mir den neu eröffneten zweiten Floor. Wir standen dort noch im Eingang und scannten die Tanzfläche, als eine kleine Schwarzhaarige in einem knallroten Minikleid an uns vorbeilief. Unsere Köpfe folgen ihr synchron. „Na was hab ich dir gesagt?“ sagte er und grinste mich an. „Dann mal los“ gab ich zurück, zählte innerlich bis drei und ging RED (ja, ich führe jetzt Namen ein, weil ich Angst habe ungefickt bei Frau X anzukommen und dann Y oder Z einfach closen zu müssen) hinterher an ihren Tisch, wo sie mit einer Freundin stand. Ich hatte mir nichts überlegt und stand also einfach grinsend zwischen den Beiden am Tisch.
I: Hi
RED: Hi
Und ab dafür. RED war die ersten zwei Minuten noch etwas skeptisch, wie sie auf den seltsamen Eindringling reagieren sollte. Aber ich war in extrem guter Stimmung. Ich war lustig und das färbte ab. Schwierig war eher REDs Freundin, die anscheinend auf Berlin-Besuch war, nur Englisch sprach und nicht zu dem Teil der Menschheit gehörte, der mit Humor gesegnet war. Ich fragte sie ein wenig aus, aber es war schwer mit ihr wirklich warm zu werden und RED interessierte mich sowieso deutlich mehr. Also zurück zu RED. Wir stellten fest, dass wir nicht nur ähnliche Vornamen hatten, sondern auch noch den gleichen Beruf. Ich dachte ich hätte sie schon sicher, als Wing3 dazustieß. Er stellte sich zwar brav vor, war aber nach kürzester Zeit mit Englisch und mit REDs Freundin komplett überfordert. Was ihn anscheinend zu dem Entschluss brachte sich noch mehr Bier zu besorgen. Inzwischen so auf RED fixiert ignorierte ich leider ihre Freundin, die nun wieder alleine dastand, bis die Mädels nonverbal Funkkontakt aufnahmen und mir RED kurzerhand erklärte sie würden mal in Floor1 ne Runde tanzen gehen. Als ich den Beiden nachblickte kam gerade Wing2 mit Bier von der Bar zurück. Ein Timing-Talent war er schon mal nicht.

Wir gingen also wieder Richtung Floor1, als ich kurz vor dem Durchgang einen reichlich langen Augenkontakt mit einem Mädel hatte infolge dessen ich mich an einer kleinen Stufe fast auf die Fresse legte. „Gute Gelegenheit“ dachte ich mir und sprach sie (sie stand mit ihrer Freundin jetzt direkt neben mir) an.

I: Das solltest du nicht machen! Jungs so lange anschauen... Das ist ja gefährlich!

Das zweite Mädel neben ihr stellte sich nicht nur als ihre Schwester sondern auch als nochmal etwas heißer heraus. Das einzige was mich störte war ihre auffallende Sekretärinnenbrille. Ich quatschte einige Minuten mit beiden bis Wing3, der offensichtlich erst im nächsten Raum mein Fehlen bemerkt hatte, zurückkam und die Schwester meiner Sekretärin übernahm. Das Gespräch war witzig aber Madame war, sobald es um privates ging, immer sofort extrem zugeknöpft, was mir irgendwann ziemlich auf die Eier ging. Ich brach nach ca. 30 Minuten das Gespräch ab, als sie darauf bestand mir in keinem Fall (wir kamen durch Zufall darauf) jemals ihren Nachnamen zu verraten. Ich tigerte noch einige Runden durch den Club und stieß auf V. Sie war bitchy wie schon beim letzten Mal als wir uns begegneten. Dann entdeckte ich RED auf der Tanzfläche und holte mir zumindest noch einen Strich auf der Number-Close-Liste.

Wir hatten noch einigen Spaß in ClubX aber gegen 5 wollte Wing3 gehen. Im Ausgang stieß ich auf ein bildschönes Russisches Mädchen mit dem ich sofort das Quatschen anfing. Sie hatte echt Modelqualität und war äußerst flirty unterwegs. Was mich allerdings von der ersten Sekunde an irritierte war der extrem aggressiv zu uns herüberblickende Typ an der Wand gegenüber, dem sie gelegentlich auch mal ein provozierendes Grinsen zuwarf. Nachdem der Killer mit dem Todesblick schließlich zum zweiten Mal meiner russischen Schönheit etwas ins Ohr zischte und diese anscheinend zum Mitkommen bewegen wollte und sie sich seinem Griff daraufhin entriss um wieder mit mir weiter zu quatschen als sei nichts geschehen, wurde mir die Nummer doch zu undurchschaubar und ich beschloss, nochmal in die Stammbar zu sehen.

In der Stammbar war Bambi gerade am Aufräumen und Abschließen. Sie meinte aber sie würde jetzt noch in ClubX gehen und ich könne ja mitkommen. Ich folgte dem Reh natürlich aufs Wort. Wir gingen also mit zwei ihrer Freunde zurück zu ClubX. Dort angekommen grinste mich erst die kleine Russin an und danach beschloss ihr inzwischen vollkommen mit Wut und einigen Drogen angefüllter Killer-Freund dass es doch sicher seine kranke Beziehung retten würde, wenn er mir jetzt mal eine Runde ins Ohr brüllt. Wäre Bambis Bekannter nicht dazugekommen hätte ich wahrscheinlich ein paar Dellen davon getragen. Merke: Pick Up hat durchaus Risiken und Nebenwirkungen.

Bambis Freunde wurden nicht besonders alt in ClubX und so war ich schnell mit dem Reh alleine. Wir unterhielten uns ziemlich gut und betranken uns nebenbei entspannt. Unter irgendeinem Vorwand nahm ich ihre Hand behielt sie auch, wo ich sie schon einmal hatte. Bambi schien das nicht zu stören. Wir saßen eine ganze Weile quatschend und händchenhaltend da als ich dachte es sei ein guter Moment für einen Kuss. Ich überfalle Frauen damit normalerweise nicht, sondern lasse sie brav den letzten Zentimeter selber gehen. Bambi ging nicht. Bambi musste grinsen und erklärte mir „Ich werd dich nicht Küssen, Elia“. Wir sahen uns zwei Sekunden planlos an, dann stand sie auf und erklärte „Los, wir tanzen!“. Ich bin normalerweise kein Tanzmuffel aber war zum einen etwas zu durch (es war sicher schon nach 7:00Uhr) und zum anderen immer noch etwas verwirrt angesichts der wechselnden Signale meines Rehs und so wippte ich halbherzig mit, während Bambi einmal quer über die Tanzfläche fegte. Als sie wieder vor mir angetanzt kam erklärte ich verwundert „Wow, hätte ich gar nicht von dir gedacht...“. „Ja ich bin eine Tanzmaus“ antwortete Bambi und nahm mich an der Hand „komm schon!“.

„Ich bin zu so später Stunde eher von der Stehblues-Fraktion“ versuchte ich mich rauszureden. „Also gut, dann Stehblues“ gab sie zurück. So stand ich nun also mit Bambi im Arm mitten auf der Tanzfläche und schwankte, wie ein Teeny am Abschlussabend der Klassenfahrt, langsam von einem Bein aufs andere während um uns herum irgendein wilder Balkan-Polka-Pogo abging. Irgendwann war das dem Tanzreh wohl zu lahm und sie versuchte mich noch unerbittlich zu einer Runde Rock'n'Roll zu animieren. Wie das aussah lässt sich zum Glück nicht mit Worten beschreiben. Wir landeten schließlich dicht beieinander auf einer Bank in der hintersten Ecke des Clubs. Ich hatte einen Arm um sie gelegt und streichelte ihren Rücken und ihre Haare. Bambi schien sich halbwegs zu entspannen und ich wagte einen zweiten Kuss-Versuch. Leider blieb das Ergebnis gleich. Kein Kommentar, sie blieb ruhig bei mir sitzen, aber Küssen schien nicht auf ihrer Abendkarte zu stehen.

Ein völlig betrunkener Typ setzte sich neben Bambi woraufhin sie ihn kurz aber bedrohlich anfauchte. „Was ist das eigentlich mit dir und den Männern?“ fragte ich ins Blaue. „Ich steh auf Männer. Ich steh nur nicht auf Männer, die auf mich stehen“ schmiss mir Bambi an den Kopf. „Du weißt aber, dass das niemals glücklich machen kann, oder?“ gab ich zurück und grübelte ob das gerade ein Zaunpfahl oder ein Querschläger an meinem Kopf gewesen war.

Wir saßen so noch eine Weile bis im Club das Licht anging. Wir waren die letzten, neben dem DJ und den Barleuten. Wir trotteten nach draussen. Es war halb 9 und ekelhaft hell. Bambi lehnte sich direkt vor dem Club mit dem Rücken an eine Wand. Ich stand direkt vor ihr. „Wollen wir die Woche einen Kaffee trinken gehen?“ fragte ich. „Wenn du mir versprichst nichts über meine Wohnung zu sagen können wir uns Dienstag bei mir treffen“ antwortete Bambi. Ich sah eine Wimper auf ihrer Wange, nahm sie vorsichtig weg und wollte ihr eigentlich anbieten sich etwas zu wünschen als mir klar wurde, wie perfekt die Situation gerade war. Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände und zog sie zu mir heran. Diesmal hätte ich den letzten Zentimeter übernommen. Diesmal drehte sie wirklich den Kopf weg. „Da war doch gar nichts!“ jammerte sie. „Doch! Da war eine Wimper“ verteidigte ich mich. „Ja, ja... bei euch ist da immer eine Wimper!“ gab sie vorwurfsvoll zurück. Langsam wurde mein Geduldsfaden dünner, die Müdigkeit und der Kampf zeigten deutliche Spuren. „Euch? Euch! Ich bin nicht Euch!“ fauchte ich zurück. Wir liefen inzwischen Richtung U-Bahn. Ich blieb an einem Taxistand stehen. Ich merkte, ich sollte mich schleunigst vom Acker machen, bevor die Stimmung wirklich völlig umschlug. „Sehen wir uns Dienstag?“ fragte ich. „Nimm's mir nicht krumm ich mag einfach Menschen im allgemeinen nicht besonders“ grummelte Bambi „wie gesagt, versprich mir nichts über meine Wohnung zu sagen und versprich mir, dass du nicht versuchst mich zu küssen“. Dann gab sie mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange und ging Richtung U-Bahn.

Ich stieg ins Taxi.
Zuhause schickte ich ihr völlig betrunken und übermüdet eine SMS:

Gute Nacht, Menschenfeind. Bis Dienstag.



Katerstimmung.


Am nächsten Morgen bereute ich die SMS natürlich und einige blöde Moves der Nacht auch. Ich erwartete eigentlich gar nichts mehr von Bambi zu hören. Bei drei Kuss-Versuchen wäre ich froh gewesen, wenn wir demnächst in der Bar normal miteinander hätten reden können. Ich rief meine beste Freundin an, die mich förmlich anschrie, ich solle die Finger von dem Mädchen lassen, die sei gestört und spiele mit mir. Irgendwie so fühlte ich mich auch. Ich fühlte mich wie die tote Maus, mit der die Katze spielt.

Sonntag Abend war ich bei J zum Essen eingeladen. Wir verstanden uns super. Sie frisch getrennt – ich Langzeitsingle. Ich blieb über Nacht und fühlte mich bei ihr ein wenig wie der Akku in der Ladestation. In jedem Fall besser als die tote Maus.

Montag Morgen holte ich mir die gleiche Predigt noch einmal von meiner Freundin ab. Diesmal fand ich ihre Anti-Bambi-Rede schon fast etwas beängstigend. Ich verhalte mich wie ein Junkie, der seine Sucht rechtfertige und solle einige Monate nicht mehr in die Stammbar gehen plärrte sie durch den Hörer. Ich hatte das Gefühl sie habe durchaus ein Stück weit recht.

Montag Mittag kam eine SMS von Bambi:

Wenn du willst könnten wir uns morgen zum Kaffee irgendwo treffen... Bei mir Zuhause – Nicht so gut.

Ich war völlig durcheinander. Ich hatte gerade erst die Wut-Rede meiner Freundin verdaut und fand Bambis Formulierung „Wenn DU willst“ plötzlich geradezu provokant. Und warum nicht bei ihr zuhause? War ihr das plötzlich zu privat? Ich bastelte also an einer geschickten Antwort. Fragt mich bitte nicht, warum ich sie nicht angerufen habe. Ich lerne anscheinend manchmal extrem langsam bis gar nicht. Meine Antwort lautete:

Wenn du dich traust zu mir zu kommen, würde ich den Barkeeper spielen und nen Espresso kochen.

Darauf erhielt ich keine Antwort. Den ganzen Montag nicht mehr. Dienstag Nachmittag wurde ich schwach. Wir waren ja praktisch schon fast verabredet. Was sollte das? Ich rief bei ihr an. Sie ging nicht ran. Ich wurde nervös...Mein Hirn fing an zu hyperventilieren und wilde Gedankenfickereien zu veranstalten. Dann telefonierte ich mit einer anderen Bekannten, die meinte ich würde mich wie ein Idiot verhalten, das Mädel wollte sich doch mit mir treffen, warum ich ihr denn so vor den Kopf stoße?
Gegen Spätnachmittag brach mein cooler Frame endgültig in sich zusammen. Hatte Bambi vielleicht wirklich irgendein Männer-Trauma und ich hatte sie jetzt endgültig verschreckt? Ich schrieb ihr eine SMS in der ich mich faktisch entschuldigte:

Sauer? Hab meine SMS nochmal gelesen. War inner albernen Stimmung. War nicht so chauvi gemeint wie man es auch lesen kann. Sehen wir uns am WE?

Natürlich kam den ganzen Dienstag keine Antwort von ihr. Mittwoch Nachmittag summte dann doch mein Handy. Eine SMS von Bambi:

Ne bin nicht sauer – nur doof – Du solltest sauer sein! Schönen Tag dir!

Ich habe nicht mehr geantwortet. Ich muss gestehen, ich bin mit meinem Latein, was diese Frau angeht, ziemlich am Ende.


Elia

1 Kommentar:

  1. Hatte auch schon etliche dieser mysteriösen Situationen, schwerst kodiertes und kaum zu entzifferndes Verhalten und entsprechende Aussagen. Klingt aber so, als hätte sie ein Stück weit eingesehen, dass sie dich doch gerne näher ranlassen würde. Wahrscheinlich kann sie das aber 'noch nicht'.
    Es bleibt spannend...

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